Liebe Leser:innen,
im Juli hat mein Kollege Sebastian an dieser Stelle berichtet, dass wir ein neues Büro suchen müssen. Jetzt die Auflösung: Unsere Suche war erfolgreich. Diese Woche haben wir die Schlüssel für unser neues Arbeitszuhause bekommen!
Höchste Zeit, Danke zu sagen: für die zahlreichen Hinweise, Angebote und Tipps. Eure Unterstützung hat uns ganz schön beeindruckt und wir wurden bei den vielen Besichtigungen immer herzlich willkommen geheißen. Aus der Sorge, ob wir rechtzeitig etwas finden, wurde schnell Vorfreude auf das Neue.
Diese Woche bekamen wir nicht nur Schlüssel, sondern auch eine Menge Umzugskartons. Auch wenn der Transport erst Ende Oktober ist, haben wir begonnen zu packen. Da trafen die Freude aufs Neue und am Alten aufeinander und ich habe mich gefühlt wie in einer Diaschau aus der Vergangenheit.
Vor ziemlich genau zehn Jahren erschien mein erster Text auf netzpolitik.org. Seit zehn Jahren kenne ich also unsere Büroräume, auch wenn wir zwischendurch auf der gleichen Etage hin- und hergezogen sind, neue Räume dazukamen und umgeräumt wurden. In dieser Zeit hat sich eine ganze Menge verändert. Jetzt tauchten beim Ausräumen plötzlich Dinge wieder auf, die in den letzten Jahren ganz oben auf einem Regal und damit aus dem Sinn verschwunden waren.
Das Plakat zum Beispiel, vor dem wir 2016 mit einem geschmacklich zweifelhaften Bier auf den Sieg der Netzneutralität angestoßen haben. Warum? Nun ja, die Marke teilte ihren Namen mit dem damaligen EU-Digitalkommissar und die Referenz auf dem Wahlplakat hätte nicht besser passen können. Eine Gelegenheit, die unsere sieben Jahre jüngeren Ichs offenbar nicht verstreichen lassen konnten.
Ebenso zum Vorschein kamen einige der Plüschis, die sich schon früh angesammelt hatten. Irgendwann standen sie nicht mehr so prominent in unseren Regalen wie am Anfang. Vielleicht ergibt sich das automatisch so, wenn man erwachsen wird. Aber als ich beim Räumen gestern die flauschige Erdbeere wiedergesehen hatte, war mit gleich klar, dass wir sie mitnehmen müssen. Denn zum einen erinnert sie mich an sehr, sehr viele Kilogramm Erdbeeren, die ich in diesen Räumen gegessen habe. (Einen Sommer waren es so viele, dass mich der Erdbeerverkäufer schon winkend begrüßte, wenn ich aus der Haustür kam.)
Zum anderen kann es ja sein, dass mal wieder irgendein Feuilletonist etwas als Projektionsfläche braucht, auf der er eine tiefere Bedeutung herbeischreiben kann. Meine große, graue Kartoffel hat das schon hinter sich, die Erdbeere wartet noch auf ihren ersten großen Medienauftritt.
Beim Räumen haben uns unsere Praktikant:innen und unsere Freiwillige nicht nur mit ihrem Tatendrang unterstützt, sondern auch mit ihrer realistischen Einschätzung zum Sinn und Unsinn des Aufbewahrens. Immerhin schleppen sie nicht die Sentimentalität einer Dekade mit sich herum. Einiges inneres Augenrollen mussten sie wahrscheinlich trotzdem ertragen bei den ganzen Geschichten, die das Packen immer wieder verzögert haben. Zum Beispiel als Leonhard rief: „Was ist mit dem Holz?“ und mit sieben Scheiten Buchenbrennholz aus dem Konferenzraum kam.
Die Holz-Geschichte erzählen wir vielleicht ein anderes Mal. Auf den Tischen, an denen wir sonst gemeinsam Mittagessen, steht jetzt eine Verschenkekiste. Darin tummeln sich (neben Holz) Sonnenbrillen, Geschenkpapier und Singstar-Mikrofone. Nicht aufgetaucht ist hingegen die dazu passende Playstation 2 (die fand vor sehr vielen Jahren bei einem ausgedehnten Internetausfall den Weg ins Büro). Aber das ist vielleicht besser so, sonst werden wir mit dem Packen ja nie fertig.
Ein packendes Wochenende wünscht euch
anna