Liebe Leser:innen,
in dieser Woche fand in Berlin die re:publica statt. In dem dichten Programm einen roten Faden zu entdecken ist nicht leicht. Zwar war die re:publica in diesem Jahr mit dem Motto „Cash“ überschrieben. Letztlich war dies aber nur ein Thema unter vielen.
Das hat auch was mit der schieren Größe des Events zu tun. Einst als Bloggerkonferenz gestartet, ist die re:publica längst zum großen Schmelztiegel all derer geworden, die sich mit dem Querschnittthema Digitalisierung beschäftigen.
Die Spannweite empfand ich in diesem Jahr als besonders groß: Auf der einen Seite Schufa, Gema, Fintech-Unternehmen sowie etliche Bundesministerien, auf der anderen Verbraucherzentrale, GLS Bank, Bürgerrechtler:innen und Graswurzelinitiativen. Nur selten trafen die unterschiedlichen Akteure auf offener Bühne aufeinander, meist blieb man unter sich.
Dabei hätte mich eine Veranstaltung mit dem Bundesinnenministerium zum Thema Chatkontrolle brennend interessiert. Oder zu illegalen Pushbacks an Europas Außengrenzen. Oder wenn die Neobanken mal öffentlich dem Verbraucherschutz Rede und Antwort stehen müssten. Und wie sähe ein direktes Aufeinandertreffen von Cory Doctorow und der Gema aus? Vielleicht kommt es ja im nächsten Jahr dazu – wenn denn die Sponsoren dabei mitspielen. Statt Cash könnte das Motto dann Crash lauten.
Unterm Strich waren es dennoch schöne Tage am Sandstrand – mit vielen alten und neuen Gesichtern. Einige der inhaltlichen Highlights haben wir auf netzpolitik.org veröffentlicht. Darunter Meredith Whittakers Keynote zur Überwachung im KI-Zeitalter, Constanzes Rückblick anlässlich 10 Jahre Snowden sowie Sebastians Plädoyer für eine besseren Zukunft der Online-Pornografie. Und Chris hat ein bedrückendes Gespräch zu Frontex und Gewalt an EU-Grenzen verschriftlicht – ein Thema, das angesichts der am Donnerstag beschlossenen Verschärfung der europäischen Asylpolitik noch mehr Brisanz erhält.
Als Longread fürs Wochenende möchte ich Euch außerdem eine dreiteilige Recherche von Ingo ans Herz legen. Ingo hat sich den globalen Datenhandel für digitale Werbung angeschaut und wie dieser uns anhand von 650.000 Kategorien zu gläsernen Kund:innen macht. Ein tiefer Einblick in den Maschinenraum einer Branche, die außer Kontrolle ist. Mit großartigen Illustrationen von Ole.
Erholt Euch gut!
Daniel
Der Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks, Julian Assange, hat im Rechtsstreit um seine geplante Auslieferung in die USA einen weiteren Rückschlag hinnehmen müssen. Ein Richter am Londoner High Court lehnte zwei von Assanges Anwälten eingereichte Anträge auf Berufung ab.
https://www.reporter-ohne-grenzen.de/pressemitteilungen/meldung/auslieferung-von-assange-rueckt-gefaehrlich-nahe