Liebe Leser:innen,
es gibt einen alten Grundsatz bei netzpolitik.org, der da lautet: Uns liegen Dokumente nicht nur vor, wir veröffentlichen sie auch. Die vergangene Woche war eine, in der wir dieser im Journalismus leider immer noch viel zu wenig verbreiteten Praxis alle Ehre gemacht haben. Wir halten die Veröffentlichung von Dokumenten im Volltext für wichtig, weil sich dann auch andere ein echtes Bild machen können. Nicht nur unsere Leser:innen, sondern auch andere Redaktionen. Journalismus wird besser überprüfbar, Politik besser begreifbar und mehr Spaß macht es auch.
In den zurückliegenden sieben Tagen haben wir in diesem Sinne eine Art Volltext-Festival veranstaltet. Wir haben nicht nur den Arbeitsstand des Gesetzentwurfes für das Onlinezugangsgesetz und den Entwurf zum Berliner Transparenzgesetz veröffentlicht, sondern auch gleich drei Mal Dokumente im Volltext zur Chatkontrolle: angefangen mit eingestuften Drahtberichten aus Brüssel, weiter mit dem internen Positionspapier aus dem Bundesinnenministerium bis zu einer Stellungnahme zur Chatkontrolle, die dem Bundestag vorgelegt werden sollte.
Veröffentlichte Dokumente haben oft eine andere Wucht als eine Meldung, bei denen die Dokumente der Redaktion nur „vorliegen“, wie es dann oft heißt. Mit Dokumenten kommen die Tatsachen greifbar ans Licht der Öffentlichkeit – und sie üben politischen Druck aus, wie jetzt bei der Chatkontrolle.
Volltext-Woche bei netzpolitik.org!
Und als wäre das nicht genug, haben wir heute ein weiteres Großprojekt veröffentlicht: Seit Wochen arbeitete unser Team daran, die vollständigen Transkripte der Anhörungen im PEGA-Untersuchungsausschuss des Europäischen Parlamentes zugänglich zu machen. Auf der Seite des Parlaments kann man zwar Videos der Sitzungen nachschauen. Verschriftlicht waren sie bislang aber nicht.
Dem EU-Parlament mit seinem 2-Milliarden-Jahresbudget war die Erstellung von Wortprotokollen zu teuer. Deswegen haben wir als kleine Redaktion mit unserem 1-Millionen-Jahresbudget diese Aufgabe auch noch übernommen. Es handelt sich schließlich um die umfangreichste parlamentarische Untersuchung zum Thema Staatstrojaner, die es je in der EU gab. Die bislang von uns veröffentlichen Transkripte kommen auf insgesamt 380.000 Wörter und 1,7 Millionen Zeichen. Volltext-Wochen bei netzpolitik.org!
Das alles ist nur möglich – und jetzt wisst ihr alle schon was kommt, denn das Jahr neigt sich dem Ende –, weil ihr unsere Arbeit für Transparenz, Privatsphäre und Grundrechte mit euren Spenden finanziert. Uns fehlen aktuell noch mehr als 369.000 Euro, damit wir im neuen Jahr genauso weitermachen können wie bisher. Jeder Betrag hilft. Daueraufträge helfen noch mehr.
Ein schönes Wochenende wünscht Euch allen
Markus Reuter