Wer Axel Voss trifft, lernt einen freundlichen Herren kennen. Der 60-jährige Jurist aus dem Rheinland ist einer jener unaufgeregten EU-Abgeordneten, die nicht in die Tagesschau drängen, sondern geduldig die Facharbeit in den Ausschüssen des EU-Parlaments erledigen. Voss ist, trotz jahrzehntelanger politischer Tätigkeit, fast nur Eingeweihten in Brüssel ein Begriff.
Lobbyismus-Kritiker:innen ist Voss allerdings schon lange ein Dorn im Auge: Denn in Brüssel wirkt der CDU-Abgeordnete wie ein digitalpolitischer Konzernlautsprecher. Im vergangenen Jahrzehnt hat Voss an mehreren Schlüsselgesetzen der EU mitgeschrieben – und dabei vehement die Positionen von Lobbyisten und Branchenverbänden vertreten. In Deutschland kaum bekannt, scheint Voss einer der wichtigsten Gehilfen der Digitalbranche im EU-Parlament zu sein.
Umso drastischer erscheint in diesem Licht ein offener Brief von Transparenzorganisationen, die Voss einen Interessenskonflikt vorwerfen. Er arbeite nebenher für Firmen mit geschäftlichem Interesse an genau jenen Themen, zu denen er als Abgeordneter Gesetze schreibe – beispielsweise erhält Voss ein Zubrot von der Deutschen Telekom. Welchen Einfluss haben Voss‘ Nebengeschäfte auf seine politische Tätigkeit? Der Brief, der von Transparency International, LobbyControl, Corporate Europe Observatory und Friends of the Earth Europe unterzeichnet wurde, ging vorige Woche an EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola, eine Fraktionskollegin von Voss.
„Voss hat eine Schlüsselrolle in zahlreichen digitalen Gesetzgebungsprozessen gespielt, von ePrivacy und der Urheberrechtsrichtlinie bis hin zum Gesetz über Künstliche Intelligenz, die alle stark von Unternehmensinteressen beeinflusst wurden“, sagt Bram Vranken vom Corporate Europe Observatory. Die Nebenjobs von Voss würden Fragen darüber aufwerfen, wessen Interessen er vertritt, so Vranken: „Die seiner Wähler oder die seiner Arbeitgeber?“
DSGVO als „völliger Quatsch“
Einen seiner ersten großen netzpolitischen Auftritte machte Voss als Chefverhandler für die Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) um die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), wo er unermüdlich für mehr Ausnahmen im Gesetz kämpfte. Letztlich war der wirtschaftsfreundliche Christdemokrat dann aber so unzufrieden, dass er die DSGVO in Interviews als „völligen Quatsch“ kritisierte. Das Gesetz gerate zu einem „Behinderungsinstrument für die digitale Wirtschaft in Europa“.
Auch bei der ePrivacy-Reform, die die Vertraulichkeit der Kommunikation im Internet stärken sollte, drängte Voss auf Änderungen, die großen Technologiekonzernen mehr Spielraum beim Datensammeln geben sollten. Bemühungen anderer Abgeordneter, den Entwurf für die ePrivacy-Verordnung im Sinne der Privatsphäre zu stärken, verglich der CDU-Politiker mit dem Wächterrat des iranischen Regimes. Auch wegen des großen Widerstandes aus Teilen der Digitalwirtschaft und der Verlagslobby ist die ePrivacy-Reform bis heute nicht beschlossen.
Seinen größten Erfolg fuhr Voss womöglich mit der Urheberrechtsrichtlinie ein. Das umstrittene Gesetz verpflichtet Internetplattformen dazu, von Nutzer:innen hochgeladene Inhalte auf Urheberrechtsverletzungen zu scannen. Bekannt wurde das als sogenannte Uploadfilter. Suchmaschinen sollen außerdem Lizenzgebühren für Teasertexte zu redaktionellen Inhalten zahlen, das Prinzip ist als Leistungsschutzrecht bekannt.
Das Gesetz wurde von Google und anderen Tech-Konzernen bekämpft, fand allerdings große Unterstützung der Film- und Musikbranche sowie von Presseverlagen wie Axel Springer. Als Chefverhandler der Europaparlaments boxte Voss die Reform trotz heftiger Kritik aus der Zivilgesellschaft und großen Protesten durch.
Dabei glänzte der CDU-Abgeordnete nicht immer mit Detailkenntnis seines Vorschlags. Im Gespräch mit netzpolitik.org zeigte Voss sich damals überrascht, dass Nutzer:innen bei Wikipedia Bilder, Tonaufnahmen oder Videodateien hochladen können und die freie Enzyklopädie damit ebenfalls unter die Filterpflicht seiner Richtlinie fällt. Nach der finalen Abstimmung offenbarte Voss Unkenntnis darüber, dass durch sein Gesetz private Fotos und Videos von Sportveranstaltungen zur Urheberrechtsverletzung werden könnten. Von der Verlagslobby wurde Voss‘ Arbeit trotzdem ausdrücklich gelobt.
Seit der Europawahl 2019 widmet sich Voss hauptsächlich einem neuen Thema, der Regulierung Künstlicher Intelligenz. In der Debatte um eine KI-Verordnung war Voss einer der Wortführer seiner Fraktion, erneut vertrat er sie im federführenden Ausschuss und mischte zudem in einem beratenden Ausschuss mit. Unter anderem setzte er sich dafür ein, dass Ermittlungsbehörden KI-Überwachung einsetzen können. Zugleich drängte er vehement auf einen „Raum für Innovation“ für die Wirtschaft, den Entwurf des Parlaments kritisierte er wegen seiner Maßnahmen zur Minimierung von Risiken durch KI-Systeme als unausgewogen.
Während er im Parlament zur KI-Verordnung verhandelte, geriet Voss wegen seiner Tätigkeit im Verband SME Connect in die Kritik. Der Verband gibt vor, kleine und mittelgroße Unternehmen in Brüssel zu vertreten. Kritiker:innen werfen ihm aber vor, sich durch große Technologiekonzerne wie Meta und Amazon unterstützen zu lassen. Gegenüber Corporate Europe Observatory wendet Voss ein, dass SME Connect, wo er im Vorstand vertreten ist, nicht direkt Lobby-Arbeit leiste, sondern lediglich „Diskussion ermögliche“. Gleichwohl findet sich die Gruppierung im EU-Transparenzregister. Dort müssen sich Interessenvertreter:innen registrieren, deren „Tätigkeiten darauf abzielen, Einfluss auf die EU-Politik und den Beschlussfassungsprozess zu nehmen.“
Nebentätigkeiten für Telekom und Sozietät werfen Fragen auf
Der offene Brief der Transparenzorganisationen wirft unterdessen Fragen zu Voss‘ Verbindungen mit der Digitalbranche auf. Laut seiner Erklärung der finanziellen Interessen verdient er zusätzlich zu seinem Abgeordnetengehalt monatlich zwischen 1.001 und 5.000 Euro brutto mit Tätigkeiten für die Sozietät Bietmann Rechtsanwälte Steuerberater. Deren Website nennt als Tätigkeitsschwerpunkte von Voss das Datenschutzrecht sowie Urheber- und Medienrecht.
Für wen Voss genau arbeitet, bleibt unklar. Für die NGOs ist aber insbesondere ein Gespräch des Abgeordneten zu einer geplanten EU-Richtlinie mit der Lobbyfirma B-Connect fragwürdig. Denn B-Connect steht eng mit der Sozietät Bietmann in Verbindung, für die Voss tätig ist. Haben sich hier private Interessen und politische Tätigkeiten Voss‘ vermischt? Dafür gebe es zwar keine Beweise, das Treffen sorge aber für Klärungsbedarf.
Auf Anfrage betont Axel Voss, bei seiner Tätigkeit für Bietmann Rechtsanwälte gehe es um eine rein rechtliche Beratungstätigkeit. „Ich habe für keinen Mandanten gearbeitet, dessen Geschäftsinteressen von meiner politischen Arbeit berührt werden“, so der Abgeordnete.
Eine direkte Verbindung zu B-Connect streitet Voss ab. Bei dem Treffen beziehungsweise Telefonat, das er am 13. September 2021 geführt hatte, sei es um eine „rein rechtliche Interpretationsfrage zum deutschen Lieferkettengesetz“ gegangen. Knapp ein halbes Jahr später stellte die EU-Kommission ihren Gesetzesentwurf über die Sorgfaltspflichten von Unternehmen in ihren Lieferketten vor. Die EVP-Fraktion vertritt in den Trilog-Verhandlungen als sogenannter Schattenberichterstatter: Axel Voss.
Verschwundene Treffen
Ebenso hinterfragt der offene Brief die Tätigkeit von Voss im Datenschutzbeirat der Deutschen Telekom. Dafür erhält er zwischen 501 und 1.000 Euro monatlich. Zugleich arbeite er im Parlament an Themen, die die Telekom direkt betreffen würden. Dazu habe er sich nicht nur mit Vertreter:innen der Telekom ausgetauscht, sondern auch mit Lobby-Gruppen wie GSMA, ETNO und Bitkom, denen der deutsche Telekom-Riese angehört. Voss habe sogar Telekom-Lobbyisten getroffen, die Meetings aber wieder von seiner Abgeordnetenseite nehmen lassen, berichtet der offene Brief. Dadurch riskiere Voss einen Interessenskonflikt.
Bei den aus dem Register verschwundenen Einträgen handle es sich laut Voss um Fehler, denn ursprünglich habe er mehr angegeben, als vom Transparenzregister gefordert wird. „Als Abgeordneter muss ich Treffen veröffentlichen, wenn sie Dossiers betreffen, bei denen ich Schattenberichterstatter oder Berichterstatter bin“, schreibt Voss an netzpolitik.org. „Nun hatte ich zunächst auch andere Treffen veröffentlicht, die keinerlei Verbindung zu einer Berichterstattung hatten, diese wurden wieder rückgängig gemacht.“ Anders gesagt: Die Treffen fanden statt, gelangten aber nur irrtümlich an die Öffentlichkeit.
Den Datenschutzbeirat der Telekom beschreibt Voss als ein Expertengremium, das den Fokus auf die rechtliche Interpretation der Datenschutzgrundverordnung gelegt habe – „die seit meiner Tätigkeit im Beirat abgeschlossen ist“, so Voss. Indes wird der Abgeordnete weiterhin als Mitglied des Beirats geführt, zu den Themenschwerpunkten des vergangenen Jahres zählten unter anderem die ePrivacy-Verordnung, der Data Act oder das KI-Gesetz.
Diese Themen sind auch dem Lobby-Büro der Deutschen Telekom in Brüssel wichtig. Über ein halbes dutzend Angestellte versuchen dort, EU-Gesetze zu beeinflussen, kosten lässt sich das der Konzern geschätzt über zwei Millionen Euro im Jahr – nicht eingerechnet sind die Lobby-Kosten von Verbänden, denen die Telekom angehört. „Voss riskiert einen sehr problematischen Interessenkonflikt, da er Mitglied im Datenschutzbeirat der Deutschen Telekom ist und gleichzeitig Änderungen am KI-Gesetz vorschlägt, die der gleichen Firma zugute kommen könnten“, sagt Bram Vranken vom Corporate Europe Observatory.
Untersuchung läuft, Reformen sollen folgen
All diese Nebentätigkeiten und unklaren Verstrickungen müssen untersucht werden, fordern die Transparenz-NGOs von Parlamentspräsidentin Metsola. Zwar würden sie dem Abgeordneten nicht unterstellen, mit seiner parlamentarischen Arbeit seine Nebenarbeitgeber zu begünstigen. Dafür fehlten die Beweise. Dies sei aber nicht relevant: „Die Situation, gleichzeitig ein EU-Abgeordneter zu sein, der in den Bereichen Lieferketten, KI, Data Act und verwandten Dossiers aktiv ist und diese spezifischen Nebenjobs innehat, ist der relevante Sachverhalt“, schreiben die NGOs. Insgesamt stehe Voss im Verdacht, den Verhaltenskodex für EU-Parlamentarier:innen verletzt zu haben. Dieser gibt sich gegenüber netzpolitik.org gelassen: „Ich stelle mich auch gerne dem Prüfverfahren des Parlaments“, so Voss.
Allein die weltweit führende Rolle, die die EU bei der Netzregulierung inzwischen einnimmt, macht sie zum begehrten Lobbyziel der Digitalbranche. Einen dreistelligen Millionenbetrag investiert sie jährlich, um Einfluss zu nehmen, dabei übertrumpft sie mittlerweile die Ausgaben von Ölfirmen, der Finanzbranche oder der Pharmaindustrie.
Ein Sprecher von Parlamentspräsidentin Metsola bestätigt, den offenen Brief erhalten zu haben, nun werde der Fall untersucht. Zugleich arbeite die EU-Institution daran, die Regeln zu Interessenskonflikten zu präzisieren und zu verschärfen. Das soll die Integrität des EU-Parlaments verbessern, so der Sprecher. Zuletzt litt das Ansehen des Parlaments aufgrund von Korruptionsskandalen, ein nachhaltiges Beben löste etwa jüngst die sogenannte Katargate-Affäre aus.
Wie weit die Transparenzreformen reichen werden, bleibt vorerst offen. Die Transparenz-NGOs wollen jedenfalls so weit wie möglich gehen: In ihrem Brief fordern sie Metsola auf, das bestehende Verbot für Abgeordnete des EU-Parlaments, gleichzeitig Nebenjobs in der Lobbyarbeit auszuüben, vollständig umzusetzen. „Angesichts von Katargate steht das Europäische Parlament wie nie zuvor unter Druck, dafür zu sorgen, dass seine Ethikregeln so robust wie möglich sind und gut durchgesetzt werden.“
„Voss ist […] fast nur Eingeweihten in Brüssel ein Begriff.“ Zumindest netzpolitik.org-Leser:innen ist der Name bestens bekannt. Vielen Dank für eure kontinuierliche Berichterstattung zu diesen Themen!
Danke für diesen Weckruf. Gut, dass ihr den offenen Brief und seine Thematik auf die Gabel genommen habt. Bislang habe ich noch nirgends woanders eine Meldung darüber gelesen.
Was den Inhalt angeht: Den Aspekt Neben-„Job“ im Sinne von bezahlter Arbeit finde ich gar nicht mal das Verwerflichste. Viel schlimmer ist, dass der Voss im Schafpelz relativ heimlich die Interessen „interessierter Kreise“ vertritt und demokratische Meinungsbildungs-Prozesse unterminiert. Naja, er gehört ja auch zu einer Partei, die sich christlich nennt. Die hatten, und haben bis heute, mit demokratischer Teilhabe bekanntlich nicht so viel am Hut …
Ich möchte gar nicht wissen, wie viele solcher Lobby-Maulwürfe noch so in Brüssel herumlaufen, unerkannt. :-(
Das hat in der CDU Tradition, Bertelsmann hatte auch mit Elmar Brok lange einen eigenen MEP in Schluesselstellungen.
Die beste Demokratie, die man fuer Geld kaufen kann.
Für jene, die es nicht mehr parat haben:
Axel Voss spielte auch eine Nebenrolle in „Die Zerstörung der CDU“, (Rezo, 18. Mai 2019) zum Thema „Diskreditierung von vor allem jungen Bürgern“
https://youtu.be/4Y1lZQsyuSQ?t=2760
Das Video ist besonders für junge Menschen immer noch das beste Erklär-Video wenn es um die Frage geht: Was macht die CDU eigentlich für unsere (DEINE!) Zukunft. Dafür dann bitte den Anfang des Videos gucken.
Deswegen ist „Anwalt“ als „Nebenberuf“ bei CDU und FDP Mandatstragern auch so verbreitet: mit Berufung auf den Mandantenschutz kann man den Mund halten und fuer Beratung beliebige Rechnung stellen, die problemlos beim Finanzamt absetzbar sind.
Für mich wiegen die sehr geringen Summen nicht den relevanten Einfluss auf, den seine, möglicherweise korrupt erscheinende, politische Arbeit hat. ein paar Tausender, dafü? Das ist schwer zu glauben. Vielleicht ist Voss ein korrumpierter, aber wenig gieriger Politiker. Vielleicht ein willfähriger, liberaler Opportunist, der sich durch andere Faktoren steuern lässt. Vielleicht ist er aber einfach auch nur ein industriefreundlicher, eher menschenverachtender, neoliberaler Politiker.
für mich ist Herr Voss eigentlich der typische Durchschnitts-CDUler. ich habe aber auch keine besonders hohe Meinung von der CDU. mit Merkel hatte die CDU 16 Jahre lang eine Kanzlerin, der man schwer böse sein konnte (hat ja inhaltlich nie/kaum was gesagt) und hauptsächlich reformlosen Stillstand verwaltet hat. da vergessen viele was die CDU eigentlich ist bzw. immer war: industriefreundliche Politik und systematische Verachtung des Prekariats. Herr Merz trägt das aber nun wieder offener zur Schau.
Voss ist ein ganz normaler CDUler und arbeitet als solcher ganz selbstverständlich(sic!) allein im Dienste von Kapital und Privilegierten.
Für den gibt es da keine Trennung von „Mandat“ und „Nebentätigkeit“, das ist alles er und was er eben so macht.
Deswegen haben die auch kein schlechtes Gewissen oder Selbstzweifel dabei: ihr ganzes Umfeld definiert das als „normal“. Konservatives Selbstverständnis: Man hat und bekommt, weil es einem zusteht und man das verdient hat.
Anonymous: „Man hat und bekommt, weil es einem zusteht und man das verdient hat.“
Dabei ist zu betonen, dass diese durchaus treffende Beschreibung eine reine Selbstapostrophierung und -überhöhung der sogenannten Konservativen ist und keineswegs das, was ein glücklicherweise erheblicher Teil der Gesellschaft sich von „den Konservativen“ wünscht.
Diese arbeiten halt ALLEIN im Dienst von Kapital und Privilegierten – nur um das entscheidende Wort des ersten Satzes im letzten Post hervorzuheben.
Es ist bei zwar CDU/CSU im Grunde wie bei allen anderen Peer-Groups oder Parteien: Sie schmoren gern im eigenen Saft und damit ist der Wahrnehmungs- und Empathiefaktor gegenüber dem Rest der Welt drastisch eingeschränkt.
Einziger Unterschied zum Rest: Der Braten wird nie fertig.
Sie werden für das gewählt, was sie machen. Seit Jahrzehnten, da gibt es ja keine Überraschungen.
Also ist das offensichtlich auch das, was der Wähler von den Konservativen will.
die Union-WählerInnen die ich kenne wissen nicht wirklich was von der Union gemacht wird. die sind zufrieden mit ihrem Leben und wollen dass sich nichts ändert – weil sie Angst vor Veränderung haben bzw. Angst davor dass es ihnen dann schlechter gehen könnte. im Grunde eine Variante „AfD light“.
Nur will und tut die CDU ja die ganze Zeit ändern, halt nur in ihrem Sinne 8)
Und selbst wo sie nichts am bestehenden Tun ändert bewirkt das unveränderte Weitermachen Änderungen, denn wir leben in einer dynamischen Welt. Die Klimakrise ist das beste Beispiel, aber auch Schule, Verkehr, Umwelt, Wohlstandsverteilung.
Die „konservativen“ Wähler wollen das so. Entweder wirklich oder geglaubt, aber das macht halt im Ergebnis keinen Unterschied. Ignoranz ist eine Entscheidung.
Aufklaerung war die Befreiung aus der selbstverschuldeten Unmuendigkeit ueber die Nutzung des eigenen Verstandes.
Das Gross der „konservativen“ Waehler lehnt diese Aufklaerung als Zumutung ab und fluechtet in das vermeintlich bequeme Untertanentum. Nur sehr wenige waehlen CDU, weil sie davon wirklich profitieren, so reich muss man erst mal sein.
Enno Park hat es sehr schoen dargestellt: https://www.ennopark.de/2021/09/26/konservative/
„Also ist das offensichtlich auch das, was der Wähler von den Konservativen will.“
Ich würde eher sagen, es ist umgekehrt. Die Konservativen leben eine Art scheinbares Ideal vor, mit dem sich viele identifizieren, weil es in dem meisten Fällen einem kapitalistisch-egoistischen Menschenbild entspricht, mit dem sich viele identifizieren können oder wollen und das einen scheinbar unbegrenzt gültigen Wohlstand verspricht. Dazu spielte bis vor wenigen Jahren noch das angeblich „christliche“ Menschenbild eine ebenso große Rolle.
Dass sich umgekehrt „die Konservativen“ aus der Gesellschaft rekrutieren, ist natürlich richtig.
Alexander Dobrindt, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, bediente sich 2018 des Begriffes „konservative Revolution“. Er forderte die Stärkung einer neuen Bürgerlichkeit, die seiner Ansicht nach die Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung repräsentiere.
Konservative Revolution ist ein Sammelbegriff für politische Strömungen, die sich in der Weimarer Republik entwickelten. Gemeinsam war diesen Strömungen, dass ihre Ideologien entschieden antiliberale, antidemokratische und antiegalitäre Züge trugen.
Hierzu vgl. https://web.archive.org/web/20190623084726/https://www.zdf.de/nachrichten/heute/konservative-revolution-dobrindts-neue-rechte-wortwal-100.html
Es ist einfach schade. Aber es wird immer Leute geben, die sich für Datenschutz, Demokratie und Menschenrechte einsetzen. Das gibt mir Hoffnung, dass der Datenschutz, auch in den USA, besser wird und Nachrichtendienste etwas reguliert werden. Danke, Netzpolitik Team!
„Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit.“
[Dietrich Bonhoeffer]