Liebe Leser:innen,
wir sind volljährig! Als Markus Beckedahl netzpolitik.org im Jahr 2004 gestartet und über Jahre aufgebaut hat, waren einige von uns noch Teenager:innen, auch ich. Mittlerweile sind wir ein Team aus 18 festangestellten Menschen und noch vielen mehr, die regelmäßig frei bei uns schreiben und die uns unterstützen.
Wir haben in den letzten 18 Jahren zusammen viel erreicht und wir haben noch viel mehr vor. Auf diese Zeit freue ich mich sehr. Doch in diesem Jahr spüren wir auch, dass es viele Krisen gibt, die unsere Arbeit beeinflussen. Nicht nur, weil sie in unseren Recherchen auftauchen. Auch, weil einige treue Spender:innen ihre finanzielle Unterstützung einschränken oder sogar ganz einstellen müssen. Deshalb bitten wir euch zu unserem Geburtstag darum, solidarisch zusammenzulegen und einzuspringen, wenn das für euch möglich ist.
Wie schön, dass Du geboren bist, wir hätten Dich sonst sehr vermisst. Naja, nicht alle hätten netzpolitik.org vermisst – ungezählt sind die Skandale und Leaks, die diese Webseite öffentlich gemacht hat.
Diese lieben Worte stehen im D64-Ticker zu unserem Geburtstag. Danke dafür! Und D64 hat Recht, wir haben eine Menge erreicht in den letzten 18 Jahren und Dinge öffentlich gemacht, die manche lieber geheimgehalten hätten. Für mich gibt es daneben noch einen weiteren wichtigen Grund, warum es netzpolitik.org braucht.
Ich weiß nicht mehr genau, wann ich selbst zum ersten Mal über die Seite gestolpert bin. Aber netzpolitik.org hat mir nicht nur geholfen, mich über netzpolitische Themen zu informieren, sondern mir auch gezeigt, dass sich an vielen Orten Menschen für eine lebenswerte digitale Welt engagieren. Das hat mich motiviert, mich mit anderen zu vernetzen und selbst aktiv zu werden.
Für mich ist das immer noch ein wichtiger Teil von uns: Menschen ermutigen, selbst wirksam zu werden, und Wege zeigen, wie das gehen kann. Ob sie eine Demo organisieren oder von ihrer Dating-App wissen wollen, welche Daten über sie gespeichert sind. Ob sie in ihrem Stadtteil gegen Videoüberwachung protestieren oder auf der großen Bühne der EU gegen Chatkontrolle kämpfen.
Mir passiert es immer wieder, dass ich aufgrund all der großen Probleme das Gefühl habe: Egal, was ich tue, es ist nur ein kleiner Tropfen in einem lodernden Waldbrand während der globalen Klimakatastrophe. Das stimmt vermutlich auch. Doch dann hilft es mir zu sehen, wie Menschen sich solidarisch und beherzt für ein besseres Leben einsetzen, wie diese Woche im Artikel meiner Kollegin Franziska Rau.
Es gibt nicht nur das Sprichwort vom Tropfen auf den heißen Stein, sondern auch das Sprichwort vom steten Tropfen, der den Stein höhlt. Umso wichtiger ist es, regelmäßig auf Orte, Menschen und Themen zu schauen, die noch nicht im Licht der Öffentlichkeit stehen. Lasst uns da hinschauen, wo zu wenig Licht ist und hartnäckig sein, wenn es anstrengend wird. Auf die nächsten 18 Jahre für eine lebenswerte digitale und analoge Welt.
Kommt gut durchs Wochenende!
anna
Es kann zwar sein das Netzpoltik.org volljährig wurde, die Menschheit ist es definitiv nicht.
Sie leidet entweder unter einer Midlife-Crisis oder befindet sich im Altersdelirium. Ganz auszuschließen ist auch eine Vollrausch nicht, mit kollektivem Selbstvernichtungsdrang…