Mittlerweile ist es zur Tradition geworden, dass wir für den Chaos Communication Congress eine netzpolitische Programmauswahl vorstellen – mit Talks, die wir selbst besuchen wollen und die wir euch ans Herz legen. Natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Die Tickets sind dieses Jahr schon im Voraus ausverkauft gewesen. Aber wer keines der Tickets ergattern oder zwischen den Jahren nicht nach Hamburg kommen kann: Keine Angst, es gibt auch einen Live-Streams und im Nachhinein Recordings.
Statt eines Jahresrückblicks in Buchform gibt es dieses Jahr jeden Tag im Dezember einen Artikel als Rückblick auf die netzpolitischen Ereignisse des Jahres. Das ist der 17. Beitrag in dieser Reihe. netzpolitik.org finanziert sich über Spenden. Wenn euch unsere Berichterstattung in diesem Jahr gefallen hat, freuen wir uns über ein kleines Weihnachtsgeschenk für unseren Blog.
Also: Hier unsere Favoriten in der Reihenfolge aus der derzeitigen Version des Fahrplans:
Tag 1, der 27. Dezember
12:45 Uhr, Saal 1: NSA-Untersuchungsausschuss: Zwischen Aufklärungswillen und Mauern aus Schweigen – Zugegeben, ein bisschen Eigenwerbung muss sein. Aber wir freuen uns natürlich, wenn ihr bei unserem Talk zum NSAUA dabei seid. Es wird um die letzten 22 Monate NSA-Ausschuss gehen – sowohl um die erlangten Erkenntnisse und Inhalte, mögliche Konsequenzen, die der Ausschuss nach sich ziehen könnte, als auch um einen Blick hinter die Kulissen der Ausschussarbeit.
12:45 Uhr, Saal G: Avoiding kernel panic: Europe’s biggest fails in digital policy-making – Ein Talk von Kirsten Fiedler und Walter van Holst über die Arbeit von NGOs, die sich in Brüssel auf EU-Ebene für digitale Bürgerrechte einsetzen.
In this talk, we want to analyse the EU’s biggest fails and explore the following questions: Where and why is the European Union failing? Can the EU learn from its failures? Where and what is the European digital rights movement? How do we make our advocacy more successful?
16:00 Uhr, Saal G: Netzpolitik in der Schweiz 2015/16 – Ein Blick auf die Schweizer Nachbarn in Sachen Netzpolitik und die Probleme, die gerade anstehen: vor allem das „Bundesgesetz betreffend die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs“ (BÜPF) und ein neues Nachrichtendienstgesetz, das den Behörden und Diensten mehr Freiheiten und Kapazitäten bei der Überwachung bereitstellen würde. Es wird auch darum gehen, was von Aktiven des CCC-CH und der Digitalen Gesellschaft Schweiz unternommen wurde und wird, um die besorgniserregenden Entwicklungen zu stoppen.
17:15 Uhr, Saal 1: How the Great Firewall discovers hidden circumvention servers – Ein etwas wissenschaftlicherer Talk über die Große Firewall in China:
Several years ago, the Great Firewall of China was silently upgraded to find and block circumvention servers that employ encryption to defeat deep packet inspection. […] In this talk, we will give an overview of how this system works, and how it can be circumvented.
20:30 Uhr, Saal G: Datahavens from HavenCo to Today – 2000 gründete Ryan Lackey mit anderen HavenCo, einen Hosting-Anbieter auf Sealand, einer Mikronation vor der Küste Großbritanniens. Das Projekt scheiterte und Lackey wird davon berichten, wie es dazu kam, wo die technischen und rechtlichen Schwierigkeiten lagen und warum wir dennoch optimistisch sein sollten, dass es in der Zukunft wieder Datenhäfen geben kann.
Tag 2, der 28. Dezember
11:30 Uhr, Saal 1: Jahresrückblick des CCC – Tradition, diesmal am frühen Morgen:
Wir werden einen Überblick über die Themen geben, die den Chaos Computer Club 2015 beschäftigt haben. Neben der Zusammenfassung und der Rückschau auf das vergangene Jahr wollen wir aber auch über zukünftige Projekte reden.
12:45 Uhr, Saal 2: Net Neutrality in Europe – Unser regelmäßiger Autor und der wohl beste europäische Netzneutralitätsexperte Thomas Lohninger wird über den Stand der Netzneutralität in der EU berichten. Auch wenn es nicht so gut gelaufen ist mit den Netzneutralitätsgesetzen, der Kampf wird weitergehen: gegen Spezialdienste, Drosselung und Co. und für ein freies und gerechtes Internet für alle.
14:00 Uhr, Saal 2: Jugend hackt 2015 – „Mit Code die Welt verbessern“, das ist das Motto von Jugend hackt. Auf dem Congress werden noch einmal schöne Projekte der Veranstaltung vorgestellt, die zeigen, wie viel Potential in den Junghackern steckt.
16:00 Uhr, Saal 1: Ein Abgrund von Landesverrat – Die Landesverrat-Affäre hat uns im Sommer ziemlich beschäftigt, aber Markus wird in diesem Talk nicht nur zurückblicken, sondern auch „die Learnings vorstellen, inklusive einer dringend notwendigen Debatte, wie wir ein Update der Pressefreiheit in Deutschland hinbekommen könnten“.
16:45 Uhr, Saal 2: Lessons learned: Freifunk für Geflüchtete – Internetzugang für Geflüchtete ist essentiell, einerseits, um Kontakt mit Familie und Freunden in ihrer alten Heimat aufrecht zu erhalten, andererseits, um sich informieren zu können, damit sie sich leichter in ihrer neuen, fremden Umgebung zurechtfinden können. Leider ist von offizieller Seite erst wenig passiert, aber vielerorts haben Freifunker und Co. begonnen, sich zu engagieren und die Geflüchteten zu unterstützen.
19:00 Uhr, Saal 2: Ecuador: how an authoritarian government is fooling the entire world – Was außerhalb Europas und der USA in Sachen Überwachung passiert, bekommen wir kaum mit. Die Journalistin Bethany Horne und Pedro Noel von Associated Whistleblower Press werden auf die Situation in Ecuador eingehen und zeigen, wie Journalisten von Repression betroffen und zusammen mit Aktivisten der Überwachung durch die Regierung ausgesetzt sind.
Tag 3, der 29. Dezember
11:30 Uhr, Saal 1: „Nach bestem Wissen und Gewissen“ – Floskeln in der Politik – Mahas Vorträge zu sprachlichen Floskeln gehören seit mehreren Jahren zu unserem Pflichtprogramm. Dieses Jahr wird er mit Kai Biermann politischen Redestrategien nachgehen und Zitate zu aktuellen Themen auseinandernehmen. Mit dabei: Vorratsdatenspeicherung, der „Kampf gegen Terror“ und Landesverrat.
11:30 Uhr, Saal G: Collect It All: Open Source Intelligence (OSINT) for Everyone
Intelligence analysts regularly use Open Source Intelligence (OSINT) in their work. With ICWatch, we showed that it’s possible to use open data online to watch the intelligence community too. Now, Transparency Toolkit has built free software anyone can use to collect OSINT without coding. This talk discusses techniques for collecting OSINT on surveillance and human rights issues. It also explores pathways for using this data in journalism, litigation, and policy change.
17:15 Uhr, Saal 1: Safe Harbor – Das Urteil zur Ungültigkeit der Safe-Harbor-Entscheidung hat einige Wochen die Berichterstattung dominiert. Max Schrems, der Beschwerdeführer, wird auf dem 32c3 über den Prozess und die Folgen berichten.
18:30 Uhr, Saal 1: 10 years after ‚We Lost The War‘ – Vor zehn Jahren haben Rop und Frank auf dem Congress einen Talk gehalten, in dem sie eine düstere Zukunft vorhergesehen haben. In diesem Jahr werden sie darauf eingehen, was sich bewahrheitet hat, was anders gekommen ist und was uns in den nächsten zehn Jahren in Sachen Überwachung und Digital Rights erwarten könnte.
18:30 Uhr, Saal G: The architecture of a street level panopticon – Überwachung gibt es nicht nur online, sondern auch auf der Straße. IMSI-Catcher, Drohnen und Videoüberwachung schneiden mit, wo wir uns wann mit wem aufhalten.
20:30 Uhr, Saal 6: Media Coverage and the Public in the Surveillance Society
How have the media reported the Snowden revelations? Does the public care about surveillance, and how do people react? Do we need a ‚data justice‘ movement?
This talk will present results from the research project „Digital Citizenship and Surveillance Society: State-Media-Citizen Relations After the Snowden Leaks“. We will discuss why media coverage has been biased and investigate public knowledge of, as well as public reactions to, surveillance.
21:15 Uhr, Saal 1: Intelexit – Das Peng! Collective hat mit seiner Ausstiegskampagne für Geheimdienstler für Aufsehen gesorgt. In ihrem Vortrag werden sie über die Menschen in der Geheimdienstmaschinerie reden, sowie über Strategien, sie dazu zu bewegen, kritisch über ihre Arbeit nachzudenken.
22:00 Uhr, Saal 1: Crypto ist Abwehr, IFG ist Angriff – Informationsfreiheitsanfragen sind ein wichtiges Werkzeug, um an Informationen aus Behörden und politischen Institutionen zu kommen. Doch es wird noch viel zu wenig genutzt und es ist nicht immer leicht, an die gewünschten Informationen zu gelangen, oft werden Anfragen abgelehnt und blockiert. Arne Semsrott von fragdenstaat.de wird über die Arbeit der Plattform und einen Medienhype um Abituraufgaben berichten.
22:45 Uhr, Saal 2: Österreich: Der Kampf gegen unkontrollierte Massenüberwachung – Thomas Lohninger kennt sich nicht nur mit Netzneutralität aus, sondern auch mit der Überwachungssituation in Österreich. In diesem Talk wird er über das anstehende „Polizeiliche Staatsschutzgesetz“ reden und eine Kampagne gegen den Ausbau der Überwachung präsentieren.
22:45 Uhr, Saal 6: On Computing Numbers, with Applications to Problems of our Society – Journalisten und Informatik, eine noch viel zu seltene Kombination. Was jetzt schon auf dem Gebiet passiert, wird Stefan Wehrmeyer erzählen, der bei Correct!v als Software-Ingenieur an neuen Methoden arbeitet, Informationen verständlich aufzubereiten.
00:15 Uhr, Saal 2: Grundrechte gelten nicht im Weltall! – Die Sitzungen im NSA-Untersuchungsausschuss grenzen nicht selten an Realsatire und des öfteren wünschen wir uns auf der Besuchertribüne Popcorn. Das könnt ihr auf dem 32c3 gerne mitbringen, wenn Constanze, ich und noch einige andere die denkwürdigsten, witzigsten und gleichzeitig traurigsten Stellen aus den Protokollen auf der Bühne darstellen werden.
Tag 4, der 30. Dezember
11:30 Uhr, Saal 1: „I feel like a criminal and I have to be god at the same time“
News reports and political speeches are currently replete with references to hacking and hacktivism, i. e., politically motivated hacking. They often portray hackers and hacktivists negatively and put them onto the same level with, for example, terrorists. [This talk] investigates how hackers and hacktivists understand themselves and their activities, explores how they articulate the effects of this (in)securitisation, and outlines the ways they resist these processes.
12:45 Uhr, Saal 1: Crypto Wars Part II – Regierungen wollen immer öfter sicherer und vertraulicher Kommunikation an den Kragen. Die „Bösen“ sollen nicht verschlüsselt kommunizieren dürfen, aber dabei würde sichere Kommunikation für uns alle sterben. Quellenschutz für Journalisten würde bei digitaler Kommunikation unmöglich, und Aktivisten auf aller Welt müssten um ihre Sicherheit fürchten.
12:45 Uhr, Saal 6: A New Kid on the Block
The leading social networks are the powerful new gatekeepers of the digital age. Proprietary de facto standards of the dominant companies have lead to the emergence of virtual „information silos“ that can barely communicate with one another. Has Diaspora really lost the war? Or is there still a chance to succeed?
17:15 Uhr, Saal 1: Predicting Crime in a Big Data World – Immer mehr Daten werden von Strafverfolgungsbehörden zur Bekämpfung von Verbrechen gesammelt. Dabei wird nicht nur die Unschuldsvermutung aufgehoben, sondern die Algorithmen zur Auswertung der Datenhaufen wirken selbstverstärkend auf Klischees und tragen zur Vorverurteilung von Personen bei, die zu sogenannten „Risikogruppen“ gehören.
17:15 Uhr, Saal G: Microsofts Windows 10 Botnet – Rüdiger Weis, Kryptoprofessor der Herzen, bringt uns auf den neuesten Stand in Sachen Microsoft und erklärt uns, warum sich Windows 10 auch nicht besser verhält als ein gewöhnliches Botnetz.
18:00 Uhr, Saal 1: Security Nightmares 0x10 – Damit die Stimmung am Ende des 32c3 auch bloß nicht zu überschwänglich wird, erfreuen uns Frank und Ron mit ihren alljährlichen Rück- und Ausblick auf die schlimmsten IT-Sicherheitskatastrophen:
Was kriecht, krabbelt und fliegt in Zukunft auf uns zu und in unseren digitalen Implants herum?
Im Zuge von noch mehr Transparenz, Kritik & Selbstkritik und kontinuierlicher nachhaltiger Optimierung aller Prozesse werden wir außerdem frühere Voraussagen hinsichtlich des Eintreffens unserer Weissagungen prüfen.
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