erst wenige Tage im Amt offenbart Alexander Dobrindt (CSU) schon sein ganz eigenes Verständnis davon, wie er als Innenminister zu kommunizieren gedenkt.
Als die Grünen ihn fragen, ob er Palantir-Software in Bundesbehörden einziehen lassen werde, gibt sich der Minister überaus schmallippig. Unsere Fragen zur Vorratsdatenspeicherung beantwortet sein Haus wiederholtnicht. Und bei der Präsentation des Verfassungsschutzberichts verzerrt Dobrindt Grafiken zu rechter und linker Gewalt so, dass sie ins Hufeisen passen.
Das kann ja heiter werden.
Daniel
Unfassbar. Dank euch haben wir das Spendenziel von 443.000 Euro erreicht.
Eine parlamentarische Anfrage der Bundestagsabgeordneten Donata Vogtschmidt wollte klären: Warum sollen die Telekommunikationsunternehmen den Datenhaufen der Vorratsdatenspeicherung für ganze drei Monate vorhalten? Doch das Justizministerium schweigt sich zu den Gründen aus. Auch ob Alternativen erwogen werden, lässt das Ministerium offen.
Der Verfassungsschutzbericht bleibt in der Analyse rechtsextremer Strukturen und Strategien im Netz erstaunlich blass. Die Webauftritte der radikalen Linken werden hingegen umfassend rezensiert.
Die selbstfahrenden Fahrzeuge aus dem Google-Konzern sind in Kalifornien schon länger verhasst. Nun nutzt die Polizei die Videoaufnahmen aus den Autos auch noch für Ermittlungen. Ein Beispiel, wie private Daten staatliche Überwachungsmöglichkeiten befeuern.
Neu-Innenminister Dobrindt schließt die Nutzung der umstrittenen Software von Peter Thiels Palantir nicht aus. Der Grüne Konstantin von Notz fordert in diesem „verfassungsrechtlich extrem heiklen Feld“ die Beachtung der Bundestagsbeschlüsse und wirft Dobrindt Sonntagsreden bei der digitalen Souveränität vor.
In Spanien gab es in den letzten Jahrzehnten immer wieder Gesetze und Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Das System „VioGén“ soll die Wahrscheinlichkeit solcher Gewalt einschätzen. Wir reden im Interview mit Gala Pin, die im spanischen Parlament für das Thema zuständig war.
Unternehmen sind meist stolz auf ihre Werte. Bietet sich aber die Chance auf ein einträgliches Geschäft, werden diese auch mal schnell beiseitegelegt. Das geht dann meist zulasten von Grundrechten. Was gegen diese harte Realität hilft? Mehr Riots.
Die 23. Kalenderwoche geht zu Ende. Wir haben 13 neue Texte mit insgesamt 93.423 Zeichen veröffentlicht. Willkommen zum netzpolitischen Wochenrückblick.
Wie stehen wir eigentlich zur re:publica? Warum geht das schwedische OnlyFans-Gesetz uns alle an? Und wie locker kann man in einem Podcast sein, in dem man ständig zum Lockersein aufgefordert wird? Das und mehr hört ihr in der neuen Folge Off The Record.
Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.
Legal Tribune Online
Durfte das Bundesinnenministerium das rechtsextreme Compact-Magazin verbieten? LTO fasst den Prozessauftakt vorm Bundesverwaltungsgericht zusammen. Es geht um die Grenzen von Pressefreiheit und Vereinsverboten.
heise online
Das dänische Digitalministerium steigt von Microsoft-Produkten auf die quelloffenen Lösungen Linux und LibreOffice um. Bereite dies Probleme, könne man immer noch zu Microsoft zurückkehren, sagt die zuständige Ministerin.
Rheinische Post
Klartext: "Eine AfD-Mitgliedschaft und eine Tätigkeit als Polizeibeamtin oder Polizeibeamter sind nicht miteinander vereinbar", sagt der Polizeibeauftragte des Bundes.
t3n
YouTube-Moderator*innen sollen Hassrede durchgehen lassen, wenn sie weniger als 50 Prozent eines Videos ausmacht. Laut Schulungsunterlagen sind auch Morddrohungen in gewissem Umfang okay.
heise online
Ein Fall vorm Oberlandesgericht Hamm schwächt Betroffene digitaler Gewalt. Wer eine Person mit versteckter Kamera in ihrem Zimmer filmt, macht sich demnach nur strafbar, wenn die Aufnahmen auch Persönliches zeigen, nicht aber "neutrale" Handlungen wie Arbeiten oder Kochen.
n-tv
Russland will einen staatlichen Messenger aufsetzen, der auch eine Ausweisfunktion beinhaltet. Entwickelt wird dieser vermutlich vom russischen Facebook-Klon VK.
heise online
Die EU betreibt einen DNS-Resolver. Der leitet auch zu Websites weiter, die in Deutschland aus Urheberrechts- oder Jugendschutzgründen gesperrt sind.
Politico
Nach dem tödlichen Angriff eines Schülers auf eine Schulhelferin pocht Frankreich weiter auf Online-Alterskontrollen, am liebsten EU-weit. Zur Symbolpolitik gehört ein zunächst nationales Social-Media-Verbot für unter 15-Jährige; Reddit, Bluesky, Mastodon und X sollen als Pornoseiten gelten.
The Daily Beast
US-Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard hat nach eigenen Angaben ein KI-Programm dafür genutzt, um festzulegen, welche geheimen Dokumente von der Ermordung von John F. Kennedy freigegeben werden.
Mint Secure
Eine der führenden Apps zur Alterskontrolle, Yoti aus Großbritannien, soll Tracking-Daten ohne Zustimmung übertragen haben, etwa die einzigartige Handy-Werbe-ID. Das berichtet die Berliner IT-Sicherheitsfirma Mint Secure.
OCCRP
Über technische Infrastruktur könnte Russland in der Lage sein, auf Daten von Telegram-Nutzer:innen zuzugreifen, berichten die Medien OCCRP und iStories. Eine wichtige Rolle spiele dabei ein Geschäftsmann, dessen Unternehmen bereits für russische Geheimdienste gearbeitet hätten.
beck-aktuell
Auf dem diesjährigen Deutschen Anwaltstag flogen offenbar die Fetzen bei der Frage um staatliche Löschpflichten für Plattformen. Die zentralen Positionen fasst beck-aktuell zusammen: von mehr löschen (Provider-Privileg abschaffen) bis hin zu weniger löschen (Trusted Flagger abschaffen).
FragDenStaat
Wer Zurückweisungen an der Grenze beobachtet, kann Strafanzeige gegen Beamt:innen stellen und Dienstaufsichtsbeschwerden einreichen. Vorlagen hat das Portal FragDenStaat veröffentlicht - und bereits CSU-Innenminister Dobrindt und den Präsidenten der Bundespolizei angezeigt.
Staatsanwaltschaft Südkalifornien
Einer der wichtigsten Prozesse zu sexualisierter Gewalt auf Pornoseiten neigt sich dem Ende zu. Der führende Kopf hinter der Seite "Girls Do Porn" bekannte sich schuldig; das Urteil wird im September erwartet.
Der Standard
Es gibt neue Forderungen nach rigorosen Alterskontrollen für soziale Medien. Auf EU-Ebene wollen das Frankreich, Griechenland und Dänemark, auf Bundesebene die Ministerinnen für Justiz (SPD) und Familie (CDU).
beck-aktuell
Das Fachmedium beck-aktuell fasst die wichtigsten Beschlüsse der jüngsten Konferenz der Justizminister:innen zusammen. So ist etwa der Vorstoß für eine erweiterte DNA-Analyse im Strafverfahren durchgefallen; wir haben im Vorfeld berichtet.
taz
Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) will die Bundespolizei mit Elektroschockern ausstatten – und damit "erhebliche Polizeigewalt" normalisieren, kommentiert die taz. Stattdessen brauche es ein breiteres Netz psychosozialer Betreuung und Schulungen für Deeskalation.
EU-Kommission
Der geplante Digital Networks Act könnte die EU-Märkte für Telekommunikation deregulieren, außerdem soll die Netzneutralität und vieles mehr auf den Prüfstand. Dazu hat die EU-Kommission nun eine öffentliche Konsultation gestartet.
A.V. Club
Im Wettlauf um Marktanteile im Streamingmarkt haben US-Filmstudios erst Milliarden in Produktionen und Übernahmen gesteckt, nun konsolidieren sie ihre Konglomerate. Am Ende dürfte wieder etwas wie Kabel-TV rausfallen, mutmaßt A.V. Club.
The Washington Post
Entgegen ausdrücklicher Warnungen von IT-Sicherheitsexpert:innen des Weißen Hauses wurden ebenda Starlink-Schüsseln von Elon Musk aufgestellt. Die sind noch immer in Betrieb und hebeln sämtliche Sicherheitsmaßnahmen aus.
The New York Times
OpenAI setzt alles daran, sich möglichst tief ins US-Bildungssystem einzuschreiben. Am Ende sollen „A.I.-native universities“ jeden Schritt von Student:innen automatisiert begleiten.
Neue Richter*innenvereinigung
Die Neue Richter*innenvereinigung zeigt sich "erschüttert über fehlende Rechtstreue des neuen Innenministers". Sie fordert Dobrindt auf, elementare Grundprinzipien des Rechtsstaats einzuhalten und die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu achten.
Der Standard
Der neue Eigentümer der einst deutschen Routenplaner-App Komoot hat einen Großteil der Belegschaft rausgeschmissen. In einem Abschiedsvideo zeigen die Ehemaligen, was damit ihrer Meinung nach verloren geht.
Rosa Luxemburg Stiftung
Die rechtsradikale Alice Weidel ist Kultfigur auf Xiaohongshu, einer der beliebtesten Social-Media-Plattformen in China. Wie konnte das passieren?
Liebe Leser:innen, das zurückliegende Jahr bietet viele netzpolitische Geschichten. Manche von ihnen machen Mut, wie etwa jene, die Mustafa Mahmoud Yousif auf dem 39. Chaos Communication Congress erzählte. Vor einigen Jahren wollte die kenianische Regierung die gesamte Bevölkerung des Landes in einer riesigen Datenbank erfassen. Größe, Alter, Angaben über Familienangehörige, DNA und vieles mehr. Doch […]
Liebe Leser:innen, während sich ein großer Teil der Redaktion auf dem Chaos Communication Congress in Hamburg umtreibt (sagt Hallo!), haben wir bereits einige spannende Vorträge aufgegriffen. So hat sich Sebastian die Tricks der Glücksspiel-Industrie näher angesehen. Anna erklärt, was sogenanntes Typo- und Bitsquatting von Behörden-Domains ist und welche Gefahr davon ausgeht. Und Daniel hat einem […]
Liebe Leser:innen, ich hoffe, ihr hattet schöne Weihnachtstage! Vielleicht nehmt ihr euch fürs nächste Jahr vor, mehr Radfahren zu gehen oder ein neues Paar Wanderschuhe lag unter Baum. Falls ihr nun eine Möglichkeit sucht, eure Draußen-Abenteuer zu planen, lege ich euch den Text von Joshua Meissner zu Komoot ans Herz. Er zeigt, wie eine beliebte […]
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