Los AngelesRobotaxis als fahrende Überwachungskameras

Die selbstfahrenden Fahrzeuge aus dem Google-Konzern sind in Kalifornien schon länger verhasst. Nun nutzt die Polizei die Videoaufnahmen aus den Autos auch noch für Ermittlungen. Ein Beispiel, wie private Daten staatliche Überwachungsmöglichkeiten befeuern.

Ein brennendes Auto, viel schwarzer Rauch
Ein selbstfahrendes Waymo-Taxi brennt bei den Protesten am 8. Juni 2025. – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / ZUMA Press Wire

Die Polizei von Los Angeles (LAPD) nutzt im Rahmen von Ermittlungen nun auch Videoaufnahmen, die von selbstfahrenden Waymo-Taxis aufgenommen wurden. Die autonomen Fahrzeuge aus dem Alphabet-Konzern sind damit eine weitere Ressource von privatisierter Überwachung des öffentlichen Raums, die im Zweifelsfall für staatliche Zwecke genutzt wird.

Im April hatte 404 Media über einen Fall von Fahrerflucht berichtet, bei dem ein von Menschen gesteuertes Fahrzeug einen Fußgänger angefahren hatte. Hierzu hat das LAPD von Waymo Videoaufnahmen angefordert und erhalten. Dieses Material veröffentlichte das LAPD im Rahmen einer Öffentlichkeitsfahndung auf YouTube.

Offenkundig wecken die stets mitlaufenden Kameras der Robotaxis das Interesse der Polizei. Ein Waymo-Sprecher erklärte immerhin gegenüber 404 Media, dass das Unternehmen Aufnahmen nicht proaktiv an die Polizei weitergebe. „Waymo gibt keine Informationen oder Daten an Strafverfolgungsbehörden weiter, ohne dass eine gültige rechtliche Anfrage vorliegt, in der Regel in Form eines Durchsuchungsbefehls, einer Vorladung oder einer gerichtlichen Anordnung“, zitiert das Medium den Sprecher.

Private Überwachung wird staatlich genutzt

Der Fall zeigt allerdings ein weiteres Mal, dass die Zunahme privatisierter Überwachung dazu führt, dass dem Staat immer mehr Überwachungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Schon im Jahr 2023 berichtete Bloomberg, dass die Polizei sowohl in San Francisco als auch im Maricopa County, Arizona, Durchsuchungsbefehle für Waymo-Aufnahmen erwirkt hatte. Laut dem Bericht hatte die Polizei auch Aufnahmen von Teslas, von Amazon-Ring-Kameras und autonomen Fahrzeugen von Cruise angefordert.

Die Nutzung der Waymo-Aufnahmen folgt einem Trend, bei dem US-Polizeien immer mehr privatisierte Überwachungssysteme in ihre Überwachung einfließen lassen und diese Informationen auch systematisch verknüpfen. Alles, was eine Kamera hat, kann letztlich auch auf dem Tisch der Polizei landen: Sogar Aufnahmen von Lieferrobotern werden von den Ermittlern genutzt.

Mit Amazons Klingel- und Überwachungssystem Ring bestehen Partnerschaften von Polizeien in vielen Städten. Alleine in Los Angeles meldeten Menschen über das System innerhalb von zwei Jahren mehr als 13.000 Mal Fälle an die Polizei. Mittlerweile gibt es die Ring-Überwachungssysteme auch für Autos.

Im Jahr 2023 nutzten mehr als zehn Millionen US-Amerikaner:innen die Amazon-Heimüberwachungstechnik. Immer wieder hatten Nutzer:innen bei Anfragen der Polizei kooperiert, auch wenn diese keinen gültigen Durchsuchungsbeschluss vorlegt hatte. In manchen Fällen waren Nutzer:innen sogar selbst ins Visier der Polizei geraten, wenn sie Aufnahmen bei Ermittlungen auf Anfrage nicht freiwillig herausgerückt haben.

Nach anhaltender Kritik von Bürgerrechtsorganisationen an dieser neuen Form der Überwachung hat Amazon im Vorjahr die Praxis der einfachen Polizeiabfragen eingestellt. Mit einem Durchsuchungsbefehl können Ermittlungsbehörden das stetig wachsende private Überwachungsmaterial jedoch weiterhin beschaffen.

Waymo unbeliebt

Die Robo-Taxis von Waymo sind in den USA als Symbol für Automatisierung und Künstliche Intelligenz schon seit Längerem bei vielen Menschen unbeliebt und häufig Ziel von Vandalismus. Bei den jüngsten Protesten in Los Angeles gingen mehrere der Fahrzeuge in Flammen auf. Waymo kündigte deswegen laut Medienberichten eine Einschränkung seines Betriebs an.

Auch in Santa Monica sind Anwohner:innen laut einem Bericht von Futurism extrem genervt von den selbstfahrenden Fahrzeugen, die auf hell beleuchteten Parkplätzen nachts piepen und hupen. Denn die Fahrzeuge müssen laut Gesetz beim Rückwärtsfahren ein lautes Geräusch von sich geben, was in der Nähe der Depots laut den Anwohner:innen unerträglich sein soll.

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Genervte Stadtbewohner:innen haben sich in der Vergangenheit schon kreativ mit den Fahrzeugen auseinandergesetzt, indem sie beispielsweise Baustellenhütchen auf die Motorhaube stellten. Der „Coning“-Trick bringt die Fahrzeuge zum Stehen.

13 Ergänzungen

    1. Diese Aussage ist schlicht falsch! Die Kameras sind nicht 24/7 in Betrieb und auf Wunsch des Nutzers kann eine Verbindung zur „Cloud“ auch abgelehnt werden, somit wird nicht mal bei aktiviertem Sentry Mode Bildmaterial an Tesla übermittelt, sondern nur lokal gespeichert.
      Eine 24/7 Übertragung ist von Tesla nicht gewünscht und wäre auch nur hinderlich, da sie diese langweiligen Daten gar nicht benötigt – Schlüsselereignisse kann der Nutzer aber per Knopfdruck freiwillig übermitteln.

      1. Kameras sind Tag wie Nach aktiv.
        Sie zeichnen Personen auf, die dem Fahrzeug annehern.
        Bei Zwischenfälle im Nahbereich, fordert die Polizei auch Aufnahmen bei Tesla an.
        Wo liegt der Unterschied, wenn lokal nur gepuffert wird… Tunnel, Funkloch, usw?

    1. Wer soll das sein? 5 GHz steht für eine physikalische Frequenz.
      Meinen Sie 5G? Diese steht für eine Norm und steht seit Jahren zur Verfügung. Sie wurde früher nur zur Kommunikation zwischen den 5 G Antennen genutzt. Heute benutzen diese Frequenzen ja neuere Mobil-Telefone. Mit 5 G lassen wegen der Übertragungsgeschwindigkeit Operationen z.B. verfolgen.

  1. Zu den Protesten in Kalifornien wäre noch zu bemerken, dass die Trump-Clique diese ungerechtfertigt benutzt, um auszutesten, wie weit Nationalgarde und Militär bereit sind, den Anweisungen von Trump zu befolgen. Dies ist für ihn eminent wichtig, weil er sich sicher sein will, ob ihm das Instrument „Militär“ im Inland bedingungslos zur Verfügung steht.
    Die Proteste in Kalifornien sind (noch) ziemlich harmlos, daher eignen sie sich zum Austesten. Die USA stehen vor dem Verfall ihrer Demokratie. Wenn die Justiz kalt gestellt ist, steigt die Wahrscheinlichkeit für landesweite gewaltsame Auseinandersetzungen.

    1. Zusätzlich zum bereits wohl vorhandenen Gesetzesbruch, den der Einsatz der Nationalgarde am Gouverneur vorbei für sich darstellt. (Marines bleibt abzuwarten.)

    2. Man will also die Loyalität bei „ziemlich harmlosen“ Protesten überprüfen…
      Klingt logisch, teste auch immer meine Autos, ob sie bei 1 km/h gegen die Wand sicher sind, denn dann sind sie auch bei 200 gegen die Wand sicher.
      Ich weiß jetzt also nicht, ob dein Kommentar ernst gemeint ist oder eher zur Belustigung dienen soll?!

  2. Ich denke, dass der Dammbruch in Deutschland bereits zu genüge demonstriert wurde, was das Konzept betrifft. Alles wird, und mehr noch: alles soll zur Strafverfolgung zur Verfügung stehen.

    Das scheint das Paradigma. Z.T. Märchen, z.T. Werbung, aber immerhin etwas, was versucht wird an den Mann zu bringen. Tatsächlich wird verwendet, was geht, also „alles“. Gleichzeitig bemüht man sich peinlich darum, das digitale Hufeisen zu beschwören, dem gemäß im Digitalen „alles“ aus dem Analogen gelten soll. Also unterlässt man es, Sicherheit zu schaffen.

    Konzeptionell ist das von der zumindest rhethorisch in den USA sich zu etablieren suchenden „Tyrannei mit Endzeitcharakter“ gar nicht so weit entfernt. Oder auch Intellektuell, je nach Blickwinkel…

  3. was war Prism gleich nochmal?

    „PRISM collects stored internet communications based on demands made to internet companies such as Google LLC and Apple under Section 702 of the FISA Amendments Act of 2008 to turn over any data that match court-approved search term“

  4. Prinzipiell finde ich die Idee von selbstfahrenden Fahrzeugen interessant. Die Technik kann Menschen von stupiden Aufgaben erlösen und das zum kleinen Preis. Man kann nachts nach der Party/Kneipe nach Hause gelangen ohne sein Führerschein/Leben riskieren und das sogar im ländlichen Bereich.
    Allerdings macht mir die damit einhergehende Überwachung echt Bauchschmerzen. Klar, es gibt Möglichkeiten und Ideen wie es auch ohne permanente Überwachung geht. Leider kommt immer mit den technischen Möglichkeiten auch die Begehrlichkeiten, die Daten leider (doch) zu nutzen/nutzen zu „müssen“.

    1. „Prinzipiell finde ich die Idee von selbstfahrenden Fahrzeugen interessant. Die Technik kann Menschen von stupiden Aufgaben erlösen und das zum kleinen Preis.“

      Wie kommen Sie auf die eher abwegige Behautpung des kleinen Preises? Dafuer hat soweit niemand ein Geschaeftsmodell, und niemand kann endlos Milliarden an VC verbrennen.

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