Liebe Leser:innen,

hat euer Smartphone heute schon Bilder und Videos von den Behörden durchsuchen lassen, bevor ihr sie per Signal oder WhatsApp in den Familien-Chat geschickt habt? Nein? Vermutlich wollt Ihr das auch gar nicht. Weil es nämlich einen ziemlich tiefen Einblick in euer Privatleben erlauben würde – und das ohne jeden Anlass.

Die ungarische Ratspräsidentschaft will aber genau das. Meine Kollegin Constanze berichtet über den drölfzigsten Anlauf im Kreis der EU-Mitgliedsstaaten, die sogenannte Chatkontrolle doch noch durchzusetzen.

Wie die EU ihre Außengrenzen scannt, um Menschen auf der Flucht draußen zu halten, das hat AlgorithmWatch untersucht. Mein Kollege Ben fasst die erschreckenden Erkenntnisse zusammen. Auch deutsche Unternehmen verdienen kräftig an der „intelligenten Grenzsicherung“ mit – siehe Ticker.

Bis zum nächsten Mal, gerne an gleicher Stelle.

Chris

Unsere Artikel des Tages

Debatte zum Digital Networks Act„Harmonisierung der Regeln, nicht der Märkte“

Die EU-Kommission macht weiterhin Probleme auf den EU-Märkten für Telekommunikation aus. Schon Ex-Kommissar Thierry Breton hatte tiefgreifende Reformen gefordert, die neue Kommission setzt die Arbeit daran nun fort. Doch nicht alle teilen ihre Sicht auf die Lage des Telekommunikations-Sektors.

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Spotify WrappedEine neonfarbene Ablenkung von der eigenen Schäbigkeit

Alle Jahre wieder kommt Spotify mit einem individualisierten Jahresrückblick um die Ecke. Alle Jahre wieder lassen sich Menschen dazu instrumentalisieren, damit kostenlos Werbung auf Social Media zu machen. Und alle Jahre wieder verhüllt die Marketingaktion erfolgreich, wie problematisch das Unternehmen ist. Ein Kommentar.

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Tickermeldungen

Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.

Netzwerk Reparatur-Initiativen
Seit Anfang Dezember 2024 können Reparatur-Initiativen in gemeinnütziger Trägerschaft beim Umweltministerium bis zu 3.000 Euro Fördergeld beantragen. Dass diese Förderung leider oft "an der Praxis vorbei" gehe, berichtete kürzlich der BR.
Reporter ohne Grenzen
Reporter ohne Grenzen warnt vor einem Klima der Angst unter Journalist:innen, die über den Nahostkonflikt berichten. Viele seien Anfeindungen im Internet und Unsicherheit in den Redaktionen ausgesetzt. Auf Demos komme es zu Angriffen durch Demonstrierende oder die Polizei.
Bundesverband Mobile Beratung
Die AfD fungiere als Triebkraft für die gesamte extreme Rechte in Ost und West, schreibt der Bundesverband Mobile Beratung in seinem Jahresrückblick. Zugleich hätten extrem rechte Akteur:innen ihre Präsenz auf Instagram und TikTok erfolgreich ausgebaut und professionalisiert.
Meta
Weil Meta Anfang der 2030er Jahre mit unternehmenseigenen Atomreaktoren an den Start gehen will, sucht der Konzern derzeit nach "nuclear energy developers". Der steigende Energiebedarf geht vor allem auf den Einsatz sogenannter Künstlicher Intelligenz zurück.
Spiegel
Verbraucherschützer:innen warnen vor dem Fintech-Unternehmen Klarna: Wer den Bezahldienstleister nutzt, gibt ihm weitreichenden Zugriff aufs Konto. Klarna kann dann etwa alle Kontodaten der vergangenen 30 Tage ab Zahlungszeitpunkt analysieren.
heise online
Beim elektronischen Jura-Examen in Bayern gab es massive technische Probleme, insbesondere mit den Laptops. Viele Prüflinge mussten während der Klausur ihre Geräte austauschen, was zu Verzögerungen führte.
DIW Berlin
Eine Studie zeigt auf, dass geflüchtete Menschen nur selten Geld in ihre Heimatländer schicken, Tendenz sinkend. Die gegenteilige Behauptung gilt als zentrales Argument für die Einführung der Bezahlkarte.
The Guardian
Das neue australische Gesetz, das Kindern unter 16 Jahren den Zugang zu sozialen Medien verbietet, alarmiert Tech-Unternehmen. Sie sind besorgt, dass damit ein Präzedenzfall geschaffen wird, der weltweit zu ähnlichen Gesetzen führen könnte.
heise online
Das deutsche Überwachungsunternehmen Jenoptik verdient beim US-Grenzschutz fleißig mit, hat Imke Stock für Heise nachrecherchiert.
iPhone-Ticker
In Hanau dürfen Kinder in Kitas keine Smartwatches, Smartphones oder GPS-Tracker mehr benutzen. Der hessische Kultusminister will nun ein bundesweites Handyverbot an Schulen diskutieren.
NBC NEWS
Tja: Nach einem Hacking-Angriff auf US-Provider fordern das FBI und die Cybersicherheitsbehörde CISA die US-Bürger:innen dazu auf, ihre Kommunikation möglichst zu verschlüsseln.
The Verge
Meta gesteht Overblocking-Problem ein: "Zu oft werden harmlose Inhalte entfernt oder eingeschränkt, und zu viele Menschen werden zu Unrecht bestraft", sagt Kommunikations-Chef Nick Clegg.
Internet Watch Foundation
Telegram führt freiwillige Chatkontrolle ein: Künftig soll der Messenger mithilfe der britischen Internet Watch Foundation automatisch nach bekannten sogenannten Kindesmissbrauchsdarstellungen scannen, sofern die Inhalte nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind.
taz
Das Justizministerium plant Änderungen am Gewaltschutzgesetz. Unter anderem soll es Regeln zu elektronischen Fußfesseln für - wie die taz es nennt - "prügelnde Männer" geben. Eine Mehrheit im Bundestag scheine derzeit jedoch fraglich.
BzKJ
Die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz lehnt ein Social-Media-Verbot nach australischem Vorbild ab: "Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf digitale Teilhabe und darauf, digitale Lebensräume sicher zu erkunden", sagt Direktor Sebastian Gutknecht.
The Intercept
Unter welchen Bedingungen hat Google mit dem "Project Nimbus" Cloud-Produkte an die israelische Regierung verkauft? Laut einem Bericht von The Intercept soll es hierzu Ungereimtheiten über bislang nicht öffentliche Absprachen geben; der Konzern habe sich nicht geäußert.
npr
Belgien ist das erste Land der Welt, das Sexarbeiter:innen umfassende Arbeitsrechte gewährt. Ein neues Gesetz erlaubt es ihnen, Arbeitsverträge zu unterzeichnen und sieht Rechte wie Krankenstand, Mutterschaftsurlaub und Rentenansprüche vor.
nd
Anne Roth schreibt im ND – es helfe ja nichts – einmal mehr über Social Media, konkret über den aktuellen Exodus nach Bluesky. Was treibt ihn an, wo geht er hin - und warum will er nicht ins unverkäufliche, dezentrale Mastodon? Haben wir denn nichts hinzugelernt?
The Citizen Lab
Eine Studie des Citizen Lab der Universität Toronto untersucht digitale Repression gegen Frauenrechtsverteidiger:innen im Exil. Die Organisation fordert Maßnahmen, um der grenzüberschreitenden Unterdrückung zu begegnen.
noyb
Die Datenschutz-NGO noyb hat nun noch schärfere Zähne: Fortan kann sie "Unterlassungsklagen gegen jedes Unternehmen erheben, das in der EU gegen die DSGVO verstößt" und Sammelklagen einreichen, "bei denen Tausende oder Millionen von Nutzer:innen Schadenersatz verlangen".
Algorithm Watch
Das Gesetz über digitale Dienste verpflichtet Plattformen zu Risikobewertungsberichten. Die ersten davon kritisiert AlgorithmWatch als "oberflächlich und vage". Transparenz werde suggeriert, "aber nur wenig brauchbare Informationen" vermittelt.
SEMAFOR
Apple-Mitarbeitende klagen gegen ihren Arbeitgeber, weil dieser deren persönliche iCloud-Konten und nicht-arbeitsbezogene Geräte ausspioniert haben soll. "Für Apple-Mitarbeiter ist das Apple-Ökosystem kein ummauerter Garten. Es ist ein Gefängnishof", heißt es in der Klage.

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