Liebe Leser:innen,
unsere aktuelle Podcast-Folge heißt „Doppelspitze“, darin geht es um die Redaktionsleitung von netzpolitik.org, also: um meinen Kollegen Daniel und mich. Im Podcast hat uns Ingo viele Fragen gestellt: zu unseren vielleicht unerwarteten Hobbys, zu unserer Arbeit, zu unseren Plänen für die Zukunft. Ich habe erzählt, dass es eine ganze Familie braucht, um einen Text auf die Welt zu bringen. Dabei habe ich mich an ein Zitat angelehnt, das aus Nigeria stammen soll: „Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.“
Im Lauf dieser Woche habe ich über diesen Satz immer wieder nachgedacht. Wenn ein Artikel auf unserer Seite erscheint, lest ihr dort meist nur einen Namen. Doch hinter jedem Text stehen sehr viele Menschen. Ein gutes Beispiel aus dieser Woche ist der Artikel unseres neuen Praktikanten Jan über die Chatkontrolle-Anhörung im Bundestag. Jan hat berichtet, wie neun Sachverständige im Parlament die Pläne der EU-Kommission zum Scannen von Inhalten kritisieren. Zuvor hat er Bürgerrechtler:innen vor dem Reichstagsgebäude getroffen.
Der erste Schritt zu so einem Text: Wir müssen erst einmal mitbekommen, dass eine Anhörung stattfindet und dass sich Bürgerrechtler:innen treffen. Jede:r einzelne in der Redaktion trägt zum täglichen Monitoring bei, scannt Nachrichten und Parlamentsdokumente, hat eigene Spezialgebiete. Unsere Praktikant:innen helfen uns dabei ganz enorm, indem sie eng beobachten, was im Bundestag ansteht. Und zu großen Themen wie Chatkontrolle haben wir eigene Chaträume, in denen wir uns auf dem Laufenden halten und die nächsten Artikel diskutieren. Bei der Anhörung im Bundestag war schnell klar: Da müssen wir hin.
In der Morgenkonferenz haben wir überlegt, wer das übernimmt, und Jan hat sich gemeldet. Aber wir haben ihn dort nicht allein hingeschickt: Zusammen mit ihm war auch Andre im Bundestag. Gemeinsam konnten beide die Anhörung noch gründlicher verfolgen und sich darüber austauschen, welche Aspekte im Bericht auf keinen Fall fehlen sollen. Zusammen hört man mehr.
Auf Grundlage der gemeinsamen Notizen und Gespräche hat Jan den Artikel geschrieben. Und dieser Artikel brauchte dann jemanden, der mit frischem Blick draufschaut und ihn redigiert. Frei nach Peter Struck gilt auch bei uns: Kein Text erscheint genau so, wie er eingebracht wurde. Das Gegenlesen nennen wir im Team „4AP“, das steht für Vier-Augen-Prinzip. Solche neuen Wörter entwickeln sich, wenn man lange zusammen arbeitet. Für Jans Text hatte Markus das 4AP übernommen.
Doch auch das ist nur ein kleiner Teil der Arbeit, die so einen einzelnen Artikel möglich macht. Neben Monitoring, Diskussionen, Schreiben und 4AP braucht es noch viel mehr: die IT, die unsere Infrastruktur entwickelt und pflegt; unser Team, das den Laden am Laufen hält und sich unter anderem um Finanzen und Gestaltung kümmert – und natürlich euch alle, die ihr unsere Inhalte lest und teilt und unsere Arbeit durch Spenden überhaupt erst ermöglicht.
All das gehört dazu, wenn ein Text wie der von Jan „auf die Welt kommt“. Danke für alle, die im Vorder- und Hintergrund daran mitwirken.
Ein schönes Wochenende wünscht euch
anna