Liebe Leser:innen,

es sind mal wieder Databroker-Wochen. Nicht nur bei uns, sondern auf allen Kanälen. Nach einem gravierenden Leak in der vorigen Woche haben wir heute das nächste Kapitel der Databroker Files aufgeschlagen: Wir berichten exklusiv mit internationalen Partnern über einen neuen Datensatz aus der Online-Werbe-Industrie.

380 Millionen Standortdaten aus 137 Ländern von Millionen Menschen. Und – weltweit erstmalig – rund 40.000 Apps, über die diese Daten offenbar bei einem Datenhändler gelandet sind. Darunter sind zahlreiche sensible Angebote wie Gebets-, Gesundheits- und Dating-Apps. Teilweise finden sich schockierend präzise Standortdaten, etwa von der größten deutschen Wetter-App: Wetter Online. Oder von Focus Online, Kleinanzeigen, dem Messenger Kik und der queeren Dating-App Hornet.

Die Recherche schlägt Wellen. Schon früh morgens haben die Radionachrichten sie aufgegriffen. Heute Abend läuft sie in der Tagesschau. Den ganzen Tag über berichten unsere internationalen Recherchepartner wie Le Monde aus Frankreich oder NRK aus Norwegen. Gut so, denn nur mit Aufmerksamkeit und öffentlichem Druck wird sich endlich etwas ändern.

Es lebe der Datenschutz!

Ingo

Unsere Artikel des Tages

Databroker FilesNeuer Datensatz enthüllt 40.000 Apps hinter Standort-Tracking

380 Millionen Standortdaten aus 137 Ländern: Ein bislang unbekannter Datensatz zeigt so umfangreich wie nie zuvor Gefahren des globalen Datenhandels. 40.000 Apps sind betroffen, darunter queere Dating-Apps. Mit alarmierender Genauigkeit geortet wurden Nutzer*innen von Wetter Online, Focus Online und Kleinanzeigen.

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MedienberichteEU-Kommission soll bei der Durchsetzung von Plattformregeln zögern

Laut Medienberichten gibt es auf hoher Ebene der EU-Kommission Diskussionen um den Digital Markets Act. Das Gesetz soll eigentlich die Macht großer Online-Plattformen einschränken. Nun will die EU-Kommission angeblich alle schon eingeleiteten Verfahren überprüfen. Für die Zivilgesellschaft wäre das ein großer Fehler.

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Offener BriefFünf Maßnahmen für mehr Vertrauen in die elektronische Patientenakte

Unmittelbar vor der Pilotphase der elektronischen Patientenakte richten sich knapp 30 zivilgesellschaftliche Organisationen in einem offenen Brief an den Gesundheitsminister. Sie fordern, alle berechtigten Sicherheitsbedenken „glaubhaft und nachprüfbar“ auszuräumen und machen Lauterbach ein Gesprächsangebot.

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Tickermeldungen

Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.

The New York Times
Eine 28-jährige Frau hat stundenlange Gespräche mit ihrem KI-Freund. Leo gibt Rat, spendet Trost und zeigt sich ohne Ende empathisch. Und genau darin liege eine Gefahr, warnen Expert:innen.
tagesschau
Die US-Börsenaufsicht SEC verklagt Elon Musk im Zusammenhang mit seinen Aktienkäufen bei der Twitter-Übernahme im Jahr 2022. Musk habe zu spät öffentlich gemacht, dass seine Beteiligung die Marke von fünf Prozent überschritt - und dadurch 150 Mio. US-Dollar eingespart.
ntv
Das Bundesverteidigungsministerium zieht sich von X zurück. Künftig werde es einen WhatsApp-Kanal nutzen, um über relevante Termine und Entwicklungen von Minister Boris Pistorius zu unterrichten.
Platformer
Zuckerberg dreht an der Reichweite von Desinformation auf Meta-Plattformen: Die Herabstufung von offensichtlich falschen Geschichten wurde in den USA aufgehoben, die internen Systeme zur Verringerung der Reichweite von Fake News abgeschaltet. Lügner und Betrüger wird es freuen.
SPIEGEL
Facebook-Mutterkonzern Meta will fünf Prozent seiner Angestellten austauschen. Mark Zuckerberg kündigte an, "beim Performance-Management die Latte höher zu legen und Minderleistern schneller zu kündigen".
LTO
Noch vor der Bundestagswahl will Justizminister Volker Wissing (parteilos) die "Überwachungsgesamtrechnung" vorstellen. Sie soll die bestehenden Sicherheitsgesetze hinsichtlich ihrer Auswirkungen und Effektivität bewerten.
GFF
Die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) hat einen "Grundrechte-Check" gestartet. In diesem Informationsformat prüft sie bis zur Bundestagswahl aktuelle politische Forderungen und Wahlprogramme auf ihre Vereinbarkeit mit Grundrechten.
HateAid
Mehr als die Hälfte von politisch Engagierten hat Anfeindungen im Internet erlebt, bei Frauen sind es fast zwei Drittel. Das hat HateAid in einer nicht repräsentativen Studie herausgefunden. Befragt wurden vor allem auf kommunaler, Landes- Bundes- und EU-Ebene engagierte Personen.
SPIEGEL
Journalist:innen haben wortwörtliche Stammtischhetze von FPÖ-Politikern verdeckt aufgenommen. Nun droht der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp dem Standard, ihm wegen kritischer Berichterstattung die Presseförderung abzudrehen.
nd
Die Bundesregierung will der Bundeswehr deutschlandweit den Einsatz von Waffengewalt gegen verdächtige Drohnen erlauben. Das geplante Gesetz ist eine Reaktion auf Drohnensichtungen über Orten mit kritischer Infrastruktur. Der Einsatz soll die Unterstützung der Polizei erfordern.
The New York Times
Kurz vor Ende seiner Amtszeit hat US-Präsident Joe Biden Beschränkungen für den Export von Chips erlassen, die insbesondere für KI-Anwendungen genutzt werden. Die Regeln beinhalten Ausfuhrquoten für die meisten Staaten, aus der Branche hagelt es jedoch Kritik.
tagesschau
Verstorbene, die als Avatare wiederkehren - im Monatsabo. ARD Wissen hat einen Mann begleitet, der sich noch zu Lebzeiten selbst um seinen digitalen Zwilling gekümmert hat. Fachleute ordnen die Technologie und ihre Auswirkung auf Zugehörige ein.
heise online
Das soziale Netzwerk für Fotos Pixelfed ist eine Fediverse-Alternative zu Instagram und bekam zuletzt viel Zulauf. Auf Instagram lassen sich jedoch offenbar keine Beiträge mit Links zu Pixelfed-Instanzen posten. Zum Grund äußerte sich Meta bislang nicht.
mastodon
Die Entwicklung und die Markenrechte von Mastodon sollen in die Hände einer gemeinnützigen Organisation gelegt werden. Der Mastodon GmbH war im vergangenen Jahr die Gemeinnützigkeit entzogen worden. Gründer Eugen Rochko soll dann eine neue Rolle bekommen.
Grundrechtekomitee
Das Grundrechtekomitee hat in Riesa die Polizei bei den Protesten gegen die AfD beobachtet und kritisiert Einschränkungen des Versammlungsrechts und „situativ stark eskalative Gewalteinsätze“.
Deutsche Welle
Es hat ein wenig gedauert, aber das X-Gespräch zwischen Elon Musk und AfD-Chefin Alice Weidel hat den Bogen offenbar überspannt. Über 60 deutsche und österreichische akademische Organisationen verlassen das nicht sonderlich soziale Netzwerk – und es rumort auch anderswo.
Irish Independent
Meta wehrt sich juristisch gegen eine von der irischen Datenschutzbehörde DPC verhängte Geldbuße. 251 Millionen Euro soll das Unternehmen zahlen, weil eine Sicherheitslücke sensible Daten von 3 Millionen EU-Bürger:innen entblößte.

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