gestern habe ich den sechsten Text über die 17-jährige Lina veröffentlicht. So viel Aufmerksamkeit bekam bislang nicht mal die Bundesinnenministerin von mir. Lina ist eben ein faszinierendes Phänomen. Immer wieder gräbt sie Infos aus, die ich für absolut berichtenswert halte. Diesmal geht es darum, dass der Internetprovider 1&1 Versatel die geheime Liste der Seiten, die in Deutschland wegen Urheberrechtsverletzungen gesperrt werden, ungeschützt ins Netz gestellt hatte. Es ist ein ziemlich peinlicher IT-Fail.
Lina hat die Liste gefunden und damit der CUII, der privatwirtschaftlichen Institution, die für die Sperren verantwortlich ist, vielfältiges Fehlverhalten nachgewiesen. So waren zum Beispiel Seiten länger gesperrt als erlaubt oder wurden gesperrt, obwohl dort überhaupt keine Urheberrechtsverletzung mehr stattfand. Die Seite mit der Liste ist für Unbefugte nun nicht mehr zugänglich, deshalb durfte ich endlich darüber berichten. Ich bin sehr gespannt, welchen Coup Lina als Nächstes entdeckt.
Bleibt neugierig!
Martin
Update, 17.7.2025, 8.35 Uhr: Wir haben den Namen und die Pronomen von Lina im Artikel aktualisiert.
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Weitgehend unbemerkt hat YouTube seine Richtlinien zu Hassrede geändert. In der US-Fassung ist „Gender Identity“ aus den schützenswerten Merkmalen verschwunden, in Deutschland „Gesellschaftsklasse“ und „Hautfarbe“. Will sich die Plattform damit bei der Trump-Regierung anbiedern?
23 Staaten haben sich im Rahmen des „Pall-Mall“-Prozesses auf eine unverbindliche Vorschlagsliste geeinigt, um die Verbreitung von Schadsoftware wie Staatstrojanern und anderen Hacking-Werkzeugen einzudämmen. Experten bewerten die Ideenliste zwar positiv. Praktische Auswirkungen wird die Verabschiedung der Regeln aber nicht entfalten.
Welche Potenziale für „Public Value“, also die Förderung demokratischer Öffentlichkeit, gibt es für das ZDF im digitalen Zeitalter auch jenseits programmlicher Angebote? Diese Frage hat ein fünfköpfiges Professor:innenteam im Auftrag des ZDF-Verwaltungsrats untersucht. Ein Interview mit Studienleiter Frank Lobigs anlässlich der Vorstellung der Studie.
Ein aktueller Bericht zeigt, dass die digitalen Angebote der Behörden weiterhin nur unzureichend barrierefrei sind. Mitunter sind die Hindernisse sogar noch größer geworden. Die Ministerien sehen das anders – und legen die Latte dabei äußerst niedrig an.
Gemeinsam mit dem ehemaligen Chef der NSO Group betreibt der österreichische Ex-Kanzler Sebastian Kurz ein IT-Sicherheitsunternehmen. Nun fördert eine Recherche Details darüber zutage, mit welchen Versprechen die undurchsichtige KI-Firma internationale Kunden lockt.
Die schwarz-rote Koalition will Überwachung und Rückschritt. Doch mit diesem grundrechtsfeindlichen Gruselprogramm und ihrer Einfallslosigkeit wird sie dem Rechtsruck nichts entgegensetzen. Die demokratische Zivilgesellschaft muss jetzt ihre politische Stärke ausspielen. Ein Kommentar.
Eigentlich ist geheim, welche Domains in Deutschland wegen Urheberrechtsverletzungen gesperrt werden. Aber eine der Firmen, die die Sperren umsetzen, hat die Liste mindestens zehn Monate lang öffentlich einsehbar ins Netz gestellt.
Nach recht kurzen Verhandlungen haben Union und SPD heute ihren Koalitionsvertrag vorgestellt. Wir analysieren, welchen „Politikwechsel“ Schwarz-Rot anstrebt und was dieser für die digitalen Freiheitsrechte bedeutet.
Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.
Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit
Louisa Specht-Riemenschneider hat ihren Jahresbericht für 2024 veröffentlicht und verweist auf erreichte Vereinfachungen beim Widerspruch zur elektronischen Patientenakte. Mit Blick auf die kommende Bundesregierung warnt sie davor, ihr die Aufsicht über Geheimdienste zu entziehen und fordert ein Transparenzgesetz.
Campact
Meta muss einen Post mit Lügen über die Organisation Campact löschen, entschied das Landgericht Hamburg. Es ging um einen Post von Oskar Lafontaine, der behauptet hatte, Campact werde von der Bundesregierung und vom US-Milliardär George Soros gesponsert.
CTech
Mit dem Staatstrojaner NSO Pegasus wurden 2019 mindestens 1.223 WhatsApp-Nutzer in 51 Ländern angegriffen. Das geht aus einem nun veröffentlichten Gerichtsdokument hervor. Die meisten Opfer waren in Mexiko (456 Personen), Indien (100) und Bahrain (82).
Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein
Auch der RAV hat eine lange Liste an Kritikpunkten am schwarz-roten Koalitionsvertrag. Durch diesen ziehe sich laut RAV-Geschäftsführer Lukas Theune ein roter Faden: "Freiheitsrechte werden beschränkt und rechtsstaatliche Errungenschaften abgebaut."
heise online
Die Satelliten und Schrottteile, die zum Beispiel Elon Musks Starlink dort hinterlässt, machen Kollisionen im erdnahen Weltraum immer wahrscheinlicher. Die europäische Raumfahrtagentur ESA sieht deshalb die Nutzung des Orbits in Gefahr.
FragDenStaat
Die Berliner Innenverwaltung will vier Aktivist:innen ausweisen, die an der Besetzung der FU Berlin beteiligt waren. Die Ausländerbehörde hat versucht, sich zu widersetzen, die vier seien nicht verurteilt. FragDenStaat veröffentlicht den E-Mail-Verkehr dazu.
GFF
Die Gesellschaft für Freiheitsrechte legt gegen Meta, TikTok, LinkedIn und Google Beschwerden wegen Verstößen gegen das Gesetz über digitale Dienste ein. Die Unternehmen würden Accounts sperren und Beiträge löschen, ohne dies ausreichend zu begründen.
Frauenhauskoordinierung
Der Verein Frauenhauskoordinierung kritisiert, dass Gewaltschutz im Koalitionsvertrag eine Randnotiz bleibt. Der Vertrag enthalte mit wenigen Ausnahmen nur Maßnahmen, zu denen Deutschland durch EU-Gesetze und internationale Verträge ohnehin verpflichtet sei.
Handelsblatt
Bei Europas zweitgrößtem Chip-Hersteller STMicroelectronics eskaliert ein Richtungsstreit. Frankreich und Italien unterstützen als Anteilseigner unterschiedliches Spitzenpersonal. Jetzt hat Italiens Wirtschaftminister dem französischen Vorstandsvorsitzenden die Unterstützung entzogen.
The Guardian
Die einzige ernstzunehmende Konkurrenz für Elon Musks Starlink könnte von einem anderen Tech-Milliardär kommen: Auch Jeff Bezos will mit dem Projekt Kuiper große Satellitenkonstellationen ins All bringen. Ein Start musste jetzt wegen schlechten Wetters abgebrochen werden.
D64
Der digitalpolitische Verein D64 kritisiert die sicherheitspolitischen Anteile des Koalitionsvertrags. "Es ist ein Irrglaube, dass mehr Überwachung mehr Sicherheit bedeutet", sagt Co-Vorsitzende Svea Windwehr. Der Koalitionsvertrag schaffe sogar neue Sicherheitsrisiken.
IEA
Angetrieben von sogenannter Künstlicher Intelligenz könnten Rechenzentren bis 2030 mehr als doppelt so viel Strom verbrauchen wie derzeit. In den USA wäre das dann mehr Strom, als die Erzeugung energieintensiver Güter wie Zement, Chemie und Stahl zusammen benötigt.
Statistisches Bundesamt
Knapp drei Millionen Menschen in Deutschland haben noch nie das Internet genutzt. Unter den 16- bis 74-Jährigen gibt es somit vier Prozent Offliner. Zum Vergleich: 2024 war schätzungsweise ein knappes Drittel der Weltbevölkerung offline.
RND
Dem Koala setzen Autoverkehr, Abholzung und Klimawandel zu. Nun soll KI dem australischen Beuteltier beim Überqueren von Straßen helfen. Die Wurzeln seiner lebensbedrohlichen Probleme bleiben weitgehend unangetastet.
Wired
Die israelische Spyware-Firma NSO Group hat eine neue Lobbyfirma engagiert, die enge Verbindungen zur Trump-Administration hat. NSO-Mitbegründer Omri Lavie hofft auf ein „neues Kapitel, in dem die Welt zum gesunden Menschenverstand zurückkehrt“.
Chaos Computer Club
Der CCC fasst den Grusel aus dem Koalitionsvertrag zusammen und kommentiert: "In der Folge liefert das Papier ein Diktaturbesteck, schlüsselfertig und maßgeschneidert. Die Folgeregierung leckt sich schon die repressionsfreudigen Klauen."
heise online
In mindestens 233 Fällen erlitten Menschen 2024 Nachteile durch KI. Forscher*innen fanden Deepfake-Intimbilder, algorithmische Diskriminierung in Bewerbungsverfahren oder Chatbots, die Teenager in den Suizid trieben. Die Zahl ist 56 Prozent höher als noch im Jahr zuvor.
Spiegel
Seit mehr als 100 Jahren beschäftigt Menschen die Frage, wie der Luxusdampfer Titanic genau gesunken ist. Jetzt sollen 3D-Scans und Computersimulationen den Zusammenstoß mit einem Eisberg zugänglich machen.
AlgorithmWatch
Über ein Digitalministerium freut sich Pia Sombetzki von AlgorithmWatch. Doch vieles im Koalitionsvertrag macht der NGO Bauchschmerzen: "Insbesondere mit den Plänen zur biometrischen Überwachung werden Tür und Tor für anlasslose Massenüberwachung geöffnet."
taz
Das „Cybrothel“ in Berlin war als Kunstprojekt gestartet und ist mittlerweile ein Puppenbordell, das auch eine Sex-KI trainiert. Sind Roboter für den Geschlechtsverkehr Teil der Zukunft oder Teil eines Problems? Da gehen die Meinungen auseinander.
tagesschau
Zum 100. Geburtstag des Computer-Pioniers Heinz Nixdorf hat sich die Tagesschau im IT-Museum Paderborn umgesehen und dabei noch viel mehr als 2.000 alte Rechenmaschinen entdeckt.
taz
Die taz analysiert das rechtsradikale Propaganda-Video von US-Heimatschutzministerin Noem vor geschorenen und zusammengepferchten Gefangenen in El Salvador: "Was das Video so erschütternd macht, ist die Tatsache, dass nicht einmal versucht wird, die Unmenschlichkeit zu verbergen."
Liebe Leser:innen, der Datenschutz steht gerade enorm unter Druck. Nicht nur die schwarz-rote Bundesregierung, sondern auch die EU-Kommission will bestehende Regeln schleifen. Wir haben mit der Bundesdatenschutzbeauftragten Louisa Specht-Riemenschneider, die seit gut einem Jahr im Amt ist, darüber gesprochen, wie sie auf die aktuelle in Teilen hitzig geführte Debatte blickt. Sie kritisiert Teile der EU-Kommissionspläne, […]
Liebe Leser*innen, wer schon mal Geld an die falsche Person geschickt hat, kennt das Gefühl: Man ärgert sich – und schämt sich obendrein, wenn man dabei auch noch auf Betrüger*innen reingefallen ist. Gut, dass es nun eine Funktion gibt, die solchen Fehlüberweisungen entgegenwirken soll. Mit der sogenannten Empfängerüberprüfung sollen Bankkunden prüfen, ob die eigene Überweisung […]
Liebe Leser*innen. 50.000 Menschen werden am Wochenende in Gießen erwartet, um dort gegen die Neugründung der rechtsextremen AfD-Jugend zu protestieren. Werden sie das in Hör- und Sichtweite von der Messehalle tun können, in der sich die Parteijugend neu formieren will? Darf die Stadt sie aus „Sicherheitsgründen“ gleich auf die andere Flussseite verlegen? Darum liefen mehrere […]
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