Triggerwarnung: Im folgenden Beitrag werden Fälle sexualisierter Gewalt geschildert.
Ein verwackelter Videoclip zeigt eine regungslose Frau. Eine Hand kommt ins Bild und schiebt die Augenlider der Frau nach oben, erst links, dann rechts. Die Augen sind starr. Anscheinend wacht die Frau nicht auf, obwohl jemand direkt an ihren Augen hantiert. Dann schwenkt die Kamera auf ihre Brüste. Die Hand greift zu.
Weiß diese Person, dass sie gefilmt wird, dass sie auf der größten Pornoplattformen der Welt zu sehen ist? Jemand kommentiert auf Englisch unter dem Video: „Ich liebe es, dass sie so leblos aussieht, lol“. 121.000 Views.
Solche und weitere Videos gibt es auf XVideos, der meistbesuchten Pornoseite der Welt. Wer hier nackte Menschen sehen will, braucht bloß eine Internetverbindung. Gewalt und Belästigung sind auf XVideos offiziell verboten – selbst wenn sie nur inszeniert wird. XVideos könnte somit ein Ort sein, wo Menschen einvernehmlich ihre Sexualität ausleben oder ihrem Beruf als Pornodarsteller:innen nachgehen.
Aber die Realität sieht anders aus, wie Recherchen von netzpolitik.org zeigen. Auf XVideos gibt es Kategorien wie „gegen ihren Willen“ oder „bewusstlos und gefickt“. Solche Schlagworte, sogenannte Tags, können Nutzer:innen beim Upload selbst festlegen. Sie werden auf XVideos als ähnliche Suchanfragen automatisch empfohlen. Wir haben XVideos auf mehrere Tags angesprochen, die von Wehrlosigkeit und sexualisierter Gewalt handeln. XVideos schreibt, auf der Plattform seien bereits 1.704 Begriffe blockiert.
Videos zeigen anscheinend bewusstlose Menschen
Innerhalb weniger Stunden haben wir auch zahlreiche Videos entdeckt, die augenscheinlich ohne die Zustimmung der Gezeigten entstanden sind. Zu sehen sind Personen, die anscheinend nicht bei vollem Bewusstsein sind, aber offenbar für sexuelle Handlungen missbraucht werden. Andere zeigen Menschen, die offenbar nicht wissen, dass sie gefilmt werden, etwa auf der Toilette.
Auf einer Plattform für sexuelle Fantasien ist oft schwer zu sagen, was inszeniert ist und was echt. Aber falls das Gezeigte echt war, könnte es in vielen Ländern strafbar sein, etwa als sexueller Übergriff oder Vergewaltigung. In Deutschland ist auch die Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen strafbar, etwa bei heimlichen Aufnahmen in Räumen, die gegen Einblicke besonders geschützt sind.
Auf jeden Fall dürften die Videos gegen die Nutzungsbedingungen von XVideos verstoßen. Die verbieten nämlich ausdrücklich nicht-einvernehmliche, sexuelle Handlungen – selbst dann, wenn sie nur „angedeutet“, „inszeniert“ oder „simuliert“ sind.
30 dieser Videos haben wir anonym bei der Plattform gemeldet. 25 wurden innerhalb eines Tages gelöscht oder vorläufig offline genommen, die restlichen fünf nach unserer Presseanfrage. Wie verhindert die Plattform die Verbreitung missbräuchlicher Inhalte? XVideos blieb dazu vage: „Wir haben eine Reihe von Prozessen, die wir ständig verbessern.“
Diese Recherche wurde durch Spenden finanziert.
Unterstütze auch Du unseren werbefreien Journalismus.
Generell hat XVideos unseren ausführlichen Fragenkatalog nur in Teilen beantwortet. Die Antworten kamen von einer E-Mail-Adresse mit der Bezeichnung „Xvideos Admin“. Wer dahinter steckt, hat „Admin“ selbst auf Nachfrage nicht offengelegt. „Versuchen Sie, nett zu sein und machen Sie uns nicht schlecht, obwohl ich mir sicher bin, dass sie das tun wollen“, steht am Ende der Nachricht, „denn üblicherweise antworten wir überhaupt nicht…“.
Dieser Artikel ist Teil einer Reihe. In einem weiteren Beitrag beschreiben wir den Aufstieg von XVideos an die Weltspitze der Online-Pornografie. Das ZDF Magazin Royale behandelt das Thema in der Sendung vom 11. März.
Die Konkurrenz hat anonyme Uploads längst verboten
Die verschwiegene Pornoplattform XVideos dominiert gemeinsam mit zwei weiteren Giganten den Markt: xHamster und Pornhub. Nach Berichten über sexualisierte Gewalt und Wellen öffentlicher Kritik haben die beiden Konkurrenten bereits Ende 2020 Konsequenzen gezogen. Inzwischen lassen sich Aufnahmen bei xHamster und Pornhub nur noch nach einer Ausweiskontrolle hochladen. Das soll verhindern, dass Menschen anonym Aufnahmen verbreiten, etwa um andere zu demütigen und Macht über sie auszuüben.
XVideos hatte anonyme Uploads weiterhin gestattet. Bis Ende 2021 brauchte es dafür bloß einen kostenlosen Account, der sich mit einer x-beliebigen E-Mail-Adresse anlegen ließ. Im Januar 2022, während unserer Recherche, funktionierte der anonyme Upload plötzlich nicht mehr. Anscheinend wurde die Funktion abgestellt – still und heimlich. Dazu später mehr.
Es gibt weitere Anzeichen dafür, dass XVideos zumindest versucht, etwas gegen die Verbreitung sexualisierter Gewalt auf der Plattform zu unternehmen. Einige einschlägige Suchbegriffe sind blockiert – laut XVideos sind es mehr als 1.700 Begriffe. So liefert die Suche nach „rape“ (Vergewaltigung) oder „drugged“ (betäubt) null Ergebnisse. Doch dieser Schutz ist nur oberflächlich. Alternative Schreibweisen liefern bei blockierten Begriffen trotzdem Resultate. Teilweise reicht es, einen Buchstaben zu verändern.
„Ähnliche Suchanfragen“ führen in den Kaninchenbau
Nutzer:innen müssen nicht einmal besonders erfinderisch sein, um auf XVideos blockierte Suchbegriffe zu umgehen. Die automatischen Suchfunktionen der Plattform helfen. Wer bei XVideos etwa nur die ersten drei Buchstaben von „drugged“ eintippt, erhält automatisch einen Vorschlag für eine fertige Suchanfrage: „druged and fucked“. In diesem Fall ist „drugged“ falsch geschrieben, es fehlt ein „g“.
Übersetzt heißt das „betäubt und gefickt“. Auf der Seite mit den mehr als 500.000 Suchergebnissen schlägt XVideos zudem rund 30 weitere „ähnliche Suchanfragen“ vor. Frei aus dem Englischen übersetzt lauten sie etwa:
- „bewusstlos und gefickt“
- „betäubt“
- „betrunken und ohnmächtig“
- „Fick mit Chloroform“
- „gegen ihren Willen“
- „unter Drogen gesetzt, damit sie sich nicht wehren kann“
Tippt man die von XVideos vorgeschlagene Suchanfrage „betäubt und gefickt“ vollständig ein, erscheinen neun weitere, alternative Suchvorschläge auf Englisch, unter anderem „betäubt, gefesselt und gefickt“ und „betäubt, begrapscht und gefickt“ – alle mit dem gleichen Tippfehler.
Auf diese Weise kann XVideos Nutzer:innen tiefer in den Kaninchenbau führen. Die Plattform schlägt Nutzer:innen automatisch Tags vor, mit denen sie womöglich weitere Darstellungen sexualisierter Gewalt finden können. XVideos schreibt uns, es gebe unzählige Möglichkeiten, gesperrte Begriffe zu umgehen.
XVideos erlaubt dutzende Tags für sexualisierte Gewalt
Wie XVideos sogar Tags zum Thema Vergewaltigung zulässt, zeigt ein simpler Test: Wir haben versucht, selbst ein Video hochzuladen. Dabei haben wir verschiedene Tags ausprobiert, die eindeutig sexualisierte Gewalt beschreiben. XVideos teilt Nutzer:innen beim Upload mit, ob ein Tag zulässig ist oder nicht.
Bei mehreren Tags hat XVideos angezeigt „Sorry“, das sei „hier nicht erlaubt“, darunter die Begriffe „rape“, „revenge porn“ oder „chloroform“. Dem gegenüber stehen Dutzende sehr ähnliche Tags, bei denen keine solche Warnung erschienen ist, unter anderem „real rappe“ (mit doppeltem „p“), „revengeporn“ (ohne Leerzeichen) und „chloro“. Chloroform ist ein starkes Betäubungsmittel. Diese Tags sind nicht nur erlaubt – sie werden offenbar auch genutzt, wie entsprechende Suchergebnisse auf XVideos zeigen.
Nicht nur bei sexualisierter Gewalt zeigt sich diese Inkonsistenz: So ist das N-Wort im Singular gesperrt, im Plural jedoch nicht. Das N-Wort wird aufgrund seiner Geschichte als brutal und traumatisierend beschrieben und drückt rassistische Unterdrückung Schwarzer Menschen aus. Die Suche danach liefert auf XVideos mehrere Hundert Ergebnisse.
Generell ist ein Tag nur ein Hinweis der Uploader:innen darauf, was in einem Video zu sehen sein könnte. Theoretisch lassen sich Video mit beliebigen Tags versehen, die nichts mit dem tatsächlichen Inhalt zu tun haben. Viele Aufnahmen auf XVideos zeigen auch offenkundig Fantasien, keine Realität. Die Darsteller:innen sind in anderen, anscheinend einvernehmlichen Videos zu sehen. Ton, Licht und Kamera wirken professionell.
Bei einigen Aufnahmen lässt sich aber schwer sagen, ob es sich um einvernehmlich nachgestellte Fantasien handelt. Die verwackelten Clips könnten geschickt inszeniert sein – oder sie sind schlicht real. Ob inszeniert oder nicht, in jedem Fall sind solche Aufnahmen auf XVideos verboten und müssten entfernt werden.
XVideos reagiert auf unsere Fragen zu den Tags nur knapp und schreibt von einer wachsenden Liste mit derzeit 1.704 blockierten Begriffen. Aber es gebe "quasi unendlich viele" Möglichkeiten, ein blockiertes Wort anders zu schreiben. "Wir können uns über etwas Unlösbares Gedanken machen oder unsere Zeit mit etwas wirklich Wichtigem verbringen: den Inhalten."
Unlösbar ist das Problem mit den Tags wohl nicht – XVideos könnte auch mit einer Positivliste aus erlaubten Begriffen arbeiten. In diesem Fall dürften Nutzer:innen die Tags nicht frei erfinden, sondern würden sie aus einer Liste wählen. Wichtiger als Tags sind aber in der Tat die Inhalte von XVideos, und auch hier wurden durch die Recherche enorme Missstände sichtbar.
Schlafende Frau, 1,2 Millionen Views
netzpolitik.org hat eine Stichprobe von 30 augenscheinlich problematischen Aufnahmen auf XVideos ausgewählt, um sie bei der Plattform zu melden. Bei ihnen bestehen erhebliche Zweifel, ob sie einvernehmlich sind.
15 der 30 von uns gemeldeten Aufnahmen zeigen Frauen, die dem Anschein nach nicht bei vollem Bewusstsein sind. Dennoch werden sie entblößt gefilmt oder an ihnen werden sexuelle Handlungen vorgenommen. Zum Beispiel der Videoclip, den wir am Anfang des Artikels erwähnt haben: Die Frau mit den starren Augen.
- Ein anderer Videoclip zeigt eine Männerhand, die eine anscheinend regungslose Frau penetriert. Die Kamera wackelt heftig. "Es war Silvester", kommentiert der anonyme Uploader auf Englisch unter dem Video. "Meine Freundin war oben und schlief, während ich ihre betrunkenene Freundin fingerte." 368.000 Views.
- In einem weiteren Handkamera-Clip ist zu sehen, wie ein Mann mit der schlaffen Hand einer anscheinend regungslosen Frau masturbiert. Das Video des anonymen Uploaders wurde vor zwei Jahren hochgeladen. 1,2 Millionen Views.
Zum Vergleich: das meistgesehene Video unter dem besonders populären Tag "Amateur" hat 270,5 Millionen Views.
Die zweite Hälfte der Stichprobe lässt sich der Kategorie "Voyeur" zuordnen. Auf Pornoseiten sind damit Aufnahmen gemeint, die zumindest den Eindruck erwecken mit versteckter Kamera gefilmt worden zu sein.
- Im Video eines anonymen Uploaders wird einer Frau unter den Rock gefilmt. Das verwackelte Hochkant-Video steht auf dem Kopf. Die Kameralinse wird offenbar durch einen unscharfen Gegenstand verdeckt. Mehr als 100.000 Views.
- Ein anderes Video heißt übersetzt "Vollbusige Nachbarin". Die filmende Person befindet sich in einer benachbarten Wohnung. Gefilmt wird eine Frau, die bei offenem Fenster duscht. Durch das Fenster ist nur ein kleiner Ausschnitt des Badezimmers sichtbar. 61.000 Views.
- Ein drittes Video zeigt, wie sich nackte Menschen an einem belebten Strand sonnen. Anscheinend wird die Kamera unter einem Handtuch versteckt. Ab und zu rutscht etwas Dunkles vor die Linse. 319.000 Views.
Für all diese Videos gilt: Um sie auf die Seite hochzuladen, müssten alle Gezeigten den Aufnahmen zugestimmt haben und volljährig sein. Auch die Person, die das Strandvideo hochgeladen hat, müsste laut Nutzungsbedingungen von allen Strandbesucher:innen Dokumente besitzen, die ihre Volljährigkeit belegen.
Fünf der gemeldeten Videos blieben zunächst online
Wer – so wie wir – auf XVideos eine Aufnahme entdeckt und melden will, findet dafür ein Online-Formular. Beispiele für solche Aufnahmen zählt XVideos in dem Formular auf: "Belästigung / Racheporno / Upload ohne Zustimmung", aber auch "Vergewaltigung" und "Minderjährige". Eine Angabe von Name und E-Mail-Adresse ist optional. Auf Wunsch lässt sich das Formular anonym ausfüllen. So haben Betroffene eine relativ niedrigschwellige Möglichkeit, Aufnahmen zu melden.
Am 23. Februar haben wir die 30 zweifelhaften Videos anonym gemeldet. XVideos hat innerhalb weniger Stunden reagiert. Neun Videos wurden direkt entfernt: unter anderem die Frau mit den starren Augen und die Aufnahme der angeblich betrunkenen Freundin an Silvester. Beim Aufruf der Links stand da: "Es tut uns leid, aber dieses Video wurde gelöscht".
Sechzehn weitere Videos wurden vorläufig offline genommen. Statt der Videos war beim Aufruf der Links folgende Bemerkung zu finden: "Wir haben eine Anfrage, um dieses Video zu löschen. Es wurde automatisch deaktiviert. Wir warten jetzt auf die Antwort von dem Uploader. Es wird danach gelöscht oder wiederhergestellt."
In einem solchen Fall sollen Uploader:innen Belege herausrücken, damit ihr Video wieder freigeschaltet wird. Uploader:innen erhalten eine englische E-Mail, in der steht:
"Wir fragen uns, ob die an diesem Inhalt beteiligten Personen alle ihr Einverständnis zur Online-Veröffentlichung gegeben haben oder nicht. Bitte melden Sie sich bei uns mit Informationen und/oder Unterlagen zurück, damit dieser Inhalt und dieses Konto online bleiben können. Andernfalls wird er nach einiger Zeit automatisch gelöscht und kann auch den zuständigen Behörden gemeldet werden."
Drei der auf diese Weise "automatisch deaktivierten" Videos waren einen Tag später gelöscht. Wir wollten von XVideos wissen, welche Belege Uploader:innen in einem solchen Fall vorlegen sollen und wie die Plattform sie überprüft. Das wurde uns nicht beantwortet.
Während also 25 Videos nach unserer Meldung nicht mehr verfügbar waren, blieben fünf Videos zunächst online. Eine Begründung dafür lieferte XVideos in einer automatisch verschickten E-Mail. Demnach hätte die Plattform bereits "festgestellt, dass der Hochladende der Eigentümer des Inhalts ist". Bei den betreffenden Videos hatten wir allerdings nicht den Eindruck, dass die gezeigten Personen von einer Kamera wissen. Zu sehen waren etwa augenscheinlich obdachlose Menschen beim Sex; Frauen in einer Gruppendusche und einer Toilette; nackte Menschen am Strand; eine Frau in einem Nachbarhaus, die sich gerade umzieht, verwackelt durchs Fenster gefilmt.
Theoretisch lassen sich solche Aufnahmen inszenieren, sodass sie nur den Eindruck erwecken, mit versteckter Kamera gefilmt worden zu sein. Wenige Tage nach unserer Meldung haben wir uns als Journalist:innen zu erkennen geben und XVideos auch zu diesen Fragen konfrontiert. Nach unserer Anfrage waren die fünf verbleibenden Videos ebenfalls offline: Eines wurde gelöscht, vier deaktiviert.
XVideos: "lächerliche" Inhaltsbeschränkungen
Nach welchen Kriterien löscht oder deaktiviert XVideos gemeldete Aufnahmen? XVideos erklärt, Aufnahmen würden verschieden bewertet. Als Beispiel nannte XVideos ein von uns gemeldetes Video. Darin nutzte ein Mann die schlaffe Hand einer anscheinend regungslosen Frau zum Masturbieren. Ob die Frau dabei schlief, bewusstlos war oder nur so tat, ließ sich nur vermuten.
Es sei "in keiner Weise glaubwürdig", dass "ein Mädchen 'im Schlaf' einen Handjob gibt", schreibt XVideos. "Dennoch" hätten sich die Löscharbeitenden ("Reviewer") nach unserer Meldung für die Löschung entschieden. Im Konfliktfall stünde man auf der Seite der potenziellen Opfer. Anscheinend hätte XVideos vermutet, dass die Frau in Wahrheit wach war.
Wir wollten wissen, warum XVideos die 30 problematischen Videos nicht selbst gefunden und gelöscht hat? Die Frage hat wohl einen Nerv getroffen. Politik und Presse würden "Millionen" anderer Pornoseiten ignorieren, die sich um "überhaupt nichts" kümmerten, so die Antwort. Gerne entferne XVideos ungeprüfte Inhalte – also Uploads von nicht-verifizierten Accounts – aber nur, wenn jede Website gleich behandelt würde.
"Anscheinend ist es heute zu viel verlangt, dass Gesetze für alle gelten, und nicht nur für die paar Top-Pornoseiten", schreibt XVideos, und droht: "Sie sollten sich vor dem Tag fürchten, an dem strenge Upload- und Altersregeln nur noch für uns gelten." Denn dann würden Nutzer:innen zu den anderen Seiten abwandern, und die Situation werde "viel schlimmer". Diese Seiten würden "erfreut all die User von uns aufnehmen, die nicht von lächerlichen Alterskontrollen und Inhaltsbeschränkungen belästigt werden wollen".
Die Antwort gibt seltene Einblicke ins Selbstverständnis der weltgrößten Pornoseite. Offenbar sieht sich XVideos von Politik und Medien ungerecht behandelt – und zeigt bei Kritik mit dem Finger auf andere.
Download-Button gut sichtbar – "Melden"-Button versteckt
Früher war es nicht so leicht wie heute, Aufnahmen auf XVideos zu melden. Eine archivierte Version des Formulars vom November 2020 liest sich noch ganz anders. Wer damals etwa ein Video melden wollte, sollte Name, E-Mail, Postadresse und Telefonnummer herausrücken. Man sollte juristisch erläutern, was an dem Video verboten sei, eine digitale Unterschrift hinterlassen und ankreuzen: "Ich schwöre an Eides statt, dass die Angaben in dieser Anmeldung richtig sind".
Deutlicher lassen sich Hinweisgeber:innen und Betroffene kaum abschrecken. Genau das haben Journalist:innen der tschechischen Zeitung "Denik N" im Januar 2021 angeprangert. Danach wurde das Formular schrittweise angepasst, wie verschiedene Versionen im Internetarchiv zeigen.
Besonders leicht zu finden ist das Meldeformular bis heute nicht. Ein Klickweg führt über die Startseite: Nutzer:innen müssen ganz nach unten scrollen und in einer Linkliste mit kleiner Schriftart "Inhalt entfernen" anklicken. Alternativ gibt es auch bei jedem Video einen "Melden"-Button. Der ist aber hinter einem nichtssagenden Drei-Punkte-Symbol versteckt, das man separat anklicken muss. Zum Vergleich: Ein Button zum Herunterladen von Videos ist gut sichtbar platziert.
Solche Entscheidungen beim Design einer Website können das Verhalten von Nutzer:innen beeinflussen. XVideos könnte damit die Downloads von Videos nach oben treiben – und die Anzahl gemeldeter Videos nach unten drücken. Unsere Rückfrage, ob das Absicht ist, blieb unbeantwortet.
Betroffene berichtet: XVideos habe Fotos nicht gelöscht
Auf die von uns gemeldeten Aufnahmen hat XVideos schnell reagiert. Wir haben allerdings auch mit einer Betroffenen gesprochen, die von einer anderen Erfahrung berichtet. Sie möchte in diesem Artikel anonym bleiben. Ihre Fotos kursieren gegen ihren Willen auf zahllosen Pornoplattformen – unter anderem auf XVideos, wie sie erzählt. Die Fotos würden sie nackt und beim Sex zeigen.
Im vergangenen November habe sie XVideos per Meldeformular aufgefordert, die Aufnahmen zu löschen und sich dabei auf das Urheberrecht bezogen. XVideos habe ihr eine automatische E-Mail als Eingangsbestätigung geschickt. Diese Mail liegt uns vor.
XVideos habe aber nicht reagiert. Gelöscht worden seien die Bilder erst, als sich die Betroffene Monate später an Serverstack gewandt habe. Serverstack ist einer von vielen Anbietern, bei denen Online-Unternehmen für ihre Inhalte Speicherplatz mieten können, und XVideos ist dort Kunde. Drei Tage nach der Meldung habe Serverstack die Bilder gelöscht. Unsere Fragen zu dem Fall hat Serverstack nicht beantwortet. XVideos schreibt: "Fehler sind immer möglich, auch wenn wir versuchen, sie zu vermeiden."
Der XVideos-Account, der die Fotos hochgeladen haben soll, ist bis heute online. Zu sehen war dort bis vor Kurzem eine Galerie mit mehr als 70 Fotos und der Bemerkung: "verschiedene Fotos, einige von mir, andere aus dem Internet". Nachdem wir XVideos per Presseanfrage darauf hingewiesen haben, waren die Fotos des Accounts offline.
Verifikation zunächst nur für Freiwillige
Bis Ende 2021 war es für Nutzer:innen ausgesprochen einfach, Aufnahmen auf XVideos zu verbreiten. Sie mussten sich dafür lediglich mit einer E-Mail-Adresse registrieren. Erst zum Jahreswechsel, während unserer Recherche, hat XVideos den Prozess offenbar geändert. Auf einer Infoseite behauptet XVideos nach wie vor, dass ein Upload für alle möglich sei. In der Praxis verlangt XVideos nun aber zumindest in Deutschland eine Verifikation. Das haben wir mit unserem eigenen Test-Account beobachtet. Die Hürde für den Upload von nicht-einvernehmlichen Videos liegt damit wesentlich höher.
Für eine Verifikation müssen Nutzer:innen ein separates Video hochladen, in dem sie "XVideos" sagen oder das geschriebene Wort "XVideos" zeigen, etwa auf einem Zettel. Ihren Namen verraten oder ihr Gesicht zeigen müssen sie nicht. Hat XVideos einen Account verifziert, bekommt er einen grauen Haken.
Für manche Accounts sind anonyme Uploads anscheinend weiterhin möglich. Das legt eine Suche nach neuen Videos aus den letzten drei Tagen nahe. Anfang März liefert die Suche weiterhin neue Uploads von XVideos-Accounts ohne grauen Haken. Wer darf noch anonyme Aufnahmen auf XVideos verbreiten? XVideos hat uns das nicht beanwortet.
Die Möglichkeit für eine Verifikation gibt es auf XVideos schon länger. Verpflichtend war sie bislang aber nur für Personen, die mit ihren Uploads Geld verdienen wollten. Uploader:innen können auf XVideos etwa einen Anteil der Werbeeinnahmen erhalten oder Inhalte hinter eine Bezahlschranke setzen. "Wenn du ein Model bist, das seine Marke ausbauen oder Geld verdienen will, musst du dich erst verifizieren", hieß es dazu auf der Seite. Für alle anderen war die Verifikation freiwillig.
Wir haben XVideos gefragt, warum sie die Verifikation für alle nicht schon früher eingeführt haben, um die Verbreitung von Aufnahmen ohne Einverständnis zu verhindern. Immerhin haben auch xHamster und Pornhub anonyme Uploads längst gestoppt. Keine Antwort.
XVideos: "können nicht jedes Video manuell überprüfen"
Um missbräuchliche Videos zu entdecken, setzen viele Plattformen Löscharbeiter:innen ein. Das sind Menschen, die neue Uploads sichten oder gemeldete Inhalte überprüfen. Facebook, TikTok und YouTube beschäftigen Tausende davon. Pornhub und xHamster, die auch täglich Millionen Besucher:innen haben, setzen nach eigenen Angaben auch welche ein.
Bei XVideos lassen sich von außen zunächst keine Hinweise darauf finden, ob es überhaupt Löscharbeiter:innen gibt. Auf einer Infoseite steht, dass man die Plattform "kontinuierlich überwacht". In welcher Form das geschieht, bleibt offen. Über dem Meldeformular für missbräuchliche Videos heißt es: "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass (...) wir nicht jedes Video, das auf die Seite hochgeladen wird, manuell überprüfen können." Wenn aber Inhalte gemeldet würden, die gegen Nutzungsbedingungen oder geltendes Recht verstoßen, tue XVideos "sein Bestes", um sie offline zu nehmen.
Damit unterscheidet sich XVideos von Pornhub. In einer Anhörung vor einem Ausschuss des kanadischen Parlaments behauptete ein hochrangiger Pornhub-Manager 2021, bei Pornhub werde jeder Upload händisch überprüft – und das sei schon immer so gewesen.
Wir haben XVideos gefragt, ob und wie viele Menschen für die Plattform Löscharbeit machen, nach welchen Kriterien sie Videos sichten, wie viele Videos gemeldet werden. Details darüber, wie die Plattform gegen missbräuchliche Inhalte vorgeht, wollte XVideos nicht preisgeben. "Das würde denjenigen helfen, die versuchen, unsere Seiten zu missbrauchen." Die Infoseite mit dem Hinweis, dass XVideos nicht jedes Videos händisch überprüfen könne, sei "veraltet".
XVideos muss nichts tun, bis sich jemand beschwert
Pornoplattformen müssen ihre Videos nicht aktiv überprüfen – sie dürfen warten, bis sich jemand beschwert. Das Verfahren heißt Notice-and-Takedown, und offenbar stützt sich XVideos darauf. Dahinter steckt der Gedanke, dass Plattformen generell nicht für die Inhalte ihrer Nutzer:innen haften sollen. Ohne dieses sogenannte Providerprivileg würden wohl weniger Unternehmen das Risiko eingehen, eine Plattform mit von Nutzer:innen generierten Inhalten zu betreiben. Es gäbe deutlich mehr Überwachung und voreilige Löschungen, auch Overblocking genannt.
Wenn es um Nacktaufnahmen geht wirft das Providerprivileg allerdings Probleme auf. Einige Täter:innen verbreiten gezielt Aufnahmen von Ex-Partner:innen und anderen Personen, um sie zu demütigen. Umgangssprachlich wird das "Racheporno" genannt. Einige Betroffene sprechen lieber von bildbasierter Gewalt. Die Täter:innen laden die Fotos immer wieder hoch, auch nachdem sie gelöscht wurden. Das kann für Betroffene eine Jagd ohne Ende bedeuten. Niemand kann alle Pornoplattformen im Blick behalten.
Als mögliches Hilfsmittel in so einem Fall werden sogenannte Uploadfilter eingesetzt. Sie können einmal erfasste Aufnahmen wiedererkennen und blockieren, wenn sie jemand erneut hochladen möchte. Die Technologie ist umstritten. Generell lassen sich Uploadfilter auch für politische Zensur missbrauchen und können zu Overblocking führen. Gegen die Verbreitung sexualisierter Gewalt, vor allem gegen Minderjährige, werden Uploadfilter schon länger eingesetzt, sowohl von großen Plattformen wie Facebook und YouTube als auch von Pornoplattformen.
Auf einer Infoseite prahlt XVideos mit dem eigenen Uploadfilter: "XVideos ist stolz darauf, die erste Seite in der Erotikbranche gewesen zu sein, die diesen Service angeboten hat." Damit sollen laut eigenen Angaben Urheberrechtsverletzungen verhindert werden. Interessierte können Ihre Videos über ein Formular hochladen, damit der Uploadfilter sie erkennt.
Wir haben XVideos gefragt, ob sie Uploadfilter auch gegen bildbasierte Gewalt einsetzen. "Ja, das tun wir", schreibt XVideos, weist aber auf technische Probleme hin. Das heißt: Betroffene bildbasierter Gewalt können sich nicht darauf verlassen, dass der Uploadfilter ihre Aufnahmen richtig erkennt.
USA: Betroffene verklagt weltgrößte Pornoseite
Einige der Geschichten von Betroffenen solcher bildbasierter Gewalt lassen sich in Gerichtsakten nachlesen. In Kalifornien haben Anwält:innen im März 2021 eine zivile Sammelklage gegen XVideos und seine Betreiber:innen eingereicht. Konkret soll eine damals erst 14-Jährige zu Sex und Filmaufnahmen gezwungen worden sein – nach US-Recht eine Straftat. Zu ihrem Schutz wird sie in der Klage nur Jane Doe genannt. Die Videos dieses Missbrauchs seien anschließend auf XVideos zu sehen gewesen.
Wann sich der Fall zugetragen haben soll, wird aus dem Dokument nicht klar. Die Klägerin sei inzwischen volljährig. In mindestens vier Fällen wollen Jane Does Anwält:innen Videos der damals Minderjährigen auf der Plattform gefunden haben. In einem Fall soll ein Video sogar auf einem Account erschienen sein, der offizieller "content partner" auf XVideos war. Das hieße, Account-Betreiber:innen und XVideos hätten damit Geld verdienen können.
Die Liste der Anschuldigungen ist lang: XVideos habe nichts dafür getan, Alter oder Identität der Betroffenen zu überprüfen. Beschwerden, die Videos herunterzunehmen, habe die Plattform ignoriert. Mit Tags und Suchvorschlägen wie "under 18" mache es XVideos seinen Nutzer:innen zudem einfach, Missbrauchsdarstellungen auf der Seite zu finden, darunter auch die Videos von Jane Doe. Unsere Recherchen zeigen, dass auf XVideos Tags wie "under 18" oder "17yo" aktuell nicht mehr erlaubt sind. XVideos sagt dazu: "Wir haben seit jeher verschiedene Blocklisten."
Hinter der Klage steht die Organisation "National Center on Sexual Exploitation" (NCOSE). Die Aktivist:innen betrachten sexuelle Dienstleistungen generell als gewaltsame Ausbeutung und wollen sie abschaffen, wie aus ihrer Website hervorgeht. Plattformen wie XVideos sollte es diesem Weltbild zufolge gar nicht geben.
XVideos bezeichnet das NCOSE als "Anti-Porn-Extremisten". Zu Jane Doe schreibt "Admin", man versuche, sie als Missbrauchsopfer darzustellen. "Vielleicht war sie das auch als sie 14 war, aber das hat nichts mit uns zu tun."
Bildbasierte Gewalt war für die Politik lange Neuland
Betroffene und Fachleute für bildbasierte Gewalt weisen schon seit Jahren auf das Missbrauchspotenzial von Pornoplattformen hin. Doch die Politik ließ sich Zeit. Die Regierung von Angela Merkel hat lange darauf verzichtet, das Problem statistisch erfassen zu lassen oder Studien in Auftrag zu geben. Eine von der Bundesregierung geplante Studie zu digitaler Gewalt soll erst 2025 Ergebnisse vorweisen.
Im neuen Koalitionsvertrag ist zumindest eine Passage zu digitaler Gewalt zu lesen. Das ist ein Überbegriff, der auch bildbasierte Gewalt auf Pornoplattformen umfasst. Ein "Gesetz gegen digitale Gewalt" soll der Ampel zufolge die Rechte von Betroffenen stärken und Beratungsangebote schaffen. Ob bildbasierte Gewalt dabei eine Rolle spielen wird, hat das Justizministerium auf Anfrage offengelassen. Man prüfe derzeit die Umsetzung, schreibt ein Sprecher.
Mehr Bewegung gibt es auf EU-Ebene. Das geplante Digitale-Dienste-Gesetz ist bald fertig. Besonders strenge Regeln soll es für sehr große Plattformen mit mehr als 45 Millionen Nutzer:innen in der EU geben. Neben Facebook und YouTube dürften auch die größten Pornoplattformen darunter fallen. Inzwischen ist im Gesetz sogar ein eigener Paragraf für Pornoseiten vorgesehen.
Tritt das Digitale-Dienste-Gesetz in dieser Form in Kraft, bekommt XVideos eine lange ToDo-Liste: Keine Uploads ohne E-Mail-Adresse und Handynummer. Trainierte, menschliche Löscharbeiter:innen. Unverzügliche Sperrung von gemeldeten Inhalten. Jährliche Transparenzberichte über die Anzahl von Beschwerden und entfernten Inhalten. Verstoßen Plattformen gegen das geplante Digitale-Dienste-Gesetz, drohen Geldstrafen.
Weitereichende Änderungen sieht auch ein vorgeschlagene Richtlinie der EU-Kommission vor. Sie wurde am 8. März vorgelegt und soll Gewalt gegen Frauen bekämpfen. Demnach sollen EU-Staaten eigene Gesetze für bildbasierte Gewalt einführen. Strafbar wäre dann die "nicht-einvernehmliche Weitergabe von intimem oder manipuliertem Material" mit bis zu einem Jahr Gefängnis. Bis die vorgeschlagene Richtlinie in Kraft träte, kann aber noch einige Zeit vergehen.
Die Macht von VISA und Mastercard
Während die Politik noch Maßnahmen diskutiert, haben sich Kreditkartenunternehmen bereits eigene Regeln ausgedacht. Diese Unternehmen haben großen Einfluss auf die Online-Pornobranche, denn Pornoplattformen haben ein Interesse daran, dass Nutzer:innen möglichst einfach für Premiumangebote bezahlen können. Bei Kreditkartenzahlungen dominieren VISA und Mastercard – entsprechend groß ist ihre Macht.
Ende 2020 haben sich VISA und Mastercard von Pornhub zurückgezogen. Vorangegangen war eine internationale Welle der Empörung wegen gefilmten Vergewaltigungen auf der Plattform, angeheizt durch Kampagnen konservativer Pornogegner:innen. Um den Ernstfall abzuwenden, hatte Pornhub Millionen anonyme Uploads gelöscht und eine Verifikationspflicht für alle Uploader:innen eingeführt. Vergeblich.
Doch für die Aktion der Kreditkartenunternehmen gab es nicht nur Applaus. Sexarbeiter:innen mussten plötzlich um ihr Einkommen fürchten. Eine kanadische Forscherin hat mit 100 vorwiegend US-amerikanischen Sexarbeiter:innen über die neuen Mastercard-Regeln gesprochen. Sie berichten von finanziellen Einbußen. Auch einvernehmliche Videos seien gelöscht worden.
XVideos: "schlechte Akteure aussortieren"
Der Fall Pornhub zeigt, wie effektiv Unternehmen wie VISA und Mastercard andere Plattformen regulieren können, obwohl sie nicht demokratisch legitimiert sind. Die neuen, offiziellen Regeln von Mastercard lesen sich wie eine Hardcore-Version der geplanten EU-Gesetze. Wer als Pornoseite Mastercard-Zahlungen anbieten will, soll Alter und Identität aller Personen in einer Aufnahme dokumentieren, Beschwerden innerhalb von sieben Werktagen bearbeiten – und alle Inhalte bereits vor der Veröffentlichung checken.
Inwiefern diese Regeln durchgesetzt werden, ist eine andere Frage. Mastercard und VISA wickeln nach wie vor Zahlungen für XVideos ab. Hält sich XVideos etwa an alle Regeln, Pornhub aber nicht? Wir wollten von den Kreditkartenunternehmen wissen, inwiefern sie das überprüfen und ob sie Konsquenzen für XVideos planen.
Mastercard teilt mit, sich mit der für XVideos zuständigen Bank in Verbindung zu setzen – offenbar überprüfen sie den Fall also. Eine Sprecherin von VISA schriebt: "Wir achten aufmerksam darauf, illegale Aktivitäten in unserem Netzwerk zu unterbinden." Von den Mitgliedern des Visa-Netzwerks fordere man ein, dass sie die Einhaltung der Standards überprüfen.
XVideos schreibt über kommende Regulierungen: "Wenn die EU nur ein wenig auf die Erwachsenenindustrie hören würde, könnte ein gutes System entwickelt werden, das langsam aber sicher die schlechten Akteure aus der Branche aussortieren würde."
Ein gutes System – zumindest haben Abgeordnete des EU-Parlaments rund um Alexandra Geese (Grüne) einen entsprechenden Versuch unternommen. Ihr Regulierungsvorschlag für Pornoseiten solle laut Geese "eine Balance zwischen Opferschutz, Prävention und der Erhaltung grundrechtlicher Freiheiten" finden – wird aber auch wegen einer "Klarnamenpflicht durch die Hintertür" kritisiert. Was versteht XVideos unter einem guten System? Diese Rückfrage hat uns die Pornoplattform nicht beantwortet.
Rat und Hilfe für Betroffene sexualisierter Gewalt gibt es in Deutschland bei bundesweiten Frauenberatungsstellen und Frauennotrufen, in der Schweiz bei der Frauenberatung, in Österreich beim Frauennotruf.
Unterliegen diese Portale eigentlich den Richtlinien „gegen Hass“ wie Google, Instagram und Co.? Und was ich mich auch frage: wer schaut sich so einen kranken Mist überhaupt an?
Das deutsche NetzDG gilt nicht für Pornoseiten, das bald kommende EU-weite Digitale-Dienste-Gesetz aber schon. Was das für Pornoseiten bedeutet, haben wir hier aufgeschrieben https://netzpolitik.org/2022/digitale-dienste-gesetz-verbot-anonymer-porno-uploads-geplatzt/ Über die Menschen, die Inhalte moderieren, gibt es inzwischen ein paar Geschichten. Ziemlich ausführlich ist z.B. diese hier https://www.theverge.com/c/22925906/pornhub-mindgeek-content-moderation