Die relativ neue DPI-Technologie , mit der die ISPs in Echtzeit in unseren Internet-Traffic reinschauen und die Paktete anhand des Inhalts zensieren, bremsen, an die NSA weiterleiten oder andere Sachen damit machen können, gerät langsam aber sicher in die öffentliche Debatte. Im Kern geht es hier um eine potenziell disruptive Technologie, die die Grundlage für viele Debatten über Internet-Filter, Netzneutralität, Peer-to-Peer-Traffic, Echtzeit-Überwachung, verhaltensbasierte Werbung und vieles mehr ist. Auf breiter Fläche installiert würde sie das Grundmodell des Internet – dass die Protokoll-Schichten klar getrennt sind und auf TCP/IP-Ebene nur die Endpunkte entscheiden, was sie mit den Daten anfangen ("End-to-End-Principle" ), untergraben. Allerdings gibt es auch legitime DPI-Anwendungen, etwa im Bereich der Firewalls, und das Problem, dass bisherige Ansätze wie Congestion Management an den TCP-Endpunkten oder Active Queue Management auf Router-Ebene mit "unfair" Bandbreite verschlingenden Anwendungen nicht umgehen können, wird auch schon in der IETF diskutiert .
Soweit, so technisch. Langsam werden aber auch die politischen Implikationen von DPI stärker in der Öffentlichkeit thematisiert. Beim Deutschlandfunk gibt es dazu gerade ein kurzes Feature , zu dem ich auch interviewt worden bin (hier die mp3 ), Ars Technica hat aktuell einen schönen Artikel zur DPI-Debatte in den USA , der bereits kräftig die Runde macht , und bereits letztes Jahr wurden z.B. in der Washington Post die wichtigen Fragen dazu gestellt . Für die SIGINT in Köln Ende Mai scheint das Interesse an dem Thema auf Veranstalterseite auch groß zu sein. Ich habe daher dort einen Vortrag eingereicht, der auf meinen kürzlich vorgestellten ersten Forschungsergebnissen basiert.
Leider gibt es zu DPI bisher kaum politikwissenschaftliche, juristische oder ähnliche sozial- und geisteswissenschaftliche Forschung. Ich habe daher mal eine kleine Leseliste zusammengestellt und einige Forschungsperspektiven angerissen . Wenn sich ein paar Leute melden, die dazu aus akademischer Sicht etwas beitragen können, würde ich zusammen mit zwei Kollegen, die auch an dem Thema dran sind, gern einen Workshop oder eine Konferenz organisieren. Meldungen bitte in die Kommentare hier oder unter der Leseliste, oder per Mail direkt an mich (r punkt bendrath at tudelft punkt nl).
Ich hatte 2006 – glaube ich -, als das Thema zum ersten Mal im Zusammenhang mit den QoS- und net neutrality-Debatten in den USA hochkam, einen ersten Ansatz zur verfassungsrechtlichen Bewertung vorbereitet. Später aber wieder fallen gelassen, weil es mir zu offensichtlich ein Eingriff in das Fernmeldegeheimnis war. Wenn man sich jetzt umschaut, was da derzeit diskutiert wird, ist es sicherlich an der Zeit, da aktiver dran zu arbeiten – bei einem Workshop o.Ä. bin ich gerne dabei. (Medienforscher/Jurist)
DPI is at the core of the new legal concept „traffic management policies“ recently introduced by the Council in the Telecoms Package.
If unchecked, business visions of the Internet as a cable-TV like Internet-on-demand will soon become Law for 500 million people. Language is all over the place referring to „concitional access“, which is the framework regulating cable-TV.
We are very close to defining votes in the committies IMCO and ITRE in the European Parliament (March 31) and later the outcome will be presented for the Plenary in the second reading on April 21.
Internet is not a mass communications medium, it is a one-to-one communications medium. The policy makers seem to be completely unaware of this fundamental difference.
More information and thoughts on this here:
http://opennetcoalition.laquadrature.net/index.php/Main_Page
and here:
http://www.iptegrity.com/index.php?option=com_content&task=view&id=281&Itemid=9
Habe mich mal an einer rechtlichen Aufarbeitung des Themas „Deep Packet Inspection“ versucht. Danke an Herrn Bendrath für die Idee dazu!