manchmal ist unsere investigative Arbeit wie das Zusammensetzen eines Puzzles mit einer unbekannten Anzahl Teile – und ohne eine Verpackung, die das fertige Motiv verraten würde. Mehr als ein Jahr lang hat mein Kollege auf die Herausgabe der Daten gewartet, die Wetter Online über ihn gesammelt hatte. Das Ziel: zusammenpuzzeln, wie Standortdaten aus dieser App in den riesigen Datensätzen eines Datenhändlers gelandet sein könnten.
Erst nach mehr als einem Jahr und einer Beschwerde hat das Unternehmen nun Daten vorgelegt. Ein Durchbruch, aber fertig ist das Puzzle trotzdem nicht. Denn selbst Wetter Online fehlen offenbar Teile. Welches Bild sich nun abzeichnet, lest ihr in unserem neusten Artikel zu den Databroker Files.
Auch zum Thema Alterskontrollen auf sozialen Medien stückelt sich langsam ein Bild zusammen – siehe Ticker.
Auf bald
Chris
Uns fehlen diesesJahr noch 303.670 Euro.
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Wir haben Post von Wetter Online: endlich. Nach einer Beschwerde und vielen Monaten Verzögerung soll nun eine Tabelle Auskunft darüber geben, welche Standortdaten zu einem Redakteur aus dem Recherche-Team vorliegen. Doch das Dokument lässt Fragen offen.
Zahlreiche Kreisverbände der Grünen Jugend, der Linken sowie die Partei der Humanisten haben den Zugang zu ihren Instagram-Accounts verloren. Die Betroffenen können sich nicht erklären, warum. Der Versuch der Aufklärung ist eine kafkaeske Mission.
Die Forderung nach einer Klarnamenpflicht im Netz hat wieder Konjunktur. Dabei ist sie brandgefährlich für gleich mehrere Grundrechte. In einer Demokratie brauchen wir Orte, an denen wir wirklich frei kommunizieren können. Ein Kommentar.
An internal paper gives some clues about the EU Commission’s plans for open source policy in the future. An existing funding programme will continue under a new name and re-focus on commercial value. The document calls on the Commission to support open source in public administrations – and think about a new legal form. Many questions remain open.
Ein internes Papier gibt Hinweise auf die EU-Politik für Open Source in den kommenden Jahren. Ein schon etabliertes Förderprogramm soll unter einem neuen Namen weiterlaufen, mit Fokus auf Kommerzialisierung. Die Kommission soll sich auch für mehr Open Source in der Verwaltung einsetzen – und über eine eigene Rechtsform nachdenken. Viele Fragen bleiben offen.
Eine Berliner Immobilienplattform hat mit Nachrichten ihrer Kund*innen ein KI-Modell trainiert – ohne das offenzulegen. Die Berliner Datenschutzbehörde prüft den Fall. Der Marktführer ImmoScout24 setzt seit längerem auf KI und hat inzwischen seine Datenschutzerklärung angepasst.
Nach dem Amoklauf in Graz hat die österreichische Regierung sich auf einen Gesetzentwurf für Staatstrojaner geeinigt. Außerdem steht eine Registrierungspflicht für soziale Medien im Raum. Bürgerrechtsorganisationen fürchten, dass Grundrechte verletzt werden.
Pädokriminelle Inhalte werden weiterhin schnell von Servern gelöscht, wenn denn die Polizei diese bei den Providern meldet. Doch statt sich eingehender mit dieser Erfolgsstatistik zu befassen, fordern die zuständigen Ministerien, mehr anlasslose Massenüberwachung einzuführen.
Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.
Aus dem Internet-Obvervatorium
Der vom US-Senat verabschiedete Genius Act soll die sogenannten Stablecoins im Finanzsystem stärken. Das sind Kryptowährungen mit Preisbindung an eine Landeswährung. In seinem Newsletter erklärt Journalist Johannes Kuhn die Chancen und Risiken.
Mitteldeutsche Zeitung
Die Landespolizei in Sachsen-Anhalt soll ab 2026 flächendeckend mit Tasern ausgestattet werden. Bislang nutzt das dortige SEK bereits die Elektroschock-Pistolen.
golem.de
ChatGPT-Betreiber OpenAI und Microsoft sind zwar über Milliarden-Deals miteinander verbunden. Aber Eigeninteressen der Konzerne strapazieren die Beziehung. Hier die knappe Zusammenfassung der Soap rund um die Investor:innen.
n-tv
Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) will etwas gegen Einschüchterungsklagen tun und hierfür ein Gesetz vorlegen. Sogenannte SLAPP-Klagen nutzen zum Beispiel Firmen, um kritischen Medienschaffenden oder NGOs das Leben schwer zu machen.
LTO
Dem US-Außenministerium zufolge haben ausländische Studierende und Schüler*innen nun doch wieder Chance auf ein Visum in die USA. Im Vorfeld müssen Interessierte aber ihre Social-Media-Profile zur Überprüfung öffentlich einsehbar machen.
tagesschau.de
NDR, WDR und SZ haben untersucht, wofür deutsche Polizeibehörden die Big-Data-Analyse-Software von Palantir einsetzen. In Bayern, wo das System VeRA heißt, gab es viele Einsätze nicht nur bei Großgefahren, sondern auch bei Straftaten zu "Eigentums- und Vermögenswerten".
taz
Die Berliner Polizei etabliert nach einem Testlauf eine Dienststelle mit fünf sogenannten Super Recognizern. Die Beamt:innen können besonders gut Gesichter wiedererkennen; KI-Programme seien für sie keine Konkurrenz.
Cybernews
Ein Satz von insgesamt 16 Milliarden gehackter Login-Daten soll derzeit kursieren, berichtet Cybernews. Die Daten stammen vermutlich aus verschiedenen Quellen und könnten die Grundlage für weitere Angriffe bilden.
Australian Broadcasting Corporation
Bevor im Dezember das australische Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige in Kraft tritt, häufen sich Zweifel an der Technologie der Alterskontrollen. Bei Tests seien wiederholt 15-Jährige als Erwachsene in ihren 20ern oder 30ern eingeschätzt worden.
EFF
In der EU musste Apple sein mobiles Betriebssystem für Apps außerhalb des eigenen App Stores öffnen; dank des Gesetzes über digitale Märkte (DMA). In Australien will der Konzern so etwas verhindern. Die Organisation EFF kritisiert, wie Apple dafür lobbyiert.
The Washington Post
In die USA kommende Gast-Studierende müssen künftig ihre Social-Media-Accounts offenlegen und Befragungen über sich ergehen lassen. Das soll die nationale Sicherheit erhöhen und Antisemitismus bekämpfen, so das US-Außenministerium.
Deutschlandfunk
Während Israel weiter Ziele in Iran agreift, hat die iranische Regierung das Internet im Land weitgehend abgeschaltet. Zudem solle die Bevölkerung der Nachrichtenagentur AP zufolge WhatsApp löschen; zur Begründung verweist das Regime auf angebliche Spionagegefahr.
Common Dreams
Nachdem die Trump-Administration dem Datenanalysekonzern Palantir weitere Regierungsaufträge zugeschanzt hat, fordern Demokraten Aufklärung. Weitgehend intransparent entstehe derzeit eine regierungsweite, durchsuchbare „‚Mega-Datenbank’“, warnen sie.
The Guardian
Wie groß ist das Risiko, dass Chatbots versehentlich Privates von anderen Nutzer:innen ausplaudern? In einem Fall aus Großbritannien soll das Sprachmodell Meta AI die Handynummer einer unbeteiligten Person ausgespuckt haben.
The Washington Post
Offenbar nutzt die US-Einwanderungsbehörde ICE auch Informationen aus informellen Gruppen-Chats, in denen Polizeien beispielsweise Drogen-Razzien besprechen.
GFF
Beschlagnahmt die Polizei ein Handy, kann sie oftmals umfangreich auf die dort gespeicherten Daten zugreifen. "Wir wollen die Praxis stoppen", schreibt die Gesellschaft für Freiheitsrechte und nimmt den Fall eines jungen Journalisten zum Anlass für eine Klage.
PNAS
Erneut hat eine Studie festgestellt, dass US-Republikaner offenbar mehr Falschmeldungen in sozialen Medien teilen als Demokraten. In dem Fall geht es um die Community Notes auf X.
EU-Kommission
Bis heute setze der Online-Händler AliExpress den Digital Services Act nicht ausreichend um, so das vorläufige Ergebnis einer Untersuchung der EU-Kommission. Verbraucherschützer:innen fordern weiteres Durchgreifen.
Liebe Leser:innen, der Datenschutz steht gerade enorm unter Druck. Nicht nur die schwarz-rote Bundesregierung, sondern auch die EU-Kommission will bestehende Regeln schleifen. Wir haben mit der Bundesdatenschutzbeauftragten Louisa Specht-Riemenschneider, die seit gut einem Jahr im Amt ist, darüber gesprochen, wie sie auf die aktuelle in Teilen hitzig geführte Debatte blickt. Sie kritisiert Teile der EU-Kommissionspläne, […]
Liebe Leser*innen, wer schon mal Geld an die falsche Person geschickt hat, kennt das Gefühl: Man ärgert sich – und schämt sich obendrein, wenn man dabei auch noch auf Betrüger*innen reingefallen ist. Gut, dass es nun eine Funktion gibt, die solchen Fehlüberweisungen entgegenwirken soll. Mit der sogenannten Empfängerüberprüfung sollen Bankkunden prüfen, ob die eigene Überweisung […]
Liebe Leser*innen. 50.000 Menschen werden am Wochenende in Gießen erwartet, um dort gegen die Neugründung der rechtsextremen AfD-Jugend zu protestieren. Werden sie das in Hör- und Sichtweite von der Messehalle tun können, in der sich die Parteijugend neu formieren will? Darf die Stadt sie aus „Sicherheitsgründen“ gleich auf die andere Flussseite verlegen? Darum liefen mehrere […]
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