Liebe Leser:innen,

seit mehr als vier Jahren haben wir mit mehr als 280 Artikeln über die gefährliche Chatkontrolle berichtet. Jetzt deutet sich an, dass bald eine wichtige Entscheidung dazu fallen könnte. Wenn die Bundesregierung von ihrer bisherigen grundrechtsfreundlichen Position abweicht und umfällt, dann könnte der EU-Rat am 14. Oktober grünes Licht geben. Damit hätten die Befürworter der Chatkontrolle die nächste Hürde genommen auf dem Weg zu dieser neuen Form der anlasslosen Massenüberwachung. Dass vor der wichtigen Entscheidung drei wichtige deutsche Ministerien mauern und keine Position beziehen, ist dabei kein gutes Zeichen.

Aber noch ist der Kampf um die private Kommunikation nicht verloren. Es formiert sich auf verschiedenen Ebenen Widerstand: in der Zivilgesellschaft und bei den Messengern selbst. Gerade hat Signal-Chefin Meredith Whittaker angekündigt, dass der Messenger im Falle der Chatkontrolle Europa verlassen wird. Überall brodelt es – und es gibt noch Hoffnung.

Wir werden die nächsten Tage und Wochen das Thema eng begleiten.

Herzliche Grüße

Markus Reuter

Uns fehlen dieses Jahr noch 307.250 Euro.

Unsere Artikel des Tages

Gesundheitsdigitalisierung am LimitWarum es bei der elektronischen Patientenakte noch immer hakt

Die elektronische Patientenakte soll das Herzstück der Gesundheitsdigitalisierung sein – ein zentraler Speicher für Diagnosen, Rezepte und Befunde, leicht zugänglich für Versicherte. Ab dem 1. Oktober müssen alle Praxen, Apotheken und Krankenhäuser die digitale Akte nutzen. Doch der ePA-Start stockt gewaltig.

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Tickermeldungen

Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.

The Washington Post
Weltweit laufen bei Polizeien mehr Daten zusammen als sie überhaupt sinnvoll auswerten können. Könnten dabei KI-Chatbots helfen? Das fragt die Washington Post etwas provokant.
Reuters
Spotify-Gründer Daniel Ek tritt nächstes Jahr von seinem Chef-Posten zurück. Künftig will der schwedische Milliardär in europäische Start-ups investieren, im Blick hat er unter anderem KI, Klima und Rüstung.
The New York Times
Kalifornien, wo viele US-Tech-Konzerne sitzen, hat nach langen Verhandlungen ein KI-Gesetz beschlossen. Ähnlich europäischen Vorgaben müssen KI-Firmen nun mehr auf Sicherheit und systemische Risiken achten.
Yahoo
Die „Conservapedia“ oder eine ähnlich reaktionäre russische Wikipedia-Variante erhalten Konkurrenz: Elon Musk will unter dem Dach seines KI-Konzerns xAI eine Alternative zur größten Online-Enzyklopädie namens „Grokipedia“ entwickeln lassen.
The Washington Post
Ein nicht unrealistisch scheinendes Platzen der gegenwärtigen KI-Blase würde weite Kreise ziehen und dabei auch den Rest der Wirtschaft beschädigen, warnen Fachleute.
LTO
Er teilt Postings theokratischer Faschisten und setzt „Pride“ mit dem Teufel gleich: Der Social-Media-Auftritt des Fußballspielers Felix Nmecha bereitet seinem Arbeitgeber BVB regelmäßig Probleme. Kann und darf der was dagegen tun?
The Guardian
Nachdem ein Vulkanausbruch die südpazifische Insel Tonga im Jahr 2022 vom Internet abgeschnitten hatte, krachte das Leben der Einwohner:innen zusammen. Wie fragil unsere digitale Welt ist, hat The Guardian in einem Longread nachgezeichnet.
heise online
Pünktlich zum Pflichtstart der elektronischen Patientenakte ist eine „Störung beim Aktensystem von IBM“ aufgetreten, berichtet Heise. Betroffen sind unter anderem Versicherte der elf AOKen, der Techniker Krankenkasse und der Barmer, Viactiv und der Knappschaft.
beck-aktuell
Seit dem KI-Gesetz der EU müssen Betreiber sogenannter Hochrisiko-KI-Systeme regelmäßig deren Auswirkungen auf Grundrechte abklopfen. Die erste Folgenabschätzung steht zwar erst in einem Jahr an, beck-aktuell erklärt aber heute schon, um was es eigentlich geht.
Spiegel
Die Polizei in Kalifornien hat ein Taxi angehalten, nachdem es ein unerlaubtes Wendemanöver vollzogen hatte. Am Steuer war jedoch keine verantwortliche Person aufzufinden, es handelte sich um ein selbstfahrendes Gefährt.
404 Media
Die US-Abschiebebehörde ICE hat eine Software der Überwachungsfirma PenLink angeschafft, mit der sie auf Positionsdaten von Millionen Smartphones zugreifen kann.
taz
Audrey Tang, einst Digitalminister:in Taiwans, wird mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Die taz porträtiert die ungewöhnliche Politiker:in, die sich als „staatsbürgerliche Hackerin“ bezeichnet.
Golem
In der Schweiz ist eine anlasslose Vorratsdatenspeicherung geplant, die Anonymität im Internet faktisch verunmöglicht. Diese Verschärfung soll ohne Abstimmung im Parlament geschehen. Das könnte die Abwanderung von datenschutzfreundlichen IT-Unternehmen zur Folge haben.
Spiegel
Die Taliban haben das Glasfaser-Internet in ganz Afghanistan auf unbestimmte Zeit abgeschaltet. Auch Mobilfunk ist von der Blockade betroffen. Besonders schwerwiegend ist das für Mädchen und Frauen, die online keine Bildung mehr erhalten oder arbeiten können.
Ars Technica
F-Droid, ein App-Store für kostenlose Open-Source-Software für Android, fürchtet, dass Googles neue Sideloading-Richtlinien das Projekt killen könnten. Google will aus Sicherheitsgründen den Download von Apps erschweren, die nicht aus seinem eigenen App-Store kommen.
t3n
Finanziell hat sich die zweite Präsidentschaft für Donald Trump schon gelohnt. Drei Milliarden US-Dollar hat er in den vergangenen zwölf Monaten verdient, zwei Milliarden davon mit Kryptowährungen, die von seiner Bekanntheit als Präsident profitierten.
Futurezone
Der Kamerahersteller Flock bewirbt eine Drohne, die Ladendiebe autonom verfolgen soll. Das Unternehmen produziert auch Kennzeichenscanner und Bodycams für US-Polizeien.
Noch 307.250 Euro für digitale Freiheitsrechte.

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