OpenDataCity hat eine Visualisierung der Kommunikations- und Standortdaten des schweizerischen Nationalrats und grünen Fraktionspräsidenten Balthasar Glättli erstellt.
In einer animierten und interaktiven Zeitleiste lässt sich nachvollziehen, wo Glättli sich aufhält, wohin er sich bewegt, mit wem er kommuniziert, wann er twittert und SMS schreibt.
2012 gab es bereits ein ähnliches Projekt mit dem deutschen Grünenpolitiker Malte Spitz, bei Glättli ließen sich aber durch die besser definierten Funkmastpositionen noch exaktere Standortdaten bestimmen. Volker Tripp von Digitale Gesellschaft kommentiert:
Mit der Visualisierung macht OpenDataCity genau die Gefahren für die Privatsphäre sichtbar, die den Europäischen Gerichtshof bereits Anfang April dazu veranlasst hatten, die EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung rückwirkend aufzuheben. Selbst den eifrigsten Befürwortern einer anlasslosen Massenspeicherung in Deutschland wird damit klar vor Augen geführt, wie das Leben eines Menschen mit Hilfe von Verbindungsdaten nahezu lückenlos verfolgt und seine Privatsphäre fast vollständig ausgeforscht werden kann [..] Statt [den Stimmen der VDS-Verteidiger] nachzugeben, muss die Bundesregierung dem Grundrechtsschutz deshalb endlich oberste Priorität einräumen und das Vorhaben Vorratsdatenspeicherung ersatzlos beerdigen.
Die Veröffentlichung kommt zu rechten Zeit, denn sowohl in Deutschland, der Schweiz und anderen EU-Staaten ist de Debatte um die VDS wieder hochaktuell. Das Urteil des EuGH bietet die Chance endlich einen Wendepunkt in der anlasslosen Datenspeicherung darzustellen. Doch dafür gilt es noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, denn die Stimmen derer, die Vorratsdatenspeicherung damit rechtfertigen wollen, dass sie sonst ein maßgebliches Mittel zur Verbrechensbekämpfung verlieren würden, sind laut. Es ist zu hoffen, dass eine solch drastische Verbildlichug massiver Überwachung und Grundrechtsverletzung hilft, die Debatte eindrücklich und konstruktiv zu beeinflussen.
Update: Auch in Dänemark gab es kürzlich ein ähnliches Projekt. Die dänische Bildungsministerin Sofie Carsten Nielsen und der Parlamentarier Jens Joel haben der dänischen Zeitung Berlingske ihre Kommunikationsdaten zr Verfügung gestellt. Darüber hinaus gaben sie auch weitere Informationen heraus, wie Geldkarten-Zahlungen, Flugreisen, Smartphone-App-Daten, Steuerdaten und private Fotos.
Es ergibt sich ein erschreckend detailliertes Lebensabbild in einer beeindruckenden und sorgfältig aufgearbeiteten Darstellung. Die Daten gehen zwar weit über die erhobenen Informationen einer Vorratsdatenspeicherung hinaus, aber sind dennoch repräsentativ dafür, was Geheimdienste sicherlich über unseren Alltag in Erfahrung bringen können.
Auch Dänemark ist von der Debatte um Vorratsdatenspeicherung und Überwachung betroffen. Obwohl Verwicklungen mit der NSA bekannt sind – Dänemark ist Teil der „9 Eyes“-Partner des US-Geheimdienstes -, bestreitet die Regierung, von der Aussähung ihrer Bürger zu wissen.
sehr schön. und genau das will die schwarze pest erreichen. auf biegen und brechen. fuck EuGH, fuck BVerfG. sie werden es eimmer wieder und immer wieder versuchen.
Inzwischen hat die Digitale Gesellschaft erfolgreich vor Gericht durchgesetzt, dass jede betroffene Person ihre Schweizer Vorratsdaten bestellen kann.
Beispiel: https://steigerlegal.ch/2018/05/04/swisscom-auskunft-vorratsdatenspeicherung/