Diese Woche hatte ich eine Mail von Doctolib im Postfach: Man aktualisiere die Datenschutzhinweise, es geht um irgendwas mit „neuen innovativen Produkten“. Ich mag die Plattform nicht und nutze sie nur unter Schmerzen, weil ich bei mehreren Praxen auf anderen Wegen keinen Termin mehr bekomme. Bitte nicht, dachte ich noch. Die Mail habe ich mir zur Seite gelegt, um sie später zu lesen.
Jetzt muss ich das nicht mehr, weil meine Kollegen Tomas und Anna es schon getan haben. Sie haben sich auch die neuen Datenschutzhinweise angeschaut und übersetzen das Gesäusel von Doctolib in Klartext. Doctolib will künftig die Daten seiner Nutzer:innen für das Trainieren von KI-Modellen verwenden. Ouch.
Egal, wem ihr demnächst eure Gesundheitsdaten anvertraut, bleibt aufmerksam.
Nach den Anschlägen in Magdeburg und Aschaffenburg fordern Politiker:innen, psychisch erkrankte Gewalttäter:innen in Registern zu erfassen. Diese Idee ist nicht neu, tatsächlich werden bereits Daten zur psychischen Verfassung bei der Polizei erfasst. Doch statt Sicherheit bringt das Stigmatisierung.
Ab Ende Februar will der IT-Dienstleister Doctolib die Daten seiner Nutzer:innen für das Training sogenannter Künstlicher Intelligenz einsetzen. Wenn sie einwilligen, sollen auch ihre Gesundheitsdaten dafür genutzt werden. Das geht aus den aktualisierten Datenschutzhinweisen hervor.
Die EU-Kommission verspricht, dass Daten von EU-Bürger:innen in den USA ähnlich geschützt sind wie in der EU. Diese Zusage hatten ihr Fachleute nie so recht abgenommen. Nun stellt Donald Trump die rechtliche Grundlage für den transatlantischen Datenaustausch schon in seinen ersten Tagen als US-Präsident auf die Probe.
Bei der Wahlsoftware gibt es in Deutschland einen relevanten Hersteller: die votegroup GmbH. Ihre Eigentümerstruktur offenbart ein Geflecht aus Kommunen, kommunalen Beteiligungen und regionalen IT-Dienstleistern.
Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.
tagesschau
Im Vorfeld der Festnahme des Signa-Gründers René Benko hatte die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft offenbar auch die Telefone des Immobilienunternehmers abgehört. Ihm wird vorgeworfen, Vermögen verschleiert zu haben.
EFF
Die Electronic Frontier Foundation fasst zusammen, warum es keine gute Idee ist, Gesichtsscans zur Altersverifizierung zu nutzen. Denn das ist nicht nur fehleranfällig, es bringt auch eine ganze Reihe anderer Probleme: von Datenschutz bis zu drohender Ausweitung.
El Mundo
In Spanien wurde die ehemalige Direktorin des Nachrichtendiensts CNI angeklagt. Das Gericht sieht ausreichenden Verdacht, dass ihre Behörde die katalanische EU-Abgeordneten Diana Riba und einen weiteren Abgeordneten mit dem Staatstrojaner Pegasus ausgespäht hat.
Europäisches Parlament
Nachdem Meta-Chef Mark Zuckerberg den Abbau von Faktenchecks und Inhaltemoderation angekündigt hat, positioniert sich das EU-Parlament als "zutiefst besorgt" und fordert EU-Kommission und Mitgliedstaaten auf, das Gesetz über digitale Dienste "strikt durchzusetzen".
The Washington Post
Die Biden-Regierung drängte aufs TikTok-Verbot; die Plattform drohte mit Shutdown, der Oberste Gerichtshof schaltete sich ein; Trump machte Hoffnung auf einen Deal: Die Washington Post rekonstruiert das Hauen und Stechen um das nach wie vor ungeklärte TikTok-Verbot in den USA.
Der Standard
Mit Geldgeschenken über 5.000 US-Dollar will Meta offenbar TikTok-Creator*innen abwerben. Durch den jüngst von Mark Zuckerberg angekündigten Verzicht auf Faktenchecks in den USA ist möglicherweise Budget freigeworden.
Techcrunch
Der von Erzkonservativen regierte US-Bundesstaat Missouri hat mit einem Online-Formular Beschwerden über trans Personen eingeholt. Aktivist:innen haben es nun mit weiterem Unsinn geflutet, bis auf Weiteres ist die Spitzel-Plattform außer Kraft gesetzt.
CORRECTIV
Seit drei Monaten schon soll eine neue russische Einflussoperation namens "Storm-1516" in den Bundestagswahlkampf eingreifen. Das hat die Rechercheplattform Correctiv gemeinsam mit Newsguard und Gnida herausgefunden.
iRIGHTS info
Was sagt eine CC-Lizenz darüber aus, ob die abgebildete Person mit der Verbreitung "ihres" Fotos einverstanden war? Hier sind vor allem Fotograf:innen in der Pflicht.
GEMA
Die Musik-Verwertungsgesellschaft GEMA klagt gegen den KI-Anbieter Suno AI. Mit dem Tool lassen sich per Prompt Songs generieren. Laut GEMA wurden dabei die Urheber:innen weder gefragt noch finanziell beteiligt.
taz
Nach einem Hackerangriff auf einen Gesundheitskonzern in Dänemark wurden sensible Patient:innendaten geleakt. Die Informationen könnten für Betrugs- und Erpressungsversuche genutzt werden. Von dem Angriff sind potenziell 130.000 Patient:innen betroffen.
t-online
Musks Hitlergruß verfolgt ihn bis nach Brandenburg. Dort haben die Kunstkollektive "Zentrum für politische Schönheit" und "Led By Donkeys" angeblich eine passende Projektion auf die Tesla-Gigafactory des US-Unternehmers geworfen.
BEUC
Auch die jüngst überarbeiteten "Pay or okay"-Modelle von Meta würden gegen Datenschutz- und Verbraucherschutzgesetze sowie obendrein gegen den Digital Markets Act verstoßen. Das sagt die europäische Datenschutzorganisation BEUC in einer Beschwerde.
LDI NRW
Die Landesdatenschutzbeauftragte in NRW hat Untersuchungen gegen zehn Versicherungsunternehmen eingeleitet. Die Firmen haben mutmaßlich mit knapp 30 weiteren Versicherern in einem geschlossenen E-Mailverteiler rechtswidrig auch sensible Gesundheitsdaten geteilt, um Versicherungsbetrug aufzudecken.
Bloomberg
Mit einer Datenanalyse untersucht Bloomberg, wie neun prominente rechte YouTuber und Podcaster, von Logan Paul bis Joe Rogan, den US-Präsidentschaftswahlkampf im Sinne Donald Trumps beeinflusst haben.
golem.de
Angesichts des Trump-Coin-Hypes stellt sich golem.de die Frage: Was sind eigentlich Meme-Coins - und wer verdient an dieser "digitalen Spekulationsware ohne Gegenwert"?
New York Times
Die New York Times zeichnet nach, wie es zu Trumps Begnadigung des Online-Drogengroßhändlers Ross Ulbricht kam, ehemals Betreiber der Silk Road. Sein Unterstützernetzwerk beackert Trump demnach seit Jahren.
Frankfurter Rundschau
Die ePA kommt und Thilo Weichert sieht die Vertraulichkeit der Gesundheitsakten und damit das Patientengeheimnis in Gefahr. Qualität gehe vor Sicherheit, so der ehemalige Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein. Das Mindeste aber sei Transparenz.
Handelsblatt
Christoph Lütge, Direktor eines Ethik-Instituts an der TU-München, kommentiert Facebooks Rückzug aus dem Factchecking: "Ein guter Tag für die Meinungsfreiheit". Andere fragen, wie unbefangen er ist. Meta hatte mehrere Millionen in Lütges Institut investiert.
ZEIT ONLINE
Millionen Premiumkund:innen verklagen LinkedIn. Das Netzwerk habe private Nachrichten zum Training von Künstlicher Intelligenz an Dritte weitergegeben. Die Klagenden fordern mindestens 1.000 US-Dollar pro Person.
heise online
Der Handelskonzern Amazon.com schließt alle seine sieben Lagerzentren in der kanadischen Provinz Québec. Auslöser sind mutmaßlich gewerkschaftliche Organisation und Forderungen nach höheren Löhnen.
Datenschutzkonferenz
In einer gemeinsamen Aktion haben viele europäische Datenschutzbehörden überprüft, wie gut das in der DSGVO verankerte Auskunftsrecht in der Praxis funktioniert. Trotz stellenweisen Verbesserungsbedarfs insgesamt ganz gut, so das Resümee.
Verbraucherzentrale Bundesverband
Eigentlich verbietet der Digital Services Act manipulative Designs. Trotzdem sollen sich laut einer VZBV-Untersuchung auf allen geprüften Social-Media-Diensten und Online-Marktplätzen solche "Dark Patterns" finden.
Club de Madrid
Googles Monopol auf dem Online-Werbemarkt gefährde die Demokratie und müsse aufgebrochen werden. Das fordern 18 frühere europäische Spitzenpolitiker:innen aus dem "Club de Madrid" in einem offenen Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Frankfurter Rundschau
Viele Instagram- und Facebook-Nutzer:innen wundern sich, warum sie Donald Trump und J.D. Vance folgen. Das liegt daran, dass Meta die Accounts der Amtsvorgänger:innen archiviert und deren Follower:innen auf die neuen Accounts übertragen hat. Dies sei "normales Prozedere".
The New York Times
Um die US-Vormachtstellung bei sogenannter Künstlicher Intelligenz zu bewahren, gründen OpenAI, SoftBank und Oracle das Joint Venture "Stargate". Mit Rückendeckung der US-Regierung wollen sie bald mindestens 100 Milliarden US-Dollar investieren.
1 Ergänzungen
Die Älteren unter uns kennen vielleicht noch den Spruch: „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“
Es wäre doch gelacht, wenn die Netzgemeinde es nicht schaffte dem gesellschaftsschädlichen Treiben von Doctolib ein legitimes Ende zu bereiten.
Arztpraxen, die keine herkömmliche Terminvereinbarung mehr ermöglichen, müssen geächtet werden. Es wird Zeit, vor Ort auf der Straße laut zu werden. Und es gibt ja auch noch Bewertungsportale für Arztpraxen. Let’s fight back!
Liebe Leser*innen, wer beim Betrachten von engmaschigen Löchern ein Gefühl von Grusel und Ekel empfindet und zugleich nicht den Blick davon abwenden kann, hat Tryphophobie. Ein Beispiel für einen Trigger ist die reife Samenhülse der Indischen Lotusblume. Ich spreche aus Erfahrung. Ghhrrraaa. Ähnliche Gefühle von Grusel und Ekel steigen in mir auf, wenn ich Nachrichten […]
Liebe Leser:innen, Donald Trump ist wieder Präsident der USA. Die aufgeregte Tiktok-Berichterstattung der vergangenen Tage hat uns daran erinnert, dass die kommenden Jahre auch eine Herausforderung für den Journalismus werden. Trump lebt von Aufmerksamkeit, mit seinem Meme-Coin macht er sie sogar zu Geld. Auch Medien leben von Aufmerksamkeit, die sie zu Geld machen. Die Sozialen […]
Liebe Leser:innen, kurz vor Trumps Amtseinführung hat die Debatte um TikTok einige überraschende Wendungen genommen. Während Biden und Trump die Sperrung der App nun doch noch aufschieben wollen, stimmen die Nutzenden mit den Füßen ab – und wechseln massenhaft zur chinesischen Alternative RedNote. Ausgerechnet. Es ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie digitalpolitische Schüsse nach hinten […]
Die Älteren unter uns kennen vielleicht noch den Spruch: „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“
Es wäre doch gelacht, wenn die Netzgemeinde es nicht schaffte dem gesellschaftsschädlichen Treiben von Doctolib ein legitimes Ende zu bereiten.
Arztpraxen, die keine herkömmliche Terminvereinbarung mehr ermöglichen, müssen geächtet werden. Es wird Zeit, vor Ort auf der Straße laut zu werden. Und es gibt ja auch noch Bewertungsportale für Arztpraxen. Let’s fight back!