Transparenzbericht 1. Quartal 2024Unsere Einnahmen und Ausgaben und eine gerissene Latte

Die Bundesregierung duckt sich unter der rechten Welle weg und kommt nicht vom Fleck. Wir reißen zwar eine Latte, kommen aber um einiges voran. Und wir haben einiges in Planung. Denn: Ein großer Geburtstag steht an. Und ihr seid alle herzlich eingeladen!

Claude Monets Gemälde mit dem Titel "Spaziergang über die Felsen von Pourville"
Spaziergang über die Felsen von Pourville, gemalt von Claude Monet

Wir liegen etwas im Zeitplan zurück. Eigentlich wollten wir einen fließenden Übergang schaffen und unseren Transparenzbericht nun nicht mehr monatlich, sondern vierteljährlich veröffentlichen. Die Latte haben wir gleich zu Beginn gerissen.

Warum hat es länger gedauert? Seit Ende vergangenen Jahres haben wir eine neue Geschäftsführung und eine neue Finanzbuchhaltung. Die beiden stellen die Finanzauswertungen mittels einer veränderten Kostenzuordnung neu auf. Das alles erfolgt auch noch in Abstimmung mit unserem Steuerberatungsbüro. Diese Umstellung kostet etwas Zeit.

Daher erzählen wir euch in diesem Transparenzbericht alles Wichtige, was im ersten Halbjahr 2024 im Team passiert ist. Weiter unten folgen die Zahlen aus dem ersten Quartal. Der nächste Transparenzbericht kommt im August, dann vor allem mit den harten Zahlen aus dem zweiten Quartal.

Das erste Halbjahr 2024

Schauen wir also zurück auf das erste Halbjahr, in dem viel passiert ist. Im Januar begannen die Großdemonstrationen gegen die AfD. Über Wochen gingen hunderttausende Menschen auf die Straßen. Die Recherchen von Correctiv hatten die Proteste ausgelöst.

Inzwischen liegen die EU-Wahlen hinter uns – die AfD erzielte dort die befürchteten Zugewinne. Im September stehen dann in Thüringen, Sachsen und Brandenburg Landtagswahlen an. In allen drei Bundesländern führt die rechtsradikale Partei in den Umfragen.

In den vergangenen Monaten wurde viel über ein Parteiverbot diskutiert. Viel mehr ist jedoch nicht passiert. Die Ampel-Koalition hat den Protest der Straße politisch nicht aufgegriffen. Das Gegenteil ist der Fall: Die FDP blockiert das im Koalitionsvertrag vereinbarte Demokratiefördergesetz. Und in ihrem Koalitionsvertrag versprach die Ampel, das Gemeinnützigkeitsrecht zu reformieren. Auch davon sind bisher erst Ansätze zu erkennen. Warum kommt die Ampel gerade hier nicht aus dem Quark?

Podcast, Ticker, Chatkontrolle – und ein neuer Kollege!

Wir waren dafür umso fleißiger. Anfang April ging unser Ticker an den Start. Auf unserer Homepage und einer eigens eingerichteten Übersichtsseite findet ihr seitdem Links zu wichtigen, spannenden und interessanten Inhalten von anderen Medien und Webseiten. So wollen wir euch netzpolitisch noch besser auf dem Laufenden halten – auch wenn wir die verlinkten Texte selbst nicht geschrieben haben. Denn wir finden: Gute Inhalte auf anderen Seiten sind nicht schlecht, sondern toll.

Einen Monat später veröffentlichten wir dann die erste Folge unseres Podcasts „Systemeinstellungen“. Darin erzählen wir die Geschichten von Menschen, die plötzlich ins Visier des Staates geraten. Wir treffen unter anderem eine Klima-Aktivistin, die sich als 15-jährige vor der Polizei bis auf die Unterwäsche ausziehen muss, und eine engagierte Pfarrerin auf dem Land, die ihre Kirche für Geflüchtete in Not öffnet. Wenn Ihr es noch nicht getan habt – hört gerne rein!

Auch inhaltlich konnten wir Erfolge verbuchen. Denn durch die ganzen Monate hat uns ein Thema eng begleitet: die Chatkontrolle. Zum Ende der belgischen Ratspräsidentschaft wurde es noch einmal hochspannend. In buchstäblich allerletzter Minute wurde der entsprechende Punkt von der Tagesordnung genommen, weil die Ratspräsidentschaft keine Mehrheit gesehen hat.

Das ist ein wichtiger Etappensieg – doch das Thema ist damit noch nicht vom Tisch: Im Juli geht die Ratspräsidentschaft von Belgien an Ungarn. Ungarn hat in seinem Arbeitsprogramm angekündigt, die Verhandlungen zur Chatkontrolle voranzutreiben. Wir bleiben dran!

Seit dem 1. Juni haben wir außerdem einen neuen Kollegen. Martin hat schon für zahlreiche Medien gearbeitet, von ARD bis taz, und war zuletzt Redakteur bei Berliner Stadtmagazinen, wo er oft Digitalthemen aufgegriff. Erste Texte finden sich schon auf netzpolitik.org – und in Martins erstem Wochenrückblick könnt Ihr lesen, wie er uns fast auf den Tischen rumtanzt.

Konferenz „Bildet Netze!“ – 20 Jahre netzpolitik.org

Und damit zu den Dingen, die wir in den kommenden Monaten planen. Im Fokus steht dabei ein Jubiläum: netzpolitik.org wird 20! Zu diesem Anlass veranstalten wir am 13. September unter dem Motto „Bildet Netze“ eine große eintägige Konferenz in Berlin.

Wie verteidigen wir digitale Freiheitsrechte? Wie stellen wir technologischen Wandel in den Dienst der Gesellschaft? Welche Netze müssen wir spannen, um das Netz gemeinsam voranzubringen? Diesen Fragen wollen wir – 20 Jahre nach Gründung von netzpolitik.org – nachgehen. Und natürlich wollen wir auch mit euch feiern: Den Konferenztag lassen wir mit einer großen Geburtstagsparty ausklingen. Wir freuen uns auf euch! Weitere Informationen findet ihr hier: https://netzpolitik.org/bildet-netze.

All das ist nur möglich dank Eurer Unterstützung. Denn netzpolitik.org finanziert sich durch Spenden – und zwar durch die Spenden vieler, vieler einzelner Menschen. Rund acht Euro beträgt die durchschnittliche Einzelspende pro Monat.

Schon ein paar Euro im Monat helfen uns beim Kampf gegen Überwachung und für für mehr Transparenz, Datenschutz und digitale Freiheitsrechte. Wenn du diese Arbeit unterstützen willst, spende jetzt unter netzpolitik.org/spenden.

Die harten Zahlen: 1. Quartal

Und damit zu den harten Zahlen im ersten Quartal. Jeden Januar erreichen uns aus der Jahresendkampagne noch viele Spenden. Dadurch fällt das Spendenergebnis im ersten Quartal überdurchschnittlich erfreulich aus. In den Monaten Januar bis März lagen die Spendeneinnahmen bei insgesamt 211.641 Euro. Sie haben unsere im Budget kalkulierten Erwartungen für diesen Zeitraum damit um etwas mehr als 3.100 Euro übertroffen.

Erstmals wurde netzpolitik.org auch in einem Nachlass bedacht. Die Nachricht erhielten wir überraschend vor knapp zwei Jahren. Lange wussten wir nicht, welchen Betrag wir als eine von drei im Testament genannten Organisationen aus der Abwicklung der Erbschaft erhalten werden. Als vorsichtige Schätzung haben wir uns 40.000 Euro ins 2024er-Budget geschrieben, davon den größeren Teil in das zweite Quartal. Am Ende erhielten wir bis Ende März die Gesamtsumme von 55.000 Euro. Wir bedanken uns posthum bei dem Menschen, der sich mit der Möglichkeit des gemeinnützigen Vererbens beschäftigt hat und netzpolitik.org mit seinem Testament nachhaltig unterstützt hat.

Insgesamt belaufen sich unsere Einnahmen im ersten Quartal auf 269.877 Euro. Aus dem Merch-Store erhielten wir knapp 1.260 Euro, was dem üblichen Durchschnitt entspricht. Die sonstigen Erlöse in Höhe von 900 Euro zeigen die Kostenerstattungen des Bundes für den Platz im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes.

Bei den Ausgaben liegen die Personalkosten bei 184.940 Euro und damit 14.470 Euro unter den kalkulierten Ausgaben laut unserem Stellenplan. Das liegt vor allem an der späteren Besetzung einer Redaktionsstelle, die im Juni statt im März erfolgte, sowie an Auszeiten und Stundenreduzierungen. Außerdem planen wir bei allen Stellen den gesetzlichen Anspruch auf Entgeldumwandlung für eine betriebliche Altersversorgung (bAV) ein. Nicht alle Kolleg:innen schließen bAV-Verträge ab, können sich jedoch jederzeit – auch rückwirkend zum Jahresanfang – dazu entscheiden.

Es werden Daten an Datawrapper übertragen.

In den Sachkosten haben wir knapp 64.400 Euro aufgewendet und damit circa 18.200 Euro weniger ausgegeben als im 1. Quartal geplant. Das liegt zum einen an den Raumkosten mit rund 11.000 Euro, in denen mit 9.500 Euro lediglich zwei Monatsmieten abgebildet sind. Die Januarmiete wurde bereits im Dezember des Vorjahres gezahlt und verbucht.

Zum anderen haben wir die Produktion der Podcastreihe Systemeinstellungen ins zweite Quartal verschoben. Die dafür im Budget eingestellten Kosten (1.250 Euro) waren entsprechend unserer Planung für das 1. Quartal eingestellt. Zudem budgetieren wir zeitlich unvorhersehbare Ausgabepositionen in Höhe des monatlichen Jahresdurchschnitts. So haben wir für die Teams im ersten Quartal Fortbildungskosten von ca. 3.705 Euro geplant, die im ersten Quartal nur in Höhe von 1.845 Euro abgerufen wurden. Ebenso verhält es sich mit den Ausgaben für Beratung und Gesundheitsschutz.

Unsere Spendeneinnahmen

Die Höhe der Fremdleistungen mit etwas mehr als 36.000 Euro ist höher als im Jahresdurchschnitt. Für die Finanzbuchhaltung haben wir erneut Arbeitszeit unseres Steuerberatungsbüros in Anspruch genommen rund 7.500 Euro. Die Summe fiel für den sorgfältigen Check der ersten selbständig gebuchten Monate der neuen Kollegin und für die Umstellung der Kostenzuordnung in der Finanzauswertung an.

Auch die Kosten des rechtsanwaltlichen Nachlassverwalters für die Abwicklung der Erbschaft sind mit etwa 6.500 Euro um 3.500 Euro höher ausgefallen als von uns erwartet. Der hohe zeitliche Aufwand der Veräußerungen aus dem Nachlass war vorher nicht absehbar.

Außerdem hat die datenaufbereitende Vorarbeitung für die Versendung der Spendenquittungen höhere Kosten verursacht als geplant (rund 1.400 Euro). In dem Posten Geldverkehr (circa 4.530 Euro) sind Gebühren für die halbjährliche Abwicklung der Spenden über unser Spendenformular enthalten.

Es werden Daten an Datawrapper übertragen.

Die Aufwendungen für unseren Betriebsbedarf (rund 6.663 Euro) und aller weiterer Sachkosten sind unauffällig. Zusammen mit den Personalkosten hatten wir im 1. Quartal 2024 Ausgaben in Höhe von 252.185 Euro.

Aufgrund der Einnahmen aus dem Nachlass bereits im 1. Quartal und den Minderausgaben bei den Sachkosten beenden wir das erste Quartal mit einem Überschuss von etwas unter 17.700 Euro. Gerechnet hatten wir zum 31. März 2024 mit einem Verlust von knapp 60.360 Euro.

Viele von euch wissen, dass wir mit dem Polster aus der vorherigen Jahresendkampagne das „Spendental“ ab Februar bis Mitte November überbrücken. Aufgrund der guten Entwicklung im ersten Quartal werden wir erst ab dem zweiten Quartal dieses Polster brauchen.

Noch eine Anmerkung zum Schluss dieses Berichts: Wir arbeiten daran, die Visualisierung unserer Ein- und Ausgaben noch übersichtlicher zu gestalten. Sobald wir das neue System der Kostenzuordnung und -auswertung aufgesetzt haben, wechseln wir die Darstellung. In der Visualisierung der Spendenziele in der obigen Grafik seht ihr daher hier noch zwei Modi: Für 2023 verwenden wir noch die alte Darstellung (Monat = Spenden im Jahresdurchschnitt), für die Spendenziele 2024 aber bereits die neue Darstellung (Monat = auf Basis der Einnahmen der gleichen Vorjahresmonate und mit der Erwartung laut Jahresbudget).

Danke für Eure Unterstützung!

Wenn ihr uns unterstützen wollt, findet ihr hier alle Möglichkeiten. Am besten ist ein Dauerauftrag. Er ermöglicht uns, langfristig zu planen:

Inhaber: netzpolitik.org e.V.
IBAN: DE62430609671149278400
BIC: GENODEM1GLS
Zweck: Spende netzpolitik.org

Wir freuen uns auch über Spenden via Paypal.

Wir sind glücklich, die besten Unterstützerinnen und Unterstützer zu haben.

Unseren Transparenzbericht aus dem Dezember 2023 findet ihr hier.

Vielen Dank an euch alle!

3 Ergänzungen

  1. „Und in ihrem Koalitionsvertrag versprach die Ampel, das Gemeinnützigkeitsrecht zu reformieren. Auch davon sind bisher erst Ansätze zu erkennen. Warum kommt die Ampel gerade hier nicht aus dem Quark?“

    Weil der derzeitige Zustand fuer die herrschende Politik bequemer ist, Occam’s Razor.

    Und „die Wirtschaft“ kann iher Lobbyismus-Kosten ohnehin als Betriebsausgaben buchen, Versorgungsposten und Berater/Vortragshonorare fuer Ex-Politiker ebenso.

    1. Vielen Dank für die Frage und Deine Unterstützung. Für uns macht es keinen Unterschied, ob Du monatlich oder quartalsweise überweist.

Wir freuen uns auf Deine Anmerkungen, Fragen, Korrekturen und inhaltlichen Ergänzungen zum Artikel. Bitte keine reinen Meinungsbeiträge! Unsere Regeln zur Veröffentlichung von Ergänzungen findest Du unter netzpolitik.org/kommentare. Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.