Sascha Lobo über seine Spon-Kolumne: Ist der „Tyrannosaurus Rex auf Speed“ normal geworden?

Sascha Lobo, Internet-Spezialexperte und Freund des Hauses, hat in seiner Kolumne drüben bei Spiegel Online seit dem ersten Snowden-Leak jede Woche die digitale Totalüberwachung thematisiert. Jetzt fragt er, ob er damit weiter machen, oder zur „Normalität“ zurückkehren soll: Wie es bei Sascha Lobo weitergehen soll

Mein (selbstgegebener) Auftrag hat sich allerdings seit über einem Jahr stark verengt. Von den 61 Kolumnen seit Snowdens erstem Leak handeln rund 61 von der Totalüberwachung. Über den Grund dafür habe ich im Oktober 2013 metaphert: „Mit einem tollwütigen Tiger im Raum verwandelt sich jedes andere Gespräch in einen schlechten Scherz zur Ablenkung.“ Tatsächlich halte ich die Enthüllungen von Edward Snowden für einen digitalen Meteoriteneinschlag, was natürlich noch eine der erwähnten absurden und gleichzeitig verbogenen Metaphern ist. Das zeigt aber trotzdem ganz gut an, dass mir durch die Wucht des Ereignisses mein Relevanzkompass kaputt gegangen ist. Oder besser: Sich von dem des Publikums entfernt hat.

Nach wie vor ist für mich der in diesem Moment unverändert geschehende, millionenfache Grundrechtsbruch, die Totalüberwachung, die antidemokratische Abschaffung der Privatsphäre im Netz durch übergeschnappte Behördenhorden das wichtigste Digitalthema, inklusive der schleppenden bis nicht vorhandenen politischen Aufarbeitung. Aber ich ahne, dass sich in die allwöchentliche Behandlung des Themas eine Ritualisierung eingeschliffen haben könnte. Und die kann sehr schädlich sein, denn erwartbare Gewohnheitsempörung entfaltet kaum mehr eine Wirkung.

Ganz persönlich muss ich ja sagen, dass ich die Kolumne vor Snowden „ganz interessant“ fand, die Rants und Analysen zum „Tyrannosaurus Rex auf Speed“ jedoch immer erstklassig. Zum Geburtstag haben wir noch gesagt:

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    6 Ergänzungen

    1. Herr Lobo füllt regelmäßig eine Kolumne mit wohlgesetzten Worten – so wohlgesetzt, dass man sie meist mehrfach lesen muss, weil man verzweifelt die Inhalte sucht, die das produzierte Textvolumen rechtfertigen würden. Allein, die Suche erweist sich fast durchweg als wenig erfolgreich. Damit passt Deutschlands Vorzeige-Irokese trefflich zu der Publikation, in der er derzeit schreibt. Möge er dort bleiben. Die Verwurzelung des berufsmäßigen Internetverstehers in seinem Idealbiotop hat ihre Vorzüge für beide Seiten: Er kann weitermachen wie bisher und muss sich keine Blößen in neuen Umfeldern geben – und der Leser kann sich außerhalb von SPON halbwegs sicher vor ihm fühlen.

    2. Ich mag ihn nicht:
      – er füllt seine Sätze oft mit sinnlosen Adjektiven und komischen Satzkonstruktionen
      – seine Ausdrucksweise ist unerträglich Arrogant
      – er schreibt beim Spiegel

      was für ihn spricht:
      – die Themen

    3. Sascha Lobo, den ich schon kritisieren durfte, sollte dieses Genre weiter so besetzen, denn Alles hinkünftig E-Soziale nach Snowden, ist inzwischen ein zu hinter fragendes Grundnahrungsmittel einer Gesellschaft geworden. Der Technik hinter hechelnd, wurde oft der Mensch 2.0 dahinter vergessen und diese Lücke füllt Sascha Lobo perfekt.

      Mag sein, dass ein wenig Arroganz nötig ist, als Factfinder und Innovator, seine Stiefelspitze schärfen zu müssen, aber ihm gelingt es immer wieder, diese richtig einzusetzen und sie Geographisch einwandfrei zu plazieren. Inzwischen würde uns sein Irokesischer Tritt in unseren Allerwertesten magels Alternative fehlen, sollte er sich auf den E-Mainstream einbendeln und dies hätte der Augstein Sen. auch so gesehen.

      Mit freundlichen Grüßen an Sascha Lobo und Andre (Netzpolitik.org)

    4. Was Lobo geschafft hat:
      Er hat den Wahnsinn der totalen Überwachung in sehr ausdrucksstarke Metaphern gepackt und damit das Thema einer Menge Leserinnen und Lesern zugänglich gemacht, die nicht so technik-affin sind. Dadurch hat er wesentlich dazu beigetragen, dass der Snowden-Skandal auch in dürren Nachrichten-Zeiten nie vollständig aus der Wahrnehmung der Öffentlichkeit verschwunden ist.

      Was Lobo nicht geschafft hat:
      Man erinnere sich an die ‚Wir haben Versagt“-Rede. Deutlicher wurde vermutlich nie dargelegt, was die Netzgemeinde eben nicht kann: eine soziale Bewegung organisieren, die auch auf der politischen Ebene Widerhall findet. Besonders der Vergleich mit den Umweltschutzgruppen, die das Netz besser zur Mobilisierung ihrer Interessen nutzen können als die selbsternannten ‚Digital Natives‘ hat geschmerzt. Doch geändert hat Lobo daran nichts. Immer noch ist der Widerstand gegen die Massenüberwachung im Vergleich zur Anti-AKW- oder Tierrechts-Bewegung einfach lächerlich.

      Konsequenz daraus: Er sollte weiter machen und den Degen der Kolumne öfters mal gegen das Schwert der politischen Aktion eintauschen.

      Wie z.B. durch die Unterstützung von datenflut.net

    5. Er soll weitermachen. Ich habe grad die Kinder in die Kita gebracht und die Nachrichten im Auto gehört. Ein Drittel mehr Selbstanzeigen von Steuerhinterziehern. Jede Wette, das die kleinen Mogeleien bei den Steuerklärungen auch schon stark zurückgehen. Die Totalüberwachung greift längst und überall und vielen ist es sicher garnicht bewusst, was sich da in den eigenen Gehirnwindungen absetzt und in welchen Albtraum dies zwangsläufig führt.

      Ich fürchte nur, das Schreiben nicht mehr viel helfen wird. Nicht mal wenn es Gewaltaufrufe sind. Man müsste die Gegenkräfte endlich konzentrieren, Geld einsammeln, massiv auf die Straße gehen, gute Narrative entwickeln lassen, plakatieren. Bisher stehe ich meist fast allein auf der Straße, und nicht mal der Iro war dabei. Aber wenigstens entschuldigt durch seine vielen guten Anregungen.

    Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.