Das ganze Wochenende lief die mögliche Sperrung von TikTok die Nachrichten hoch und runter. Die Plattform sperrte sich kurzzeitig selbst, um dann ein paar Stunden später mit Dank an Trump wieder am Start zu sein. Eines ist bei dem ganzen Theater sonnenklar: Am Ende wird Trump als Sieger vom Platz gehen. Zwar war der selbst früher Befürworter dieses Gesetzes, doch jetzt kann er sich als Retter inszenieren.
Vorweg: Es ist aus Perspektive von Meinungs- und Internetfreiheit hoch fragwürdig, wenn Länder per Gesetz Plattformen zwingen wollen, sich ökonomisch unter ihren Scheffel zu stellen. Der Aufschrei wäre groß, würde etwa Deutschland die US-Plattform Facebook zu einem Verkauf an deutsche Firmen zwingen – um den Datenschutz besser durchzusetzen. Deswegen öffnet allein das Gesetz Tür und Tor zu einem zersplitterten Internet, das weniger frei ist. Ein Internet, in dem Länder nach Gutsherrenart ihnen politisch nicht genehme Apps oder Konkurrenten heimischer Produkte angreifen können.
Allerdings ist diese Diskussion jetzt durch. Die Demokraten sind sehenden Auges in dieses Szenario hereingelaufen, dass die Frist für TikTok genau zur Amtsübergabe ausläuft. Anstatt frühzeitig nach Lösungen zu suchen, übergibt man die heiße Kartoffel an Trump, damit der daraus politisches Kapital schlägt. Was für ein Fail!
Make America TikTok again!
Mit 170 Millionen Nutzer:innen hat statistisch die Hälfte aller Menschen in den USA einen Account auf der chinesischen Plattform. Und die verbringen dort täglich alle im Schnitt 57 Minuten. Wenn man das abschaltet, ändert sich der Tagesablauf von Millionen Menschen. Die Sache hat also einen heftigen Impact – und das weiß natürlich TikTok, wenn sie eben mal den Service ausschalten. Das war mehr Machtdemonstration als Einknicken vor der US-Justiz.
Und das weiß natürlich auch Trump, der sich in der ganzen Sache schon jetzt als der große Retter inszeniert und dem dafür nicht nur der TikTok-CEO symbolisch die Füße küsst. Auch viele Influencer:innen auf der Plattform werden es Trump danken, wenn er ihr Geschäftsmodell und die Monetarisierung rettet.
Das geht laut Trump nur, wenn sich ByteDance, die Firma hinter der Plattform, für eine 50-prozentige Beteiligung eines US-Unternehmens öffnet. Für Trump ist das ideal: Schon heute liegen ihm die Tech-Unternehmer von Elon Musk über Mark Zuckerberg bis Jeff Bezos zu Füßen, weil der neue Präsident ihre oligarchische Macht in Beton gießt.
Nachdem schon Twitter alias X zum Werkzeug nicht nur Trumps, sondern der rechtsradikalen Bewegung weltweit geworden ist, würde das Videoportal TikTok in der Hand untertäniger Tech-Unternehmer das Propaganda-Portfolio komplettieren. TikTok ist wie kaum eine andere Plattform auf Informationskontrolle ausgerichtet – nicht umsonst läuft dieses Medienmodell auch im autoritären China so gut.
Hier mehr Einfluss zu haben und quasi mit einem ergebenen US-Unternehmen an den algorithmischen Reglern einer Plattform zu stehen, die eine Stunde pro Tag in die Köpfe der Menschen sendet, ist das perfekte Werkzeug, um Trumps Macht sozialmedial weiter abzusichern.
Mann könnte durchaus sagen, dass Trump der modernste erfolgreiche Politiker dee 2010/2020’er ist. Nicht in seinen Ansichten oder Zielen, aber in seinen Methoden.
Die Methode beruht auf schamloser Käuflichkeit, Vetternwirtschaft, Kadaver-Loyalität und Missachtung der gesetzlichen und verfassungsmäßigen Ordnung. Das moderne daran ist, dass die Schamlosigkeit und Hemmungslosigkeit nicht verborgen, sondern offen zur Schau getragen wird.
Das mehrheitliche Wahlvolk hat Gefallen an einem verurteilten Verbrecher gefunden, der täglich Showtime für sie liefert.
Auch. Und die effektive Nutzung aller Medien, eben auch der modernsten.
Sich über die schlechte Welt und die dummen Wähler beklagen und es sich persönlich dabei gut gehen lassen, haben die Dems dahin gebracht, wo sie jetzt sind. Die Linken in Deutschland sind nicht ganz so erfolgreich, was die persönliche Situation angeht, dafür umso erfolgreicher im Wahlverlust.
Disposible Idiot für die nationalistischen Interessen Chinas und Russlands, Indiens. Zerstörung des militärischen Gegenübers, der Nato, der ökonomischen Strukturen im „Westen“. Disruption halt. Klappt gut, würde ich sagen. Ökonomisch sind die USA doch ohnehin schon seit Jahrzehnten am Ende. Der Faschist Trump und der kommende Bürgerkrieg in den USA wird das Ende nur schneller manifestieren. Europa ist ohne die USA militärisch wohl eher unwesentlich bewaffnet (was gut ist), und ökonomisch wirds durch die Verwerfungen derzeit wohl nicht einfacher. Solange es beim Kapitalismus in neolib Form bleibt.
Wegen dieser Haltung hat Trump nicht nur die Wahl sondern auch die public vote gewonnen 8)