Liebe Leser:innen,
ein Freund von mir nennt netzpolitik.org immer spöttisch die „Bad News Agency“, also die Agentur für schlechte Nachrichten. In dieser Woche hat er endlich mal wieder Unrecht. Es gibt Gutes zu vermelden: Die Pläne für die gefährliche Chatkontrolle wurden ein weiteres Mal abgewehrt, weil sich die EU-Länder im Rat nicht einigen konnten. Und daran haben alle Anteil, die in den letzten Jahren und Monaten unermüdlich vor dieser Verordnung gewarnt haben.
Der Kampf um digitale Freiheitsrechte ist ja bekanntlich steinig, im Fußballjargon würde man sagen eine „Abwehrschlacht“. Viel zu selten können wir als Redaktion gute Ideen und Visionen für eine digitale Zukunft begleiten, meistens müssen wir schlechte Ideen und Konzepte mit Fakten und journalistischem Handwerk kontern. Damit klar wird, um was es geht und was auf dem Spiel steht.
Deswegen haben wir in den letzten zweieinhalb Jahren 234 Artikel rund um die Chatkontrolle geschrieben. Es gibt vermutlich kein Medium auf der Welt, das mehr Texte dazu veröffentlicht hat. Wir haben ein mehrköpfiges Thementeam in der Redaktion, das die Chatkontrolle engmaschig betreut. Und wenn sich zeigt: Jetzt wird es heiß, jetzt kommt eine entscheidende Phase, dann kommt Action in die Bude. In Brüssel versucht dann Maximilian herauszufinden, wie die Länder abstimmen werden, Andre zapft seine Quellen im politischen Berlin an, Daniel und ich schicken Presseanfragen raus. Wir strecken alle Fühler aus, die wir haben. Wir beraten, verteilen Aufgaben. Und dann geht es in die Produktion.
Sage und schreibe elf Beiträge haben wir in der letzten Woche veröffentlicht – alleine zum Thema Chatkontrolle. Wir haben kommentiert, mehrere Dokumente im Volltext rausgehauen, Statements aufbereitet, Nachrichten recycelt und Neues exklusiv in den Nachrichtenfluss eingespeist. Wir haben Artikel ins Englische übersetzt und internationalen Journalisten erklärt, warum das Thema in Deutschland so groß ist. Wir haben echt hart gerödelt, das hat Spaß gemacht und es hat sich vor allem gelohnt. Genau für diese Auseinandersetzungen ist netzpolitik.org da, denn es geht um sehr viel: Um unsere Grundrechte und die Frage, wie frei wir in Zukunft leben werden.
Die Chatkontrolle ist vorerst mal wieder vom Tisch. Im Fußball würde man sagen: Team digitale Grundrechte hat die Vorrunde überstanden, Ratspräsidentschaft Belgien ist mit ihrem Vorschlag ausgeschieden. Wir werden sehen und berichten, wie das alles weitergeht.
Aber lasst uns dieses Wochenende erst einmal feiern.
Liebe Grüße
Markus Reuter
Bitte in der laufenden Woche dann einmal analysieren, was es mit der Klage des Belgiers den Sonneborn interviewt hat, tatsächlich auf sich hat. Es erscheint dass es um einen Verhaltenskodex geht der Teil der Verträge ist bzw. der Verstoß gegen den Kodex ein Hindernis in den Verträgen sein soll aber so richtig klar wurde mir das in dem Interview nicht.
Thx