„Die gute Nachricht ist: Digitalisierung ist für die Bundesregierung jetzt ein Thema.“ Mit diesen Worten eröffnet Markus Beckedahl, Chefredakteur von netzpolitik.org, die „Das ist Netzpolitik!“-Konferenz am Freitagmorgen. Auf einmal gebe es eine Vielzahl an Arbeits- und Expertenkreisen, wie den Digitalrat oder die Datenethikkommission, so Beckedahl. Er begrüßte die Entwicklung, warnt aber auch vor zu viel Enthusiasmus: Keine guten Nachrichten gebe es weiterhin beim Breitbandausbau, bei den Polizeigesetzen, beim Urheberrecht oder der ePrivacy-Verordnung, die inzwischen fast tot sei.
In seinem Vortrag fordert der Gründer von netzpolitik.org mehr Mitarbeiter für die Datenschutzbehörden, statt die Verfassungsschutzämter weiter aufzurüsten. Zudem zeigt er sich erfreut über die Welle an Protesten gegen die Polizeigesetze: „Es ist gut, dass in Deutschland wieder zehntausende für Bürgerrechte und gegen den Ausbau von Überwachung auf die Straße gehen“, sagt Beckedahl in der Volksbühne. Die Konferenz sieht er als Ort, an dem die digitale Zivilgesellschaft zusammenkommt, um über die aktuelle und zukünftige Netzpolitik zu diskutieren und Strategien zu schmieden. Ein Schwerpunkt liege in diesem Jahr auf der Frage, wie die Macht der monopolartigen Plattformen grundrechtsfreundlich reguliert werden kann, um mehr Wettbewerb und Verbraucherrechte durchzusetzen.
Wie Science Fiction die Netzpolitik prägt
Um die Zukunft geht es auch im ersten Vortrag des Tages. Bestseller-Autor Tom Hillenbrand geht der Frage nach, wie wir heute über eine von Technik geprägte Zukunft nachdenken und wie Netzpolitik dabei von literarischen Dystopien wie 1984, Blade Runner oder Black Mirror geprägt wird. Das ist wichtig, denn „Netzpolitiker machen angesichts der Rasanz technologischer Entwicklung noch mehr als Politiker in anderen Politikfeldern Gesetze für eine ungewisse Zukunft“.
Trotz der Kraft der Dystopien wirbt Hillenbrand dafür, die Zukunft nicht verloren zu geben, sondern aktiv und kreativ eigene Visionen zu entwickeln. „Künstliche Intelligenz ist heute immer gleich Skynet“, kritisiert der Schriftsteller. „Aber es gibt auch eine Zukunft“, ist er sich sicher, in der clevere KI-Assistenten Menschen dabei unterstützen, ihre Datenschutzrechte gegenüber Unternehmen durchzusetzen.
Im Programm: Polizeigesetze, Datenkapitalismus und viel mehr
Das Ringen um die bestmögliche digitale Zukunft spiegelt sich auch im Programm der Konferenz. Wie immer bei netzpolitik.org dreht sich schließlich alles um die Frage, wie wir gemeinsam eine lebenswerte, faire und offene digitale Gesellschaft gestalten können – und um die politischen Kämpfe auf dem Weg dorthin. In dutzenden Vorträgen, Diskussionen, Workshops und Aktionen auf drei Bühnen beleuchten unsere 54 Speakerinnen (44 %) und Speaker (56 %) Themen wie Algorithmen und Digitalkultur, Überwachung und Datenkapitalismus, freies Wissen und Urheberrecht, Polizeigesetze und die „Smart City“, demokratische Kontrolle von Online-Plattformen und feministisches Hacking.
Neben netzpolitischen Szenegrößen wie dem Datenschutzrebellen Max Schrems, der EU-Piratin Julia Reda und Jillian York von der Electronic Frontier Foundation sind auch die Autorinnen Zoë Beck und Sophie Passmann am Start. Gemeinsam mit Tom Hillenbrand und Constanze Kurz diskutieren sie über digitale Diskursstrategien und kluges Campaigning für die Zivilgesellschaft. Jens Kubieziel vom anonymisierungsfreundlichen Verein Zwiebelfreunde berichtet von der rechtswidrigen Hausdurchsuchung bei ihm. Frederike Kaltheuner und Ailidh Callander von Privacy International beleuchten die Schattenindustrie der Datenhändler. Mit Klaus Lederer, Ramona Pop und Sabine Smentek stellen sich zudem gleich drei Mitglieder des Berliner Senats den kritischen Fragen unseres Teams zur Digitalisierung in Berlin.
Bei den Workshops im Grünen Salon könnt ihr unter anderem lernen, wie man eine Crypto-Party veranstaltet oder freie Bildung gestaltet und eure erste IFG-Anfrage stellen. Das vollständige Workshop-Programm gibt es hier. Neben Vorträgen beziehungsweise Diskussionen und Workshops bildet das Kulturprogramm die dritte Säule der Konferenz: Literatur, Podcasting und Medienkunst. Unter anderem mit dem postdigitalen Konzeptkünstler Aram Bartholl, der seine jüngsten Arbeiten und Projekte präsentiert.
Wer sonst noch alles spricht, verrät das Konferenzprogramm. Eine ausführliche Vorstellung des Programms findet sich in unserer Reihe mit Preview-Artikeln.
An unserem Infostand im Foyer der Volksbühne bieten wir – exklusiv – die neuen netzpolitik.org-T-Shirts, Aufkleber und anderen Merchandise an, bevor es sie dann auch bald in einem Online-Shop gibt. Wer es lieber individuell mag, kann im Foyer mit unserem Grafiker Ole das netzpolitik.org-Logo auf die eigene Kleidung plotten.
Seid dabei – im Stream oder vor Ort
Für alle, die nicht vor Ort dabei sein können, bieten wir einen Video-Livestream an. Wir übertragen alle Vorträge von der Hauptbühne und aus dem Roten Salon auf der Seite des CCC-Videoteams. Nach der Konferenz wird es natürlich auch Aufzeichnungen von allen Vorträgen geben. Der Hashtag ist #14np.
Wer jetzt noch spontan vorbeikommen möchte: Am Eingang der Volksbühne sind noch ein paar Resttickets für 20 Euro (ermäßigt 10 Euro) erhältlich.
Lauschen, rätseln, raven: Die Tanztrojaner-Party
Nach der Konferenz ist vor der Party: Gemeinsam mit euch feiern wir abends und nachts den 14. Geburtstag von netzpolitik.org mit Lesungen, Quiz und Musik. Die „Tanztrojaner“-Party findet im Mensch Meier statt, nahe dem S-Bahnhof Landsberger Allee. Los gehts um 20:00 Uhr mit einer Lesung von Zoë Beck, gefolgt vom alljährlichen netzpolitischen Quiz mit Constanze. Danach lesen Mitglieder der Redaktion die einfallsreichsten Leser-Kommentare und Spammitteilungen des letzten Jahres vor und Tubbe spielt ein Konzert.
Ab 23 Uhr gibt es Musik auf drei Floors: Techno, Disco und ein bisschen Trash muss auch sein. Alle Konferenzbesucher haben mit ihrem Ticket freien Eintritt. Für alle anderen kostet der Eintritt bis 24 Uhr fünf Euro, danach zehn Euro. Das Mensch Meier befindet sich an der Storkower Straße 121 in Berlin.
Anstelle dieser Textwand wäre es vielleicht ganz nett zu sagen, von wann bis wann die Vorträge laufen. In dem Banner, lediglich als Bild vorhanden, steht etwas von 10 bis 18 Uhr, in diesem Artikel jedoch scheinbar nicht. Ebenfalls wäre eine Vortragsliste doch ganz schön, da ich mich, als entfernter Zuschauer vor dem Heimgerät, ungern acht Stunden vor einen Stream, welcher atm noch nicht einmal zur Verfügung steht, klemmen möchte.
Jetzt passiert was im Stream und scheinbar war ich zu doof https://netzpolitik.org/14np/ zu folgen. Lol.