Deutsche Telekom will Netzneutralität aufweichen

Ebenso wie das spanische Telekommunikationsunternehmen Telefonica will auch die Deutsche Telekom die Netzneutralität aufweichen und Inhalteanbieter zur Kasse bitten. Das schreibt das Manager-Magazin relativ kritikfrei: Obermann will Google zur Kasse bitten.

Diese Ungleichgewicht will Obermann nun ausbalancieren. „Wir können nicht alles umsonst anbieten“, argumentiert der Telekom-Chef, „zahlen müssen diejenigen, die die Netze stark beanspruchen“. Wer besonders datenintensive Premiuminhalte anbietet, soll demnach eine Gebühr entrichten. Je mehr Bandbreite ein bestimmter Web-Dienst benötigt und je öfter er genutzt wird, so die Logik, desto mehr soll der jeweilige Anbieter bezahlen. Neben den Internetkonzernen soll die Regelung große Filmstudios betreffen, die hoch auflösende Videos über das Web anbieten. Die Gründe für den Vorstoß leuchten ein.

Die Hintergründe und Probleme zu dieser Strategie werden z.B. in den Netzpolitik-Podcasts 074 und 081 beleuchtet.

47 Ergänzungen

  1. „Die Gründe für den Vorstoß leuchten ein.“

    Äh, nein. Google ist neben vielen anderen Dingen auch ein Tier-1 Provider und kommt aus den meisten Endkundennetzen beim Peering mit einem Bandbreitenplus heraus. Wenn Telekom da in diese Richtung schielt, dann machen sie wahrscheinlich Verlust.

  2. “Die Gründe für den Vorstoß leuchten ein.”

    NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN !!!

    Ohne die Inhalteanbieter haetten die Provider ein Netz ohne Inhalt.

    Ohne die Provider haetten die Inhalteanbieter keine Verbreitungsmoeglichkeit.

    Das ist ein ausgeglichenes Geben und Nehmen.
    Beide sind voneinander abhaengig, anscheinend kapieren das die Provider nicht, oder wollen es nicht kapieren.
    Ich bin mir aber sicher, dass sich das ganze so oder so nicht durchsetzen wird, da die Menschen dann eben zu Providern wechseln die so einen Bloedsinn nicht mitmachen.
    Aber dagegen ankaempfen muss man natuerlich dennoch, weil sonst die Masse alles mitmacht.

  3. Hach, es wäre ja zu schön, mal einen dieser hochnäsigen „Premium-Content-Faselbla“-ISPs dabei zu beobachten, wie er daran scheitert, seinen Kunden den Verzicht auf google-Dienste zu erklären.

  4. “Die Gründe für den Vorstoß leuchten ein.”

    @2…. doch tun sie.

    Die Telekom will von den Inhaltsanbietern Geld. Wenn die mitspielen *sollten* dann würde das ja keine Gebührenerhöhung für die Endkunden bedeuten. Es könnten theoretisch sogar die Preise gesenkt werden um konkurrenzfähiger zu sein.

    Das ist eben wie immer das Problem. Wenn es den Endkunden nicht direkt trifft wird eben keiner (bis auf die stark involvierte Netzgemeinde) Aufschreien.

    Ich vermute das einzig die Politik diesen Machenschaften einen Riegel vorschieben könnte.
    Der „Kunde“ wird da nichts dran ändern „wollen“.

    1. @lodar:
      Für die meisten Endkunden ist aber Google das Internet (ich sehe das nur zu oft, dass Menschen, anstatt eine URL in die Adressleiste einzugeben, die URL bei Google eingeben und dann klicken). In dem Fall, das also Google aus dem Netz der deutschen Telekom nicht mehr erreichbar ist, hätte die Telekom sicher Probleme, das ihren Kunden zu erklären (und diese zu halten).

  5. Aber warum sollte die Telekom so weit gehen, dass sie Google nicht mehr zulässt? Sie pokern halt und wenn Google bereit ist für „Premium-Dienste“ zu zahlen dann freuen sie sich.

    Es ist doch absolut Schwachsinnig anzunehmen, die Telekom würde Google sperren wollen…..

  6. Erst VDSL mit „Entertain“ anbieten und sich danach wundern wenn die Leute es nutzen?

    Datenintensive Premiuminhalte my ass!

  7. Das wird ein Moloch. Ein Diensteanbieter darf dann für jedes einzelne Land und den darin beheimaten ISP den Traffic zahlen.

    Abgesehen davon zahle ich als Kunde doch für eine Verbindung zum Server von Google. Warum soll Google dafür zahlen das die Telekom für mich eine Verbindung herstellt?

  8. Der Artikel geht ja spannend weiter:

    > Konzerne wie Google dürften wenig
    > Bereitschaft zeigen, beispielsweise für
    > datenintensive Videos aus dem Angebot ihrer
    > Filmtochter Youtube Geld zu bezahlen.

    Konzerne wie Google zahlen bereits für ihren Traffic Geld. Ich finde es schon propagandistisch, das so getan wird als würden die nicht bereits Unsummen für den Traffic zahlen.

    Google zahlt für seinen Traffic und die Kunden zahlen für ihren Traffic. Wenn man sich also über die Telekom ein Youtube-Video anschaut, werden dafür zwei Netzbetreiber finanziell entlohnt.

  9. “Wir können nicht alles umsonst anbieten”, argumentiert der Telekom-Chef

    Ohh! Habe ich was verpaßt und die Telekom bietet mir mittlerweile einen kostenfreien Internetzugang an?

    @Admin: Repariert doch bitte mal das Blog, so daß man nicht für jeden Kommentar extra JS anschalten muß. Danke!

  10. @9
    „Google zahlt für seinen Traffic und die Kunden zahlen für ihren Traffic. Wenn man sich also über die Telekom ein Youtube-Video anschaut, werden dafür zwei Netzbetreiber finanziell entlohnt.“

    Korrekt, nur das die Kalkulation gegenläufig sein dürfte. Youtube kann mit jedem klick werbung schalten. Mehr Traffic, mehr Werbung, mehr Umsatz.
    Die Kalkulation der ISPs ist eine komplett andere – eine Mischkalkulation, die davon ausgeht, wieviel Traffic durchschnittliche User verursachen. Solange genügend Kunden unter oder bei diesem Trafficvolumen bleiben, macht der ISP Gewinn. Also: Weniger Traffic, mehr Gewinn.
    Wenn dieser Durchschnitt nun bemerkenswert ansteigt, weil nicht mehr nur Filesharer und Exoten exorbitant hohen Traffic verursachen, sondern sich Hinz & Kunz bei Youtube HD-Filme streamen können, kommt die besagte Mischkalkulation in Schieflage.

    Auf irgendeine Art und Weise wird dort wahrscheinlich ein Ausgleich stattfinden müssen – Sei es nun indem die Preise für schnelle DSL-Zugänge steigen, Flatrates wie bei mobilen Datentarifen nach einem bestimmten Kontingent nur noch auf halber Geschwindigkeit laufen oder eben durch solch absurde Vorschläge wie von Obermann.

    Nicht das ich diesen Vorstoß unterstütze, aber etwas komplexer als „Telekom = Geldgierig und will deswegen Netzneutralität opfern“ ist das Thema dann doch.

  11. kay, mal analog betrachtet; also wenn ich demnächst wieder eine pizza bestelle, muss der pizzamann demnächst dann die telekom bezahlen, weil ich ihn angerufen habe und er deswegen die leitung der telekom verstopft, oder wie jetzt? also wenn er jetzt telekom kunde bin oder ich? und was machen erst die großen service hotlines? oO

  12. Köstlich, Herr Obermann. Einfach köstlich. Hoffentlich hat dieses Ansinnen Google noch nicht öffentlich vorgetragen. Wenn die clever sind, sagen sie einfach: nein, ansonsten schalten wir in Deutschland einfach ab. Der user kann ja über .com nachfragen.
    Möglicherweise will Herr Obermann ja seinen Abgang (mit Abfindung) von der Telekom provozieren. Anderes kann ich mir nicht vorstellen.

  13. Hallo @Rouven, @Mithos,… hallo zusammen,

    leider verkürzt der Artikel im manager-magazin.de das Thema dramatisch. So wie wir es dargestellt haben, wäre Google aus dem Netz der Telekom immer erreichbar – hier wird in den Kommentaren sehr viel Horrorszenario gespielt. Um die Diskussion mal etwas zu versachlichen, vielleicht mal über drei Aspekte nachdenken:

    1_ Henne/Ei-Problem: Ohne den Auf- und Ausbau der Netzinfrastruktur könnten bestimmte Dienste heute gar nicht über das Internet angeboten werden. Umgekehrt wäre das Internet heute nicht so populär, wenn es nicht attraktive Inhalte gäbe. So wurde Voice over IP erst kommerziell erfolgreich, als die nötigen Bandbreiten zur Verfügung standen. Netzbetreiber und Diensteanbieter sind aufeinander angewiesen. In dieser Symbiose sollten beide in Zukunft enger zusammenarbeiten.

    2_ Schöne neue Welt – wer zahlt?: Bisher wird das Netz durch Investitionen in Kapazitäten immer so erweitert, dass es auch zu Spitzenzeiten nicht zu Staus kommt. Der Datenverkehr nimmt rasant zu – bis 2013 wird sich das Volumen im Festnetz verfünffachen, im Mobilfunk sogar um den Faktor 60 zunehmen. Dafür muss die Netzinfrastruktur immer schneller ausgebaut werden. Die Telekommunikationsunternehmen werden den nötigen Ausbau aber nicht alleine aus den Einnahmen von Endkunden finanzieren können. Hat jemand Vorschläge?

    3_Aus Angebot und Nachfrage entstehen Preise: Anbieter, die ihren Kunden kommerzielle Dienste anbieten, haben ein Interesse daran, dass die Kunden diese Dienste auch optimal nutzen können. Dafür braucht es eine Qualitätsgarantie: Wenn ein Film aus dem Internet schlechtere Qualität bietet als eine DVD, wird niemand darauf zurückgreifen. Anwendungen beispielsweise aus den Bereichen Gesundheit und Sicherheit werden erst dann über das Netz erfolgreich angeboten, wenn ihre Qualität gesichert ist.

    Gruß Mark Nierwetberg, Deutsche Telekom

    1. @Mark Nierwetberg: Zu Punkt 2 hab ich das so verstanden, dass der Ausbau der Netze zu nicht unerheblichen Teilen aus Steuergeldern finanziert wird.

    2. Wer soll den Ausbau zahlen? Die Kunden. Wer sonst? Die Diensteanbieter sind Kunden von Rechenzentren oder kaufen die Anbindung ihres Dienstes selbst ein. Also wäre hier ein Hebel. Je schneller die Anbindung, destor mehr Daten können übertragen werden, desto höher ist der Preis. Der Endkunde zuhause bekommt eine flatrate mitlerweile sehr günstig. Warum? Weil sich die Anbieter mit Preisen gegenseitig unterboten haben. Da habt ihr Pech gehabt. Und damit der Kunde, weil er zwar schnellere Anschlüsse zahlen, diese aber wegen dichter Netze nicht voll ausnutzen kann.

      Und das Henne-Ei-Problem gibt es m.W. nicht. Zu Zeiten der dot-com-Blase wurden massiv die Transitnetze ausgebaut, obwohl es den Bedarf in diesen Größenordnungen nicht gab. Die Netze waren also vorher da.

  14. @markus: ja, die gute alte Zeit, so war das mal, aber die Zeiten sind vorbei – da wo das so finanziert war, greift der Regulierer ein und setzt Preise fest, um den „ehemaligen Monopolgewinn“ abzuschöpfen. In den Ausbau des Netzes geht aber kein Steuergeld. Das Dilemma bleibt.

  15. Momentan ist es ganz einfach so, dass Google von vielen internetbezogen Dienstleistungen und Angeboten das beste Erlösmodell hat. Sie verkaufen großflächig Werbung und es ist ihnen egal, ob der Partner klein oder groß ist. Daran verdienen die Content-Anbieter und die ISPs kräftig mit: Google aggregiert und schafft die Angebote, die es nötig machen einen Breitband-Internetzugang zu haben. Die Content-Anbieter bekommen einen Großteil ihres Traffics über Google und verdienen mit Google-Anzeigen.

    Nun verdient Google aber mehr als die ISPs und die Content-Anbieter und man will auf diese Erlöse zugreifen. Verständlich, aber nicht unbedingt nachvollziehbar. Mit der gleichen Begründung könnte Opel versuchen Shell zur Kasse zu bitten. Oder Shell vielleicht Opel? Mit erscheint beides nicht sinnvoll.

    Die einzelnen Content-Anbieter/Verlage befinden sich, genauso wie die Telekom, in einer Position, die sie falsch einschätzen. Google braucht sie nicht, aber sie brauchen Google.

  16. @21;
    Sämtliche Datenpakete werden auch weiterhin transportiert. Der Kunde erhält durch unterschiedliche Qualitätsklassen jedoch die Möglichkeit, sensitive Dienste wie Online-Trading und Live-Streams mit einer garantierten Übertragungsqualität zu nutzen. Eine solche Priorisierung gibt es im Briefverkehr übrigens schon lange: Express-Briefe werden besonders schnell transportiert – das hat aber nicht dazu geführt, dass der „normale“ Briefverkehr beeinträchtigt wurde.

  17. Was mich immer wundert: Die bekommen doch sowohl Gebühren von den Nutzern, als auch von Google. Die Gebühren der Nutzer werden sie wohl nicht einfach so erhöhen, um diese nicht zu verschrecken, aber wenn sie sagen

    „Wer besonders datenintensive Premiuminhalte anbietet, soll demnach eine Gebühr entrichten“

    dann könnten die Provider sich doch einfach darauf einigen von Google höhere Netzgebühren zu verlangen? Ein Volumentarif sozusagen. Da Google nicht bevorzugt würde, wäre die Netzneutralität ja nicht gefährdet. Ob die damit gut fahren ist eine andere Frage, aber warum Netzneutralität abschaffen, wenn man einfach die Preise erhöhen könnte?

  18. @Mark Nierwetberg:
    Ich verstehe das irgendwie nicht.
    Pi mal Daumen alle zwei Monate ruft ein Mitarbeiter der Telekom bei mir an und fragt, ob ich nicht für ein paar Euro mehr einen fünf mal so schnellen Internetzugang haben will. Wieso wird so viel mehr Leistung für so wenig mehr Geld denn überhaupt angeboten, wenn die Telekom demnächst ein Problem mit dem Verhältnis Traffic/Kosten bekommen könnte?

  19. @Mark Nierwetberg:

    Ich will doch mal als Mitarbeiter eines ISP nicht alle ihre Argumente gegen die Netzneutralität so stehen lassen. Die Telekom macht es sich da mit der Argumentation schon sehr, sehr einfach.

    1. Am Internet wird Geld verdient, auch von der Deutschen Telekom. Sie verdienen an Ihren Kunden, die für gewöhnlich für Telekom-Anbindungen durchaus mehr zahlen, als bei der Konkurrenz. Tue ich im übrigen auch, weiß ich weiß, dass die Telekom funktioniert und die anderen gelegentlich mal nicht.

    2. Internet ist für Carrier vor allem ein Einkaufsgeschäft, d.h. man nimmt vorne beim Kunden das Geld ein und schaut zu, sich das Internet von anderen Carriern möglichst günstig einzukaufen bzw. mit denen günstig zu peeren. Das machen Sie als Telekom in der Enterprise-Klasse, die Deutsche Telekom gehört weltweit zu den Global Playern. Erzählen Sie bitte keinem, was Sie für Traffic mit Ihren Peering-Partnern zahlen, wenn überhaupt.

    3. Auf Google schimpfen, ist herzlich einfach, dabei ist Google jemand, der schon lange erkannt hat, dass man als Inhaltslieferant den qualitativen Traffic zu den Kunden bringen muss. Darum betreibt Google weltweit einer der größten Business-Netzwerke und peert mit vielen Carriern quasi direkt vor Ort. Auch mit der Deutschen Telekom. Sie bekommen den Traffic von Google quasi vor die Türe gestellt.

    4. Dieses Geseier von wegen „die vielen Filme, die das Internet verstopfen“ – wir wollen erinnern, dass die Telekom selbst ein verhältnismäßig riesiger Inhaltsanbieter für Filme im Netz ist und sich mit seinen Entertainment-Angeboten auf Basis von VDSL recht gut einkapselt. Alles, was hier traffic-mäßig passiert, ist im Netz der Telekom und niemand von der Telekom würde sagen, dass hier etwas belastet würde.

    5. Dieses Gejammer darüber, dass man den Netzausbau selbst bewerkstelligen müsse und die ach so bösen Konkurrenten die Telekom ja nur ausnutzen… Hallo? Die Konkurrenten zahlen Ihnen für die letzte Meile einen durchaus interessanten Preis und dafür müssen Sie machen: Nichts. Jede Serviceleistungen müssen bei der Anmietung des Kundenanschlusses Ihr Wettbewerber machen und wenn der Wettbewerber technische Dienstleistungen benötigt, wird meist, genau, die Deutsche Telekom beauftragt, die sich das durchaus gut bezahlen lässt.

    6. In all dem Konkurrenzschema, dass in Deutschland vorherrscht und auch teilweise völlig verzerrt von der Telekom dargestellt wird, wollen wir mal eines nicht vergessen: Es sind genügend Menschen Telekom-Kunden, es werden auch regelmäßig Ex-Telekom-Kunden wieder Telekom-Kunden, weil sie bei der Konkurrenz durch die Bank heraus erleben, was mieser Service ist und das lässt sich die Telekom durchaus fair bezahlen. Zumindest so fair, dass es den Aktionären dividendenmässig nicht ganz so mies geht, wie man glauben könnte.

    7. Wenn Sie Bestrebungen gegen die Netzneutralität fordern, fordern Sie, ja, sagen wir es deutlich, eine staatlich protektionierte Zensurmöglichkeit und das ist bedenklich. Sie wollen Inhalteanbieter bedrohen, dass die Ihnen Geld bezahlen oder ihnen den Saft abdrehen. Im Wilden Westen nannte man sowas Wegelagerei. Es ist allerdings in netztechnischen Maßstäben nichts anderes wie ein kläglicher Versuch, das uralte und bewährte Einnahmenschema der Leitungsvermittlung mit aller Gewalt in die Paketvermittlung zu donnern. Damit werden Sie scheitern.

  20. Obermann:

    Was wäre Google ohne die Netzbetreiber?

    Morgen wenden sich mit dem gleichen Argument dann die TV-Geräte-Hersteller an die TV-Sender: „Was währt ihr ohne uns? Her mit euren Gewinnen!“ Und übermorgen zieht der Staat sämtliche Gewinne der Autoindustrie ein. Begründung: „Was währt ihr ohne unsere Straßen?“

  21. @Besim Karadeniz

    ad 3) Ja, vor die Tür schon, aber dann? Google scheint sich nicht direkt daran zu beteiligen, dass Mobilfunkzellen SW Updates bekommen, zahlt keine neuen DSL-Modems und ist auch bei Richtfunkanlagen um die letzten Meilen zu versorgen, bislang nicht in Vorleistung gegangen. Alle monetären Probleme entstehen auf den letzen paar 100 mEtern. Und die sollen laut Kunde 19.99 flat kosten, egal wie gross der tatsächliche Aufwand ist.

    1. @Philip Engstrand:

      Mobilfunk ist ein schlechtes Beispiel, da gibst du mir eine Steilvorlage. ;-)

      Das, was dir dein Mobilfunkprovider als IP über Mobilfunk verkauft, das ist Internet in homöopathischen Dosen zu entsprechenden Preisen. Sicherlich berechtigt, aber ganz so ärmlich gehen die Mobilfunkanbieter nicht aus dem Ring. Spätestens dann, wenn du mit deinem IP-fähigen Handy mal im Ausland via Roaming surfst und dir dann später die Rechnung anschaust.

  22. @Besim
    Klar zahlt die DTAG für’s Peeren und nicht zu knapp.

    @Allgemein
    Wer soll sonst zahlen außer den Endkunden? Das Geld was Google verdient, kommt letztendlich auch von den Endkunden und wenn man bei denen nicht genug holen kann um einen 1.Klasse-Zugangs-Service anzubieten, dann gibts halt nur 2.Klasse.

    Zu versuchen willkürlich von einzelnen Inhalteanbieter Wegezoll zu erpressen, sollte das Kartellamt oder die Bundesnetzagentur auf den Plan rufen. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

  23. @Besim Karadeniz: Mal zum Punkt der Zensur: Wir setzen Internet = Netz in der Diskussion, das macht nur bedingt Sinn. Ein Geschäftskunde, der über eine IP-Verbindung sein Rechenzentrum anbinden will, der verlangt bestimmte Parameter – also Qualitätsklassen. Das ist keine Zensur. Sämtliche Datenpakete werden auch weiterhin transportiert. Der Anbiter erhält durch unterschiedliche Qualitätsklassen bspw. die Möglichkeit, sensitive Dienste wie Online-Trading und Live-Streams mit einer garantierten Übertragungsqualität anzubieten. Eine solche Priorisierung gibt es im Briefverkehr übrigens schon lange: Express-Briefe werden besonders schnell transportiert – das hat aber nicht dazu geführt, dass der „normale“ Briefverkehr beeinträchtigt wurde. Das Thema an Google zu diskutieren macht auch nicht wirklich Sinn. Frage ist doch, ob es in Zukunft auch eine Nachfrage nach gesicherter Qualität geben wird. Wir sagen, ja. Anbieter, die ihren Kunden kommerzielle Dienste anbieten, haben ein Interesse daran, dass die Kunden diese Dienste auch optimal nutzen können. Dafür braucht es eine Qualitätsgarantie: Wenn ein Film aus dem Internet schlechtere Qualität bietet als eine DVD, wird niemand darauf zurückgreifen. Anwendungen beispielsweise aus den Bereichen Gesundheit und Sicherheit werden erst dann über das Netz erfolgreich angeboten, wenn ihre Qualität gesichert ist.

    1. @Mark Nierwetberg:
      Schade, dass sie auf meine technischen Argumente nicht eingehen, sondern sich den üblichen Lobby-Argumenten bedienen. Aber wenn sie gern die zerlegt haben wollen – gern:

      Ihr Vergleich mit dem Expressbrief hinkt. Der Expressbrief lebt davon, dass es als Produkt definiert ist, das „schneller“ als „normal“ ausgeliefert wird (und das beschränkt sich heutzutage weitgehend darauf, dass er am Zielort sofort ausgeliefert wird und nicht am nächsten Morgen wie die restliche Post).

      Gegen die Netzneutralität anzukämpfen, kann aber nur umgekehrt gehen, also man müsste sagen, dass die Inhalte eines Anbieters langsamer ausgeliefert werden, als normal, wenn dieser nicht Geld abdrückt. Ein kleiner, feiner Unterschied.

      Wenn Sie Geld verdienen möchten, müssen Sie stärker das tun, was alle ISP ständig machen müssen, die nicht Carrier oder Global Player sind: Zuschauen, den Traffic möglichst frühzeitig vom Inhaltsanbieter zu bekommen und möglichst günstig transportieren. Und nein, ich glaube nun wirklich gar nicht, dass dieser Tipp wirklich neu ist und dass die Telekom das nicht schon immer tut.

  24. @19 Mark
    Als würde die DTAG das Geld was sie von Google bekommt investieren. LOL. Ich sage nur:Rendite und Dividende!

  25. \Je mehr Bandbreite ein bestimmter Web-Dienst benötigt\ – desto mehr muss er doch jetzt schon für seine Anbindung bezahlen.

    Dass die Preise sich dann wirtschaftlich nicht rechnen, ist ein Problem, welches man nicht mit der Aufhebung der Netzneutralität beantworten braucht.

  26. Ich habe kein Problem damit, wenn die Telekom mir sagt, dass für die unglaubliche Erhöhung des Internettraffics die Netz ausgebaut werden müssen und ich deshalb für meine Flatrate nun 3 Euro mehr bezahlen soll.
    Allerdings habe ich ein Problem damit, wenn diese Firma anfängt Daten von Content-Anbietern zu verlangsamen oder gar zu blockieren nur weil diese ihnen keine Internetmaut zahlen.

  27. @Besim Karadeniz

    Nein, Mobilfunk ist leider ein gutes Beispiel, weil ich da tatsächliche Zahlen auf dem Schreibtisch liegen habe…

    Vereinfacht gesagt, im Mobilfunk trägt jedes Bit ein Preisschild und der Preis darauf ist ziemlich dynamisch, alldiweil er wesentlich davon abhängt wo sich der Teilnehmer befinded und was die anderen Teilnehmer gerade wollen.

    Wenn ich am Zellrand stehe und in der Zellmitte gerade 5 Teilnehmer fröhlich HD-Videos via IP via deinSchlauch kuckn, kann ich Glück haben, mein Provider wäre so vorsorglich gewesen einen UMTS Carrier nur dafür freigehalten zu haben mir Daten zu liefern (btw: diesseits von 1MBit/s), zahlen kann ich das aber nicht (zumindest nicht kostendeckend für den Provider) denn diese Aktion -Netzausbau für genau 1 Teilnehmer- kostet (knapp geschätzt) einstellig in Mrd (Euro).

    Der Provider fährt viel besser, uns alle 6 mit derzeitiger Technik zu bedienen und HD-Video auf SD-Video zu beschränken, alldieweil die Zellkapazität nach oben begrenzt ist.

  28. Eine solche Priorisierung gibt es im Briefverkehr übrigens schon lange: Express-Briefe werden besonders schnell transportiert – das hat aber nicht dazu geführt, dass der “normale” Briefverkehr beeinträchtigt wurde.

    Das würde ich ja gerne mal belegt sehen, momentan kann ich mir nicht vorstellen wie das, gleiche Infrastruktur wie ohne Expresslieferungen vorausgesetzt, ablaufen soll.

    Wer sich mal ein bißchen z.B. mit Traffic Shaping auseinandergesetzt hat, weiss dass es sich dabei nicht um ein System der größtmöglichen Priorisierung für ein Paket, sondern der kleinstmöglichen Benachteiligung handelt. Wenn man ein Paket in der Queue ein paar Plätze nach vorne schubst, wird dabei automatisch ein anderes benachteiligt, weil es später ankommt als wenn es neutral übertragen würde.

    Datenpakete können in der Glasfaser nicht einfach nebeneinander herfahren und sich gegenseitig überholen, was der Kurierfahrer mit 120km/h gegenüber dem Postlaster mit 80km/h durchaus tun kann.

    … zahlt keine neuen DSL-Modems …

    Das ist ein logistisches Problem. Die Telekom wirft seit Anbeginn des ISDN-Zeitalters mit Terminalhardware nur so um sich. Allein was sich an NTBAs und Splittern bei manchen Leuten stapelt, alles totes Kapital. Und jetzt wird gejammert weil kein Geld zum Ausbau der Backbones da ist?

  29. @Plasma

    … zahlt keine neuen Modems …

    O.K, da war ich ungenau, es geht um die Modems Netzseitig. Irgendwann, einigen Gerüchten nach bei Belegungen > 50% (d.h. auf einem Kabelstrang der ursprünglich mal für ausschließlich analog-Telephonie vorgesehen war sind nun mehr als die Hälfte Nutzer eines Breitbandsignals), wird das Übersprechen so viel, das entweder die ganze Modemgschichte nach vorne zum Teilnehmer hin gezogen werden muss (outdoor DSLAM (mit outdoor == teuer)) oder Modems mit verbessertem Transceiver installiert werden.

  30. @Karadeniz:
    Ich setze mich gerne mit allen Argumenten auseinander – anders macht so eine Diskussion keinen Sinn. Mir geht es im Moment nur erst einmal um einen Punkt: Die Diskussion sollte ein wenig sachlicher werden – damit meine ich jetzt nicht unbedingt Ihren Beitrag – aber wenn an einigen Stellen immer gleich von Zensur gesprochen wird, dann erstickt das jede Diskussion. Es geht nicht um Zensur. Das Internet hat eine gesellschaftliche Dimension und in dieser Frage sollten sich alle einig sein. Aber wir dürfen in dieser Diskussion nicht vergessen, dass das Internet auf Netzen basiert, die von privatwirtschaftlichen Unternehmen betrieben werden. Die müssen Geld verdienen, da beißt die Maus keinen Faden ab. Wir können alle Netze gerne wieder verstaatlichen, aber ob das eine gute Lösung ist, wage ich zu bezweifeln. Sie schlagen als Lösung vor, dass man den Traffic einfach im konsequenten „hot potato routing“ in andere Netze befördert – oder einfach effizienter wird. Hot potato verlagert das Problem, löst es aber nicht. Effizienz heißt Investition in Netztechnik, das kostet Geld. Da ist es wieder das Dilemma… Peering funktioniert, wenn die Verkehrsmengen symmetrisch sind – sind sie aber in vielen Fällen nicht mehr, weil große Mengen durch Inhalte wie Videos entstehen. In dem Zitat von Obermann heißt es „wir werden nicht alles kostenlos anbieten können“ – es geht um das „nicht alles“. Wenn es gesicherte Qualitäten gibt, dann könnten die auch einen Preis haben. Mehr sagt er nicht. Sie sagen der Brief-Express-Vergleich hinke, mag sein. Aber wenn in Zukunft immer mehr Inhalte digitalisiert werden und damit auch auf Inhalteseite mehr Geld verdient wird, warum sollen die Netzbetreiber dann bei diesen kommerziellen Anwendungen nicht auch Geld verdienen dürfen? Oder um in Ihrem Vergleich zu bleiben, wenn alle mit 80 km/h fahren können, warum sollen andere nicht 120 km/h fahren können. Wir reden über die wirtschaftliche Dimension der Netze, wenn diese Frage nicht diskutiert wird, dann wird Netztechnologie und auch das Internet an Innovationsmöglichkeiten verlieren – weil innovative Netztechnik Geld kostet. Ohne die heutige technische Kapazität, gäbe es bestimmte Dienste nicht: Oder wäre youtube im ISDN-Zeitalter denkbar? Netzbetreiber und Diensteanbieter leben in einer Symbiose – keiner kann den Ast des anderen absägen. Die Beziehung muss auf eine wirtschaftlich vernünftige Basis gestellt werden, darum dreht sich die Diskussion. Machen Sie doch mal einen Vorschlag für eine Lösung.

  31. Interessant finde ich, dass die Telekom sich den bereits vom Endkunden bezahlten Datentransfer vom Anbieter der Daten gerne ebenfalls bezahlen lassen möchte. Das ist ein wenig so, als wollte sich die Post für die Beförderung eines Briefes nicht nur vom Absender, sonder auch vom Empfänger bezahlen lassen. Ein ehrliches Preismodell sieht sicherlich anders aus.

  32. Wirklich erschreckend wie viel Halbwissen auf einer solchen Seite rumgeistert.
    Vor allem weiss keiner hier wie das geschäft funktioniert von dem hier geredet wird.

    Früher oder später wird es so kommen, es muss so kommen. Youtube betreibt eine etwas größere Serverfarm. Die Provider betreibern Hunderte- tausende von aktiven Komponenten, die locker an die 1.000.000 € das Stk kosten. Natürlich wollen, die spanische u. deutsche Telekom nicht hinnehmen, das EINE einzige Webseite 60% der Netzlast ausmacht.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.