Bundestag modern – Back in 1998?

Es gibt Meldungen, wo man das Gefühl hat, in einer Zeitreise im Jahre 1998 gelandet zu sein. Wie diese hier: Bundestagsabgeordnete werden erstmals chatten.

E-Government sieht anders aus. Aber was die beiden Bundestagsabgeordneten Katja Mast und Jörg Rohde am Donnerstag vorhaben, geht schon mal in die richtige Richtung. Sie werden zur Ausbildungsförderung chatten. Zum ersten Mal werden am Donnerstagnachmittag Abgeordnete des Deutschen Bundestages nach einer Plenardebatte auf der Webseite des Parlaments im Chat Rede und Antwort stehen. Das teilte die Internetredaktion von Bundestag.de am Mittwoch in einer Presseerklärung mit.

Dann dauert es nur noch schätzungswise sieben Jahre, bis man mal ein Weblog oder andere neue Medien einsetzt. Chat kann man ja schon zu den „alten Medien“ zählen, vor allem Politiker-Chats, die in der Regel sowas von langweilig und unnötig sind: Eine Frage, ein Satz Antwort und zur nächsten Frage. Manchmal gibts auch zwei Sätze Antwort. Das ist dann schon fast eine Argumentation.

Wie wäre es, wenn man die Berichterstatter der Fraktionen mal ausführlicher nach einer PLenardebatte in einem Blog argumentieren lässt, warum man wofür und wogegen war. Mit einer Feedback-Möglichkeit, die zeitunabhängig ist, wie in den Kommentaren? Wo man vielleicht noch explizit auf die Beiträge der anderen Teilnehmer und auf Kommentatoren eingeht? Naja, vielleicht in sieben Jahren…

6 Ergänzungen

  1. Es wäre generell hilfreich, eine Datenbank mit Politikerzitaten anzulegen, um den Leuten zur gegebenen Zeit den genauen Wortlaut unter die Nase zu halten.

    „Solidarität heißt, im Zweifelsfall zu allem bereit zu sein.“ Angela Merkel nach dem 11.09.2001.

    Politiker sagen selten etwas, das sie nicht sofort relativieren oder negieren können. Ein Profi-Politiker gibt keine direkten Antworten auf direkte Fragen. Darum sind diese Diskussionsrunden am Sonntag- oder Donnerstagabend so herrlich sinnfrei.

    Schade, das die Suchfunktion für Videoaufzeichnungen der Reden im Bundestag so mies ist. Da gäbe es noch echte Stilblüten zu finden.

    Das Problem ist das Medien-Alzheimer. Jede Woche wird eine andere Sau durchs globale Dorf getrieben. Kann mich kaum noch daran erinnern, ob es hier gewesen ist, wo ich von Schäubles Vergleich des Internet mit einer modernen Telefonanlage gelesen habe :)

    Wenn dem gesamten deutschen Volk gleichzeitig bewußt würde, was für Leute da in Berlin regieren, würde vermutlich die soziale Ordnung in diesem schönen Land zusammenbrechen.

  2. Das ist nicht neu, das ist eine Ente. Helmut Kohl hat dereinst schon gechattet (und sich seine Antworten von einem Referenten tippen lassen).

    Im Bundestag gibt es unter Mitmischen.de ein Portal, auf dem Politiker aller Parteien seit Jahr und Tag chatten. Neu ist das alles auch für den Bundestag nicht.

  3. Es gibt MdBs mit Blogs. Die nutzen aber in der Regel ihre eigene Infrastruktur dafür, nicht die des Bundestages. Da sie auch noch gefunden werden wollen, wenn sie ggf. nicht mehr im Bundestag sitzen, ist das imho auch verständlich.

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