Wirtschaftlicher Schaden durch „Musikpiraterie“?

Golem berichtet über eine aktuelle Studie des US-amerikanischen Institute for Policy Innovation (IPI), die einen Schaden von 12,5 Milliarden durch „Musikpiraterie“ anprangern. Dabei berufen sie sich auf „unabhängige“ Zahlen der IFPI. Wenn man sich die Zahlen aber genauer anschaut und mit alten Daten vergleicht kommt man auf das folgende Ergebnis:

Man kann zwar geringfügige Schwankungen im einstelligen Prozentbereich erkennen, aber durch „Piraterie“ ausgelöste Verluste in einer ernsthaften Größenordnung, wie von der IPI „errechnet“, lassen sich in den amtlichen Zahlen nicht finden. Die angeblich in der Musikindustrie verloren gehenden 26.860 Arbeitsplätze würden in etwa der (geschätzten) Gesamtzahl der Arbeitsplätze in der US-Musikindustrie in den 90er Jahren entsprechen. Anders gesagt: Ausgehend von den IPI-Zahlen hätte sich die US-Musikbranche in rund zehn Jahren der Größe nach verdoppeln müssen und nur die „Piraterie“ hat das verhindert. Noch anders gesagt, hätten die US-Bürger ihren CD-Konsum binnen zehn Jahren vervielfachen müssen, denn um ein paar mehr CDs zu pressen benötigt man ja nicht gleich fast 27.000 neue Arbeitsplätze. Und Ausgaben für Live-Konzerte und Merchandising-Artikel sind dabei in den Zensus-Zahlen überhaupt nicht berücksichtigt.

Richtet also die „Musikpiraterie“ den immer wieder behaupteten Milliardenschaden für die US-Wirtschaft an? Mit den amtlichen Zahlen ist das jedenfalls nicht zu belegen. Im Gegenteil, der Vergleich der US-Zensus-Zahlen von 2002 mit denen von 1997 könnte sogar den Schluss nahe legen, dass MP3, Napster & Co. der Musikindustrie zu Beginn der 2000er Jahren zu einem Aufschwung verholfen haben.

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