unser Kollege Ben hat gestern über Big-Tech-Vertreter:innen berichtet, die sich in Workshops der EU-Kommission als Nicht-Big-Tech geschmuggelt haben. Dabei hätten sie auch einfach mit ihren wirklichen Hüten teilnehmen dürfen. Passend zum gestrigen Kürbis-Grusel-Fest dachte ich, dass man sich ja Spuk-technisch auch ganz gut als Facebook, TikTok oder gar X-Twitter verkleiden könnte.
Bei meiner Websuche stellte ich jedoch fest, dass auch schon andere die Idee hatten. (War eigentlich auch klar.) Ich verlinke die Ergebnisse meiner Recherche aber lieber nicht. Entscheidet selbst, ob ihr euch den schaurigen Anblick zumuten wollt oder nicht.
Mit dem Ein-/Ausreisesystem wollen die EU-Staaten eine riesige Datenbank mit Fingerabdrücken und Gesichtsbildern aufbauen. Daraus wird erstmal nichts. Auch eine stufenweise Umsetzung ist wenig realistisch.
Kaum in Kraft, schon in Aktion: Der Bundesgerichtshof nutzt ein neues Gesetz, um eine Entscheidung zu den Facebook-Datenlecks zu treffen. Bisher hatte der Mutterkonzern Meta mehrmals Revisionen durch Vergleiche abgewürgt.
Ein Monopolist für Gefängniskommunikation hatte eine Sicherheitslücke in seinem System. Über eineinhalb Jahre standen Daten von Telefonaten offen im Netz, die Insass:innen mit der Außenwelt gehalten haben. Wie oft die Daten abgerufen wurden, ist laut Hersteller nicht nachvollziehbar.
In öffentlichen Workshops rund um das Gesetz über digitale Märkte tauscht sich die EU-Kommission mit der Branche aus. Doch ein guter Teil der Teilnehmenden hat dabei seine Verbindungen zu Google, Apple & Co. nicht offengelegt. Das haben mehrere NGOs in einer Untersuchung festgestellt.
Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.
Propublica
Betrügerische Werbenetzwerke haben mehr als 160.000 irreführende politische Anzeigen auf Facebook und Instagram geschaltet. Einige, die auf diese Anzeigen klickten, verzeichneten daraufhin Kreditkartenabbuchungen oder verloren ihren Krankenversicherungsschutz.
DER SPIEGEL
Laut einer Studie wird der Energieverbrauch von Rechenzentren für KI-Anwendungen und andere Digitalisierungsprojekte bis 2030 europaweit ansteigen, von 2 auf 5 Prozent des gesamten europäischen Stromverbrauchs. Erneuerbare Quellen könnten den Anstieg allein nicht decken.
The Guardian
Wieso sind US-amerikanische CEOs gerade so schmallippig mit Blick auf den drohenden Demokratie-Verlust durch Donald Trump? Der Guardian analysiert: Sie wollen im Fall eines Sieges negative Konsequenzen für ihr Business vermeiden.
Forbes
Mindestens eine Million US-Dollar habe Facebook schon durch manipulative Werbeanzeigen zur US-Wahl verdient, analysiert Forbes auf Grundlage von Facebooks eigener Werbe-Bibliothek. Die Moderation kommt offenbar nicht hinterher.
Reuters
Warum man in Indonesien gerade kein iPhone16 und kein Google Pixel kaufen kann: In der drittgrößten Demokratie der Welt müssen Technologie-Unternehmen 40 Prozent der Komponenten aus dem Inland beziehen, sonst droht der Bann. Google und Apple hat das nun ereilt.
TAGESSPIEGEL
Ärger wegen fragwürdiger Inhalte in Chatgruppen gibt es auch bei der BVG. Ein Tramfahrer hatte eine Fotomontage gepostet, in der eine Pistole auf einen Mann gerichtet wurde, der Kontext waren Tarifverhandlungen. Das Arbeitsgericht hat die Kündigung der Berliner Verkehrsbetriebe nun bestätigt.
taz
WitchTok, Cyberhexen, Open-Source-Software-Séancen gegen Elon Musk. Irgendetwas zwischen Esoterik-Hype und feministischem Grundgedanken scheint einige junge Menschen anzuziehen. Halloween-tauglicher Einblick in eine spezielle Welt.
OpenAI
ChatGPT goes Suchmaschine. Das Unternehmen OpenAI hat angekündigt, dass das Sprachmodell künftig auch auf aktuelle Quellen aus dem Netz verweisen wird. Dabei arbeite man etwa mit Wetterdienst-Anbietern und Nachrichtenseiten zusammen, auch die französische Tageszeitung Le Monde macht mit.
heise online
Die EU-Kommission hat eine Untersuchung nach dem Digital Services Act gegen Temu begonnen. Der Online-Marktplatz aus China steht im Verdacht, unzureichend gegen illegale Produkte vorzugehen. Temu verspricht zu kooperieren.
Notes from Poland
15 Jahre lang hatte der Radiomoderator Jarosław Juszkiewicz dem polnischen Google-Maps-Ableger seine Stimme geliehen. Damit ist nun Schluss: Juszkiewicz wird durch eine KI-generierte Alternative ersetzt.
Bundesarbeitsgemeinschaft "Gegen Hass im Netz"
Der letzte Trendreport "Machine Against the Rage" untersucht, welche Rolle KI-Bilder aktuell in rechtsextremen Telegram-Kanälen spielen. Offenbar keine große, so das erste Resümee. Erstaunlich viele der Bilder weisen jedoch einen US-Bezug auf.
The Washington Post
Mit sogenannten Community Notes sollten Twitter-Nutzer:innen die Ausbreitung von Desinformation eindämmen. Wie viel das bringt, war immer schon umstritten. Nach der Umfärbung des Online-Dienstes durch Elon Musk ist der Ansatz nun komplett wertlos.
Proof
Ein Team rund um die gemeinnützige US-Organisation Proof hat untersucht, wie populäre Sprachmodelle auf englische und spanische Fragen zur US-Wahl reagieren. Das Ergebnis: In den meisten Fällen gab es mehr fehlerhafte Antworten auf Spanisch.
DER SPIEGEL
Blitzer sollen in Frankreich bald nicht mehr nur Tempo- und Ampelverstöße ahnden, sondern auch anschlagen, wenn Menschen mit Handy am Steuer oder ohne Sicherheitsgurt unterwegs sind. Möglich machen soll das sogenannte KI. Ein Automobilklub wittert staatliche Abzocke.
The Verge
Eine im Journal "Social Problems" veröffentlichte Studie untersucht, wie US-Strafrichter:innen algorithmische Entscheidungen einbeziehen – etwa bei der Frage, ob Angeklagte in Untersuchungshaft bleiben sollen. The Verge fasst die Ergebnisse zusammen.
The Washington Post
Der US-Wahlbezirk, der das Silicon Valley in Washington vertritt, wird bei den Kongresswahlen neu besetzt. Dass es ein Demokrat wird, steht jetzt schon fest. Der in Umfragen führende Sam Liccardo sieht etwa die oberste US-Wettbewerbshüterin Lina Khan kritisch.
The Guardian
Um Donald Trump im US-Wahlkampf zu unterstützen, verlost Elon Musk täglich eine Million Dollar unter registrierten Wähler:innen, die sich für Meinungsfreiheit und Waffenbesitz aussprechen. Mehrere Wahlrechtsexpert:innen halten das für illegal, nun muss Musk deshalb vor Gericht erscheinen.
Snap
23 Prozent der 13- bis 24-Jährigen aus sechs Ländern (u. a. USA, Deutschland, Indien) sollen bereits Sextortion erlebt haben, ergibt eine Umfrage des US-Konzerns Snap. Dabei ergattern Erpresser*innen Nacktfotos ihrer Opfer und fordern etwa Geld oder weitere Bilder.
DER SPIEGEL
Die neuen Mechanismen zur Monetarisierung auf Elon Musks Plattform X befeuern offenbar die Verbreitung von Desinformation über die US-Wahl. Das zeigt eine Recherche der BBC, laut der Account-Betreiber:innen mit wahlbezogenen Fakes Tausende Dollar im Monat machen können.
Postbank
Die Postbank hat in ihrer „Jugend-Digitalstudie 2024“ herausgefunden, dass Jugendliche in Deutschland pro Woche 71,5 Stunden im Netz verbringen. Am meisten sind die jungen Menschen mit dem Smartphone online.
tagesschau
Großrazzia und Glasfaserausbau liest man nicht so häufig in einem Satz. Nun aber durchsuchten 180 Polizei- und Zollbeamt:innen mehrere Wohnungen und Büros in verschiedenen Bundesländern, unter anderem wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung.
heise online
Die Bundesdatenschutzbeauftragte Louisa Specht-Riemenschneider spricht mit Falk Steiner über Probleme mit der Akzeptanz von Datenschutz, die elektronische Patientenakte und natürlich KI.
Liebe Leser*innen, jetzt ist es aber richtig Herbst geworden. Die Heizung steht auf „2“, zum Feierabend ist es schon stockfinster, und ringsum holen sich Menschen ihre erste Spätjahres-Erkältung ab. Die Wartezimmer füllen sich. Und ich finde, das ist eine gute Gelegenheit, um darüber nachzudenken, was mit den eigenen Gesundheitsdaten passieren soll. Denn schon im Januar […]
Liebe Leser:innen, schreiben wir das Jahr 2014? Damals lobbyierte die Telekom-Industrie massiv gegen die geplanten EU-Regeln zur Netzneutralität. Statt einem offenen Netz wollte sie ihre Produkte lieber scheibchenweise vermarkten: überteuerte Telefonie statt freiem VoIP, exklusive Datenoasen statt offenem Zugang zu allen Diensten und obendrauf am besten noch Klingeltöne aus dem firmeneigenen Online-Shop. Lange Zeit war […]
Liebe Leser:innen, endlich mal wieder etwas Positives, habe ich gedacht, als es um den Gesetzentwurf zum Computer-Strafrecht ging. Damit soll ethisches Hacken künftig endlich nicht mehr strafbar sein. Dem Referentenentwurf, den wir veröffentlicht haben, fehlt noch ein bisschen was zu Hacker-Tools. Auch die sollten unmissverständlich entkriminalisiert werden, damit man im Zweifel nicht doch vor Gericht […]
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