DMA, DSA und DSGVOTrump droht mit Zöllen gegen EU-Regulierung von Big Tech

US-Präsident Donald Trump attackiert die Regulierung von großen amerikanischen Tech-Konzernen im Ausland. Er hat dabei auch die digitalen Regeln der EU im Fokus – und droht mit Zöllen.

Mann mit Anzug und Krawatte, blondem Haar und orangener Haut sitzt an einem schweren Schreibtisch, hält eine Art Urkunde mit gekünstelter Unterschrift in die Kamera und schaut böse mit offenem Mund. Im Hintergrund ist zudem eine vergoldete Trophäe zu sehen, wie man sie von Donald Trump als Accessoire gewöhnt ist.
US-Präsident Trump regiert derzeit vor allem mit Executive Orders und Memoranden. (Symbolbild) – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / MediaPunch

US-Präsident Donald Trump hat das US-Wirtschaftsministerium, den Handelsbeauftragten und weitere Behörden angewiesen, gegen die internationale Regulierung von amerikanischen Tech-Konzernen vorzugehen. Laut zwei am 21. Februar veröffentlichten Dokumenten, einem Memorandum (eine Art Direktive) und einem Fact-Sheet, sollen amerikanische Unternehmen vor „Erpressung und unfairen Geldbußen aus dem Ausland“ geschützt werden. Als Gegenmittel werden hierbei unter anderem Zölle genannt.

Im Fokus des Memorandums stehen unter anderem Digitalsteuern (DST), aber nicht nur. Namentlich erwähnt das Fact-Sheet, welches die Direktive flankiert und genauer erläutert, den europäischen Digital Markets Act (DMA) und den Digital Services Act (DSA), zwei zentrale Gesetzgebungen im Umgang mit großen Plattformen und Digitalkonzernen. Diese sollten einer „genauen Prüfung“ unterzogen werden, heißt es dort.

Bezug nimmt das Fact-Sheet auch auf „Richtlinien oder Praktiken“, welche die Meinungsfreiheit untergraben oder die Zensur fördern würden. Die neue US-Regierung nutzt allerdings die beiden Begriffe zunehmend unter anderen Vorzeichen und meint damit Praktiken, die ihrer Agenda widersprechen.

Rauher Ton und Drohungen

In rauhem Ton heißt es im Memorandum, dass amerikanische Unternehmen „gescheiterte ausländische Volkswirtschaften“ nicht länger durch „erpresserische Geldbußen und Steuern“ stützen würden. Die Trump-Regierung droht letztlich auch Zölle auch für Vorschriften an, „die das Wachstum oder die beabsichtigte Geschäftstätigkeit“ von US-Unternehmen behindern könnten – eine weitreichende Definition, die sich auch auf Datenschutzregelungen wie die DSGVO beziehen dürfte, auch wenn die nicht extra genannt wird.

Banner mit Text: Ob vor oder nach der Wahl. Wir kämpfen für digitale Grund- und Freiheitsrechte! Nur möglich dank deiner Unterstützung. Spende jetzt.

Im Fokus stehen nicht nur Gesetze der Europäischen Union, sondern auch die von Ländern wie Großbritannien, Australien oder Kanada – allesamt eigentlich strategische Verbündete der USA. Im Unterschied dazu finden sich in den beiden Dokumenten keine ausdrücklichen Verweise auf Länder wie China oder Russland.

Die europäische Verbraucherschutzorganisation BEUC fordert in einer ersten Reaktion auf das Memo, dass die EU standhaft bleiben und die von ihren souveränen und demokratischen Institutionen verabschiedeten Gesetze durchsetzen müsse. Agustín Reyna, Generaldirektor des BEUC, sagt: „Es ist äußerst beunruhigend zu sehen, dass die US-Regierung als Reaktion auf die Lobbyarbeit der Big-Tech-Unternehmen mit Handelsvergeltungsmaßnahmen droht.“

Die Regeln dafür, wie sich Unternehmen, unabhängig von ihrer Herkunft, gegenüber 450 Millionen europäischen Verbraucher:innen verhalten sollten, müssten in Europa festgelegt werden, so Reyna weiter. „Die EU basiert auf Rechtsstaatlichkeit, und das muss respektiert werden.“

Big Tech goes MAGA

Die Eigentümer großer Tech-Unternehmen wie Amazon und Meta haben sich unlängst Trump unterworfen, während Elon Musk mit der Sonderbehörde DOGE in direktem Regierungsauftrag handelt. Meta-Chef Zuckerberg hatte zuletzt gefordert, dass große Technologieunternehmen vor „Zensur“ geschützt werden müssten. Der Meta-Konzern vertritt zudem die Ansicht, dass Strafen „im Kern Steuern“ seien. Elon Musk attackiert in Beiträgen auf seiner Plattform X regelmäßig die EU-Regulierung und zögert juristisch die Umsetzung von Vorgaben des DSA hinaus, zuletzt etwa den wissenschaftlichen Zugang zu seiner Plattform.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

2 Ergänzungen

  1. Oh wow, Zölle. Langsam langweilt der Trump mich. Weck mich, wenn der nuklear antworten will auf DSGVO.
    Wenn jedes Land nun Strafzölle erhebt, ist der Effekt verpufft.

  2. Ja, schon klar „Das Kapital fliehet der Gefahr“ und meint damit alles was ihre Gier behindert. Ich werde so langsam echt wütend (und das recht schnell) wenn ich die neusten Ergüsse des Wahnhaften Diktators vernehme. Und so sage ich: Standhaft bleiben, drakonische Gegenmaßnahmen. Z.b. Datentransfers in die USA komplett einstellen und für jeden Verstoß eine hohe Strafe (pro übertragenes Byte) plus Datensteuer von einer Fantastilliarden Prozent. Trump möge mit Infarkt rückwärts aus dem Sessel kippen wenn er der auf ihn zurollende Verlustlawine gewahr wird. Lieber eine 100%ige Trennung mit Schrecken als ein immerwährendes Zaudern. Bietet zudem die Chance für einen Neuanfang in der EU-Zone. Manchmal bleibt einfach nichts anderes übrig als alles Geschirr zu zerdeppern – damit sich nicht noch ein Windiger Geschäftemacher am Verkauf der Scherben gesund stößt.
    Aber, bei DEN Wahlergebnissen hier ist in die Richtung wohl auch zu 100% NICHTS zu erwarten.
    Kann mir jemand sagen wo ich die Lunte dran halten kann? Diese Realität war doch sicher nicht für den Produktivbetrieb vorgesehen!
    „Ich haben Fertich“ :-)

    Mal im Ernst. Das einzige was Trump & Co. verstehen ist Geld (oder dessen Verlust) und ihr Mittel sind Zölle. Das ziehen die eh weiter durch. Also kann die einzig Sinnvolle Gegenreaktion nur maximaler Schmerz durch Horrende Gegenzölle sein. Eigentlich bin ich ja auch für Zusammenarbeit, aber die wollen einfach nicht! Bin ich jetzt selbst ein Radikaler weil ich als Mittel gegen Radikale eine Radikale Reaktion befürworte? Ich denke nicht.
    Kindergarten: Dem Bully was auf’s Maul geben damit er merkt das andere auch „fies“ sein können. Hat es je geklappt den mit Diplomatie zu bekehren?

Wir freuen uns auf Deine Anmerkungen, Fragen, Korrekturen und inhaltlichen Ergänzungen zum Artikel. Bitte keine reinen Meinungsbeiträge! Unsere Regeln zur Veröffentlichung von Ergänzungen findest Du unter netzpolitik.org/kommentare. Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.