Replik auf Sascha LoboDatenschutz ist unentbehrlich

Thilo Weichert sei „eine Art Hohepriester“ einer „radikalen Datenschutzschule“ – so kritisiert Kolumnist Sascha Lobo im Spiegel den ehemaligen Datenschutzbeauftragten von Schleswig-Holstein. In diesem Gastbeitrag antwortet Thilo Weichert darauf.

Eine Frau, auf die ein vielfarbiges Bild projiziert wird, schaut direkt in die Kamera
Datenschutz und digitaler Fortschritt sind nicht zu trennen. – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com ThisisEngineering RAEng

Am 7. September veröffentlichte der SPIEGEL eine von Sascha Lobo verfasste Kolumne, in der Unkenntnis und richtige Aussagen derart verquirlt werden, dass daraus ein gefährlicher Gesamteindruck zurückbleibt.

Lobo beschreibt zutreffend, wie „Datenschutz“, also der Schutz des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung, missbraucht wird: von Bürokraten, die damit ihre Untätigkeit kaschieren wollen, und von Bürgerrechtsfundamentalisten, die jedes Augenmaß bei der dringend nötigen Digitalisierung vermissen lassen. Dabei hätte Lobo es belassen sollen. Doch belegt er dann seine These mit völlig ungeeigneten Beispielen und bedient damit dumpfe, auf Unkenntnis basierende Vorurteile. Er erledigt damit letztlich das Geschäft derjenigen, die „Digitalisierung first – Bedenken second“ propagieren und grundrechtsfeindliche Geschäfts- und Politikmodelle verfolgen.

Lobo gegen die „radikale Datenschutzfraktion“

Lobo meint, in Deutschland sei der „real existierende Datenschutz“ nicht menschenzugewandt, aufgeklärt und progressiv, sondern er verfolge ein veraltetes, dysfunktionales Bild der digitalen Gesellschaft, woran „verschiedene Schulen und Strömungen“ der Datenschützer wegen ihrer „Unnachgiebigkeit“ „nicht völlig unschuldig“ seien. Diese „radikale Datenschutzfraktion“ mache den Interessenausgleich geradezu unmöglich, indem auf den Würdeschutz verwiesen werde, „weil Würde ja unverhandelbar ist“. Einen Beleg für diese Behauptung bleibt Lobo schuldig. Es gibt keinen solchen Beleg.

Als Verkörperung dessen, was Lobo „bigott“ nennt, hat er die „radikale schleswig-holsteinische Datenschutzschule“ ausgemacht, die „über Jahre mit dem metaphorischen Schrotgewehr gegen alle Formen sozialer Medien von bösen Digitalkonzernen geschossen“ habe, und dann – welche Verräter! – nichts gegen Vorratsdatenspeicherung einzuwenden habe.

Zwar ist mir als Datenschützer in Schleswig-Holstein nichts von der erwähnten Schule bekannt, wohl aber bin ich bestens vertraut mit der Politik des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz (ULD) in Kiel. Dieses verfolgt seit Jahrzehnten genau das, was Lobo gut finden müsste: einen klaren, grundrechtsausgerichteten und zugleich praxisorientierten Kurs. Dieser wurde von Helmut Bäumler in den 1990er Jahren begründet und wird bis heute durch seine Nachnachfolgerin Marit Hansen kontinuierlich fortgesetzt und weiterentwickelt.

Diese „Schule“ verfolgt das Ziel, Digitalisierung grundrechtskonform zu gestalten, Missstände aufzudecken und zu bekämpfen sowie datenschutzfreundliche Technik zu etablieren. Sie war und ist damit Vorreiterin von Datenschutzzertifizierungen, des Grundsatzes „privacy by design“ und Ideengeberin des „Standarddatenschutzmodells“. Das ULD geht dabei nicht gegen die Symptome von Fehlentwicklungen vor, sondern gegen deren Ursachen, weshalb sie zum Beispiel auch das illegale Geschäftsmodell von Facebook ins Visier nahm. Das ULD bekam dafür nach 11 Jahren vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) Recht, ohne dass Facebook bis heute seine illegale Praxis geändert hätte.

Es ist schon absurd, wenn Lobo sich zum Fürsprecher der „großen sozialen Medien“ gegen die langjährige – bisher im Ergebnis erfolglose – Kritik profiliert und damit ignoriert, inwieweit die sogenannten sozialen Medien nicht nur die Persönlichkeitsrechte von Betroffenen, sondern auch den demokratischen Diskurs in unserer Gesellschaft untergraben.

Dilettierende Digitalisierung und ministerieller Unwille

Es war das ULD, das schon vor mehr als zehn Jahren versuchte, die unversöhnliche Konfrontation zwischen Sicherheitspolitikern und fundamentalistischen Datenschützern mit Lösungsvorschlägen bei der Vorratsdatenspeicherung aufzubrechen. Das hat inzwischen Eingang in die Rechtsprechung des EuGHs und des deutschen Bundesverfassungsgerichts sowie in den aktuellen rot-grün-gelben Koalitionsvertrag gefunden. Es war das ULD, das sich schon in den 90er Jahren gegen eine Ärztelobby wendete, welche die Digitalisierung des Gesundheitswesens mit unseriösen „Datenschutz“-Argumenten bekämpfte. Und es war jüngst das ULD, die die technische Umsetzung des eRezepts stoppte, nachdem sich grundlegende Sicherheitslücken zeigten.

Wer Datenschutz als notwendig ansieht, der muss darauf hinwirken, dass datenschutzwidrige Praktiken frühzeitig verhindert werden. Mangels Einsicht hierin hat die dilettierende Digitalisierung in Deutschland immer wieder praktische und gerichtliche Schlappen einstecken müssen.

Die regelmäßigen Rückschläge bei der Umsetzung der Digitalisierung im Gesundheitsbereich, insbesondere bei den Anwendungen der Telematik-Infrastruktur, haben zwei wesentliche Gründe: Einerseits sind sie wirtschaftlichen Interessen und bürokratischer Inkompetenz zuzuschreiben, andererseits der Tatsache, dass Datenschutz nicht von Anfang an mitgedacht wurde.

Derzeit wird auf Bundesebene gemäß den Vorgaben des Ex-Gesundheitsministers Jens Spahn ein Gesundheits-Forschungsdatenzentrum aufgebaut, in dem gewaltige Designmängel stecken. Das Vorhaben zeigt exemplarisch, dass Gesundheitsforschung – etwa zu Corona – nicht am Datenschutz scheitert, sondern am ministeriellen Unwillen, angemessene Forschungsstrukturen aufzubauen und den gesetzlichen Rahmen an die europäische Datenschutz-Grundverordnung anzupassen.

Populistisch und selbstgerecht

Statt die „öffentlich empfundene Unnachgiebigkeit des Datenschutzes“ zu bejammern, täte auch Herr Lobo gut daran, dieses irrationale Empfinden anzugehen. Es mag eine weit verbreitete Praxis sein, mit steilen Thesen den Verkauf eigener Bücher anzutreiben. Doch wird diese Werbung schnell zum Rohrkrepierer, wenn sich diese als unseriös entpuppt.

Mit „dem Datenschutz“ hat Lobo ein Terrain gefunden, auf dem er sich populistisch und selbstgerecht austoben kann. Er reiht sich – auch wenn er das Gegenteil behauptet – in die Phalanx derer ein, die angesichts der sonstigen gesellschaftlichen Probleme meinen, digitalen Grundrechtsschutz nicht mehr ernst nehmen zu müssen, die Überwachung und digitale Ausbeutung propagieren und praktizieren.

Die heutige zentrale digitale Herausforderung besteht nicht darin, einige übereifrige Datenschützer – von denen es zweifellos einige gibt – zur Raison zu bringen. Sondern es sollte vielmehr darum gehen, in der globalen Auseinandersetzung mit dem Überwachungsstaat à la China und dem Überwachungskapitalismus à la USA in Europa eine grundrechtsfreundliche Alternative zu entwickeln.

Thilo Weichert, Jurist und Politologe, Vorstandsmitglied der Deutschen Vereinigung für Datenschutz e. V. (DVD) und Mitglied des Netzwerks Datenschutzexpertise, von 2004 bis Juli 2015 Datenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein und damit Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz (ULD) in Kiel.

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43 Ergänzungen

  1. Wenn Datenschutz zu hyper nerviger Cookie Banner Klickerei verkommt oder wie bei den Konnektoren im Gesundheitswesen irre (technisch unnötige) Kosten verursacht dann ist es doch klar das in der Bevölkerung der Unmut über den „Datenschutz“ immer mehr wächst. Das ist natürlich fatal im Angesicht von Massenüberwachung, Forderung nach Vorratsdatenspeicherung und Chatkontrolle usw…

    Aber Datenschutz lässt sich halt nicht gegen die Bevölkerung machen sondern nur mit ihr. Deshalb sollte man sich dann auch schon mal endlich Gedanken darum machen wie sich Datenschutz nutzerfreundlich und einfacher gestalten lässt. Also wie er sein Ziel erreichen kann ohne die Menschen dauernd zu nerven. Um so mehr Unterstützung in der Bevölkerung zu bekommen. Ich denke das wird in Zukunft eine riesige Herausforderung werden. Ansonsten wird es in Zukunft mehr Widerstand gegen Datenschutz allgemein geben und das wäre sehr gefährlich.

    1. Die Cookiebanner kommen aber nicht „vom Datenschutz“ sondern wurden uns von der Politik dieser Zeit und ihren „Möglichkeiten“ vor den Latz geballert.

      Das hätte man so nicht machen dürfen, und sehr sehr einfach viel besser machen können. Das kann man nicht auf den Datenschutz schieben, stattdessen schlage ich vor, das als Lobby- bzw. PR-Coup der Trackingindustrie zu verbuchen. Anders ist es meiner Meinung nach nicht wirklich erklärbar.

    2. Ein Pinguin sagt:
      >> Wenn Datenschutz zu hyper nerviger Cookie Banner Klickerei verkommt … dann ist es doch klar das in der Bevölkerung der Unmut über den „Datenschutz“ immer mehr wächst. Das ist natürlich fatal … <<

      Das Fatale daran ist, dass "der Unmut" falsch adressiert ist. Es ist nicht der Datenschutz, der "Cookie Banner Klickerei" fordert oder in der Folge verursacht. Dies zu behaupten ist falsch und verfestigt Narrative der Werbeindustrie. Wo keine Tracking Cookies verwendet werden, ist auch keine "Cookie Banner Klickerei" notwendig.

      Es ist vielmehr so, dass die Internet-Werbeindustrie gegen politischen Willen und Gesetze geflossene Regularien trotzdem an ihren profitablen Tracking- bzw. Überwachungspraktiken festhalten will. Es ist diese machtvolle, einflussreiche und kapitalstarke Industrie, die ihre Profite sichern will, und lieber inkauf nimmt Internet-User zu stalken und nerven, als von Datamining abzulassen.

      Ein von der Werbeindustrie sehr gut verstandener Effekt ist die werbepsychologische Ermüdung und Gewöhnung der User. Genervte User kapitulieren und konditionieren sich selbst an schnelles Wegklicken. Genau das ist von der Werbeindustrie so gewollt und daher wird der Widerspruch mittels User-Klick zu langwierig und kompliziert wie nur möglich gemacht.

      Mit dem damals geforderten Opt-In-Verfahren gäbe es heute keine "nervige Cookie Banner Klickerei". Es war die Internet-Werbebranche, die diese Forderung mit maximalem Aufwand weg-lobbyiert hat.

      Wer seine User nicht dem Tracking aussetzt, der braucht keine "nervige Cookie Banner". Es ist nicht der Gesetzgeber oder "der Datenschutz", der "nervige Cookie Banner" vorschreibt. Es sind profitorientierte Werbe-Konzerne, die mittels nervigem Opt-out jeglichen Content als "Köder" (Teaser) für ihre Werbung missbrauchen.

    3. Hallo Tux der Linux Pinguin,
      „ber Datenschutz lässt sich halt nicht gegen die Bevölkerung machen sondern nur mit ihr. “

      Ich sehe an der stelle ein Problem. Weil viele Mitmenschen die eben keinen Datenschutz haben, werden von einer dem Überwachungskapitalismus mit einbezogenen digitalen Unmündigkeit, eben in eine demanzipation entlassen. Da kommen diese dann auch nicht raus, ohne Hilfe.

      Bisschen wie bei der Matrix (dem Film). Aktuelle Jugendliche, aber auch Kinder, lernen schon das diese Überwachungsgeräte (es wären Computer wenn sie diese verstehen und kontrollieren könnten), ihnen mehr nahestehen als vllt, jeder einzelne anderen Menschen auf dieser Welt. Da liegt das Problem. Wenn sich deine Partner:innen, Eltern und Freund:innen physisch nicht melden ist es kein Problem. Aber wehe du hast das Überwacungsgerät in der S-Bahn liegen gelassen oder es ist bei einem Sturz kaputt oder der Informationsprovider(/Geräteprovider) sperrt dein Konto, Zugang und nimmt die Cloud in Geiselhaft. Bekommen viele Menschen einen Schock.

      An replik auf Sascha Lobo:
      Es ist sehr wichtig, alternatie Software und Programme zu zeigen, welche den Datenschutz erhatlen oder die Informationen durch Mechanismen schützen. Doch die sind nie so sexy wie personalisierte Ergebnisse, es sei denn die Personalisierung erfolgt durch eine transparente A.I. oder entsprechende Einstellungen, Offline. Es gab mal eine Zeit, da wurde diese Personalisierung noch durch Freunde und Familien erzeugt und verband die Menschen, mittlerweile wird dies halt schon gefiltert.
      Datenschutz kann nur funktionieren wenn die Menschen verstehen, wo wann wie welche Infos fließen und welche alternative Mögichkeiten es gibt, diese komplett ohne Datenaustausch offline oder auf der eigenen Hardware im Netz (Media Center Zuhause), berechnen zu lassen.

      1. In Zeiten, in denen staatsseitig Infrastruktur kaum nachhaltig bedacht wird (vor allem IT-seitig), würde ich vielleicht noch anfügen:
        Einiges läuft wie im Alptraum ab, was Datenschutz betrifft. Betrifft Fachkundige bzw. analog den Politikneuling in der Demokratie bzw. auf irgendwelchen Ebenen der Macht. Es wird nicht fair gespielt, sondern ein Klimawandel herbeigeführt. Daher Sabotage, Lügen und Cookiebanner, mit dem Ergebnis, dass Leute nachplappern, dass wir in ganz Deutschland mehr Atomkraftwerke brauchen, weil gerade ein Gaskraftwerk in Bayern Grundlast für den Export bereitstellen „muss“. Nee, da habe ich jetzt die falsche Schublade. Meinte: Sogar nachplappern, dass Datenschutz ja wohl im Weg sei. Bei Kostenrechnungen ist immer alles im Weg, aber wir wissen doch alle, dass wir mit Geräten, die schneller kaputtgehen als sie für ungefähr den gleichen Preis müssten, vermutlich kaum eine realistische Überlebenschance haben. Als Spezies jetzt, nicht als Datenschützer.

      2. “ Doch die sind nie so sexy wie personalisierte Ergebnisse“
        Da bin ich nicht so sicher.

        Beispiel Suche: Man könnte doch die Liebsmüh investieren, um den Nutzern bessere Suchmöglichkeiten zu geben, Kontexte in Inhalten nicht in Nutzern zu erkennen, und dazu noch Standards etablieren, wie mit und teils auch ohne staatliche Registratur (eingetragene Vereine, Unternehmen, Freelancer …) strukturierte verstichwortete Webseiten (und Inhalte darinnen) zu besseren Ergebnissen führen können.

        Der Großteil der „KI“ wird eingesetzt um Nutzer zu manipulieren, lange online zu bleiben und möglichst viel Werbung zu gucken (d.h. u.a. die falschen Sachen zu kaufen, und erneut nach was Besserem suchen zu müssen).
        Der personalisierte Teil sorgt im Wesentlichen dafür, dass ich wegen der nicht gegebenen Stabilität der Suche, in der Regel nicht das finde, was ich finden will, sondern einen Prozentsatz möglicher Ergebnisse zwischen die Werbung und bestzahlenden Kunden gemischt bekomme.

        (Ein bischen die Rant-Version. Natürlich können Verhaltens- und Mustertracking dafür sorgen, dass ich etwas finden könnte, was ich schon mal gemacht, gesehen, oder gekackt habe, oder was andere Nutzer meißtens… KURZUM: Wenn es um kurzfristige bzw. oft wqiederholte ähnlichkeiten geht, dann kann das helfen. Sonst stelle ich es fundamental in Frage.)

        1. Hi Anonymous,

          nun du verstehst die Personalisierung falsch. Die ist nicht an dich gerichtet sondern an eine Person die vielleicht mit dir seelenverwandt ist. Also sehr sehr vertraut. Diese kennt deine inneren Schwächen wie ein Engelchen und Teufelchen auf deiner Schulter. Nur kannst du dir selbst nie sicher sein ob gerade der Engel oder der Teufel zu dir spricht. Kurz ob du gerade deine Interessen und Persönlichkeitsentwicklung voran treibst, oder die opportune. Beispiel: Sport machen und Gewicht reduzieren, statt weniger Energie verbrennen und mal entspannen, mit einem guten Buch, einer sozialen Konversation. Es ist auch nicht immer so leicht, vielleicht wäre der/die Wunsch-Partner:in in Reichweite wenn du ein paar Kilo abnimmst, oder über Kafka oder den verpassten Film hättest sprechen können in Reichweite. Hängt alles mit Zukunftsbestimmung zusammen. Somit mit Personalisierung.

          Du musst die „Suche“ weiträumiger Fassen um es zu verstehen. Reihenfolge der sozialen Media Posts, günstige Preise bei Tankstelle, günstigere Angebote bei Ama zone, Videos von Influenzer:innen die du wirklich unterhaltsam findest und bestimmt unterstützen willst.. etc. – Vielleicht einen neuen Musikgeschmack bei Spotify.

          Einer personalisierte Suche kann helfen, Zeit zu verkürzen wenn du Antworten suchst. Aber vielleicht hättest du andere Menschen und andere Antworten gefunden in einer Offline-Welt. Ich bin mir zu 99% Sicher, eine Offline ist besser, einfach weil es da weniger Kommerzielles gibt. Werbung war noch nie gut und Freiheit war immer ein Stück autonome Selbstverantwortung. Die Lösung war noch nie, den Menschen Wissen nicht zu vermitteln. Sehr kurzfristig, mag es zwar ein netter Boost sein. Langfristig verpassen wir aber viel.

          Grüße

          C.

          1. Hallo Chris. Das klingt nach bescheuertem Esotherikgeschwurbel, oder einer Art Pseudodoxxingversuch. Wie wäre es mit körperlicher Betätigung, z.B. „ganz schnell wegrennen“?

            Personalisierung kann sehr wohl bis hin zur Identifizierung gehen, zumindest das Tracking dahinter. Ausschließen können Sie das nicht, was auch immer Sie da für Spezialwissen haben. Personalisierung hilft nicht im Allgemeinen – dafür bitte Belege nennen! Tatsächlich ermöglicht die Suche typischerweise eben keine Kontextangaben, wie z.B. „technisch“, was dann Oft Worte sind, die auf den Seiten gar nicht vorkommen. Die (magische) Volltextsuche bleibt eine absolute Mogelpackung. Mit „offline“ weiß ich nicht, was sie sagen wollen … Esotherikprinz Offline gegen Esotherikprinz Personalisierung als ewige Gegenstreiter etwa?

            Alles was Sie da schreiben ist im Rahmen von (framed towards) Kontrolltechnologie, die Menschen innerhalb eben dieser „mitspielenden Netzwerke“ und vor allem innerhalb kontrollierbarer Kontexte zu halten. Nichts davon ist wirklich relevant.

          2. „du verstehst die Personalisierung falsch. Die ist nicht an dich gerichtet sondern an eine Person die vielleicht mit dir seelenverwandt ist.“

            Nein. Es ist exakt „an dich“ gerichtet, denn du verbindest dich ja mit einem irgendwie angeschlossenen Dienst. Die anzuzeigenden Teile werden vielleicht auf eine kosteneffektive Variante dessen, was getrackt wurde, optimiert für Werbung, Suchanzeige, oder was sonst so auf dem Programm steht (Lobbying gegen unliebsame Gesetze z.B.), zuzüglich Unsicherheiten im Tracking, die irgendwas zwischen „Irgendwer, der gerade diese Seite besucht“ und konkreter Identifitierung bedeuten. Das sagt aber nichts über „Seelenverwandschaft“ oder „nicht persönlich“ aus. Nichts. Garnichts.

            Das ist so ähnlich, wie „nichts zu verbergen zu haben“. Andere entscheiden, was zu verbergen ist. Analog hier, entscheiden andere darüber, welches Level von Tracking hier genutzt wird, bzw. was für eine Abstraktionsebene, und welche Sicht du für Inhalte bekommst, jedenfalls dort, wo die Inhalte auf Basis dieser Daten ausgewählt werden.

            Seelenverwandschaft ist bestenfalls ein Euphemismus. Im Grunde wird mittels Ablenkung einerseits, und andererseits Bezugnahme auf Bekanntes versucht, eine Art Idiotenmodus zu aktivieren und die Verzweiflung auszunutzen, damit die Leute einfach irgendwelchen Blödsinn kaufen. Möglichst gut fühlen sollen die sich dabei, und klug. Von Seele dürfte das so weit weg sein, wie Befreiung vom Einmarsch der Russen in Polen im letzten Jahrhundert. Bekanntes kann im Übrigen bedeuten, dass andere in vermeintlich ähnlicher Situation eine Fortsetzung ähnlich der Empfehlung gewählt haben.

            Die Personalisierung spricht auch nicht zu mir, auch nicht durch eine andere virtuelle Person, die zu mir sprechen soll, und dabei verschiedene Rollen einzunehmen hat, die ich aber nicht bestimmen kann, weil ich es nicht wisse. Wozu die pseudopersönlichen anekdotischen Beispiele über Fett, Geld und Blöd? Persönlichkeitsentwicklung im Zusammenhang mit Personalisierung… was rauchen sie denn da gerade? GPT-3.5 mit Pseudodoxxingplugin und Auditingaroma?

            Der „weiter sehen“-Absatz beschreibt hauptsächlich Trackingplattformen, deren Zweck es zu sein scheint, die Menschen dort drinnen zu halten und bespielen zu können. Also eher eine Problembeschreibung, als eine Blickwinkelöffnung.

            „Einer personalisierte Suche kann helfen, Zeit zu verkürzen wenn du Antworten suchst.“
            Woher kommt diese abstruse Kausalität, was soll der ganze folgende Absatz? In den Posts darüber steht das anektdotische Gegenteil: „Personalisierte Suche verschlimmtert die Suche für irgendwen und hat weitere negative Seiteneffekte.“ Das ist sogar noch begründet worden, was es durchaus für den allgemeinen Fall valide machen könnte. -> Ein Machinelearningsystem oder ein „rein kapitalistisches“ Unternehmen, wird immer so optimieren, dass die Menschen sich zwar ganz toll vorkommen, aber möglichst oft zurückkommen und kaufen. Das Ergebnis kann prinzipbedingt keine nachhaltige Empfehlung sein. Erst der gesetzliche Rahmen oder die Verschmähung durch so ziemlich alle Menschen kann das ändern.

        2. Hallo Chris.
          Das ist nicht richtig. Hier sollte das Post eigentlich beendet sein. Nein, die Personalisierung und Werbeberücksichtigung sorgt immer wieder für instabile Ergebnisse, man findet also nicht die selben Einträge wieder, zudem orientiert sie sich an Parametern, die mit meinen Suchen nichts zu tun haben, und somit kontraproduktiv sind.

          So einfach ist das.

          1. Hi Anonymous,
            ich hab nur versucht die Zielgruppe und das erstellen eines virtuellen Avatars als „Seelenverwand“ zu beschreiben. Weil dieser Begriff wahrscheinlich am nächsten liegt. Natürlich geht es um die Nähe von Vektoren in einem Multidimensionalen Raum. Ein Eintrag mit sehr vielen Spalten, welche eben die Persönlichkeiten des Datensatzes beschreiben. Punkte die sich da sehr nahe sind, sind Seelenverwand oder haben, wenn sie in die selbe Richtung Zeigen ein gewisse gemeinsame nähe Zueinander. Vielleicht stellst du dir auch Blasen vor. Nur leider sind eben auch diese Multidimensianlen Blasen ein wenig personalisierte Suchergebnisse. Sie sind schon sehr individuell gestrickt. Das meinte ich. Problem sind die Anfallenden Daten, deswegen – hier der Bezug zum Artikel – ist es wichtig diese eben nicht zu speichern oder nur lokal über eigene Algorithmen zu verarbeiten. Da dies aber das Geschäftsmodell der großen IT ist und jede Informationsanbieter:in im Internet mehr Geld bekommt. Den Algorithmen mag es egal sein in welche Richtung gerade „Engelchen und Teufelchen“ schaut und was was ist. Es liegt letztlich nur an den Präferenzen des Menschen, aber die Algorithmen können eines von beiden Gewichten um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, das sich die Betrachter:innen für eine Seite entscheiden. Mit dieser Entscheidung lässt sich nun mehr Geld verdienen als mit dem Bereitstellen von Inhalten. Ein Framing ist mehr Wert als die Inhalte einfach chronologisch und nicht Angepasst zu visualisieren.
            Antworten auf Fragen:
            „Personalisierung hilft nicht im Allgemeinen – dafür bitte Belege nennen“
            Kommt auf die Sichtweise an. Ich finde auch Personalisierung ist den Kollateralschaden an Gesellschaft und dem Umgang mit Informationen nicht Wert, aber er ist gelebte IT-Praxis junger Menschen mit Smartphone und enger Verknüpfung zu Diensten die eben Anfallende Daten für eine möglichst genaue Personalisierung nutzen.
            Warum es bequem ist: Man kann sich das vorstellen wie ein Wörterbuch welches schon nach 3 Zeichen weiß welches Wort getippt werden will. An der Stelle auch noch mal zu meinem Problem mit den Algorithmen. Läuft der lokal auf meinem eigenen administrierten Computersystem und lässt sich transparent durch mich anpassen ist es kein Problem. Überwachungskapitalisten haben es aber gerne das der auf einem Server läuft und jeden getippten Buchstaben oder eine Gewichtung der Sprache, Eingabezeit und vielleicht sogar Metainformationen jeglicher Kommunikation, dadurch an Serverseitig ausführt. Ganz bewusst den Code so gestaltet damit möglichst viel Online ist. Man sieht das mittlerweile überall und in immer mehr Bereichen, angefangen hat es damals bei der Google-Suche und ist heute wahrscheinlich in fast jeder URL-Zeile der meisten Browser per Voreinstellung. Nachtrag Seelenverwand: Es gibt Menschen die sind sehr gleich, verteilt auf der Welt, andere DNA, andere Länder und Lebensweisen. Teilen aber bestimmte verlieben für Farben, Musik, Produkte, Politik usw. – Da ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß wenn der eine das Mag.. das der andere (seelenverwande Mensch) es auch mag.
            Vielen dank Anonymous für deine/eure Posts, an der Stelle belasse ich es gerne und wünsche alles Gute.

          2. Dass das der Versuch war, eine Perspektive darzustellen, habe ich für möglich gehalten. Da halte ich dennoch immer noch einiges zumindest begrifflich für problematisch.

            Seele bleibt schwierig, zumal Seele keine verwendbare Definition hat, nicht mal im allgemeinen Sprachgebrauch. Im Deutschen ist schon „Gefühl“ oder „Emotion“ in vielen Kontexten ein kaum sinnvoll abbildbarer Begriff.

            Ich nähere mich der Seele aus Richtung Hollywood: Zudem ist nicht klar, warum jemand an jemand anderes Seele herankommen sollte, nur weil der zu lange in eine Glaskugel geguckt hat, bzw. dass Leute irgendwas, was mit Seele beschreibbar sein soll, im Allgemeinen im Internet ausbreiten. Viele sind sehr sorglos, das macht es aber noch nicht zu einer derart „inneren“ Angelegenheit. Eher haben die Sammler allerlei Daten über typisches menschliches Verhalten, unter Berücksichtigung von Wiederkehrenden Mustern bzw. Verhalten, wie als Essenz vielleicht so eine Art „Persönlichkeit“ (ganz schwieriger Begriff, denke an die Datensammlung, also ein Abbildung von Verhalten ohne Anspruch den umgangssprachlichen Begriff tatsächlich anzunähern. Die Optimierung ist ja in Richtung Profit, Einschätzung und Geostrategie). Viele versuchen auch im Internet etwas anderes „darzustellen“ als sie meinen zu sei. In Echt vielleicht auch, macht es damit aber nicht näher oder weiter „innen“. Oder anders: Man ist im Internet von Natur aus etwas anders, fast egal, was man da versucht, darzustellen. Was wir beobachten ist der Versuch, die Menschen im Netz so gefangen zu halten, dass das Bild aus den Daten, den Menschen zu bestimmen beginnt, einerseits, und andererseits den Menschen vorzugaukeln, dass sie das jetzt selbst wären, und sie sich selbst verwirklichten o.ä., damit sie daran festhalten. Aus Richtung Hollywood, aber ernstzunehmen, wenn man nicht einfach abgeerntet werden will.

            Die Gewöhnung vieler Menschen hat ja auch erst mal nichts mit Personalisierung zu tun. Ich behaupte mal so, dass Menschen das in aller Regel nicht mal unterscheiden könnten, wenn man nicht gerade mit einem schwarzen Bildschirm vergleicht. Eher greifen Suchtprinzipien, die Liquidierung der Konkurrenz und die massive Werbung und Lobbying für das eigene tun, also die Monopolstellung, und das an der Nase Herumführen und Vorgaukeln von „besonderer Nützlichkeit“. Letztlich ist Manipulation die wahrscheinlichere Erklärung. Eher keine dauerhafte (Um-) Programmierung, sondern die ständige aktive Bespielung (dank Tracking und Personalisierung von Inhalten). Im klassischen religiösen Kontext, ironischerweise, wegen „Seele“, ist das mindestens schon mal the very definition of Vergänglichkeit, oder kaum so viel weiter aus dem Fenster gelehnt: des Bösen? Sinn beiseite.

            Personalisierung bei Sachen wie Partnervermittelung könnte was nützen, wäre nicht auch dort die Optimierung entsprechend in Richtung des Profits, also z.B. die systematische Verwendung von Fakeprofilen. Die meißten Vorteile ergeben sich fundamental erst mal aus der Natur des INTERNETS und darauf aufbauender Dienste zur „Verbindung von Menschen“, nicht aus Monopolstellung, Tracking und „Personalisierung“.

            Bei „Vorschlägen“ spielt Personalisierung natürlich eine Rolle und ergibt sicherlich mehr als gar nichts. Es ginge aber anders, würde man versuchen, etwas für die Gesellschaft nützliches zu bauen (Kurzfassung). Das heutige Tracking hat da nicht viel beizutragen, das kann man kontextbezogen auch anders besorgen.

            Im Kampf um die Meinung, könnten die Konzerne vielleicht auf ein bischen Profit verzichten, zugunsten „noch besserer Ergebnisse“. Das Problem ist allerdings, wenn man wirklich etwas sucht, dass man eben etwas sucht, nicht etwas anderes präsentiert haben möchte, mit dem man vielleicht auch etwas anzufangen wüsste, was aber nicht dem Kontext entspricht. Und genau da versagt Personalisierung aus Prinzip.

            Eine sinnvoll gebaute Suchmaschine würde mehrere Fragen stellen oder Kontextbegrenzungen zulassen, die eben nicht das gleiche sind, wie „die richtigen Suchbegriffe zu finden“. Beispiel: Herstellerseite finden, nicht Shops. Oft bedeutet das Ausschließen mittels Begriffen in der Volltextsuche, dass nicht mehr gefunden werden kann, oder umgekehrt bei Einschluss von Begriffen, dass alles mögliche andere höher bewertet wird, weil der Kontextbegriff auf der gesuchten Seite z.B. einfach nicht vorkommt. Hier sollte man nicht an Magie glauben. Um es zu wiederholen: die Vorteile von (entfernt) nützlichen Vorschlägen kann man auch ohne Personalisierung und vor allem ohne das überbordende Tracking haben. Stelle man sich vor, es würden Ähnlichkeiten und Beziehungen von Inhalten statt Personen „getrackt“, und ich könnte bei der Musiksuche eingeben, wonach ungefähr ich suche: „Schlage mir doch mal was vor mit … ähnlich wie… ohne Hörner… mehr so wie ein Sonnenaufgang bei Sheepshead Island…“, und als Bewertungen gibt man dann Details ein, sonst kann man gar nicht bewerten, Schluss mit dem JA/NEIN, so wie die Monopolisten es beim Datenschutz gehandhabt haben ;). Das ist eine andere Richtung bei der Anwendung von Machinelearningsystemen. Ach so, und das ganze bitte als Infrastruktur, ohne Bevorzugung zahlender Kunden o.ä.

            Die Gewöhnung der Menschen ist sicherlich der groben Bedienbarkeit und der Integration häufigst benutzter Anwendungen geschuldet. Das ist eine Sache von Monopol und Gewöhnung, plus Streisand, bzw. nee… Stockholm-Syndrom. Sonst nicht viel mehr, denn nur weil die lieben Konzerne ohne Tracking keine Lust mehr hätten, ist das Tracking noch lange nicht ursächlich für die Vorteile, die sie zu bieten haben. (Vor allem wegen der Marktverzerrung.)

            Wie absurd soll es denn noch werden? „Gott hat mit dieses Fon geschenkt, ich will kein anderes! Nur wegen Gott gibt es diese Möglichkeiten mit dem Fon, …“ – wobei die Geräte ja durch extreme Einschränkungen auffallen, ein Treppenwitz der Geschichte.

            Meine Erwartung ist nicht, dass sich etwas Besseres in dieser Form der Gesellschaft ohne weiteres durchsetzt. Nicht dass wir uns da mißverstehen. Wir dürfen nur nicht denken, dass wir das heutige Tracking und personalisierte Inhalte gegenüber dem Höllenschlund des „GARRNICHTS IST DA“ zu vergleichen haben. Dann sind wir der Lobbyarbeit der Konzerne aufgesessen. Klar ist auch, dass es anderer Finanzierungskonzepte bedarf, z.B. staatlich geförderte Infrastruktur für das Netz, statt Konzernmüsli. Je länger wir mit dem Absägen warten, desto schwieriger wird der Absprung.

            ***

            Das hier ist natürlich auch nur eine Perspektive.

          3. Wobei nicht jeder Effekt Personalisierung sein muss. Vielleicht gibt es auch „lazy“ Aktualisierungen o.ä., wo dann beim zweiten Aufruf mehr Ergebnisse da stehen.

            Das ist aber auch das Problem der Intransparenz. Man sollte vom einfachsten ausgehen: „du wirst manipuliert und benutzt“.

    4. Tatsächlich benötigt keine Website Cookie-Banner. Wenn nur technisch erforderliche Cookies gesetzt werden, genügt ein kurzer Hinweis in der Datenschutzinfo, ein Cookie-Consent-Banner ist hier nicht erforderlich. Nur wer Cookies zu Analyse- und Werbezwecken verwenden möchte, benötigt hierfür eine Einwilligung (=Cookie-Banner). Wenn man davon ausgeht, dass Unternehmen / Behörden etc. das auch ohne Einwilligung tun können sollen, dann sind Cookie-Banner und Konsorten natürlich nicht notwendig. Das wäre nochmal eine eigene Diskussion aber ich gehe davon aus, dass es allgemeiner Konsens ist, dass so etwas gerade NICHT ungefragt gemacht werden darf. Und dann braucht es halt – nur – für solche Cookies eine Einwilligung, wobei es natürlich deutlich nutzerfreundliche Varianten gäbe als die aktuellen Cookie Banner. Man könnte – z.B. im Footer der Website – einen Link unterbringen, in dem Nutzer ihre Einwilligung zu einzelnen Cookies geben könnten; und bis dahin werden schlicht keine (nicht erforderlichen) Cookies gesetzt. Das setzt sich natürlich nicht durch, weil niemand über diesen Weg seine Einwilligung geben würde. Was uns zur eigentlichen Problematik führt: (fast) kein Websitenbesucher möchte, dass Statistik- und Werbecookies gesetzt werden. Trotzdem wird alles was irgend geht – und das sind aktuell halt die Consent-Banner – versucht, um eine Einwilligung zu bekommen.

      1. Die Abfrage einer Einwilligung erfolgt in der Praxis regelmäßig dadurch, dass beim
        ersten Aufruf einer Webseite oder einer App ein Banner oder ähnliches grafisches
        Element mit Schaltflächen angezeigt wird. Über den Einsatz von Cookies und
        ähnlichen Technologien hinaus wird mit solchen Einwilligungsbannern jedoch meist
        auch eine Einwilligung für nachfolgende Datenverarbeitungsprozesse abgefragt.

        Nicht jeder Einsatz von Cookies oder das anschließende Tracking ist per se
        einwilligungsbedürftig, daher sollten entsprechende Einwilligungsbanner nur
        eingesetzt werden, wenn tatsächlich eine Einwilligung notwendig ist. Andernfalls
        entsteht der missverständliche Eindruck, dass die betroffenen Personen eine Wahl
        haben, obwohl diese gar nicht besteht.

        Quelle: Orientierungshilfe der Konferenz der unabhängigen Datenschutzaufsichtsbehörden
        des Bundes und der Länder vom 20. Dezember 2021

    5. Es wäre in dem Zusammenhang sinnvoll, den Einsatz des meist plakativ und oft nicht sachlich richtig verwendeten Kampfbegriffes „Datenschutz“ sorgfältiger zu dosieren, und zwar von allen Beteiligten.
      Gerade bei den Cookie-Bannern ist der Grund dafür nämlich nicht „der Datenschutz“, sondern „die Privatsphäre“, und zwar *deine*. Die derzeitige Lösung ist scheiße, keine Frage, aber Schuld daran ist nicht „der Datenschutz“, sondern „die Bürokratie“. Da darf man auch ruhig mal verbessern, wenn jemand die Begriffe aus Unkenntnis durcheinanderbringt.

  2. Behördenleiter und Dienstvorgesetzte sind in der Regel diejenigen, die ihre Untergebenen zum Thema Datenschutz und -Sicherheit zu unterweisen haben.
    Oder – anders ausgedrückt: Man sollte auf die Datenschschutz-Fachleute hören, diese frühzeitig einbinden und sie ernst nehmen.
    Wenn das nicht richtig funktioniert, dann geschieht so etwas, dass z.B. das e-Rezept gestoppt werden muss:

    https://www.datenschutzzentrum.de/artikel/1414-E-Rezept-Verfahren-maschinenlesbare-Codes-schuetzen!.html

    Meine, ganz persönliche, Position:
    QR-Codes sind – zunächst einmal – grundsätzlich problematisch: Grundsätzlich muss man diesem vertrauen, denn: Für uns Menschen nicht ohne Aufwand lesbar.

    Wenn dann noch ein „kleiner“ Professor aus Dublin publiziert, dass die Mobilen Standard-Betriebssysteme stets „nach Hause telefonieren“:

    https://www.scss.tcd.ie/doug.leith

    Und weder Politik noch IT-Sicherheitsfachleute das kommentieren:
    Wie soll man dann Vertrauen in eine immer mehr wachsende Digitalisierung bekommen?

    1. Ihr Beispiel zum e-Rezept finde ich ungeeignet. Es liegt hier, wie bei all den anderen Datenschutzpeinlichkeiten (CDU-Wahlapp, offene Zugänge in diverse Bundesbehörden) der letzten Jahre nämlich überhaupt gar nicht am Mangel, dass Behördenleiter ihre Datenschützer nicht einbinden würden. Es liegt schlicht daran, dass (verdammt nochmal nach 20 f*cking Jahren) immer noch niemand für diese verbrecherisch schlechte Softwarequalität in den Knast wandert. Software, die über das öffentliche Netzwerk kommuniziert, muss(!) gewissen Standards genügen. So machen wir das bei allen anderen Dingen, die sich auf die Öffentlichkeit auswirken, ja auch.

      Produkthaftung für Software, wenn mit ihr Geld verdient wird!

      Dass sich dann Behördenleiter beim Einkauf ihrer Software absichern müssen, ergibt sich von ganz alleine. Da braucht man dann auch keine leeren Moralpredigten für gelangweilte Mittfünfziger mit bombenfesten Pensionsansprüchen mehr halten.

      Und ja, das wird dann sehr, sehr teuer werden, Software schreiben zu lassen. Da kann dann nicht mehr Hinz und Kunze ne Klitsche aufmachen. Wollen wir das? Weiß ich auch nicht so recht. Aber so wie es jetzt läuft, setzt es die falschen Anreize.

    2. „Wie soll man dann Vertrauen in eine immer mehr wachsende Digitalisierung bekommen?“

      Ja Hallo erstmal…
      gar nicht. Jedenfalls nicht in den von Anfang an mit kaputten Modellen gestarteten langfristigen Prozess, der aber ganz schnell gehen soll.
      So gesehen: rette sich wer kann!

    1. Ja, das ist für mich auch das Problem.
      Es gibt nur fair-play, wenn das Schiedsrichter-Team stärker ist als die Spieler, die Regeln brechen.
      Und weil Digitalisierung so ausgehen kann wie in China, möchte ich als Bürger in einer Demokratie immer „nein“ sagen dürfen, ohne dadurch ausgegrenzt zu werden, in jeden digitalen Einzelfall. Das ist das Gegenmodell zu China.
      Also ist meine Antwort auf „wie soll man vertrauen?“ => nicht vertrauen, sondern das Recht, nein sagen zu dürfen, durchsetzen! Wenn die, die sich engelassen haben mit ihrem „ja“ sehen, was daraus wird, und jederzeit wechseln können auf die Option „nein“, dann sollte Verbesserung möglich werden.
      Aber dafür brauchen wir den EUGH, – und eben, dass Politik nie gegen den EUGH agieren kann.

  3. Vielen Dank an Herrn Weichert für die Erwiederung, Lobo lässt ja auf Spiegel keine Kommentare zu.

    Sascha Lobo ist -speziell in diesem Jahr- eine Enttäuschung; oder besser ein Beispiel an Selbstdemontage. Als „Klassensprecher der Re Publica“ und „Interneterklärer“ gestartet, hat in den letzten Jahren sein Ego etwas überhand genommen und so versteigt er sich des öfteren in gesellschaftspolitischen Erklärungen völlig.

    Seit seiner Kolummne über den deutschen Pazifismus und dessen Gestrigkeit (z.B. „Lumpenpazifismus“) hat er sich -als ein weiterer der Hypermoralisten- in eine Ecke gestellt die scheinbar liberal und links ist, aber eigentlich nichts weiter als die Denkhoheit fordert (aus Gründen, die keine Guten sind).

    1. >> … hat er sich -als ein weiterer der Hypermoralisten- in eine Ecke gestellt die scheinbar liberal und links ist, … <<

      Gegen Moral lässt sich wenig sagen, aber was wird mit der Verwendung des von Arnold Gehlen geprägten Begriffs Hypermoral semantisch transportiert?

      Gegenpositionen zu Gehlen kamen damals von Habermas, Schelsky und Adorno. Vgl. hierzu https://de.wikipedia.org/wiki/Moral_und_Hypermoral

      Der auf Gehlens Buch zurückgehende Begriff „Hypermoral“ gehört inzwischen zum Vokabular der „Neuesten Rechten“. Der Journalist Alexander Grau bezieht sich mit seinem Essay Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung ebenfalls auf Gehlens Schrift.

      Eine lesenswerte Rezension, welche einen aktuellen Gegenwartsbezug herstellt findet man hier:
      https://www.deutschlandfunk.de/lust-an-der-empoerung-moralismus-mit-totalitaeren-zuegen-100.html

      Moral stellt sozialen Frieden her und wurde einst durch Religion legitimiert. Heute tritt moralisches Denken vielfach anstelle religiösen Glaubens. Problematisch wird es mit Moral, wenn sie zur Unterfütterung totalitärer Ideologien dienen soll, mit Alleinvertretungsanspruch. Daher ist zu empfehlen, den Begriff Moral im Plural zu benutzen, um die Moral anderer zu respektieren.

      Zitat Grau: „Moral gibt uns eine gewisse Freiheit, anders zu handeln. Tiere müssen so handeln – soweit wir wissen, zumindest ein Stück weit. Menschen können anders handeln und dafür brauchen sie Regeln. Dafür brauchen sie Regeln in ihrer Gemeinschaft, in einer sozialen Gruppe. Und das ist die Moral. Und sie stellt sozialen Frieden her. Sie regelt Hierarchien. Sie regelt Machtverhältnisse. Sie verhindert Konflikte. Deshalb haben wir Moral.“

      Ethik übrigens ist der Versuch, Moral rational zu begründen.

  4. Vielen vielen Dank für eure Arbeit uns all die wertvolle Information sowie permanente Weiterentwicklung…
    Spenden – selbstverständlich!

  5. Das eigentlich skandalöse ist ja, dass der Großteil der Cookie-Banner auf größeren Websites überhaupt nicht das tut, was er verspricht. Da kann man mühsam deaktivieren, was sich deaktivieren lässt und es werden weiterhin fröhlich Werbenetzwerke und Trackingsoftware eingebunden.

    1. Und weder ein Herr Lobo noch ein Herr Weichert geht dagegen vor, dass Cookies schon gesetzt werden, bevor überhaupt das Banner erscheint…

      1. Wer geht dagegen vor, dass Cookies schon gesetzt werden, bevor überhaupt das Banner erscheint?

        Das ist doch mal die interessanteste Frage hier. Gibt es schon verlinkte Informationen hierzu?
        Wenn nicht: Wer kann da eine Analyse machen und diese öffentlich machen?

        Würde sich dies gerichtsfest dokumentieren lassen wäre das schon ein Paukenschlägle gegen die Cookie-Bäcker.

  6. Die verpflichtenden Aufgaben der Datenschutzbeauftragten wären dringend zu erweitern: Sie sollten nicht nur auf Probleme hinweisen, sondern zwingend Lösungen anbieten müssen.

    1. Genau!

      Wie beim Kfz: wenn ich das beim KBA allgemein zulassen will, dann muessen die nicht nur die Konformitaet pruefen sondern fuer alle Nichtkonformitaeten auch meinen Kosten- und Designvorstellungen entsprechende Loesungen anbieten.

      Nein?

      Ansonsten liegt es an Betrieben und Organisationen, ihre Datenschutzbeauftragten entsprechend einzubinden.

  7. Der erste Schritt in Richtung Datenschutz keine Nutzung von „großen sozialen Medien“* die sind ohnehin nur für diejenigen existentiell wichtig, die damit ihr Geld verdienen, der Anteil dürfte im sehr niedrigen Promillebereich liegen.

    *) das sind die, die Herr Lobo so vehement vor dem Datenschutz in Schutz nimmt, weil angeblich nur darüber „mehrere digitalaffine Generationen“ demokratierelevanten Informationen zu erhalten scheinen. ( Ich musste spontan weinen. )

  8. Menschen interessieren sich nicht für Datenschutz? Finden ihn gar lästig? Laut Lobo ist das die Schuld des Datenschutzes und der Prinzipienreiter. Ist aber Lobo nicht selber gerne ein Prinzipienreiter? Gibt es beim Schutz der Daten also gute und schlechte Prinzipien?

    Nein, dass das Quatsch ist, kann man sich selber denken. Was stört es den Mond, wenn der Hund ihn anbellt? Der Mond kann nichts für seine Existenz und auch die Naturgesetze können nichts dafür, dass wir ihn nachts sehen dürfen. Nur der Hund kann etwas dafür, dass ihn der Mond stört.

    Was wäre denn ohne Mond? Wollen wir uns das ausmalen? Wozu? Natürlich kann man für einen lockeren Umgang mit dem Mond plädieren, oder die Naturgesetze..sagen wir mal..so frisch formulieren und erklären, dass sie sogar der Hund versteht. Aber die Gegebenheiten, wie sie dem Prinzip entsprechen, als radikale Mondschule bezeichnen?

    Herr Lobo wird alt.

  9. In einem Punkt abseits des Artikels muss ich Thilo Weichert widersprechen. Ich finde, dass auf einem Personalausweis exakt 0,0 Fingerabdrücke gespeichert gehören.

    Erkennungsdienstliche Behandlungen ohne vorangegangenes Verbrechen haben in einem Rechtsstaat gefälligst tabu zu sein.

    Fingerabdrücke im Personalausweis gab es zuallererst in Spanien unter Franco. „Lernen aus der Vergangenheit“ darf sich nicht auf die deutsche Geschichte beschränken.

  10. Lobo macht bereits bei seinem Auftakt einen grundlegenden Fehler:

    Viele Länder, die laut Lobo E-Rezepte haben, sind in der EU, da gilt die DSGVO genauso wie hier in Deutschland. Diese Länder haben demnach dieselben datenschutzrechtlichen Bestimmungen.

    Hätte Herr Lobo sich mit unserer Arbeit befasst, wüsste er, dass bei uns oft nicht das „Ob“ zur Diskussion steht, sondern das „Wie“. Hier gibt es eben so einige Fallstricke und wenn Verantwortliche diese Pflichten nicht beachten, dann sagt die Aufsichtsbehörde eben schon mal „Nein“. Das Problem ist in so einem Fall also nicht der Datenschutz, sondern der falsche Umgang damit.

    Aber natürlich wäre auch Herr Lobo der Erste, der ordentlich schimpft, wenn ein E-Rezept für seine Medikamente irgendwie publik wird oder sonst wie in die falschen Hände gerät. Es ist immer alles so uncool. Bis was passiert.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.