KunstfreiheitEbay löscht „Kantholz“ vom Peng-Kollektiv aus dem Sortiment

Der Online-Marktplatz Ebay löscht die Versteigerung eines symbolischen Kantholzes wegen angeblicher Gewaltverherrlichung. Das Kunstkollektiv Peng sieht hierin einen Eingriff in die Kunstfreiheit – und fordert, dass die Auktion wieder online geht.

Kantholz – Alle Rechte vorbehalten Peng-Kollektiv

Die Auktionsplattform Ebay hat den vom Peng-Kollektiv versteigerten Kunstgegenstand „Kantholz“ wegen angeblicher Gewaltverherrlichung aus dem Sortiment genommen. Die Versteigerung des falsches Kantholzes ist Teil der provokanten Kunstaktion „Antifa – Mythos und Wahrheit“ , welche die Gruppe derzeit in einem Chemnitzer Museum und im Internet veranstaltet.

Hintergrund des Kunstgegenstandes „Kantholz“ ist ein Vorfall aus dem Jahr 2018, bei dem der AfD-Politiker Frank Magnitz von Unbekannten verletzt wurde. In einer Pressemitteilung behauptete die AfD, dass ihr Parteiangehöriger mit einem Kantholz bewusstlos geschlagen worden sei. Das vermeintliche Kantholz führte zu einer bundesweiten Debatte über linke Gewalt. Einziges Problem nur: Das Kantholz war eine Erfindung der AfD, um sich als Opfer zu stilisieren.

Auf rechtsradikale Opfermythen wollen die Aktionskünstler mit eben jenem falschen Kantholz aufmerksam machen, das in der Kunstsammlung Chemnitz in der Ausstellung „Gegenwarten“ zu sehen ist. Das ausgestellte Kantholz sollte zusätzlich auf Ebay versteigert werden, wurde nach Auskunft von Peng aber beim Stand von 120 Euro gesperrt.

„Eingriff in die Kunstfreiheit“

„Dass Ebay heute das Kantholz löscht, zeigt, wie stark rechte Opfer-Narrative wirken. Obwohl nachgewiesen ist, dass es nie ein Kantholz gab, lebt die Geschichte weiter“, sagt Nika Blum vom Peng-Kollektiv gegenüber netzpolitik.org. „Was Ebay hier macht, ist ein Eingriff in die Kunstfreiheit. Die Plattform geht hier Nazis auf den Leim, welche die Auktion als illegal melden“, so Blum weiter.

Das Kollektiv fordert, dass Ebay die Auktion wieder online stellt. Es sei außerdem zynisch, dass gleichzeitig auf der Plattform Nazi-Devotionalien gehandelt würden, eine antifaschistische Kunstaktion aber gestoppt werde.

Auf Nachfrage von netzpolitik.org, wollte sich Ebay „aus datenschutzrechtlichen Gründen“ nicht zu dem Vorfall äußern.

Kontroversen im Vorfeld

Schon im Vorfeld der Ausstellung hatte es eine Kontroverse gegeben. Laut Aussagen des Kunst-Kollektives wollte das Museum eine Textpassage in der Ausstellung ändern, weil diese AfD, FDP und CDU im Bezug mit der umstrittenen Hufeisen-Theorie nannte. Diese Theorie geht von einer Gleichsetzung von Rechts- und Linksextremismus aus.

Das Museum sah in der Nennung der Parteien seine parteipolitische Neutralität in Gefahr und bat die Künstler:innen, die Passage zu ändern. Als die sich weigerten, stand das Projekt kurz vor dem Rauswurf, so die Künstler:innen. Erst als die Stadt Chemnitz intervenierte, konnte die Ausstellung wie geplant stattfinden. Teil der Kunstaktion ist eine Versteigerung der Exponate auf Ebay zugunsten von antifaschistischen Initiativen.

Das Peng-Kollektiv ist seit mehreren Jahren eine von wenigen Kommunikationsguerilla-Gruppen in Deutschland. Bekannt wurden die Aktionskünstler, als sie einen vom Erdölkonzern Shell finanzierten Science-Slam kaperten und eine ölartige Masse live verspritzten. Weitere Aktionen und Kampagnen animierten zur Fluchthilfe oder zu Anrufen bei Geheimdienstmitarbeitern. Neben solchen Kommunikationsguerilla-Kampagnen trat das Kollektiv auch in Erscheinung, als ein Vertreter der AfD-Politikerin Beatrix von Storch eine Torte ins Gesicht drückte.

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