Sensible Daten sind bei den Betreiber:innen vieler Apps nicht gut aufgehoben, das zeigt eine Studie norwegischer Verbaucherschützer:innen, wir berichteten darüber. So teilen zum Beispiel die Dating-App Grindr oder die Zyklus-App MyDays Nutzer:innendaten mit Werbenetzwerken, damit diese ihre Anzeigen besser schalten können.
Diese Datenweitergabe ist illegal. Nutzer:innen müssten nämlich ihr eindeutiges Einverständnis mit der Weitergabe von Daten an Dritte erklären, das steht in der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Daran halten sich die Unternehmen hinter den fraglichen Apps nicht. Deshalb will der norwegische Verbraucher:innenrat juristisch gegen den schier unstillbaren Datendurst vorgehen.
Schwere Folgen für Meinungsfreiheit und Demokratie
Aus persönlichen Daten, die Nutzer:innen durch die Nutzung der Apps mit den Firmen teilen – und oft ohne, dass sie sich dessen bewusst sind, mit zahlreichen weiteren Unternehmen – lassen sich wertvolle, intime Informationen ableiten wie die sexuelle Orientierung oder politische Haltung einer Person. Das ist gefährlich genug, und nicht weniger gefährlich für informierte Nutzer:innen – Studien zeigen, dass sich Menschen im Netz anders verhalten, wenn sie sich überwacht fühlen.
Deshalb könne „die kommerzielle Überwachung langfristig schwerwiegende Folgen“ für die Meinungsfreiheit und für die „Gesellschaft als Ganzes“ haben, schreibt die Digitale Gesellschaft in einem Brief an die 16 deutschen Landesdatenschutzbeauftragten und den Bundesdatenschutzbeauftragten. Neben der Digitalen Gesellschaft appellieren weitere zehn Menschenrechts- und Datenschutzorganisationen aus sieben europäischen Ländern an nationale Datenschutzbehörden.
Gemeinsam mit norwegischen Behörden gegen die Adtech-Industrie
Die Initiative zu der Kampagne ging von der Nichtregierungsorganisation Civil Liberties Union for Europe aus. Alle Organisationen fordern von den Datenschutzbeauftragten, die Arbeit der norwegischen Behörden zu unterstützen, auch auf EU-Ebene. So könne man wirksam gegen das rechtswidrige Geschäftsmodell der App-Betreiber:innen und des dahinter hängenden Adtech-Ökosystems vorgehen.
Unvereinbar mit den „notwendigen Rahmenbedingungen der Demokratie“ sei die Praxis von Grindr, MyDays und Co., schreibt die Digitale Gesellschaft. Hoffentlich haben die Appelle an die Datenschutzbeauftragten Erfolg – unsere Anfragen an den Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit oder die Berliner Landesdatenschutzbehörde blieben kurzfristig unbeantwortet.
Zu den Zyklus-Apps gab es beim NPP Nr. 174 doch ein Interview, in dem auch Alternativen angesprochen wurden.
Ich finde die genauen Namen in der Beschreibung gerade nicht, aber das wäre doch eine praktische Ergänzung für unter den Artikel.