NPP153: Sophie Passmann über Hashtags, Hass und Influencer

Ohne Soziale Medien geht in der politischen Öffentlichkeit heute nichts mehr – mit ihnen ist es aber auch nicht leicht. Am Rande unserer Netzpolitik-Konferenz haben wir mit der Publizistin Sophie Passmann darüber gesprochen, warum sie auf Instagram lieber weniger Privates von PolitikerInnen sehen würde, wie die Zivilgesellschaft das Netz nutzen kann und wie sie selbst mit Anfeindungen umgeht.

Sophie Passmann auf unserer diesjährigen Konferenz „Das ist Netzpolitik“ CC-BY-NC 4.0 netzpolitik.org

Sophie Passmann ist Publizistin, Unterhalterin, Feministin. In einer Spiegel-Online-Kolumne, im Radio und in den Sozialen Medien kommentiert sie Politik und Gesellschaft. „Ob sie wirklich witzig ist“, schreibt sie über sich selbst, „ist nicht abschließend geklärt.“ Unbestritten ist, dass sie meinungsstark ist und die politische Netzöffentlichkeit aufmischt. Auf unserer „Das ist Netzpolitik!“-Konferenz im September diskutierte Sophie Passmann mit Zoë Beck, Tom Hillenbrand und Constanze Kurz über die aktuelle Diskurslage und den Umgang mit der Neuen Rechten. Wir haben die Gelegenheit genutzt und sie im Anschluss zur 153. Folge unseres netzpolitik.org-Podcasts eingeladen.

„Es gibt bei Shitstorms eine Opfer-Täter-Umkehr“

In dem 40-minütigen Gespräch reflektiert Passmann ihre eigene Rolle und den Umgang mit Sozialen Medien. Sie verrät, warum sie sich weder als Influencerin noch als legitime Nachfolgerin von Günther Grass bezeichnen würde. Und sie erklärt, wie sie mit den Anfeindungen umgeht, die ihr als Frau und Feministin im Netz begegnen.

Ihr Rezept für Selbstschutz gegen den Hass im Netz: blocken, blocken, blocken. „Mir kann keiner erklären, warum ich mich dem aussetzen soll. Wenn man früher auf dem Schulhof gemobbt wurde, ist man ja auch nach Hause gegangen.“ Grundsätzlich fordert Passmann jedoch ein Umdenken in Bezug auf den Hass im Netz. Zu oft würde denjenigen die Schuld für einen Shitstorm zugeschrieben, die von ihm betroffen sind. Wie das funktioniert, erklärt die Publizistin am Beispiel der SPD-Politikerin Sawsan Chebli, die nicht mal ein Bild aus ihrem Garten posten könne, ohne rassistisch beleidigt zu werden. Gerade in diesen Tagen lässt sich das wieder live erleben: Chebli muss gerade erneut eine Welle des Hasses und der Beleidigungen über sich ergehen lassen – weil sich manche daran stören, dass sie eine teure Uhr trägt.

Es gibt da eine Opfer-Täter-Umkehr, dass die Person, die einen Shitstorm bekommt, selbst Schuld daran ist. Im Moment ist es so, dass wenn jemand einen Shitstorm bekommt, immer danach gefragt wird, was diese Person getan hat, um ihn auszulösen. Wir sollten das umdrehen: Da hat jemand einen Shitstorm bekommen? Anscheinend hat die Person etwas richtig gemacht, weil sie von ganz interessanten Gruppen als Gefahr wahrgenommen wird.

Das ganze Gespräch mit Sophie Passmann zum Nachhören gibt es hier:


Hier ist der netzpolitik.org-Podcast Folge 153 mit Sophie Passmann als mp3-Download.

Alternativ bieten wir wieder eine ogg-Datei zum Download an.

Video: Was Sophie Passmann über netzpolitik.org denkt

Übrigens: Wir haben Sophie auch noch gefragt, was sie eigentlich von netzpolitik.org hält. Ihre Antwort gibt’s im Video:

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