Auch wenn die letzte Bundesregierung tief in die Tasche gegriffen hat, um Bewegung in den stockenden Breitbandausbau in Deutschland zu bringen: Bemerkbar macht sich davon nicht viel. Immer noch muss sich knapp ein Viertel aller Haushalte mit Bandbreiten unterhalb der magischen 50 Mbit/s-Grenze begnügen. Das stellt der aktuelle Tätigkeitsbericht 2016/2017 der Bundesnetzagentur (BNetzA) fest. Ende 2016 lag der Ausbaustand bei 75,5 Prozent und steigerte sich bis Mitte 2017 nur moderat um 1,4 Prozentpunkte.
Weiterhin stark unterversorgt bleibt der ländliche Raum, wo lediglich 36 Prozent der Haushalte auf Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 50 Mbit/s zurückgreifen können. Zwar hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) vor mittlerweile über zwei Jahren ein Förderprogramm aufgelegt, das diesen Regionen unter die Arme greifen soll. Spürbare Ergebnisse sind jedoch erst Mitte bis Ende 2018 zu erwarten, unter anderem, weil das Unterfangen mit Anlaufschwierigkeiten und hohen bürokratischen Reibungsverlusten zu kämpfen hatte. Immerhin sind schon 90 Prozent der Städter mit solchen Geschwindigkeiten versorgt.
Kupfer unangefochten an der Spitze
Momentan dominieren Anschlüsse mit einer Geschwindigkeit zwischen 10 und 30 Mbit/s die deutsche Breitbandlandschaft, auch wenn deren Anteil leicht um 300.000 auf 13,4 Millionen Anschlüsse gesunken ist. Um rund 14 Prozent wuchsen die schnelleren Bandbreitenklassen (siehe Abbildung). Die Technik der Wahl bleibt unverändert kupferbasiertes DSL. Alle anderen Anschlussvarianten, inklusive die der Kabelnetzbetreiber, teilten sich wie schon im Vorjahr nur rund ein Viertel des Marktes.
Das Wachstum des DSL-Marktes lässt sich auf neue VDSL-Anschlüsse und insbesondere auf das darauf aufbauende Vectoring zurückführen. Davon profitiert direkt und indirekt die Deutsche Telekom, die diese Technik leichter als ihre Wettbewerber einsetzen kann und sich, wie der BNetzA-Bericht bestätigt, „beim Ausbau von Breitbandanschlüssen bislang überwiegend auf die Vectoring-Technologie“ konzentriert.
Vectoring re-monopolisiert die Infrastruktur
Bedingt ist das durch die politisch gewollte Weichenstellung der Regulierer, dem Marktführer das Ausrollen dieser Technik, im Tausch gegen eine Ausbauverpflichtung, beinahe exklusiv zu gewähren. Damit lässt sich der Breitbandausbau schneller und billiger umsetzen, da Vectoring das letzte Quentchen Leistung aus der vorhandenen Kupferinfrastruktur herausholt und dadurch zeitraubende sowie teure Tiefbauarbeiten entfallen.
Allerdings handelt es sich bestenfalls bloß um einen kurzsichtigen Zwischenschritt, denn Vectoring liefert nur auf kurzen Distanzen von wenigen hundert Metern die versprochene Bandbreite. Sinn ergibt der Einsatz der Technik deshalb nur in Ballungsgebieten und nicht in der Fläche. Zudem wird in wenigen Jahren ein weiteres oder modifiziertes Förderprogramm notwendig werden, um mit technisch überlegenen Lösungen wie dem Kabelstandard DOCSIS 3.1 oder echten Glasfaserleitungen halbwegs mithalten zu können.
Da aber in einem Versorgungsgebiet immer nur ein Netzbetreiber Vectoring betreiben kann, sind die Wettbewerber auf Vorleistungsprodukte angewiesen, um dennoch ihre Kunden zu erreichen. In der Folge ist das eingetreten, wovor Kritiker eindringlich gewarnt haben: Die Telekom-Konkurrenz muss zunehmend ihr Equipment in den Verteilerstellen abbauen, weil sie bei mit Vectoring ausgestatteten Standorten den Zugriff auf die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) verliert, die sogenannte letzte Meile. So ist denn auch im ersten Halbjahr 2017 die Zahl entbündelter Leitungen, die zudem weniger Miete kosten als virtuelle Zugangsprodukte, auf das niedrigste Niveau seit zehn Jahren abgesunken. Und das alles nur, um das im Koalitionsvertrag der letzten Bundesregierung verankerte Ausbauziel von „50 Mbit/s bis 2018 für alle“ rechtzeitig zu erreichen – was, wie sich schon seit geraumer Zeit abzeichnet, zum Scheitern verurteilt ist.
Die BNetzA sieht das jedoch nicht als problematisch an: „Für Netzbereiche, die mit Vectoring aufgerüstet werden, liegt damit jetzt eine qualitativ hochwertige Alternative zum Zugriff auf die Teilnehmeranschlussleitung vor, wodurch der Wettbewerb im Breitbandmarkt gestärkt wird“, schreiben die Regulierer. Tatsächlich konnten alle Wettbewerber zusammengenommen ihren Anteil an den Breitbandanschlüssen in Festnetzen, wie auch schon in den Vorjahren, leicht steigern, um einen halben Prozentpunkt bis zur Jahresmitte. Dennoch beziehen immer noch knapp über 40 Prozent aller Haushalte ihr Internet direkt über die Telekom Deutschland (bei DSL-Anschlüssen liegt ihr Marktanteil bei 53,5 Prozent).
Langsam scheint jedoch die Telekom zu realisieren, in welche strategische Sackgasse sie sich hineinzumanövrieren droht: Was nutzt eine re-monopolisierte Infrastruktur, die mittel- bis langfristig nicht konkurrenzfähig ist? Nicht ohne Grund häufen sich in letzter Zeit die Meldungen, dass der Marktführer Bereitschaft zu Kooperationen mit kommunalen Unternehmen zeigt, um echte Glasfasernetze zu errichten – die anschließend nach dem Open-Access-Prinzip auch anderen Anbietern offenstehen sollten. Selbst eine Mitgliedschaft im Bundesverband Glasfaseranschluss (Buglas), in dem sich kleinere, regional operierende Betreiber versammeln, scheint nicht mehr ausgeschlossen zu sein.
Glasfaser kommt nicht in die Schwünge
Der Aufholbedarf ist jedenfalls gewaltig, denn Glasfaseranschlüsse kommen nur tröpfchenweise bei den Kunden an. Zwar hat sich deren Gesamtzahl gesteigert – 2,7 Millionen Haushalte verfügen nun theoretisch darüber –, aber nur ein Viertel dieser Haushalte setzt die Technik tatsächlich ein (368.000 Anschlüsse bis ins Haus, FTTB; 307.000 Anschlüsse bis in die Wohnung, FTTH). Im letzten Tätigkeitsbericht waren es noch 390.000 Haushalte. Damit liegt Deutschland unverändert auf einem der hintersten Plätze in Europa, wenn es um moderne Infrastruktur geht.
„Mit steigenden Anforderungen an die Leistungsfähigkeit ist klar, dass wir weiter denken müssen als bis zum 50 Mbit/s-Ziel 2018, sagte BNetzA-Präsident Jochen Homann in Richtung der letzten wie der kommenden Bundesregierung. „Deutschland braucht gigabitfähige Infrastrukturen.“ Um eine Floskel handelt es sich nicht, denn das verbrauchte Datenvolumen hat sich in den vergangenen Jahren rasant gesteigert. Es ist davon auszugehen, dass dieser Trend nicht abreißen wird.
Künftiger EU-Rechtsrahmen entscheidend
Zentral für den Aufbau neuer Netze ist die sogenannte TK-Review der EU, die derzeit laufende Überarbeitung des Rechtsrahmens für den europäischen Telekommunikationssektor. Erklärtes Ziel der Initiative der EU-Kommission ist es, die Anreize für Netzbetreiber und Investoren so zu setzen, damit diese bis 2025 flächendeckend Glasfaser- beziehungsweise gigabitfähige Infrastruktur errichten.
Doch da es europaweit um Billionenbeträge, künftige Marktanteile und um den schwierigen Ausbau in wirtschaftlich mitunter unrentablen Gebieten geht, hat sich das Unterfangen erwartungsgemäß zu einer Lobbyschlacht entwickelt. Das EU-Parlament vertritt in den gegenwärtigen Trilog-Verhandlungen eine verbraucher- und wettbewerbsfreundliche Position. Unterdessen setzen sich die EU-Mitgliedstaaten im Rat, allen voran Deutschland, für eine weitgehende Nicht-Regulierung neu errichteter Netze mit hoher Kapazität ein. Eine Position, die praktisch deckungsgleich mit der von Telekom Deutschland ist und die in erster Linie marktbeherrschenden Unternehmen helfen würde.
Im Tätigkeitsbericht heißt es zwar, dass die BNetzA „den Verhandlungsprozess auf verschiedenen Ebenen und soweit regulatorische Fragestellungen berührt sind, insbesondere durch enge Kooperation mit den Legislativprozess beteiligten nationalen Stellen (insb. BMWi und BMVI) und den zuständigen europäischen Stellen“ begleitet. Inwieweit sich diese Zusammenarbeit im deutschen Standpunkt niederschlägt, bleibt aber unklar. Auf Nachfrage ließ sich ein BNetzA-Sprecher nicht in die Karten blicken und verwies darauf, „dass die Erarbeitung von Positionen zur Weiterentwicklung des europäischen Rechtsrahmens in die Zuständigkeit der jeweiligen Bundesministerien fällt, die die Bundesrepublik im Ministerrat vertreten.“
wenn nur etwas zu diesem thema auftacht, kann ich im strahl kotzen.
ausbau, das ich nicht lache.
wg diesen ganzen unfähigen staatsschmarotzern in berlin und brüssel, sitzt wg einem einfach provider wechsels hier schon wieder seit knapp 3 monaten ohne internet und dank der geisteskranken IP ZWANGSUMSTELLUNG auch ohne telefon rum.
es ist gewollt dass wir weiterhin ein digitales steinzeitland bleiben….
Was sagt denn die Schlichtungsstelle der Bundesnetzagentur dazu oder die Verbraucherzentrale?
In Sachsen-Anhalt Heyrothsberge, trifft es eine Augenarztpraxis.
Die soll zwar Internet haben, aber Telefon und Fax sollen nicht funktionieren!
Highspeedinternet mit bis zu 384 kb/s für 34,95 € ist bei uns möglich . Wenn ich online bin , bin ich mir mein Hund unterwegs . Da bei uns kein Internetausbau stattfindet bleibt alles so . 10 Firmen sind im Ort . Digitalisierung gibt es nicht .
Der Ort dürfte sich für das BMVI-Förderprogramm (plus etwaige Landes- und EU-Mittel) qualifizieren, schätze ich mal. Bürgerinitiative gründen und gemeinsam mit den zehn Firmen Druck auf den Bürgermeister aufbauen! Das ist ja kein Zustand, und das Geld ist mit ziemlicher Sicherheit vorhanden. Viel Glück!
Soll jetzt keine Werbung sein, ist aber leider der einzige Anbieter mit vernünftigen Preis/Leistungsverhältnissen https://www.eusanet.de/products-solutions/broadband-for-communities.html ehemals Schott Sat Technik.
In der „Flächen-Pampa“ haben viele meiner Freunde diesen Anbieter und eine Kleinstadt hat sogar eine passende Lösung für alle Bewohner.
Astra bietet ein ähnliches Programm http://gemeinden.astraconnect.de/19861123/astraconnect , wer also schnelles Internet haben möchte, der hat auch in der „Pampa“ die Möglichkeiten, nur werden die Bewohner/Firmen nicht über die Möglichkeiten Informiert!
Ein Beispiel für eine Insellösung:
Eine Firma kann sich z.B. eine Satellitenanlage mit einer Wohnsiedlung teilen, gehen wir mal davon aus, das die Bewohner der Siedlung tagsüber arbeiten, so hat die Firma einen Großteil der Bandbreite zur Verfügung, ab dem Späten Nachmittag dann die Bewohner der Siedlung.
Die Verteilung kann mittels Richtfunk Repeater im 5Ghz Bereich praktiziert werden, die Bewohner bekommen dann einen eigenen Router, wie z.B. eine Fritzbox.
Ist ja Geil, man kann das Internet per DSLAM auch direkt in die Kabelverteiler der Telekom scheuchen?
Warum macht die Telekom denn das nicht so?
Eine Satellitenkopfstation ist doch viel billiger als das Schachten für Glasfaserleitungen!
Das ist ja das Problem das ich habe, der Informationsstand ist hier Gering!
Alle Gemeinden gucken nach dem Glasfaser, lechzen nach der Glasfaser und gehen während dessen noch mit einem 56k Modem ins Internet!
Es gibt eben Alternativen, die nicht so bekannt sind und klar geht das bei Satellitensystem auch mittels Kanalbündelung auch mit mehr als 30 Mbit/Ort.
Wenn so eine Anlage 12000€ kostet und 500 Haushalte bezahlen, dann sind das quasi 24€ Anschlussgebühr/Haushalt, dann noch die laufenden Kosten.
Wenn diese 12000€/Monat betrügen, wäre das enorm viel!
Die Telefonunternehmen verdienen sich in Deutschland immer noch Dumm und Dusselig, bei 80 Millionen möglichen Kunden (Doppelverdienen DSL/Festnetz + Mobilfunk = 40-60€/Monat)!
In Österreich müssen sie schon kämpfen, allein bei den Mobilfunk Tarifen tut sich da einiges!
Deswegen werden unsere Telekomiker an diesem Zustand nichts ändern wollen, wir deutschen zahlen ja eh‘!
Zählen zu dem Ziel mit 50 MBit auch die Versorgung via LTE? Ich habe habe das Gefühl, als wenn die Telekom da trixt und suggeriert die Versorgung mit Breitband wäre relativ flächendeckend.
In der Praxis kommen bei 50 MBit LTE zur rush hour in einigen Regionen vielleicht 5 MBit an, nachts um 4 Uhr vielleicht ausnahmsweise annähernd 50 MBit. Das ist kein Zustand.
Übrigens stelle ich mir auch die Frage: Wie soll das bei Leitungslängen von 7 km und mehr überhaupt realisiert werden? Via outdoor DSLAM und Repeatern? Ich kann schon verstehen, dass die Telekom keine Lust hat für 20 Haushalte 6 km Glasfaserkabel zu verlegen und dann zuzusehen, wie alle bei 1&1 buchen.
Wisst ihr eigentlich wo in Deutschland das netz nicht geht, stichwort schiehne, strasse, luft?
Das witzige ist das insbesonsdere transportformen damit manchmal werben, wenns den geht und, bei der bahn, in der ixe klasse…