Das saarländische Innenministerium freut sich über eine starke Ausweitung der Videoüberwachung im kleinsten Bundesland. Dort soll mit einem Sofortprogramm Videoüberwachung auch auf kleineren Bahnhöfen installiert werden. Begründet wird der Ausbau der Videoüberwachung nicht nur mit der Aufklärung von Straftaten, sondern auch damit, dass sie potentielle Täter von Tathandlungen abhalten und zum subjektiven Sicherheitsgefühl der Bürger beitragen könne.
Ähnlich argumentiert auch das Bundesinnenministerium beim so genannten Videoüberwachungsverbesserungsgesetz, das Videoüberwachung als sinnvolle Maßnahme zur Terrorprävention verkauft. Dass Kameraüberwachung zur Prävention beiträgt, ist nicht empirisch belegt. Die Verbesserung eines subjektiven Sicherheitsgefühls, sitzt dem Grundfehler auf, dass das Sicherheitsgefühl der Deutschen vollkommen abgekoppelt ist von der Realität der Kriminalitätsentwicklung.
80 Prozent der Fahrgäste heute schon videoüberwacht
Laut der Pressemitteilung baut die Deutsche Bahn die Videoüberwachung weiter aus. Derzeit betreibe sie etwa 5000 Videokameras an rund 700 Bahnhöfen. Damit werden mehr als 80 Prozent der Fahrgastströme erfasst. Auf bundesweit etwa 50 Bahnhöfen werden die Bilder der Überwachungskameras live beobachtet. Auch die Bundespolizei kann die Aufnahmen live verfolgen und auf die Aufzeichnungen der Kameras zugreifen. Für den Ausbau investieren Deutsche Bahn und Bund in den nächsten Jahren bundesweit 85 Millionen Euro – zusätzlich zu den schon bestehenden Sicherheitsbudgets.
Bundespolizei hat Zugriff
Außerdem habe die Deutsche Bahn ein neues Programm zur dezentralen Videoüberwachung aufgesetzt, um die Videoüberwachung von Bahnhöfen rasch auszudehnen. Damit sollen künftig auch stark frequentierte kleine und mittlere Bahnhöfe ausgerüstet werden. Auch hier können die gespeicherten Aufzeichnungen der Kameras durch die Bundespolizei ausgelesen werden.
In den vergangenen Jahren habe die Deutsche Bahn auch die Zahl der mit Videotechnik ausgerüsteten Fahrzeuge stark erhöht, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Inzwischen habe die Deutsche Bahn 27.000 Überwachungskameras in Regional- und S-Bahnzügen installiert. Damit habe sich die Zahl der mit Videoüberwachung ausgerüsteten Fahrzeuge in den letzten fünf Jahren nahezu verdoppelt. Knapp zwei Drittel aller Nahverkehrszüge sind inzwischen videoüberwacht.
Aber wer hat ein konkretes Interesse daran?! :(
Und wie soll man diese unnützen Paranoia-Ausgaben in Anbetracht des Kaputtsparens der Bahn-Infrastruktur rechtfertigen können?
Sicherung von Arbeitsplätzen in China?
Damit nicht zuviel Geld für Bildung übrigbleibt?
Das ganze bedeutet doch nichts als eine scheinbare Sicherheit, vor allem im Bezug auf die Prävention.
5.000 Kameras an Bahnhöfen und 27.000 in Zügen, das macht 33.000 insgesamt.
5.000 Kameras durch 700 Bahnhöfe, macht gerundet gleich 7 Kameras pro Bahnhof.
An 50 Bahnhöfen werden die Kameras angeblich aktiv überwacht, was wiederum etwa 350 Kameras sind und letztendlich gerundet etwa 1,06%. Geht man davon aus dass es sich bei den überwachten Bahnhöfen um größere handelt, also vielleicht der dreifachen Anzahl des Durchschnitts entsprechend 21 Kameras pro Bahnhof aktiv überwacht werden so sind es etwa 3,18% die aktiv überwacht werden.
Legt man dann noch die Annahme zu Grunde dass 21 Kameras von sicher nicht mehr als 4 Personen überwacht werden (wobei das schon eine großzügige Annahme sein wird) dann kostet eine 24/7 Überwachung bei einem Mindestlohn von 8,50 € und einem Monat von 30 Tagen 24.480,00 € für einen Monat.
Wobei eine Sicherheitskraft die eine Anlage zur Videoüberwachung bedient meines Wissens nach als Fachkraft bezahlt werden muss und in der Regel mindestens 10,00 € verdient.
Rechnet man das die vorhandenen 33.000 Kameras hoch dann wären das gerundet etwa 38.468.500,00 € pro Monat um diese Kameras aktiv zu überwachen.
Eine aktive Überwachung aller Kameras wäre also eher nicht wirtschaftlich.
Darüber hinaus würde das lediglich bedeuten dass eine Sicherheitskraft etwa 5 Kamerabilder abwechselnd betrachtet. In der Sicherheitsbranche sind vor allem in solchen Positionen Schichten von 12 Stunden nicht unüblich. Bei den Kameras wird es sich nicht nur um unbewegliche Kameras mit fester Einstellung handeln, was wiederum bedeutet dass die Kamera nicht immer in die Richtung gerichtet ist wo gerade etwas relevantes geschieht. Der Wachmann geht zu Toilette, unterhält sich mit seinen Kollegen, macht Pause, sieht sich nebenbei irgendwas im Internet an und gibt es da eigentlich noch die Bildschirmarbeitsplatzverordnung.
Höchst effektiv. Oder etwa nicht?
Führt man sich das mal so vor Augen dann ergibt das solange keinen Sinn wie eine aktive Überwachung der Kameras durch Menschen notwendig ist und es keine Softwarelösung dafür gibt die intelligent genug ist wie ein Mensch zu entscheiden wann jemand von der Bahnhofsmission, ein RTW oder ein SEK geschickt werden muss.
Eine solche Software würde jedoch wieder Ethische fragen aufwerfen, die meiner Meinung nach auch berechtigt sind.
Der Mensch sollte endlich anfangen gemeinsam statt gegeneinander zu Arbeiten, damit jeder das haben kann was er gerne möchte und sich frei entfalten kann solange er damit keinem anderen Schadet. Dann muss man auch keine Kameras aufstellen damit dem ohnehin überflüssige Banker in Frankfurt sein eyePhone nicht geklaut wird, damit niemand aus Langeweile/Frust jemanden vor die Bahn stößt oder aus Hass einen Bombenkoffer platziert.
@Beagle
In vielen Dingen bin ich d´` accord mit Ihnen,aber bei Ihren Rechenkünsten rebelliert der Mathematiker in mir.
„5.000 Kameras an Bahnhöfen und 27.000 in Zügen, das macht 33.000 insgesamt.“
Können wir uns auf 32.000 einigen? :-)
@wesendlich
Da ist natürlich richtig. Danke für die Korrektur.
Aber ich glaube das war auch der einzige Fehler in meinen Rechnungen, abgesehen davon dass ich beim Lohn die Sozialversicherungsbeiträge nicht berücksichtigt habe (allerdings mit Absicht).
Ich glaube ich sollte solche Beiträge nicht um 04:22 Uhr am Morgen, nach 18 Stunden Arbeit verfassen.
Die Bundespolizei ist letztlich die zentrale Polizeikraft, die nach dem Dritten Reich nicht mehr da sein sollte, als man Laenderpolizei und Bundesgrenzschutz schuf. Mehr Kompetenz dort heisst mehr Mittel heisst mehr Personal und Moeglichkeiten. Daran hat jeder Bundesinnenminister ein grosses Interesse.
@hs
Aufgeblähter Behördenapparat bei der vermeintlichen Sicherheit :Parkinson lässt freudig grüssen,dass Niskanen Modell steht ebenfalls Pate!
Sinn=Unsinn
Damals stand der Begriff Bundespolizei für paramilitärische Verbände und wird heute weiterentwickelt, da die Bundeswehr noch nicht im Inneren tätig werden darf. CDU/CSU/SPD arbeiten gerade daran. Noch fehlt es am richtigen Terroranschlag. Dann kann die Bildzeitung wieder schreiben, kann uns dieser Staat noch schützen! Die Antwort wird sein, ja, aber dazu brauchen wir alle Daten und noch mehr Überwachungskompetenz bis aufs Klo. Hier sollten die Medien einmal medial Abrüsten und nicht Klickgeil sein.
Aktuell besorgen mich eher die Kameras an den Mautbrücken, da deren Output stark verdichtet in Form von Timestamp&Kennzeichen mit den gegenwärtigen Kapazitäten (wie auch Televonverbindungsdaten) beliebig lange gespeichert werden kann – an diesem Trog versammeln sich z.Zt. die Schweine. Bis die Gesichtserkennung so fehlerfrei wie die Texterkennung ist werden hingegen noch einige Jahre ins Land gehen.
Autokennzeichen abhängen und Maske beim Autofahren aufziehen. Mir ist kein Gesetz bekannt, dass es mir verbietet im Auto eine Maske zu tragen. Und wenn es aus medizinischen Gründen notwendig ist schon zweimal nicht.
Dem Bürger soll Sicherheit vorgegaukelt werden. Allerdings gibt es Probleme bei der inneren Sicherheit das kann man nicht leugnen. Gewalt und Kriminalität, Vergewaltigungen….nehmen doch erschreckend zu.
Nein, das ist statistisch nicht belegt, dass Gewalt, Kriminalität, Vergewaltigungen zunehmen. Bitte mal hier lesen: https://netzpolitik.org/2016/repraesentative-umfrage-zwei-drittel-der-deutschen-schaetzen-kriminalitaetsentwicklung-falsch-ein/