Orange S.A. gibt die Daten DGSE, DGSE gibt die Daten GCHQ und GCHQ gibt die Daten…

orangeDie französische Tageszeitung Le Monde hat heute Informationen aus einem weiteren Stück der Snowden-Dokumente veröffentlicht. Aus dem Dokument des britischen Geheimdienstes GCHQ gehe hervor, dass ein französischer Telekommunikationsanbieter eng mit den französischen Geheimdiensten zusammenarbeite. Welcher das sei, stehe nicht explizit in den Dokumenten. Le Monde argumentiert jedoch, es könne sich nur um den größten Telko Frankreichs, Orange S.A. – vormals Télécom S.A. -, handeln. Das ginge aus der Länge der Zusammenarbeit und der weiteren Beschreibung des Unternehmens hervor.

Das Dokument stelle auch heraus, dass DGSE, der französische Auslandsgeheimdienst, bei dieser Zusammenarbeit einen Vorteil gegenüber anderen Geheimdienste habe. Das ergebe sich dadurch, dass DGSE nicht nur die rechtliche Befugnis zum Abhören, sondern auch gleich vollen Zugriff auf alle Netzwerke und deren Datenverkehr besitze.

Dass man diese Informationen in einer GCHQ-Präsentation findet, demonstriert erneut die gute Zusammenarbeit der Geheimdienste, denn natürlich behält Frankreich die Informationen nicht für sich, sondern tauscht sie munter mit den britischen (und vermutlich auch vielen weiteren) Kollegen aus. Was neben einer Aufwandsreduktion auch noch eventuelle Beschränkungen von Überwachungsbefugnissen aushebelt, durch die man die eigenen Bürger nicht so einfach Abhören darf wie Personen im Ausland.

Gestern erst behauptete die NSA, Internetriesen wie Google und Apple hätten wissentlich und willentlich an Programmen wie PRISM mitgearbeitet, auch wenn diese das immer wieder bestreiten. Und das obwohl rechtliche Grundlagen und richterliche Anordnungen vorgelegen hätten. Die Beziehung von DGSE und Orange weist deutliche Parallelen hierzu auf. Auch Orange zeigte sich, wie die US-Firmen, letztes Jahr empört, dass die NSA Daten von den Atlantikkabeln und großen Internetknoten mitschneide. Orange ging sogar noch weiter und drohte im Dezember, die NSA für den konkreten Fall der Abhörung eines Kabels verklagen zu wollen, an dem die Firma Anteile besitzt.

Einen Unterschied gibt es jedoch bei der Zusammenarbeit von GGSE und Orange zu den amerikanischen Diensten und der NSA. Einem früheren französischen Geheimdienstchef zufolge scheint der formale Rahmen des Datenaustauschs in Frankreich deutlich lockerer zu sein:

The relationship between French Telecom and the DGSE is not the same as that found in the NSA’s PRISM program, which has contractual relationships with Internet giants, […] It is within the purview of those authorized to handle defense secrets within the company, and has been perpetuated for at least thirty years [!] by engineers who commute between the two institutions.

Außerdem bestünde nicht nur direkte Unterstützung durch Daten, es werde auch gemeinsame kryptologische Forschung durchgeführt. Die hilft sicher dabei, Schwachstellen aktueller Verschlüsselungsmethoden schneller zu finden oder diese gleich von Anfang an für die eigenen Zwecke zu kompromittieren.

Das wäre doch auch eine gute Idee für den BND. Der schnorchelt ja immerhin schon bei vermutlich 25 Providern in Deutschland mit, aber über eine Kryptozusammenarbeit mit der Telekom ist noch nichts bekannt. Dabei wäre das doch gerade angesichts der von der Telekom ins Rennen geschickten Krypto-Handys ganz praktisch. Wobei: Mit ein bisschen Verschwörungsgeist lässt sich die Beziehung leicht herstellen. Denn das Krypto-Handy SiMKo 3 wurde vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zertifiziert und für abhörsicher befunden. Und das BSI ist aus der „Zentralstelle für Sicherheit in der Informationstechnik“ hervorgegangen, die wiederum aus der „Zentralstelle für das Chiffrierwesen“ entsprang, einer Unterabteilung von – genau – dem Bundesnachrichtendienst. Und wem eine bloße Zertifizierung noch eine zu lose Zusammenarbeit ist, der kann sich die räumliche Nähe der beiden Institutionen mal aus der Luft anschauen.

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Eine Ergänzung

  1. Welches Betriebssystem braucht eigentlich den „Backslash“?

    Erstsemester, die den Backslash auf der Tastatur nicht finden.

    Auf der iOS Tastatur einfach den Schrägstrich festhalten, schon erscheint er falsch herum, und kann für Windows-Pfade verwendet werden.

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