Lesestoff: Die überraschende Erkenntnis, dass Filesharing die Musikbranche nicht vernichtet

Filesharer kopieren nicht nur Musik, sie kaufen sie auch. Sie geben sogar mehr Geld für Musik aus als Nicht-Filesharer. Das verkündet die Studie „Copy Culture in the US and Germany“ des Instituts American Assembly laut Heise Online.

Die American Assembly, die sich als ein überparteiliches Forum für politische Themen bezeichnet, sieht ihre Forschungsergebnisse auf einer Linie mit diversen anderen Untersuchungen, die belegten, dass Tauschbörsenteilnehmer mehr bereit als andere seien, für Musik Geld auszugeben.

Reform des Datenschutzrechts vs. begleitete Selbstregulierung

Während auf EU-Ebene über strengere Datenschutzregeln diskutiert wird, spricht sich das deutsche Innenministerium für mehr Selbstregulierung von Unternehmen aus. Anna Sauerbrey schreibt dazu bei Spiegel Online: Deutschland auf Google-Facebook-Kuschelkurs.

„Abgesehen von einer Ausnahme, der Versicherungswirtschaft, funktioniert die Selbstregulierung nicht“, sagt Peter Schaar. Der Bundesdatenschutzbeauftragte sieht Selbstverpflichtungen eher als Mittel, unliebsame Debatten zu beenden.

Innenminister Friedrich jedenfalls möchte nicht gleich mit der „gesetzlichen Keule“ auf Unternehmen reagieren. Patrik Beuth und Kai Biermann interviewten ihn und Max Schrems, der Facebook verklagt hat, zum Thema Datenschutz und die Machtlosigkeit von Nutzern:

Friedrich: Ich habe nicht gemeint, die Leute seien selber Schuld. Ich finde, dass Facebook kontrolliert werden sollte, weil es möglich ist, mit den Daten dort Profile von Menschen anzulegen. In dem Moment, wo eine Profilbildung möglich ist, ist der Schutz der Persönlichkeitsrechte betroffen. So etwas darf nicht unkontrolliert bleiben.

Grenzenlose Transparenz?

Bei DRadio Wissen findet sich eine kleine Reihe von Beiträgen zum Thema Transparenz und Geheimhaltung: Was hab ich zu verbergen?

Es gibt dennoch Bereiche, in denen Transparenz nicht erwünscht ist. Geheimhaltung und Diskretion sind unverzichtbare Bestandteile Außenpolitik. Ein Open-Data-Projekt hat in Großbritannien die Frage aufgeworfen, welche Daten veröffentlicht werden sollten und welche nicht. Und den Schweden macht in Sachen Transparenz niemand etwas vor: Hier wird sogar das Einkommen von Privatpersonen im Netz veröffentlicht.

Wer hebt hier ur?

Rene Martens hat den Juristen Martin Kretschmer zur Situation von Künstlern interviewt: „Einkommen hängt von Verträgen ab“:

In Deutschland gibt es die Besonderheit, dass Künstler und Verwerter oft mit einer Stimme sprechen, obwohl ihre Interessen nicht dieselben sind. Diese Entwicklung ist mit daran schuld, dass die digitale Generation den Glauben an die Ideologie der Urheber zu verlieren scheint. Wer hebt denn hier? Und was ist das „Ur“ aus dem gehoben wird?

Lockpicker Treffen in der c-Base

Exberliner schreibt über die c-Base, „A visit to the mothership“ – neben allgemeinen Informationen findet sich auch ein Hinweis, dass heute Abend ein Lockpicking-Treffen stattfindet:

Tonight, the monthly Berliner Lockpickers meet-up occupies a round table, nimbly toying with keys and lighter-sized locks, teaching wannabe locksmiths to click through the grooves. One participant explains: “It’s like when we hack firewalls. All security is an illusion. You need to bend your mind.”

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4 Ergänzungen

  1. Die Überschrift passt nicht zum Ergebnis der zitierten Studie. Ob Filesharing die Musikindustrie vernichtet oder nicht wird wonn der Studie nicht untersucht.

    Die Aussage der Studie ist letztlich: Wer sich nicht besonders für Musik interessiert nutzt seltener Filesharing und kauft weniger Musik. Wirklich bahnbrechend.

    Und wie wahrscheinlich ist es eigentlich das die Aussagen der Teilnehmer der Wahrheit entsprechen? Wurde das irgendwie überprüft? Wahrscheinlich nicht.

  2. Die Studie am Anfang finde ich fragwürdig. Es geht da nur und ausschliesslich um digitale Stücke. Ich würde daraus ableiten, dass Menschen, die digital unterwegs sind und auch dort ihre Musik haben, auch digital Musik kaufen. Menschen, die dagegen physikalische Medien bevorzugen, nutzen weder P2P noch digitale Vertriebswege. Die Nicht-Nutzung digitaler Musik (und damit auch digitaler Vertriebswege) nur auf den Schluss „P2P Nutzer nutzen digitale Vertriebswege“ hinzuführen finde ich nicht ehrlich. Gibt es unabhängige Studien, welche auch „Analog-Käufe“, also vor allem CDs mit berücksichtigen? Oder übersehe ich etwas?

    1. Ich kenne keine ernsthafte Studie zu dem Thema. Nur Horrorstudien der Musikindustrie und Larifaristudien wie diese.

  3. Ich kopiere nichts mehr und kaufe auch nichts mehr. Nie wieder! Dafür besuche ich mehr Konzerte und Live auftritte und gebe auch mal Nachwuchskünstlern eine Chance.

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