Die Internet-Agenda der französischen EU-Präsidentschaft

Der französische Staatsminister Eric Besson hat auf dem ICANN-Treffen in Paris einen kleinen Ausblick auf die französische EU-Ratspräsidentschaft gegeben, die am 1. Juli startet: Französische EU-Präsidentschaft setzt Zukunft des Internet auf die Agenda.

In seiner Begrüßungsrede nannte Besson den Übergang zu IPv6, die Erweiterung des Namensraumes im Netz und insbesondere die Einführung nicht-lateinischer Top Level Domains als die Themen, die auch auf der Oktoberkonferenz der EU eine Rolle spielen werden. Mit Blick auf den Übergang zu IPv6 hat Frankreich die von der EU-Kommission kürzlich verkündete Zielsetzung, bis 2010 25 Prozent von Privat- und Unternehmensnutzern zu IPv6-Nutzern zu mache, übernommen. Als weitere Themen für die Diskussion zur Zukunft des Internet nannte Besson das „Web 3.0“ oder das Internet der Dinge. Für letzteres plant die französische Präsidentschaft laut Aussagen von Bernhard Benhamou vom französischen Außenministerium an einer Verbesserung der Standards des Object Naming System, also den Registries für RFID-Nummern, zu arbeiten. Benhamou sprach am Rande des ICANN Treffens von einem ONS 2.0.

Am 27. November trifft sich dann Rat der Telekommunikationsminister zur Abstimmung.

Weiter verkündete Staatsminister Eric Besson laut Heise in Paris, dass „der Kampf gegen die Piraterie [..] nicht Teil der Mission [sei], die ihm der französische Staatspräsident übertragen habe. Was genau daran stimmt, kann ich nicht sagen. Ich hab auch schon von Test-Entwürfen gehört, wonach das französische Internetsperrungs-Modell schon in der europäischen Diskussion ist.

Aber wirklich lustig ist diese Aussage:

„Es gibt zwei Aspekte, den präventiven und repressiven, der in dem Entwurf verfolgt wird, und den positiven, konstruktiven.“ Letzterer bestehe etwa darin, dass man den jungen Leuten sagen könne, wo sie billiger und einfacher Inhalte downloaden könnten.

Was ist wohl die Antwort auf die Frage (wenn sie ein deutscher Politiker gestellt hätte)?

a) Musikload?
b) eMule?

Das Problem ist ja, dass es immer noch zu kompliziert und schwierig ist, Musik im Netz zu kaufen. Da wird man weiterhin Probleme haben, den jungen Leuten zu sagen, wo das denn gehen soll.

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Eine Ergänzung

  1. Auch wenn wohl unfreiwillig, so hat Eric Besson mit seiner letzten Aussage 100% Recht. Die Antwort auf einen Quiz ist natürlich c) Jamendo und co..[1] Ich finde diese Weinen (Musikmajors um verkaufte CD’s; Urheberrechtsverletzer um fehlende Möglichkeiten von den Majors) erbärmlich. Wie soll sich etwas ändern, wenn man den Majors lässt den maximalen Gewinn aus der Situation zu holen (Musik steht unter der quasi cc-nc-nd + Verklagenseinnahmen + Geld von „ich will die Band mit der CD unterstützen“ + „ich habe Angst ich könnte erwischt werden“ + „ich weiß nicht wie man Computer bedient“).

    Die Alternativen sind da, wenn diese nicht jetzt wahrgenommen werden, wann dann?

    [1] http://netzpolitik.org/2008/jamendo-erreicht-10000-cc-alben/

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