Meine wöchentliche Kolumne im Kulturkampf-Blog von Zeit.de: Die Zukunft des Buches ist digital.
Auf der Frankfurter Buchmesse wird gerade die Zukunft des Buches diskutiert. Vor allem geht es um eine Frage: “Was kann die Verlagsbranche von der Musikindustrie lernen?” Lernen kann sie viel, aber schaut man sich die Strategien verschiedener eBook-Hersteller und die Online-Strategien der Verlage an, kommen Zweifel, ob sie die richtigen Fragen stellt. Die Musikindustrie wurde als erste von der Digitalisierung erwischt. In den ersten Jahren nach Napster galt Kopierschutz mit Digital Rights Management als die Erlösung. Doch scheiterte man damit grandios und seit dem sind Kopierschutztechnologien auf dem Rückzug.
Hauptgrund war die fehlende Akzeptanz. DRM entmündigt die Nutzer. Sie konnten nicht mehr selbst entscheiden, auf welchen Geräten sie ihre erworbene Musik hörten. Weiterverkaufen oder verleihen ließen sich die digitalen Musikstücke auch nicht. Krönung waren DRM-Standards wie “Plays for Sure” von Microsoft, die dank Marktmacht suggerierten, dass die erworbenen Inhalte selbstverständlich überall nutzbar seien. “Überall” meinte dabei aber “nur auf Microsoft-Plattformen”. Mit der Nachhaltigkeit und dem “Plays for sure” war es irgendwann auch vorbei: Bald kündigte man an, die Kopierschutzserver abzuschalten.
Und die Buchbranche im Jahre 2009? Die träumt dieselben Träume wie die Musikindustrie vor einigen Jahren. Anbieter wie Amazon schmeißen eBook-Reader wie den Kindle auf den Markt, die nur mit dem eigenen, natürlich geschützten Format funktionieren. Die Verlage hoffen, künftig nur noch Nutzungslizenzen zu verkaufen, nicht mehr richtige Bücher. Und die Nutzer werden bald feststellen, dass irgendetwas nicht stimmt: Für einen ähnlich hohen Preis wie das gedruckte Buch erwirbt man lediglich ein Nutzungsrecht. Das eBook ist weder weiter verkaufbar, noch kann man das Exemplar einem Freund leihen. Unterschiedliche Kopierschutz-Standards sorgen dafür, dass man an einzelne Anbieter gefesselt wird. Wechselt man in einem Jahr vom Amazon-Kindle zur Konkurrenz, kann man wahrscheinlich die gekauften Bücher nicht mitnehmen.
Aber wie sieht die Zukunft des Buches aus?
Ich glaube, sie wird ganz anders aussehen, als wir uns das vorstellen können. Das alte Verständnis eines linearen Aufbaus der Erzählstruktur war dem analogen Medium Buch geschuldet. In den meisten eBook-Konzepten wird derzeit das analoge System nur 1:1 auf einen digitalen Vertrieb übersetzt.
Wo bleiben die Visionen, dass Literatur auch nichtlinear und multimedial sein kann? Gerade die Verschmelzung von Text, Audio und Videoinhalten zu etwas Neuem bietet Chancen. Allerdings, auf den gerade vorgestellten eBook-Readern wird so etwas nicht möglich Sein. Viele Geräte wirken technologisch wie Urgesteine aus den achtziger Jahren.
Vielleicht wird diese Technologie ja bald von Smartphones überholt. Diese verfügen auch über einen Browser und den passenden Rückkanal: So könnte die Zukunft des Buches viel vernetzter sein… Wenn ich Special-Interest-Bücher lese, interessiert mich doch, wer das gleiche Buch noch liest. Und ich hätte gerne Kontakt zu diesen Menschen. Selbst bei Beststellern kann es interessant sein, direkt im Lesefluss mit anderen Menschen darüber zu kommunizieren.
Dabei könnte die Verlagsbranche viel von innovativen Konzepten der Musikindustrie lernen: Wer neue Wege geht, hat eher Erfolg als die dröge Masse. Der kanadische Science Fiction Autor und Blogger Cory Doctorow beschrieb auf der vergangenen re:publica´09 (Offenlegung: Der Autor veranstaltet die re:publica-Konferenzen) seine Strategie, Bücher zusätzlich zum Verkauf zu verschenken. Alle seine Werke sind unter einer Creative Commons Lizenz kostenfrei verfügbar. Das führt nicht nur dazu, dass seine Fans die Bücher freiwillig und kostenlos in Sprachen übersetzen, die von seinem Verlag als unrentabel angesehen werden. Die Fans sind auch glücklich über den Vertrauensvorschuss, verlinken auf seine Bücher und weisen andere auf sie hin. Doctorow profitiert dabei von Netzwerkeffekten im Marketing. Sein Geld verdient er weiter mit dem Verkauf der gedruckten Bücher und der eBooks, denn auch sie gibt es für Geld. Selbstverständlich ohne Kopierschutz. Die Frage, was wäre, wenn er keine gedruckten Bücher mehr verkaufen würde, antwortet er, dass Autoren heute ständig innovativ sein und neue Wege gehen müssten. Die Zeiten seien vorbei, wo man jahrzehntelang mit derselben Idee Geld verdienen könnte. Im Zweifel müsse er eben sein Geschäftsmodell anpassen.
Einige Musiker versuchen das schon und binden ihre Fans in die Wertschöpfungskette ein. Angefangen bei der Finanzierung der Produktion. Der Vorschuss, den früher die Verlage zahlten, kommt so von denen, die die Musik dann hören wollen.
Auch die Buchbranche braucht Mut für neue Wege. Kopierschutz und geschlossene DRM-Systeme sind keine nachhaltige Lösung, die die Kunden zufrieden stellen wird.
Die Zukunft des Buches ist digital?
Das glaube ich ehrlich gesagt nicht.
Die meisten Leute werden auch weiterhin ein gedrucktes Werk in den Händen halten wollen.
Inkl. meiner Wenigkeit.
Ich finde E-Books und Co. einfach grauenhaft.
Ein gutes Buch muss imho aus Papier sein, man muss darin blättern können, man muss es fühlen und riechen können ;-)
Gehe mit fast allem d’accord. Doctorow ist allerdings ein Spezialfall. Er hat sich tatsächlich über die vergangenen Jahre durch seine social-media-activies (zu Recht) ein großes Publikum aufgebaut. Das wird und kann nicht die Strategie eines jeden Autors sein. Auch die Blog-Szene fokussiert auf einige Wenige. Und so wenig es wünschenswert ist, dass Bücher nur mehr von tele-medial besonders präsenten SchauspielerInnen/ ModeratorInnen veröffentlicht werden, sowenig wünschenswert kann es sein, dass nur mehr die glücklichsten Ich-AGs im Netz sich als publikationswürdig und -wirksam erweisen.
Das kann ich unterschreiben. (Habe übrigens die offizielle Buchplattform für den deutschen Buchhandel getestet. Es spricht glücklicherweise viel dafür, dass DRM-Buchverkauf sich so nicht durchsetzen wird.)
Ich finde es ist ja schon etwas ein Armutszeugnis, dass es unsere „moderne“ Gesellschaft immer noch nicht geschafft hat ein vernünftiges digitales Format für Text,Bild usw.. (Software wie Hardware) zu entwickeln, welches man downloaden, archivieren usw kann und unserem Internetzeitalter gerecht wird.
Ich denke gar nicht mal zu erst, dass es an Hardware mangelt. Mir kommt es vor der Großteil der Diskussionen werden daran fest gemacht. Ich denke eher das „ideale“ Dateiformat ist einfach noch nicht geboren. Machen wir uns nichts vor PDF ist quasi „digitales Papier“ – viel zu statisch – seines Inhaltes gar nicht bewusst und sein Nutzungsgrad abhängig von der Hardware auf der man die Datei öffnet.
Man bräuchte ein Format – welches es schafft vom wirklich reinen Text – bis hin zum digitalen Comic – der bunten Unterhaltungsgazette – sowie der akademischen Arbeit gerecht zu werden. Die meisten „ebook – Formate“ die ich mir mal sporadisch angeschaut habe – schaffen es gerade mal das Cover als minderwertiges jpg einzubinden. Immerhin ist es klasse zu sehen wie gut sich Schriftgröße skalieren lässt. Hintergrundfarbe ect. pp. anpassen lässt. Aber wo bleibt mal so etwas wie ein cooles emag?
Inhaltlich haben wir doch so viele Kulturelle Bereiche – die ich nicht so wirklich adressiert sehe. Ein Dateiformat das vielleicht sich selber als CMS Versteht – sich des Inhaltes – was ist Text, Bild, Ton ect.. – bewusst ist. Der Autor gibt grobe Vorgaben dahingehend was Inhaltlich zusammen gehört. Sozusagen kann man z.B. definieren „das ist eine zusätzliche Erklärung zu Bild x Y“
Inhaltlich wird man nicht immer die Linearität brechen können. Kann ich mir für ein Dokument aus dem Open Access Bereich eher schwer vorstellen. Wenn es um wissenschaftlich fundierte Inhalte geht denke ich schon, das es wichtig ist weiterhin für das Verständnis das Wissen Stück für Stück aufzubauen.
Am Ende muss aber so viel Dynamik drin stecken, dass sich alles immer seiner Hardwareumgebung anpasst. Egal ob man auf dem iPhone in Hoch- oder Querformat sich den Inhalt anzeigen lässt oder direkt auf dem Rechner. Erst wenn solch ein Format existiert kann man meiner Meinung nach über vielleicht optimierte Hardwarelösungen nachdenken. Ich sehe an der Stelle in dem Sinne auch kein Henne Ei Dilemma – denn es wahr auch erst die mp3.Datei da bevor der iPod kam ^^
Schauen wir uns doch mal die Podcastwelt an ^^ der mp3 Datei is es schnurz ob Holgi und Tim in NSFW blööde quatschen oder jemand sich fundiert über digitale Demokratie unterhält ;-) – das fehlt mir in der ebook / emag / ecomic Debatte. Überall einzelne Suppen die gekocht werden und keine will mir so recht schmecken.
Ich muss Matt anteilig zustimmen. Ich denke, dass das gedruckte Buch niemals ganz verschwinden wird und auch nicht sollte, weil egal welche Art von neuartigen Büchern entstehen werden, einen Roman wirklich in Händen zu halten, ein wunderbares Bücherregal im Zimmer zu haben usw. ist doch etwas anderes. Ich bin wirklich gespannt, was da noch so an neuartigen Dingen erscheint, aber die ganzen eBook Reader sind wirklich grauenhaft – ich leg mich mit so nem Ding doch nicht ins Bett!
Ich bin gespannt, welche Art neuer Bücher kommt und bin auch offen dafür – aber komplett ersetzen, das bezweifel ich doch…
@Julia und Matt: Auch wenn ich mein Bücher-Regal mag: Als MP3s kamen, sagten viele ebenfalls, dass sie niemals Schallplatten / CDs aufgeben würden, weil ihnen das haptische wichtig sei. Zehn Jahre später hat sich das schon radikal geändert.
Wie ein modernes Buch aussehen kann:
http://progit.org/
Quelltext des Buches (so wie es zur Druckerei ging):
http://github.com/progit/progit
Übersetzungen aus der Community werden dort eingepflegt.
Ich fand die Idee von niiu.de interessant, statt mit Content direkt, mit dem Aggregieren und Mashup von Content – in diesem Fall Tageszeitungen – an den Markt zu kommen.
Der Anbieter durchforstet mehrere Zeitungen und liefert dem Kunden dank Digitaldruck eine personalisierte Tageszeitung, die aus den Inhalten mehrerer Zeitungen besteht, aber nur zu den Themen, für die der Kunde auch zahlen will.
Die aggregierte Zeitung bekommt der Kunde wie gewohnt per Post frei Haus.
Grundsätzlich eine gute Idee, allerdings muss die Auswahl an Zeitungen erst größer werden und Tageszeitungen als klassische Vollversoger sind vielleicht auch weniger interessant als Fachzeitschriften. Momentan leuchtet kaum ein, warum ich als Kunde Artikel aus der Bildzeitung mit dem Handelsblatt kreuzen sollte. Dazu sind die Unterschiede in Thematik und Niveau doch zu groß.
Gerade aus Fachzeitschriften hätte ich dagegen gern eine Presseschau, die sich nur mit den für mich relevanten Fachthemen beschäftigt, die ich für meine Arbeit brauche. Die Dicke jeder Ausgabe dürfte dann auch gern zwischen gar nichts und 20 Seiten variieren bis zu einem frei wählbaren Maximum.
Solche Entwicklungen finde ich spannend. Es ist in jedem Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Obgleich ich das Ergebnis noch nicht für geeignet für den Massenmarkt halte.
Allerdings zumindest eines überlege ich derzeit ernsthaft: ob ich nicht vielleicht ein 30-Tage Abo zu Weihnachten verschenke.
Immerhin kann man auch den Namen des Beschenkten als Titel auf die persönliche Ausgabe drucken lassen.
Allein das ist schon ein Achtungserfolg, denn Literatur lag bei uns eigentlich schon seit Jahren nicht mehr auf dem Gabentisch – von Zeitungen ganz zu schweigen. Aus diesem Marktsegment hatte sich die ganze Familie eigentlich längst verabschiedet.
Für mich sind die nächsten Jahre klar geprägt von print-on-demand, kleineren Auflagen und einer stärkeren Fokussierung auf den Digitaldruck. An multimediale Inhalte glaube ich vorläufig noch nicht – bin aber wohl überzeugt, dass Print und Digitalwerk näher zusammenrücken.
Vielleicht werden wir als erstes Ergebnis bald hochauflösendere Fotos und Bilderstrecken sehen als bisher.
An multimediale Inhalte glaube ich eher aus Richtung des user-generated-content. Ich glaube eher, dass vielleicht ein Nutzer zu einem Bericht über den Megastau vom letzten Wochenende ein mit dem Handy aufgezeichnetes Video hochlädt, aber nicht dass solche Inhalte aus einer klassischen Redaktion entstehen.
Klassische Redaktionen kommen gar nicht auf die Idee, so etwas zu machen und haben weder das Know-How, noch die Mittel.
Daran wird sich, solange deren Leitungsposten nicht gestorben oder zumindest in Rente sind, in nächster Zeit auch nichts ändern.
@Dirk ein passendes Format gibt es schon: SVG/SMIL. Ein multimediales Format, dass für Paged-Media und Präsentationen gleichermaßen geeignet ist und beliebige binäre Inhalte (Grafiken, Musik, Video) einbetten kann.
Ich habe davon zuletzt auf der W3C-Print-Konferenz in Heidelberg vor 2 Jahren gehört.
Was noch fehlt sind passende Clients.
Mit XSLT kann man damit vollautomatisiert Dokumente für die Druckvorstufe erzeugen oder direkt Schnittstellen für Print-on-Demand ansteuern.
Naja, ich werde mir meine Bücher weiterhin analog kaufen, ich brauche ein physisches Buch, welches in meinem Regal steht, welches ich anfassen kann, wo ich mir ein Lesezeichen setzen kann und welches ich manchmal verliere und dann die passende Seite suchen muss, welches ich einem Freund geben kann, welchem man ansieht wie alt es ist usw.
In der Hinsicht bin ich da doch eher konservativ *lacht*
Klar, die Neerds lesen keine Romane, oder? Es handelt sich ja um zwei unterschiedliche Dinge: Erstens: wie wird die Form des Buches sein, elektronisch oder gedruckt? Zweitens: Verändert sich die Literatur?
Bei erstens kann man sagen: Ich weiß es nicht. Bei zweitens habe ich Zweifel. Seit 150.000 Jahren erzählen sich Menschen lineare Geschichte. Moderne nicht-lineare Romane habe eine vergleichsweise geringe Auflage. Ich bin überzeugt, auch in Zukunft, werden die meisten Menschen nicht multi-medial lesen.
Es sind auch nur sehr wenige Menschen, die Musik sampeln. Die meisten hören einfach auf dem MP3, was sie vorher aus CDs gehört haben.
Gibt übrigens ein ganz nettes Dossier zu dem Thema in „Aud Politik und Zeitgeschichte“
http://www.bpb.de/publikationen/GSYKBQ,0,Zukunft_des_Buches.html
@Tom – danke für den Tip – werde ich mir ma genauer anschauen ^^ – aber mit existieren meine ich dann auch das es weitreichend – aktiv benutzt wird. wie eben mp3 z.B. ;-)
@ Julia / Markus
Ich habe auch nen iPod und immer noch sehr gerne Vinyl ^ – insofern ist das für mich kein Wiederspruch. Viele denken meiner Meinung zu sehr danach wie die alten Inhalte auf neuen Plattformen rüber kommen. Insofern ist es sicher für manchen Musiknerd ein Sakrileg – Songs auf einem Stick anzuspielen.
Insgesamt gebe ich der Romantik rund um die Haptik gerne etwas Raum ;-) – aber auch als anno dazumal Copyshops sich gegründet hatten und Fotokopierer neu wahren konnten sich in der Punkära die selbst gemachten Fanzines entwickeln und hatten ihre eigene Ästätik gefunden.
Muss nochmals auf die Podcast-schiene etwas pochen ^^ für mich ist das ein ähnlicher Fall. Ohne den Anfang des Filesharings währe doch diese eigene Form nie entstanden – an der Stelle erschließt sich mir das Datei-Format. Weil es mir etwas neues, frisches, anderes bietet. Es wird immer mit der Diskussion anfangen das neue Systeme die alten ablösen sollen – aber das is meiner Meinung nach „Quatsch“ ^^
Insofern wird genauso wie Die Schallplatte – das Buch sicher nicht wirklich verschwinden. So lange eine Kulturplattform weiterhin gepflegt wird – bleibt sie erhalten. Ich selber würde mich eher auf die neuen Denkansätze einlassen wollen ;-)
Ich finde die Ausssage das die Zunkunft des Buches digital sein wird mehr als gewagt.. ich lese sehr viel, sowohl digital als auch normal und gebe auch recht großzügige Summen für Bücher aus und ich persönlich bevorzuge das normale Buch immer noch dem digitalen. Das sind einfach völlig verschiedene Welten… und ein völlig anderes feeling.
Natürlich sehe ich Chancen für digitale Bücher(insbesondere Kurzgeschichten) aber nie in dem Umfang das sie die normalen Bücher vollkommen vom Markt verdrängen werden.
Typischer Fall von technisch machbar aber nicht sinnvoll.
schönen abend wünscht euch cor
PS: Wir würde denn dann ein Bücherregal aussehen? Ein Bildschirm/gerät im Kindle format? Nein, danke!
@cor: Mein CD_Regal fand ich auch mal total schick. Mittlerweile hab ich den Staubfänger weitgehend entmistet und die CDs stehen in einer großen Kiste im Keller. Weiß nicht, was ich damit anfangen soll.
Ansonsten gebe ich auch gerne und oft viel Geld für Bücher aus und find mein Bücherregal noch schick. Aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich noch keine schönen eBook Reader gesehen habe, die mich ansprechen. Das wird aber sicher kommen.
@Markus
„….Mittlerweile hab ich den Staubfänger weitgehend entmistet und die CDs stehen in einer großen Kiste im Keller. Weiß nicht, was ich damit anfangen soll…..“
hmmmm – die Wand damit tapezieren?^^
Ach ja da fällt mir was ein Bücher wirken sich aber auch auf die Akustik eines Raumes aus ;-)
Yep, aber wie @Frenkie schon schreibt – wenn alle Autoren wie Doctorow arbeiten würden, wäre er nicht mehr erfolgreich. Er ist eine Ausnahme und kein Vorbild, das alle übernehmen können.
Ich frage mich ja wie das langfristig mit der Datensicherung aussieht. Bücher auf Papier halten wenn sie nur im Bücherregal stehen mal ein, zwei Jahrhunderte und länger. Alles digitale wird dank neuer Formate in paar Jahrzehnten nicht mehr abspielbar sein. Wir produzieren also global immer größere Datensammlungen, die aber nicht sehr lange halten, außer wenn man die digitale Wolke als Organismus sieht, der ältere Formate immer wieder in neue umwandelt, damit man das auch alles noch im nächsten Jahrhundert lesen kann. Früher haben große Denker ihr Tagebuch auf Papier geschrieben, die Originale lagern jetzt in Staatsbibliotheken. Wird das in Zukunft immer noch so sein? Oder sorgen wir mit unserer Digitalisierung dafür, dass Forscher in vllt 300 Jahren auf das 20/21 Jahrhundert zurückblicken und nur noch Bruchstücke von den Datensammlungen, die wir heute besitzen, abrufen und erforschen können? Auf lange Sicht ist das also eine kulturelle hochwichtige Frage.
Die Zukunft des Buches ist digital? Vielleicht dann, wenn es Bildschirme mit Auflösungen ab 1200 dpi gibt.
Soviel Charme wird ein Ebook aber trotzdem nie versprühen können:
http://elsa.photo.net/video/firefly.mov
http://www.druckerey.de/index.html
http://www.faberundfaber.de/index3.html
Nein das sehe ich ebenfalls anders. Analoge Bücher werden niemals ersetzt werden. Alles was digital ist hat Probleme mit der Kompatibilität und setzt eine Stromquelle voraus.
@ Markus
Also ich brenn auch heute noch die Musikstücke die ich gern höre und auf dem PC hab auf CD. Erscheint mir einfach sicherer. So ne CD hält immerhin bis zu 10 Jahren bei einer Festplatte muss ich mir nach 3 Jahren sorgen machen ob sie nicht bald den Geist aufgibt. Natürlich kann ich meine Daten schnell und einfach auf eine neue Festplatte ziehen aber man rechnet ja nicht unbedingt mit so einem unglück und teilweise vergisst man das einfach. Mir selbst ist es schon einmal passiert das meine Festplatte einfach so nen crash hatte und dann ist es mit den Daten nicht mehr weit.
Und wenn ich mir vorstell das so etwas meiner Büchersammlung auf dem Kindle passiert dann wird der Schaden nicht nur seelisch sondern auf finanziell ziemlich hoch sein. Das kann mir bei meinen Bücher nicht passieren. Und sollten sie durch ein feuer, was ja einem crash am nächsten käme, würde meiner Meinung nach die Versicherung doch zumindest einen Teil davon bezahlen.
Vollkommen losgelöst davon, finde ich persönlich das Lesegefühl mit einem Buch einfach viel entspannter als wenn ich jetzt von so einem bildschirm(chen) ablesen müsste.
Die Strukturierung von Texten im Internet ist ja auch eine völlig andere (mehr Absätze usw.) als die von Bücher, da könnte es eventuell ja auch zu Problemen kommen.
Hat aber sicherlich auch Vorteile, gerade für den Amateur Autor der mal schnell seine Geschichte mit einem geringen Aufwand online stellen kann und eventuell auch noch etwas verdient.
Naja die Zukunft wird zeigen wie sich das entwickelt…
Zum Thema noch etwas, habe vor ein paar Tagen von einem Freund einen Link bekommen, und schreibe den hier auch einfach mal rein:
http://text20.net/
Was das ist? Naja, eine mögliche digitale Zukunft des Buches. Viele Menschen sind der Meinung, ein digitales Buch wäre nur die Repräsentation von Text auf einem Display. Blödsinn. Das was das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (die sich – zumindest mal im zur TU Kaiserslautern gehörenden Institut, wo Text 2.0 entwickelt wird – auch stark mit Mensch-Maschine Interaktion beschäftigen) da entwickeln, geht weit darüber hinaus.
Auch was den LP Vergleich betrifft: Ich habe z.B. eine schwere Anlage [im korrekten Stereoaufbau, nur ist der Raum ein etwas zu klein] hier stehen und höre gerne CDs wegen der besseren Qualität als MP3s, die ich dafür in großen Mengen besser Handhaben und portabel auf meinem MP3 Player dabei haben kann.
Aber: Ich hatte vor kurzem eine Diskussion mit einem Tontechniker (Aufnahme und Masteringbereich) und werde mir wahrscheinlich, sobald ich genügend Geld über habe, auch zusätzlich noch etwas Vinyl zulegen – obwohl das schon vor meiner Zeit aus dem Mainstream verschwunden ist.
Was ich damit sagen will: Das alte Medium wird so nicht verschwinden, weil Bücher nunmal einfach nicht zu ersetzen sind.
Die Verschmelzung mit digitalen Technologien wird vielmehr zu einem neuen Medium evolutionieren, so wie es bei der Musik auch der Fall war.
Dass sich der Markt für das alte Medium dabei wahrscheinlich verkleinern wird, ist zu erwarten, aber nicht weiter schlimm.
Das wichtige ist, dass, egal was passiert, wir Konsumenten uns dagegen wehren in den Klauen einer weiteren Contentmafia zu landen und uns das Geld aus der Tasche ziehen zu lassen, dass dann irgendwo landet, nur nicht bei den Autoren (und wenn, dann auch nur bei ein paar wenigen, von Verlagen und großen Handelsketten Auserwählten… aber was rede ich da, es scheint ja mittlerweile schon so zu sein… :-().
@Sebastian
„Dass sich der Markt für das alte Medium dabei wahrscheinlich verkleinern wird, ist zu erwarten, aber nicht weiter schlimm.“
Es wäre dann nicht schlimm, wenn die Lesbarkeit des auf einem Display dargestellten Textes derjenigen gedruckter Texte gleichkommt. Das größte Hindernis sehe ich in der geringen Auflösung aktueller Displays. Eine Auflösung von 160 dpi ist viel zu gering, um kurvenreiche Schriftzeichen mit fließend variierender Strichbreite korrekt darzustellen. Andere Faktoren, die die Lesbarkeit beeinflussen, sind Blendfreiheit und Kontrast. Das lässt sich relativ leicht lösen. Aber bis hochauflösende, langlebige und massenmarkt-taugliche Displays verfügbar sein werden, werden nach meiner willkürlichen Schätzung noch mindestens 15, eher noch 20 Jahre verstreichen.
Ergänzung
In größeren Schriftgraden lassen sich die Zeichen zwar genauer auf einem Display darstellen, aber große Schriftgrade sind ebenfalls der Lesbarkeit von Fließtext abträglich.
Und auch in dem Einheitsformat, das dann alle Bücher hätten und der wahrscheinlich fehlenden Flexibilität und Struktur des Materials sehe ich ein Problem. Nicht jede technische Errungenschaft ist tatsächlich Fortschritt. Schaut euch mal das Video über die Fireflypress (Hochdruck) an, das ich in Beitrag Nummer 20 verlinkt habe. Diese Drucktechnik ist vom Offsetdruck (Flachdruck) völlig verdrängt worden und zwar nicht nur mit Vorteilen für den Leser. Bei einem Großteil der digitalisierten Schriften wurde außer acht gelassen, dass sie nicht für den Offsetdruck entworfen wurden. Und obwohl es nun schon recht lange virtuelle, also immaterielle Schriften gibt, gibt es doch nur sehr wenige, die speziell für den Offsetdruck zugeschnitten wurden. Die Entwicklung einer Schrift für Fließtext kann übrigens Jahre in Anspruch nehmen und gehört zu den anspruchsvollsten graphischen Arbeiten überhaupt.
Zum Thema „Multimedia“ im Buch: Das nennt man dann „Film“. Ist eine ganz andere Kunstrichtung.
Das tolle am Buch ist doch eben, dass die Geschichte im Kopf stattfindet. Multimedia ist das Gegenteil davon.
Ich bin auch davon überzeugt, dass die Zukunft des Buches digital ist. Oder besser gesagt: Die Zukunft der Literatur ist es, zu einem wesentlichen Teil. Bücher sind ein analoges Konzept, und als solches wird es sie mit eingeschränkter Bedeutung auch noch lange geben. Da ich mir genau über dieses Thema vor Kurzem auch schon mal meine Gedanken gemacht habe, bin ich mal so frech, einen eigenen Post zu verlinken: http://www.sociosemantics.net/2009/08/18/von-ebooks-und-analogen-metaphern/
Eine meiner Thesen, die ich da äußere, lautet: Die an Trägermedien und Distributionswege gekoppelte Bezeichnung „Buch“ wird im digitalen Kontext, einer Welt mit einer universellen medialen Infrastruktur, bedeutungslos. – Zu diesem Schluss komme ich nicht, weil ich Weltliteratur mit spontanen Meinungsäußerungen oder schnöden Handbüchern gleichsetze, sondern weil ich unterscheide zwischen den Inhalten und tradierten Kategorien der analogen Medienwelt, an denen eine ganze Reihe von Beschränkungen und impliziten Zuweisungen von Eigenschaften hängt, die nicht nur durch die Inhalte selbst, sondern eben auch durch Produktionsressourcen, Distributionswege und Trägermedien bedingt waren.
Durch den Medienumbruch werden alte Grenzen zwischen Medienformen & -inhalten, Periodizität, Anbietern, Reichweite, etc. aufgelöst, und die Medieninhalte können sich sozusagen von einem Teil der äußeren Bedingtheiten emanzipieren. Deswegen wäre es doch auch mehr als überraschend, wenn sich nicht auch einiges an althergebrachten und sicher geglaubten inhaltlichen Konzepten relativieren würde. Ich glaube aber, dass trotzdem auch lineare und rein textuelle Inhalte auf lange Sicht im Digitalen Bestand haben werden. Es wird halt nur mehr konzeptionelle, selbst auferlegte Beschränkungen geben, im besten Fall an den Inhalten (und natürlich den eigenen Ressourcen) statt an veralteten Konzepten orientiert.
@Jan
Ich glaube, du tust dem gedruckten Buch unrecht. Ein guter Typograf beschränkt sich freiwillig auf das Wesentliche (wobei das Wesentliche auch in der Üppigkeit liegen kann, dann aber in Zusammenarbeit mit dem Autor). Wenn er ein sehr textlastiges Buch gestaltet, z. B. einen Roman, dann folgt er normalerweise sehr strengen Regeln. Oberstes Ziel ist Lesbarkeit. Der Typograf muss dezent im Hintergrund bleiben, um den Inhalt weder zu verfälschen, noch vom Inhalt abzulenken. Ihm stehen bereits heute eine Vielzahl von technischen Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung, die er aber nicht unbedingt nutzt. Die meisten Romanciers wollen gar nicht, dass auf jeder zweiten Seite ein Bild abgedruckt ist, dass den Inhalt zusammenfasst. Sie verzichten auch darauf, den Leser über Fußnoten anzuweisen, auf Seite 31 den Aromabeutel „Kaminfeuer“ und auf Seite 45 den Aromabeutel „Muschiduft“ zu öffnen. Bei dem, was du als „veraltete Konzepte“ bezeichnest, handelt es sich möglicherweise um Dinge, die sich außerordentlich bewährt haben. Ich empfehle dir, mal was von deinem Namensvetter Jan zu lesen, dem Tschichold Jan. Alleine mit dem Thema „Papier“ lassen sich ganze Bücher füllen.
Ich habe bereits in einem meiner vorherigen Beiträge auf einige der technischen Beschränkungen hingewiesen, denen Ebook-Anzeigegeräte unterliegen. Warten wir doch mal die technische Entwicklung ab. Wahrscheinlich werden viele Nachteile dieser Geräte beseitigt werden können, aber mit Sicherheit nicht alle.
Das „Ebook-Reader“ viele Vorteile haben werden, bezweifele ich natürlich nicht.
Ich bin übrigens kein Typograf. Falls du dich mal mit Profis über Ebooks austauschen willst, dann empfehle ich dir Typophile.com.
@Matt und andere.
Ja, die Zukunft des Buches ist digital. Wir, die wir mit gedruckten Büchern aufgewachsen sind, werden irgendwann aussterben. Nach uns werden Menschen kommen, die sich an digital verfügbare Bücher gewöhnt haben.
Gedruckte Bücher wird es sicherlich immer geben. Als Liebhaber- & Sammlerstücke. Aber der Massenmarkt wird digital sein.
@Mela und andere
Was genau macht dich eigentlich glauben, elektronische Bücher werden ebenso gut lesbar sein wie gedruckte Bücher?
http://typophile.com/node/63195
Mal schauen, was die Profis sagen.
@NGC280: Ich glaube, du hast mich missverstanden. Zunächst einmal: Ich seh mich selbst keineswegs als Technokraten; Ich folge keinem blinden Fortschrittsglauben, sondern sehe die Technik – auch wenn mich gerade die Möglichkeiten der modernen Informationstechnik oft faszinieren – als Mittel zum Zweck, dem man unbedingt auch immer kritisch begegnen sollte.
Wie ich bereits geschrieben habe, plädiere ich keinesfalls dafür, allein Aufgrund der technischen Machbarkeit jedes Stück Literatur in ein multimediales Feuerwerk zu verwandeln. Ich glaube durchaus, dass reiner, zumindest in der äusseren Darreichungsform linearer Text seine spezifischen Alleinstellungsmerkmale hat – sowohl was den Gedankenfluss des Lesers, als auch dessen Interpretationsspielraum angeht. Wenn ich von veralteten Konzepten schreibe, meine ich veraltete, in der analogen Medienwelt scheinbar der Kunstform immanenten Begrenzungen. Es kann auch im Digitalen weiterhin zutreffen, dass die optimale Ausdrucksform für einen bestimmten Stoff rein textuell und linear ist.
Aber ist es nicht denkbar, dass auditive oder visuelle Reize – ob abstrakt oder realistisch – die Ausdruckskraft eines literarischen Textes verstärken können? Oder dass ein Autor dem Leser bewusst unterschiedliche Grade an Autonomie bei der Wahl eines nicht-linearen Lesepfades überträgt, wie in der sog. Hypertextliteratur? Genau so, wie ein Künstler auch sonst bewusst bestimmt, wie viel Interpretationsspielraum er dem Rezipienten überlässt. Oder dass Autorengruppen ihre Werke zu kollaborativen Schreibprojekten vernetzen? Das alles sind ja keine neuen Gedanken. Es gab auch schon vor dem digitalen Medienumbruch nicht-lineare Erzählformen und mediale Mischformen des künstlerischen Ausdrucks wie Video-, Installations- und Aktionskunst, Erzähltheater, usw..
Und bei all dem reden wir ja nur von literarischen Texten. Bücher sind aber nun mal per Definition auch wissenschaftliche Abhandlungen und Lehrbücher, Sachbücher aller Art, Handbücher, Nachschlagewerke, Sammelbände, Fotobände, etc. Die Bandbreite der Inhalte in Büchern ist also extrem groß, und es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass die alten, durch Produktionsaufwand, Distributionswege und Trägermedien bedingten Einteilungen und Beschränkungen auch immer den Inhalten gerecht werden.
Was die Darstellungsform angeht: Ich glaube nicht, dass technische Begrenzungen in dieser Hinsicht auf Dauer die Grenzen markieren. Es ist auch aus heutiger Sicht schon absehbar, dass Auflösung, Kontrast, Reaktionsgeschwindigkeit und Größe von Displays noch lange nicht die Grenzen des technisch Machbaren erreicht haben. Ich bin davon überzeugt, dass es eines Tages flexible Bildschirme geben wird, die nicht nur die Darstellungsqualität von Papier erreichen, sondern zudem auch Bewegtbilder wiedergeben können. Gerade letzteres ist im Hinblick auf den Stromverbrauch natürlich kein triviales Problem. Die Frage ist nur, wie lange wir noch darauf warten müssen. Ich persönlich glaube, dass es keine 15 Jahre mehr dauern wird. Natürlich wird Papier aber auch weiterhin seine Alleinstellungsmerkmale haben, was Haptik, Individualität der Gestaltung, Beständigkeit und nicht zuletzt die Unabhängigkeit von Stromquellen angeht. Aber eben nicht mehr als Masseninformationsträger.
@Jan
„Ich folge keinem blinden Fortschrittsglauben, sondern sehe die Technik – auch wenn mich gerade die Möglichkeiten der modernen Informationstechnik oft faszinieren – als Mittel zum Zweck, dem man unbedingt auch immer kritisch begegnen sollte.“
Genau. Mittel zum Zweck. Zu welchem Zweck? Die moderne Informationstechnik erleichtert uns den Zugriff auf und die Verbreitung, die Aktualisierung und die Konservierung von Informationen. Auf den Wert der Informationen hat sie aber keinen Einfluss. Sie bietet Chancen für mehr Demokratie und birgt Risiken stärkerer Überwachung. Ob sie kulturfördernd wirkt, wage ich zu bezweifeln. Sie schafft neue Werkzeuge, aber weder mehr noch bessere Künstler. Ihr Wert kann nicht allein im Reiz des Neuen liegen. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass sie Freundschaften vertieft. Bei aller Faszination für moderne Informationstechniken – dass sie die Welt besser und angenehmer machen, bezweifele ich. Dazu müssten sie schon in den genetischen Code des Menschen eingreifen, wobei die Risiken die Chancen solcher Eingriffe derzeit bei weitem überwiegen.
„Aber ist es nicht denkbar, dass auditive oder visuelle Reize – ob abstrakt oder realistisch – die Ausdruckskraft eines literarischen Textes verstärken können?“
Sicher, nur würde ich eine solche Ausdrucksform dann nicht mehr als Buch bezeichnen. Was heißt überhaupt Ausdruckskraft? Mein Lieblingsfilm ist STALKER. Hätte Tarkowski, der Regisseur, über mehr Möglichkeiten verfügt – wäre der Film dann besser geworden? Und diejenigen, die sich bei ihm zu Tode langweilen – das werden wahrscheinlich die meisten sein – würden die die Botschaft des Films verstehen, wenn Tarkowski ein tricktechnisches Feuerwerk abgefackelt hätte? Nein, würden sie nicht.
„Es ist auch aus heutiger Sicht schon absehbar, dass Auflösung, Kontrast, Reaktionsgeschwindigkeit und Größe von Displays noch lange nicht die Grenzen des technisch Machbaren erreicht haben.“
Bei Text schadet ein hoher Kontrast der Lesbarkeit. Wie wenig Ahnung die Leser davon haben, kannst du leicht daran erkennen, dass kaum ein Büromarkt hochwertiges naturweißes Papier, dafür aber dutzende Sorten hochweißen Papiers anbietet. Die Auflösung ist aber ein Problem. Auch die Einheitsgröße. Möglicherweise brauchen wir in Zukunft mehrere Ebook-Reader für unterschiedliche Literatur-Gattungen. Hätte ein Taschenbuch z. B. plötzlich sehr große Ränder, dann wäre es nicht nur unhandlicher, sondern die Ränder würden auch die Lesbarkeit absenken. Welche neuen Technologien könnten denn Displays mit der zehnfachen Auflösung aktueller Displays ermöglichen? Selbst 1200 dpi wären suboptimal.
Anstatt einen neuen Thread auf dem Typophile-Forum zu starten, hätte ich dort besser mal suchen sollen, ob jemand schon was zum Thema „Zukunft des Buches“ geschrieben hat. Das habe ich jetzt nachgeholt (Suche nach: ebook reader):
Ich zitiere mal ein paar Zeilen aus dem Thread „Jobs: books are dead“ (http://typophile.com/node/41000):
Chris Harvey: „Print will die when physical reality goes away. […] Reflective light and physical pigments have a life and value of their own.“
Chris Rugen: „Be sure to get out your Kindle everyone! So you can experience the future of reading! It gives you immediate access to any book in the world, typeset by software with absolutely no typographic skill or quality at all! Here’s to trashing one of the most refined pieces of human design in the world: the book!“
William Berkson: „Blue Streak, you left out the part about paper having a resolution of 2700 dpi vs 96 dpi for screen, and being able read paper for hundreds of pages in comfort, vs two paragraphs on screen.
When we can read screens with the comfort and comprehension of paper, then screens will replace much of the paper sources of information. […] The question is when will screen reading be as good as paper.“
Es gibt natürlich auch etwas zuversichtlichere Stimmen. Der Tenor ist aber mehr als skeptisch. Einige scheinen die Gefahr, die dem Buch droht, eher in der Vermarktung durch Monopolisten auszumachen, als in neuen Technologien.
Wenn man den Lesern natürlich Bücher abgewöhnt, indem man Druck- und Bindequalität vor die Hunde gehen lässt, dann werden sie digitalen „Büchern“ irgendwann allein aufgrund des höheren Komforts, also z. B. geringerer Platzbedarf, Veränderung von Schriftgrad und Kontrast, den Vorzug geben.
Ich kündige jetzt schon mal an, dass ich, sollten irgendwann keine Bücher mehr gedruckt werden, für virtuelle Ausgaben nicht bezahlen werde. Außer Ebooks bieten die gleiche Qualität wie Druckwerke.
Nochmal der Link, diesmal ohne Klammer:
http://typophile.com/node/41000
Na, ich hoffe einfach mal nicht, dass so etwas passieren wird, dafür riechen neue Bücher einfach viel zu gut ;)