Liebe Leser*innen.

Die schwarz-rote Koalition führt die Fußfessel für Gewalttäter*innen ein. Sie soll bei einem vom Familiengericht verordneten Näherungsverbot dafür sorgen, dass die Person auf Abstand bleibt.

Das klingt markig, zielgerichtet und gerecht. Schließlich ist es auch moralisch befriedigend, dass bei einem stalkenden und gewalttätigen Partner oder Ex-Partner nicht nur die von der Gewalt betroffene Person sich im Alltag ständig einschränken muss. Sondern auch der Täter an Freiheit einbüßt. Kein Wunder, dass Politiker*innen gerade gerne und viel über die elektronische Fußfessel sprechen. Die Maßnahme lässt sich gut vermitteln.

Um Partnerschaftsgewalt tatsächlich umfassend zu bekämpfen, bräuchte es allerdings viel mehr. Vor allem: mehr Geld. Und den Willen, schon viel früher anzusetzen. Bevor es überhaupt zu einer so gefährlichen Situation kommt. Warum das so ist, darüber haben wir mit dem Kriminologen Florian Rebmann gesprochen. Er sollte es wissen, er arbeitet mit an der bisher umfassendsten Studie zu Femiziden in Deutschland. Er erklärt, warum nur ein sehr geringer Anteil dieser Tötungen mit einer Fußfessel hätte verhindert werden können – und wie viel mehr die Politik zusätzlich tun müsste.

Ich fand das Gespräch mit ihm sehr aufschlussreich und hoffe, dass ihr auch etwas daraus mitnehmen könnt.

Herzlichen Gruß

Chris

Uns fehlen dieses Jahr noch 303.670 Euro.

Unsere Artikel des Tages

Fußfessel für Gewaltschutz„Es gibt nur schlechte Optionen. Wir sollten sie alle umsetzen.“

In Spanien gilt sie als Erfolg, jetzt kommt sie auch in Deutschland: Die elektronische Fußfessel für Gewalttäter*innen soll Opfer von Partnerschaftsgewalt schützen. Doch Kriminologe Florian Rebmann warnt im Interview: In vielen Fällen hilft sie nicht – und könnte die eigentlichen Probleme verdecken.

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#299 Off The RecordWie unsere jüngsten Team-Mitglieder auf unsere Arbeit und Soziale Medien blicken

Die Prakti-Ausgabe unseres Podcasts ist wieder da! Diesmal mit unserer Praktikantin Karoline und unserer bisherigen Bundesfreiwilligen Lilly. Wir sprechen über gemeisterte Herausforderungen, die Bedeutung von Social Media und über ihre Erfahrungen in einem alternden Team.

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Tickermeldungen

Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.

VATM
Ein offener Netzzugang und mehr Kooperationen zwischen Netzbetreibern und bisweilen Diensteanbietern könnten die Netze besser auslasten und zudem Doppelausbau vermeiden, argumentiert eine Studie von SBR-net Consulting.
WDR 5
Warum ist KI für die Gegenwart schädlich? Wie wird das verschleiert? Wie wollen faschistische Tech-Ideologen KI nutzen, um Rechtsstaat und Demokratie abzuschaffen? Darüber spricht der Philosophie-Professor Rainer Mühlhoff in der Sendung "Das philosophische Radio".
The Guardian
Die nepalesische Regierung hat über 20 Social-Media-Plattformen blockiert, weil sie sich nicht an nationale Regulierung halten würden. Tausende protestierten gegen die Sperren und für Meinungsfreiheit. Die Polizei setzte Gummigeschosse ein. Mehr als zehn Menschen starben.
tagesschau.de
Der 2024 eingeführte Bundes-Klinik-Atlas soll eingestellt werden. Im Bundesgesundheitsministerium wird die entsprechende Projektgruppe aufgelöst. Das Online-Portal könnte wieder, wie vor Existenz des Atlas, durch das Verzeichnis der Deutschen Krankenhausgesellschaft abgelöst werden.
The New York Times
Russland betreibt eine breite Desinformationskampagne in Republik Moldau, um die anstehenden Parlamentswahlen Ende des Monats zu beeinflussen. Kremls Kontrolle der Informationslandschaft im Land wächst, nachdem Trump jegliche Unterstützung gegen Desinformation zurückgedreht hatte.
taz
Der Springer-Verlag zwingt Redakteur*innen den Einsatz von KI auf. Was das für den Journalismus bedeutet, versucht ein Kommentar in der taz zu klären.
Meedia
35 Prozent aller Antworten von Chatbots wie ChatGPT enthalten falsche Informationen. Vor einem Jahr waren es „nur“ 18 Prozent.
The Guardian
Seit Google KI-Zusammenfassungen von News-Texten anzeigt, ist der Traffic bei vielen journalistischen Angeboten eingebrochen. Nun suchen sie nach Auswegen aus der Krise.
taz
Petitionen, Share-Pics, Mobi-Videos: Der Protest im Netz hat sich abgenutzt. Eine taz-Autorin erklärt, warum er trotzdem wichtig ist.
tagesschau.de
Autor:innen werfen dem KI-Unternehmen Anthropic vor, es habe mit illegal kopierten Büchern seinen Chatbot trainiert. Anthropic bietet 1,5 Milliarden US-Dollar, um einen Gerichtsprozess zur eingereichten Sammelklage abzuwenden. Das entspricht rund 3.000 US-Dollar pro Buch.
AP
Im Roten Meer wurden mehrere Unterseekabel beschädigt, infolgedessen kam es zu Internetstörungen vor allem im Nahen Osten. Die Ursache ist derzeit noch unbekannt, es gab in der Vergangenheit Drohungen der Huthi-Miliz, derartige Infrastruktur zu sabotieren.
Tagesspiegel
Der Papst hat den im jugendlichen Alter verstorbenen Carlo Acutis heilig gesprochen. Der Vatikan bezeichnet Acutis auch als „Cyber-Apostel“ und „Influencer Gottes“, da er im Netz aktiv für seinen Glauben geworben hatte.
Dissens Podcast
Technikphilosoph:in Toni Loh spricht im Podcast über feministische Technikkritik und den Zusammenhang zwischen Künstlicher Intelligenz und dem Patriarchat.
National Observer
Google hat seine Verpflichtung zu netto null Emissionen bis 2030 von seiner Nachhaltigkeitswebsite entfernt und in den Anhang eines Berichts verschoben. Die Änderung erfolgt während steigender Energieanforderungen durch KI-Rechenzentren.
WDR
Dieses Projekt macht Schlagzeilen: In Solingen sollen alle Fünftklässler*innen ein Jahr lang möglichst ohne soziale Medien auskommen – in der Schule wie zu Hause.
Noch 303.670 Euro für digitale Freiheitsrechte.

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