Liebe Leser:innen,

sogenannter AI Slop ist kaum noch aus dem Internet wegzudenken: Mal mehr, meist weniger sinn- und geschmackvolle Texte, Bilder oder sonstige digitale Inhalte lassen sich damit billig und massenhaft produzieren. Die Verbreitung übernehmen dann Online-Dienste – oder auch nicht. Wikipedia etwa hat jüngst eine neue Regel eingeführt, mit der Moderator:innen automatisiert erstellten KI-Quatsch schneller aus der freien Online-Enzyklopädie löschen können, siehe Ticker.

Ganz anders gehen kommerzielle soziale Netzwerke mit solchen Inhalten um. Vor allem auf TikTok machen sich auf Viralität getrimmte KI-Videos breit, wie meine Kollegin Karoline über eine aktuelle Studie berichtet. Dabei lässt sich ein Muster feststellen: So sollen 80 Prozent der KI-Inhalte auf der Video-Plattform von sogenannten „Agentic AI Accounts“ stammen, die mit synthetischen Videos auf Klickfang gehen. Dass sie meist nicht entsprechend gekennzeichnet sind, dürfte beim „Shrimp Jesus“ kaum ein Problem sein. Bei gezielten Manipulationskampagnen womöglich schon.

Liebe Grüße

Tomas

Uns fehlen dieses Jahr noch 303.670 Euro.

Unsere Artikel des Tages

Tickermeldungen

Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.

Der Spiegel
Die steil anwachsende Zahl an Rechenzentren führt immer wieder zu Engpässen bei der Stromversorgung. Bei Vertragsabschluss mit zwei US-Energieversorgern hat Google jetzt zugestimmt, dass im Notfall zuerst KI-Dienste heruntergefahren werden.
The Markup
"Unsere Geräte werden gegen uns eingesetzt, damit große Unternehmen ihre Gewinne steigern können. Das muss aufhören." In Kalifornien könnte ein neues Gesetz dazu führen, dass Taxi-Plattformen wie Uber keine höheren Preise mehr von Kund:innen mit niedrigem Akku-Stand verlangen dürfen.
The Guardian
Teile des israelischen Überwachungsapparats laufen offenbar auf der Azure Cloud-Plattform von Microsoft. Dort lagern unter anderem massenhaft abgefangene Kommunikationsinhalte von Palästinenser:innen, zudem soll das System etwa bei Luftschlägen geholfen haben.
Golem.de
Beim Videogenerator von Twitter-Nachfolger X, Grok, fehlt offenbar der Schutz gegen nicht-einvernehmliche, sexuelle Deepfakes von Promis. Dabei setzt sich selbst die ansonsten rücksichtslose Trump-Regierung gegen diese Form bildbasierter Gewalt ein.
404 Media
Wikpedia erlebt offenbar eine Schwemme von per Sprachmodell generierten, unseriösen Artikeln. Als Reaktion darauf gibt sich die freie Enzyklopädie neue Regeln, um solche Artikel schneller zu löschen.
Der Spiegel
Die Zyklus-Tracking-App Flo hat jahrelang Daten über ihre Nutzer:innen an Werbefirmen verschleudert, darunter Infos zur Periode und zu sexueller Aktivität. Auch Google und Meta erhielten die Daten, was zumindest für Letztere wegen der Entscheidung zu einer Sammelklage jetzt teuer werden könnte.
taz
In Hamburg entlässt der Lieferdienst Lieferando alle Kurier*innen, rund 2.000 Stellen sind betroffen. Stattdessen sollen Subunternehmen einspringen. "Es kann nicht sein, dass die Politik bei solchen Arbeitsbedingungen zuschaut", sagt der Betriebsratsvorsitzende.
404 Media
Das Ausmaß der zeitweise via Google auffindbaren ChatGPT-Gespräche ist offenbar größer als zunächst angenommen. Ein Forscher will knapp 100.000 Gespräche gesichert haben, in den Daten finden sich mitunter auch intime Inhalte.
The Present Age
Der US-Journalist Jim Acosta hat ein Interview mit dem Avatar eines ermordeten Teenagers geführt. Medienkritikerin Parker Molloy wirft Acosta vor, die Trauer der Eltern auszunutzen. Das Interview sei "algorithmische Wortsuppe, die als totes Kind verkleidet ist".
Youtube/WELT
Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) kann sich angesichts knapper Kassen sowohl Einsparungen als auch Steuererhöhungen vorstellen, aber eine Digitalsteuer offenbar nicht. Darüber denke die Koalition nicht einmal nach, kanzelte er Staatsminister Wolfram Weimer ab.
tagesschau.de
Übers Internet sollen russische Agent*innen gezielt ukrainische Jugendliche anwerben und etwa zu Sabotage-Akten anstiften. Im Gegenzug gebe es ein offenes Ohr für Sorgen und Geldgeschenke.
heise online
Verständliche Datenschutzinfos erhöhen laut einer Studie die Akzeptanz der elektronischen Patientenakte (ePA) deutlich. ⁠"Entscheidend ist, dass Nutzer:innen das Gefühl bekommen, selbst Kontrolle über ihre Daten zu haben", sagt Studienautor Niklas von Kalckreuth.
The Verge
Googles Gesundheits-KI Med-Gemini erfand kurzerhand ein Körperteil namens "basilar ganglia". Der Fehler fand sich in einem wissenschaftlichen Papier; Google hat ihn stillschweigend korrigiert.
CalyxOS
Die Google-freie Android-Version CalyxOS steht offenbar vor Problemen: Zwei wichtige Personen haben das Projekt jüngst verlassen. Die Lücke müsse nun gefüllt werden; die kommenden Monate ruhe die Weiterentwicklung daher vorerst.
Gizmodo
Der Begriff "Clanker" wird im Englischen zunehmend als abwertende Bezeichnung gegenüber KI-Systemen genutzt. Seinen Ursprung hat er in der Fantasy-Welt von Star Wars. Das Verb "to clank" lässt sich mit "scheppern" übersetzen. Alternativ lässt sich auch „Slopper“ verwenden.
The Record
In Luxemburg kam es zu einem großflächigen Netzausfall. Die dortigen Behörden vermuten, dass die Angreifer es gezielt auf Router des chinesischen Herstellers Huawei abgesehen hatten, die innerhalb der Telekommunikationsinfrastruktur des Landes zum Einsatz kommen.
Gizmodo
Das US-Landwirtschaftsministerium nutzt Tonaufnahmen eines Ehestreits aus dem Film "Marriage Story", um Wölfe im Nationalpark Yellowstone zu erschrecken. So sollen die wiederangesiedelten Wildtiere von Vieh ferngehalten werden.
PinkNews
LinkedIn hat den ausdrücklichen Schutz von trans* Nutzer*innen aus den Richtlinien entfernt. Die Nutzung falscher Pronomen und abgelegter Namen ist demnach nicht mehr direkt verboten. Einem Sprecher zufolge seien jedoch "persönliche Attacken" untersagt.
Der Standard
Wer ist Richard Liu, der Konzernchef von JD.com, der die Elektronik-Kette MediaMarkt und Saturn übernehmen will? In einem Porträt schreibt der Standard, wie sich der Milliardär von Billiganbietern wie Temu und Shein abgrenzen will.
TechCrunch
Nachdem Hunderte erotische und pornografische Spiele von Online-Marktplätzen verschwunden sind, gibt es Streit, wer dafür verantwortlich ist. Steam-Betreiber Valve verweist auf Druck durch Mastercard; der Zahlungsdienstleister stellt es anders dar.
beck-aktuell
Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) will nach dem Sommer einen Gesetzentwurf zu elektronischen Fußfesseln nach spanischem Vorbild vorlegen. Betroffene tragen dann eine GPS-Einheit mit sich, die Alarm schlägt, sobald der oder die Täter*in ihnen zu nahe kommt.
404 Media
Seit mindestens 30 Jahren lobbyieren erzkonservative Aktivist*innen gegen Pornografie. 404 Media wirft den Blick zurück, nachdem jüngst Hunderte erotische und pornografische Spiele von den Marktplätzen Steam und itch.io verschwunden sind.
tagesschau
Ein Student wird von einer Online-Hasswelle überzogen, weil ihn AfD-Chefin Alice Weidel zum Kopfschütteln gebracht hatte. Losgetreten werden solche Wellen meist von gut vernetzten Influencer:innen, in dem Fall vom rechtsextremen Ex-Polizisten Timm Kellner.
beck-aktuell
Po­li­zei­li­che Auf­for­de­run­gen an De­mons­tran­t:innen dürfen straflos aufgenommen werden. Es handle sich um öf­fent­lich ge­spro­che­ne Worte, entschied das Verwaltungsgericht Frank­furt am Main.
Die Zeit
Offene Server, geleakte Zugänge im Darknet, gleichbleibende Passwörter: Offenbar geht die Bundeswehr in manchen Bereichen mit IT-Sicherheit recht sorglos um.
Noch 303.670 Euro für digitale Freiheitsrechte.

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