Sidney Gennies hat heute im Tagesspiegel über das Leistungsschutzrecht geschrieben. Darin stand zunächst dieser Satz:
Obwohl der Verein Netzpolitik auch Geld von Google für seine Lobbyarbeit gegen das Leistungsschutzgeld (sic!) bekommen hat, sehen nicht alle dort die Kampagne von Google positiv. „Inhaltlich hat Google Recht“, meint Andre Meister. Er persönlich finde aber, dass Google nun selbst seine Marktmacht nutze, um ein Gesetzgebungsverfahren zu beeinflussen, habe ein „Geschmäckle“.
Das stimmt natürlich nicht. Weder ist Netzpolitik ein Verein (jedenfalls noch nicht), noch haben wir jemals Lobby-Geld von Google erhalten. Auch der Digitale Gesellschaft e. V. hat niemals Geld von Google erhalten. Was ich ihm gestern gesagt habe war: Der Digitale Gesellschaft e. V. und auch netzpolitik.org sind ideelle Unterstützer von IGEL – der Initiative gegen ein Leistungsschutzrecht für Presseverlage. Wie viele andere, z.B. Stefan Niggemeier. Sind die jetzt alle von Google finanziert?
Es gab eine Änderung, nachdem wir darauf hingewiesen haben, dass das eine Falschaussage sei:
Obwohl der Mitarbeiter des Vereins Netzpolitik auch für die von Google mitfinanzierte Kampagne IGEL arbeiten, sehen nicht alle dort die Kampagne von Google positiv. „Inhaltlich hat Google Recht“, meint Andre Meister. Er persönlich finde aber, dass Google nun selbst seine Marktmacht nutze, um ein Gesetzgebungsverfahren zu beeinflussen, habe ein „Geschmäckle“.
Immer noch fehlerhaft. Und ein dritter Versuch:
Die Redaktion von Netzpolitik.org, ist eng verbunden mit dem Verein „Digitale Gesellschaft“, der sich wiederum in der von Google mitfinanzierten Kampagne IGEL engagiert. Trotzdem sehen nicht alle dort die Kampagne von Google positiv. „Inhaltlich hat Google Recht“, meint Andre Meister. Er persönlich finde aber, dass Google nun selbst seine Marktmacht nutze, um ein Gesetzgebungsverfahren zu beeinflussen, habe ein „Geschmäckle“.
Ja, nochmal: Wir unterstützen die Anliegen von IGEL, ein Leistungsschutzrecht für Presseverleger zu verhindern. Wie viele andere auch. Wir lassen uns aber nicht durch Industrie-Interessen fürs Lobbying bezahlen.
Leider werden diese Änderungen beim Tagesspiegel nicht transparent gemacht. Update: Jetzt wird die Änderung auch transparent dargestellt. Darüber freuen wir uns.
Das ist also das Schutzobjekt des Leistungsschutzrechts für Presseverleger.
So schlechte Recherche muß geschützt werden! Jetzt hab ichs endlich verstanden!
„Leistungsschutzgeld“? Hahahaha! Der Pate lässt grüßen!
Sehr geehrter Herr Meister,
mit dem, was Sie schreiben, haben Sie Recht, und normalerweise korrigieren wir redaktionelle Fehler transparent. Wir haben dies nun nachgeholt und bitten um Entschuldigung:
http://www.tagesspiegel.de/medien/digitale-welt/leistungsschutzrecht-das-hauptargument-der-gegner-eines-leistungsschutzrechts-/7442396-2.html
Mit freundlichen Grüßen
Sidney Gennies
Sehr geehrter Herr Gennies
Dennoch würde uns alle hier sicherlich interessieren, wie so eine falschen Beschuldigung entstehen kann. Die Unterstellung, der Verein erhalte Geld von Google (was momentan scheinbar der grösste Feind der Verlage zu sein scheint) ist ja nun kein Fehler der Art „Name falsch geschrieben“ oder „Organisationsstatus falsch verstanden“. Darum erlauben Sie mir bitte folgende, knallharte investigative Fragen:
1.) Sollen Personen oder Organisationen durch die Unterstellung, sie erhielten von Google Geld, diskreditiert werden?
2.) Gibt es beim Tagesspiegel die Ansicht, dass jeder Kritiker des Leistungsschutzrechtes (oder wie Sie es nennen „Leistungsschutzgeld“) ein Feind der Verlage, der Pressefreiheit und der Demokratie ist?
3.) Falls Ja, gibt es diese Ansicht übereinstimmend in allen Verlagen und Presseerzeugnissen? Gibt es eventuell eine Absprache untereinander?
4.) Gibt es unter den Verlagen und Presseerzeugnissen gar eine Absprache, Kritiker und Gegner des Leistungsschutzrechtes durch falsche Unterstellungen und Aussagen zu diskreditieren und mit Schmutz zu bewerfen, um so ihre Meinung als voreingenommen und / oder wertlos dazustellen?
5.) Würden Sie mir, als neutraler und kritischer Bürger, darin zustimmen, dass die Verlage durch Falschaussagen und Diskreditieren von Andersdenkenden bei neutralen und informierten Bürgern ihre Glaubwürdigkeit verlieren? Könnten Sie sich vorstellen, dass dieser Vertrauensverlust sich negativ auf die Auflagen von Presseerzeugnisse auswirken?
Schon einmal möchte ich ihnen für die Beantwortung der Fragen danken.
Mit freundlichen Grüssen
Jens
Guten Tag, Jens,
weiter unten finden Sie meine Antwort auf Ihren Kommentar.
Mit freundlichen Grüßen
Sidney Gennies
Ihr packt das völlig falsch an: Zu Google gehen und das Geld verlangen; steht doch in der Zeitung!
@Philip Engstrand: Stimmt, dann könnten wir endlich mal Gehaltserhöhungen finanzieren.
Dass der Andre im Verhalten von Google ein Geschmäckle sieht, wird aber immer wieder weidlich ausgewalzt, wohingegen der Umstand, dass die Verlage ihre Marktmacht ausnutzen um die Gesetzgebung zu beeinflussen geflissentlich verschwiegen wird. Das hat nämlich kein Geschmäckle – das stinkt zum Himmel!
Klingt auch für mich nicht nach schlecht recherchiert, sondern nach diskreditiert und vom Tisch gewischt.
Das ist nicht gerade eine schützenswerte Leistung!
Just my two cents
Man wundert sich, dass es leider immer noch sooo viele komplett den renommierten Zeitungen/Medien trauen.
Dabei ist schon längst klar, dass über die wirklich wichtigen Dingen entweder a) falsch oder meistens b) gar nicht berichtet wird.
Bin gespannt was mit der WAZ passiert, nachdem die Bundeswehr Dokumente öffentlich gemacht wurden.
So long..
Jet
Guten Tag, Jens,
gern beantworte ich Ihre Fragen. Vorneweg: Ich habe unabsichtlich einen Fehler gemacht, der mir leid tut. Herr Meister sprach mit mir über das Thema Leistungsschutzrecht und IGEL, ich habe seine Aussagen falsch verstanden und dadurch unabsichtlich in meinem Artikel zugespitzt – was in der Form nicht hätte passieren dürfen. Dementsprechend kann ich zu Ihren Fragen Folgendes sagen:
1. Nein, es war nicht meine Absicht, netzpolitik.org oder Herrn Meister zu diskreditieren oder fälschlicherweise zu beschuldigen. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir glauben, dass ich schlicht einen handwerklichen Fehler gemacht habe, aber das bleibt natürlich Ihnen überlassen.
2. Eine solche Ansicht gibt es beim Tagesspiegel selbstverständlich nicht. Ein Beleg mag sein, dass es auch bei uns in der Redaktion scharfe Kritiker des Leistungsschutzrechts gibt. Ich verweise beispielhaft auf Anna Sauerbrey, die Mitglied unserer Meinungsredaktion ist und im August diesen sehr kritischen Kommentar zum Thema veröffentlichte: http://www.tagesspiegel.de/meinung/leistungsschutzrecht-die-verlage-sind-neidisch/7071012.html Dass eine inhaltliche Linie für Kommentare vorgegeben würde, gibt es beim Tagesspiegel ohnehin nicht. Vielmehr sind wir stolz auf die Vielfalt von Meinungen innerhalb der Redaktion, die sich immer wieder auch darin ausdrückt, dass Themen von verschiedenen Autoren nacheinander ganz unterschiedlich kommentiert werden.
3./ 4. Dementsprechend würde ich mich natürlich nicht an so einer Absprache beteiligen, und das gilt auch für den Tagesspiegel. Mir ist auch keine solche Absprache bekannt. Mit meinem beruflichen Selbstverständnis würde es ohnehin nicht im Entferntesten übereinstimmen, wen auch immer „mit Schmutz zu bewerfen“.
5. Wie gesagt: Ich habe einen handwerklichen Fehler gemacht, der mir leid tut, es steckte keine Absicht dahinter. Insofern hoffe und denke ich, dass unsere Glaubwürdigkeit nicht beschädigt ist.
Mit freundlichen Grüßen
Sidney Gennies
Der offene Umgang hiermit ist auf jeden Fall schon mal ein guter Schritt.
korrekt!
Wo gearbeitet wird, passieren auch Fehler…
Die Debatte zeigt auf jeden Fall eines ganz deutlich: Mit schwarz-weiß kommen wir hier nicht weiter. Es mag ja sein, dass das geplante Gesetz eine „Lex-Springer“ ist. Aber es steht exemplarisch für die Frage „wie viel ist uns Qualität wert?“ Wie ich heute in meinem eigenen Blog schon geschrieben habe: Wer will den letzten Platz einnehmen am Ende der Spirale nach unten? Ich bin zweifelsohne auch ein Nutznießer des freien Informationszugangs im Internet. Auf der anderen Seite bin ich aber auch bereit, für gute Inhalte zu zahlen. Ich kann eben nicht zu allem und jedem, was mir das WWW vorsetzt, eine eigene Redaktion bilden, die mir am Ende bestmöglich recherchierte und abgesicherte Informationen zur Entscheidungsfindung liefert. Das ist mir mit Blick auf die öffentlich-rechtlichen Rundfunksender auch die GEZ-Gebühr wert. Und mit Verlaub, wenn DAS Internet-Unternehmen schlechthin (also Google) zum Sturm bläst mit all seiner algorithmischen Macht, die dahinter steht, dann ist das einfach ebenfalls mit Vorsicht zu genießen.
Die Qualität der Medien wird auch immer schlechter, kein Wunder das es da immer weniger Leute gibt die bereit sind für schlecht recherchierte Artikel und Agenturmeldungen auch noch Geld zu zahlen.
Klar muss so schlechte Recherche geschützt werden! Ohne diesen Dreck wüssten wir doch gar nicht mehr warum wir Blogs statt BILD & Co. lesen…das ist ein warnendes Mahnmal!
Würde Google all die bezahlen, die gegen das LSR sind, würden all die Milliarden, die sie verdienen nicht ausreichen.