KW 2Die Woche der unsichtbaren Arbeiter*innen hinter den Konzernkulissen

Die 2. Kalenderwoche geht zu Ende. Wir haben 21 neue Texte mit insgesamt 131.233 Zeichen veröffentlicht. Willkommen zum netzpolitischen Wochenrückblick.

Fraktal, generiert mit MandelBrowser von Tomasz Śmigielski

Liebe Freund*innen von netzpolitik.org,

gleich drei Artikel in dieser Woche handeln von einem Thema, das, wie ich finde, zu selten in den Blick gerät: Wie hinter den Kulissen der großen Tech-Konzerne lausig bezahlte Arbeiter*innen ein Milliardengeschäft möglich machen.

Wenn ich die Augen schließe und an Amazon, Facebook und Google denke, dann sehe ich da zuerst die Logos der Konzerne. Der schwarze Schriftzug und der gelbe Pfeil bei Amazon; das weiße Facebook-„f“ auf blauem Grund; die bunten Google-Buchstaben. Ich erinnere mich, wie ich durch die Websites scrolle, denke an die unvorstellbar reichen Männer Mark Zuckerberg und Jeff Bezos, und an die vor Reichtum strotzenden Konzern-Zentralen mit Gratis-Restaurants für privilegierte Angestellte. Das ist die polierte Außenseite, die Tech-Konzerne gerne vorzeigen.

Ein anderes Bild geht aus den drei jüngsten Nachrichten hervor. Denn die Abermillionen Amazon-Pakete rollen nicht allein auf fröhlichen Fließbändern durchs Lager; dahinter steckt auch der Knochenjob unzähliger Schicht-Arbeiter*innen. Ende Dezember starb in einem US-amerikanischen Amazon-Lager ein 61-jähriger Mann an Herzversagen. Anna Seikel hat aufgeschrieben, wie die Arbeit im Lagerhaus nach dem Todesfall einfach weiterging.

Zweitens: Die Abermillionen Facebook-Posts werden nicht von einer vollautomatischen Text- und Bild-Erkennung moderiert; dahinter steckt auch die psychisch belastende, teils traumatisierende Arbeit von Content-Moderator*innen. Nun hat eines der in Afrika größten Unternehmen dieser Branche die Zusammenarbeit mit Facebook beendet. Über die Suche nach einer Nachfolge schreibt Tim Wurster.

Und drittens steckt hinter den Ergebnissen der Google-Suche nicht allein ein pfiffiger Algorithmus, sondern die unermüdliche Klickarbeit Tausender Sichter*innen. Für andere Nutzer*innen unsichtbar testen, bewerten und verbessern sie die Ergebnisse. Einer von ihnen bezeichnet sich und seine Kolleg*innen als „Rückgrat der Suchmaschine“. Jetzt haben einige der Arbeiter*innen bessere Löhne erstritten – und mich freut es, dass der Rückblick mit einer guten Nachricht enden kann.

Eine lohngerechte Woche wünscht

Sebastian


AI ActBundesregierung setzt sich auf EU-Ebene für mehr Gesichtserkennung ein

Im Rat der Europäischen Union hat sich die Bundesregierung dafür eingesetzt, dass biometrische Überwachung teilweise erlaubt wird. Bürgerrechtsorganisationen kritisieren „gefährliche Schlupflöcher“ für neue Möglichkeiten der Massenausspähung. In ihrem Koalitionsvertrag hatte die Ampel noch versprochen, biometrische Erkennung im öffentlichen Raum auszuschließen.

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Joseph Weizenbaum zum 100.„Please go on“ – Joes Computer spricht Englisch

Joseph Weizenbaum gilt als Pionier der kritischen Informatik. Am Sonntag wäre der selbsternannte „Dissident“ und „Ketzer der Informatik“ 100 Jahre alt geworden. Sein gesellschaftskritisches Werk, das das Denken nicht den Computern überlassen wollte, ist heute aktueller denn je.

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Law & RoboterDie KI als Verteidigerin

In den USA soll im Februar erstmals eine „Künstliche Intelligenz“ die Verteidigung in einem Gerichtsprozess übernehmen. Das Experiment des Unternehmens DoNotPay erfolgt ohne Wissen des Gerichts und dient vor allem dem Marketing. Dessen ungeachtet wird der Einsatz des „Roboteranwalts“ einschneidende Folgen weit über die US-amerikanische Justiz hinaus haben.

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Gute Vorsätze im neuen JahrKeine Ausreden!

Jeder Jahreswechsel bietet die Chance, schlechte Angewohnheiten zu überdenken und sich vorzunehmen, in Zukunft vieles besser zu machen. Damit aber nicht schon im Februar alle guten Vorsätze wieder vergessen sind, hier die Anleitung für 2023: Lauter gute Taten! Wer auch nur die Hälfte durchzieht, hat das gesamte Jahr gute Laune.

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PEGA-UntersuchungsausschussStaatstrojaner bedrohen die Grundrechte und Grundprinzipien des EU-Rechts

Staatstrojaner gefährden Grundrechte, die Demokratie und den Rechtsstaat. Das ist das Fazit der zweiten Studie, die der Pegasus-Untersuchungsschuss im Europäischen Parlament in Auftrag gegeben hat. Gestern präsentierte der Hauptautor, Giovanni Sartor, den Abgeordneten die Ergebnisse.

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Räumung in LützerathJournalistengewerkschaft dju beklagt Einschränkungen der Pressefreiheit

Auch nach Beginn der Räumung in Lützerath behindern Polizei und RWE die Pressearbeit vor Ort. Journalist:innen werden an Kontrollstellen abgewiesen. In einem Fall habe die Polizei sogar einen Fotografen zur Löschung von Bildern aufgefordert, berichtet ein Vertreter der Gewerkschaft dju.

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4 Ergänzungen

  1. Und der bald zurücktretenden Verteidigungsministerinnen!
    https://www.tagesschau.de/inland/medienberichte-lambrecht-ruecktritt-101.html
    https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/lambrecht-amtszeit-fehltritte-101.html

    Wobei, 101, ich eigentlich mich wundere, warum 5000 Helme derart lächerlich gemacht werden. Schutzwestenmaterial ist konkret wegen Ukraine knapp, real, nach einem Jahr noch, und die Helme sind ja keine Papphüte. Natürlich hätten wir gerne anderes liefern dürfen, und PR-Geschick ist sicherlich auch für irgendwas wichtig, mich wundert dennoch die nicht vorhandene Einordnung. Stattdessen „Stimmen von Rednern“ nach Zufallsauswahl.

    1. Und in welchem jüngeren Artikel, in dem die Helme thematisiert werden, wird auch erwägt, dass die Kommunikationsstrategie der Bundesregierung, zumal bei damals noch stattfindenden Gaslieferungen, irgendwie vorsichtig und den eigenen Einsatz herunterspielend ausgefallen sein könnte?

      Nicht dass wir laut Schmähartikeln, falls mal einer nachzählt, dann am Ende noch zuviel geliefert haben!

  2. Es sind nicht nur die immer wieder genannten Tech-Konzerne, die sich wie Schmarotzer aufführen und damit Milliarden scheffeln. Ich konnte es kaum glauben, als mir der Herr in der UPS Annahmestelle kürzlich sagte, was er eigentlich dafür bekommt, dass er seine Arbeit in der Werkstatt unterbricht, ein Paket annimmt, es online einbucht, in seinem Laden bis zur Abholung lagert und dem Kunden eine Eingangsbestätigung erstellt: Es sind 30 Cent! Für diese Dienstleistung zahlt UPS allen Ernstes 30 Cent!! – und schämt sich vermutlich noch nicht einmal dafür!

  3. Habt Ihr den Artikel von Heribert Prantl zur IBAN bei der Registermodernisierung gelesen ( „Big Brother is paying You“ ) ? Er endet mit dem großartigen Satz:

    „der Datenschutz, der das“ [enorme Überwachungspotential] „verhindert, muss nicht weggeräumt, sondern noch erfunden werden.“

    Ich habe resigniert, Heribert Prantl nicht. Sehr stark,
    daher hier noch der Link (allerdings beziehe ich die SZ gedruckt, d.h. hier nur der paywall-Link aus dem Netz für Euch : )
    https://www.sueddeutsche.de/meinung/personenkennziffer-steuer-id-jahressteuergesetz-volkszaehlung-bundesverfassungsgericht-peer-steinbrueck-kolumne-von-heribert-prantl-1.5730845?reduced=true

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