Das Smartphone als Wanze: Spanische Fußball-Liga nutzt Mikros und GPS-Daten von Fans

Wenn es um die Durchsetzung von Übertragungsrechten geht, wird die spanische La Liga kreativ: Um nicht-lizenziertes Public Viewing aufzustöbern, will sie auf die Smartphone-Mikrofone der Menschen zugreifen, die ihre App installiert haben. Die Deutsche Fußball Liga nutzt das Verfahren laut eigener Aussage nicht.

*Hier halbgare Fußballmetapher einfügen.* – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Wuilmar Matias-Morales

Im Kampf gegen nicht lizensierte Übertragungen von Fußballspielen greift die spanische La Liga tief in den Werkzeugkasten der digitalen Überwachung: Medienberichten zufolge versucht das Unternehmen, ungewünschte Übertragungsorte ausfindig zu machen, indem es die Mikrofone und das GPS-Module von Smartphones nutzt.

Die Nutzerinnen und Nutzer der Android-App der Liga sollen dabei zu Komplizen werden: Wenn sie der App bei Installation den Zugriff erlauben, sammelt und überträgt die Anwendung zu Spielzeiten Audio-Aufzeichnungen. Diese werden mit den Audios der Fußballübertragungen abgeglichen, um Orte zu identifizieren, an denen das Spiel ausgestrahlt wird. Die GPS-Daten werden dann wiederum mit einer Liste der Lokale abgeglichen, die einen Pay-TV-Anschluss haben.

La Liga betont in einer Pressemitteilung, dass die Funktion neu eingeführt worden sei und man auf die „Audio-Fragmente“ nicht zugreife, sondern lediglich ihren Binär-Code mit dem der Übertragungen vergleiche. Das ändert allerdings wenig daran, dass auch Umgebungsgeräusche und Gespräche aufgezeichnet werden. Gleichzeitig gesteht das Unternehmen ein, dass auch IP-Adressen und Identifikationsnummern übertragen werden, mit denen App-Nutzer wiedererkannt werden können. Die spanische Datenschutzbehörde prüft den Fall.

Publik geworden ist das Vorgehen, weil die Liga im Zuge der Datenschutzgrundverordnung ihre Datenschutzerklärung verständlicher fassen musste. Der wiederum ist zu entnehmen, dass die Audio-Informationen auch für die Erstellung von „Statistiken über Fußball-Konsum“ genutzt werden.

DFL: Verfahren in Deutschland nicht im Einsatz

Die Übertragung von Fußballspielen ist ein Milliardenmarkt, sodass das Vorgehen der spanischen Liga nicht der erste Fall ist, bei dem Geschäftsinteressen mit technischer Hilfe durchgesetzt werden. Vor einigen Jahren berichteten wir darüber, dass in der Türkei sämtliche Blogs der Plattform blogger.com gesperrt wurden, weil auf einigen von ihnen auch Spiele der türkischen Liga in niedriger Qualität gestreamt wurden. Damals war der TV-Sender, der die Übertragungsrechte erworben hatte, gerichtlich gegen blogger.com vorgegangen.

Max Biederbeck hat für Watson bei der „Deutschen Fußball Liga“ angefragt, ob sie das App-Verfahren auch anwendet. Das schließt ein Sprecher des Unternehmens aus: „Auf den von der DFL und ihren Tochtergesellschaften betriebenen Plattformen gibt es keine solchen Funktionen.“ Deutsche Fußballfans müssen sich erstmal also weiterhin vor allem Gedanken machen, in welchen staatlichen Datenbanken sie wegen ihres Hobbys landen.

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