Das Ende 2010 erschienen Buch „The Master Switch“ von Tim Wu über „Aufstieg und Niedergang der Informationsimperien“ ist nun in einer deutschen Fassung verfügbar (vgl. Markus Beitrag zur englischen Fassung). Wu ist Rechtsprofessor an der Columbia Universität und hat in den USA maßgeblich Begriff und Konzept der „Netzneutralität“ geprägt. Zu diesem Thema hat Wu auch 2010 bei der re:publica vorgetragen.
Zentrales Thema in Master Switch ist das als „der Zyklus“ bezeichnete Wechselspiel zwischen Offenheit und Geschlossenheit in Informations- und Medienindustrien. Demnach folgen bei neuen Medien regelmäßig auf anfängliche Phasen der Freiheit Eingrenzung, Monopolisierung und Kommerzialisierung. Auch wenn sich Wu auf die Situation in den USA konzentriert, ist seine Beschreibung über die offnen Anfänge von Telefon, Radio und Fernsehen ebenso spannend zu lesen, wie seine Analyse von darauffolgenden Eingrenzungsdynamiken instruktiv für die Gegenwart ist. Die aktuelle Auseinandersetzung um Netzneutralität (vgl. www.echtesnetz.de) ist für ihn denn auch ein Indiz dafür, dass das Internet ebenfalls dem Zyklus unterworfen ist: „Der Zyklus dreht sich bereits erneut“ (S. 319).
Er beschreibt diese Auseinandersetzung als eine zwischen zwei Koalitionen – Google, Amazon, Ebay samt Non-Profit-Verbündeten wie Wikimedia und Mozilla auf der einen, Apple, AT&T sowie die Unterhaltungsindustrie auf der anderen Seite (S. 337):
„Doch hier geht es nicht darum, dass ein Rudel Wölfe ein anderes aus dem besten Tal jagt. Auch wenn es sich merkwürdig anhört, dieser Wettbewerb gleicht eher einem Kampf zwischen Eisbären und Löwen um die Weltherrschaft. Jedes Tier, das in seinem natürlichen Element unschlagbar überlegen ist – der Eisbär in Eis und Schnee und der Löwe in der offenen Steppe -, wird ein Stück Land übernehmen, in dem es keine natürliche Unternehmensgrundlage hat. Die einzige praktische Strategie wird eine Kampagne zum Klimawandel sein[.]“
Der „Bruch zwischen Apple und Google“ ist für ihn von „grundlegender Bedeutung“, weil es sich bei den beiden nicht nur um einfache Unternehmen handle (S. 320):
„Sie sind in der Kommunikationsbranche die industriellen und ideologischen Führer unserer Zeit, die herausragenden Träger von Ideen. Sie sind die Unternehmen, die bestimmen, wie die Amerikaner und der Rest der Welt die Informationen austauschen.“
In seiner Darstellung lässt Wu wenig Zweifel über seine Sympathien für die von Google & Co favorisierte „offene Steppe“, auch wenn er konzediert, dass selbst in Googles Vision dem Internet eine „konzentriertere“ Zukunft bevorsteht. Vor allem aber kann Wu diese holzschnittartige Zweiteilung nur deshalb aufrecht erhalten, weil er Projekte wie Google Books außen vor lässt (vgl. dazu Jeanette Hofmanns APuZ-Beitrag „Die Zukunft der digitalen Bibliothek„). Denn die im vorerst abgelehnten „Google Book Search Settlement“ (GBS) vorgesehenen Regelungen wie striktes Digitales Rechtemanagement mit ausschließlicher Online-Zugänglichkeit passen nicht so gut ins Bild (vgl. eine englische Zusammenfassung von Pamela Samuelsons Analyse des GBS). Die Fronten der Auseinandersetzung verlaufen eben doch komplizierter und selbst bei identischen Akteuren in verschiedenen Bereichen unterschiedlich. An den beobachteten Eingrenzungstendenzen im Internet ändert das aber natürlich nichts.
Um die Folgen des Zyklus für die Offenheit des Internets zumindest zu verringern schlägt Wu das „Separierungsprinzip“ vor (S. 356):
Unter einem Separierungsprinzip verstehe ich die Vorstellung von einem gesunden Abstand zwischen den unterschiedlichen Funktionen in einer Informationswirtschaft. Das bedeutet beispielsweise eine gewisse Trennung von wichtigen Funktionen, die die junge Industrie vor Pfründebesitzern schützt und eine Distanz zwischen Regierung und Industrie aufrecht erhält.
Im Kern geht es also Wu um ein starkes Wettbewerbs- und Kartellrecht sowie eine Reform von Urheber- und Patentrechten in den Bereichen, wo sie Monopol- und Kartellbildung begünstigen.
Zum Abschluss für alle Lesefaulen noch einmal der Hinweis zu einem Vortrag von Wu über „The Master Switch“ beim Berkman Center der Harvard Universität:
Es liegt einzig und allein in unserem Verhalten, wie sich unsere Freiheit in Zukunft gestalten wird.
„Passiver Widerstand“ ist das Zauberwort.
Mit Köpfchen und Sachverstand Konsumieren, nicht mehr jeden Mist glauben, der uns präsentiert wird.
Wenn Die großen Multis ihren Scheiss nicht mehr in genügender Anzahl absetzen werden, wird sich dieses neoliberalistische System von selbst als „Ad Acta“ bestätigen.
Passiver Widerstand, ein paar Gedanken dazu.
Die Grundnahrungsmittel in der Umgebung kaufen, achtet auf „Faire Trade“, wie zum Beispiel bei der Teekampagne, in Berlin.
Kauft keine neuen Autos mehr, denn die alten sind meist viel billiger. Das ist mein Spezialgebiet, ihr könnt mir glauben, dass die neuen Autos allesamt eine hightech-wegwerf Ware darstellen.
Glaubt nicht an den Quatsch von Abgasnormen, niedrigeren Co2 Ausstoß.
Das ist wie mit der Feinstaubplakette und vielen Anderem auch, eine absolute Verarschung.
Breitbandbildschirme, Handys, PC´s auch mal ein paar Jahre länger benutzen, viele technische Geräte braucht sowieso kein Mensch.
Keine Markenklamotten mehr, erteilt Gucci, Boss, und Armani eine klare Absage
Keine Aktien und Börsenspekulationen, nehmt nicht vorschnell Kredite auf, am besten ihr verzichtet ganz darauf.
Vergesst nicht, dass unser gesamtes System auf Kredite und unbegrenztes Wachstum aufgebaut ist.
Treibt wieder Tauschhandel wenn irgend möglich.
Das gleiche gilt für die Kreditkartenbenutzung, benutzt wieder Bargeld, das ist nicht zurück zu verfolgen.
Erteilt dem Konsum eine klare Absage!
So bekommt man dass System in die Knie.
Schaut mal nach, ob ihr wirklich all Eure Versicherungen überhaupt braucht, die ihr Euch in all den Jahren angeschafft habt.
Wenn die Menschen nur noch das kaufen würden, was sie wirklich benötigen, wird sich dieses System ganz schnell als ad acta bestätigen.
Ach, und holt euer Geld von der Bank, falls ihr noch Welches habt…;-)
Zum Ursprungspost: Finde wenig Neues in dem Artikel, verpasse ich etwas? So läuft die Entwicklung von vielen Dingen ab — es sind meist Wellenbewegungen. Aber wo ist jetzt das Netz spezifische? Habe ich nicht aufgepasst? Wo bleibt die ganze „walled garden“ Apple Problematik und die Formulierung von Zielen für die Verantwortlichen — die Provider und Regulierer — das Ganze eben nicht kaputt zumachen?
@Publicviewer: Sehe nicht ganz den Zusammenhang zum Ursprungspost, verstehe aber was Du sagen willst. Das Problem ist aber, dass das ‚System‘ oftmals cleverer ist: Die anderen ‚Marken’/Alternativen gehören meist den gleichen Firmen — wie Du das ja für Automarken schon kennst. Das gleich gilt für andere Waren (Supermärkte, Discounter, Teilweise gehören diese wiederum Hegde fonds …), Die Teekampagne ist nett, aber die geht fast nur für Schwarztee (und der Grüne schmeckt bei denen nicht.) zudem wir hier ein Agrarprodukt mit einer kurzen Zulieferer- und Entwicklerkette verkauft, keine Technik (Patentwahnsinn, Lock-In, Zulieferer, Rohstoffpreise, Marketing, globale Märkte).
Dinge tauschen und möglichsten Lange nutzen ist immer gute Idee. Und keine Geld in Aktien anlegen (lassen!) wenn man eh nicht halt, dass wechselt dann nur den Besitzer … Sparkassen und Volksbanken sind da auch nicht anders als andere.
Aber für manche Menschen gehen bestimmte Anschaffungen oder notwendige Zahlungen (Auto, Medizin) ohne Kredite nicht und nicht jeder hat reiche Freunde oder Bekannte die dies mal locker privat machen könnten. Zudem kann dabei viel kaputt gehen.
der Zusammenhang bergründet sich darauf, dass diese Firmen einfach überbewertet werden.
Kauft dem Mist einfach nicht mehr, installiert „LINUX“ auf euren Rechnern, kauft keine „Smartphones“!!
Wollt ihr euch denn wirklich abhängigmachen von GPS Daten und Wetter-Aps?
Was das Auto betrifft: “ Es jederzeit möglich auch billig Auto zu fahren“!
Ich fahre einen alten Golf 2 90 PS 1.8
Der hat jetzt knapp 300000km auf dem Buckel, läuft absolut zuverlässig und kostet mich weniger als 100 € im Monat.
Heutzutage werden 12 Jährige Kids in hightech Jeeps einen Kilometer zur Schule gefahren.
So einfach lässt sich das aus meiner Sicht nicht alles nicht trennen.
Ohne China gäbe es keine billigen GNU/Linux PC für jeden. Und die werden all egal ob IBM-Lenovo oder Apple in einem oder drei Werken in China gebaut. Selbst wenn man seine Rechner gebraucht kauft unterstützt man immer die gleichen Zulieferer und ihre Patente und Spielchen, die sie spielen um sich auf dem Markt zu behaupten. Dies ist oftmals unfair, hilft aber auch oft, bessere Dinge zu entwickeln — ohne Druck passiert meist nichts. Das sieht man sogar bei Ubuntu vs. Debian … und GNU/Linux wird gerade Windows-Mainstream (s. Valve) was viele Vor- und Nachteile bringen wird.
Das Patentsystem ist kaputt und die Regulierer sind sich nicht einige wie sie mit dem Urheberrecht umgehen sollen. Das ist erstmal das Hauptproblem. Apple nutzt beides für sich und ist damit sehr erfolgreich. Die Trends die Apple setzt würden anders kaum entstehen, schade ist nur, dass die Patente einen weiteren Wettbewerb unterbinden und die Regulierer es nicht schaffen Paten-, Daten- und Urheberschutz wettbewerblich auszugleichen. Das alles steht auf ziemlich tönernen Füßen.
ABS und Airbags finde ich persönlich wichtig, auch wenn ich selber ein altes Schiff fahre, sind diese Dinge vorhanden. Bei der neuen Motorentechnik die eher kaputt geht als spart, sehe ich es aber ähnlich. Alarmmelder gegen Sekundenschlaf mögen albern scheinen, aber es kommt ständig vor — ich als Vielfahrer sehen es jeden Tag und besonders Nachts.
Gegen ABS ist ja nichts einzuwenden, eine der besten Erfindungen, die es seit etwa 30 Jahren in der Automobilbranche gegeben hat.
Denke mal darüber nach warum kein einzige Rallyefahrzeug oder auch Formel 1 einen Airbag besitzt…;-))
Wir werden off-topic. Daher mein letzter Beitrag.
Vermutlich weil eine Fahrgastzelle aus Karbon recht teuer ist?
Volvo und Audi machen seit Jahren ähnliches (Fahrgastzelle und Rohre) und Airbags, sodas wir nicht immer Helm tragen müssen — denke ich.
Fragen mich, um wieder zum Thema zu kommen, ob wohl nur der ABS Sensor oder auch die ABS Software patentiert ist … Und was das für die Autoindustrie bedeutet hätte …