Wer tauscht, fliegt raus?

Das Zünder-Magazin von Zeit-Online hat mich gestern zu einem Gastkommentar zum Thema Netzsperrungen für Urheberrechtsverletzungen eingeladen, der jetzt online zu finden ist: Wer tauscht, fliegt raus.

Hier ist ein kleiner Auszug:

In Sonntagsreden wird gern die Internetzensur in China kritisiert. Wer aber einem Nutzer das Netz sperrt, zensiert ebenfalls: Wessen Anschluss gesperrt wurde, ist ausgeschlossen von der modernen Kommunikationswelt und ihren Möglichkeiten, Meinungen zu äussern. Mit solch einer Maßnahme verwehrt man Bürgern ihre Chance auf kulturelle und demokratische Teilhabe, versperrt ihnen den Zugang zu Wissen. Und wofür? Für nicht-kommerzielles Tauschen von Musik? In einer Zeit, in der sich die Superstar-Industrie weiterhin gegen vernünftige, marktbasierte Lösungen wehrt und nicht in der Lage ist, für die große Nachfrage nach Musik im Netz auch passende Angebote zu schaffen?

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4 Ergänzungen

  1. … Dass jetzt ausgerechnet jene Superstars laut jammern, die bisher als Mainstream wie Fettaugen auf der Suppe schwammen, ist deshalb ein gutes Zeichen.

    Amen. Besonders Seite 2 deines Kommentars trifft ins schwarze. Sollte sich tatsächlich die informations- und kulturfeindliche Industrielobby durchsetzen, darf man wohl aufs BVerfG hoffen. Bitter aber Realität.

  2. „Fettaugen auf der Suppe“ ist ja wohl mal die beste Metapher zum Thema die ich je gehört habe, großartig.
    Grüße,
    Tom

  3. Die Frage ist ja, ob die Superstar-Musikindustrie nicht marktgetrieben ist – es ist halt nur ein Markt mit extrem wenig Angebot. Die Kommerzialisierung von Kunst und der Imperativ Kunst muesse zwangslaeufig Profit abwerfen – uebrigens im krassen Gegensatz zum impressionistischen Konzept des l’art pour l’art – kann nicht zu qualitativ hochwertigen Produkten fuehren. Nicht nur, dass das Kunstwerk seiner Benjamin’sche Aura verlustig wird, vielmehr geht auch jeder emanzipatorisch-humanistishce Charakter durch die kommerzielle Reproduktion und die damit einhergehende Zensur nicht durch den Rezipienten von Kunst sondern den Haendler verloren.
    Ein offener Brief wie neulich geschrieben, belegt nicht die Armut einiger erfolgreicher „Kuenstler“, sondern vielmehr deren uebershuessige finanzielle Ressourcen (siehe Anzeigenpreise in der Sueddeutschen) und vielmehr noch deren Prioritaet von Profit ueber Kunst. Dagegen ist freilich nichts zu sagen – das Fressen kommt bekanntlich vor der Moral. Nur was aufmerksame Hoerer von DJ Oetzi bereits vermuteten: um Kunst geht es der Kulturindustrie schon lange nicht mehr – und das bereits lange vor den Superstars.

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