Steinzeitdenken im Informationszeitalter?

Wolfgang KLeinwächter schreibt in Telepolis über den nationalen IT-Gipfel: Steinzeitdenken im Informationszeitalter?

Im Informationszeitalter ist „Top Down“ so etwas wie Steinzeitdenken. Wer auf diese Weise plant und agiert, hat noch nicht begriffen, dass die Hierarchien der Industriegesellschaft so in der Informationsgesellschaft nicht mehr funktionieren. Spätestens seit Manuel Castells Ende der 90er Jahre über die „Network Society“ geschrieben hat, sollte es eigentlich zu den Binsenweisheiten eines modern handelnden politischen Personals gehören, dass es die Netzwerke sind, aus denen die Dynamik sowohl der wirtschaftlichen als auch der gesellschaftlichen Entwicklung im 21. Jahrhundert kommt.

Die Bundeskanzlerin hat zwar im Potsdam immer wieder von Vernetzung gesprochen, aber offensichtlich ist damit nur eine bessere Telefonverbindung zwischen dem Minister und dem Vorstandsvorsitzenden gemeint. Die Netzwerke der Informationsgesellschaft sind hingegen offen und transparent, konstituieren sich von unten und lassen vor allem Raum für Innovation und Kreativität. Und die kommt häufig, wie alle die Internet-Erfolgsgeschichten der letzten Dekade zeigen – Yahoo, eBay, Amazon, Skype, Google, MySpace, Facebook, YouTube – von den „Enden“ des Netzwerkes und nicht aus der Zentrale einer Hierarchie.

Wenn die Betroffenen und Beteiligten nicht in die Netzwerke, von denen die Bundesregierung jetzt spricht, eingebunden sind, sondern in die Rolle von passiven Konsumenten gedrängt werden, denen man dann nur noch die hinter verschlossenen Türen gefällten Entscheidungen richtig erklären muss, der hat in der Tat noch nicht verstanden, dass die technische Revolution des Informationszeitalters weit reichende gesellschaftspolitische Implikationen hat.

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