Die OSZE bat ihre Mitgliedstaaten vor einigen Monaten um die Überlassung von Drohnen, um damit den Waffenstillstand in der Ostukraine zu überwachen. Zunächst least die Organisation mit Sitz in Wien aber selbst vier unbemannte Luftfahrzeuge von der Firma Schiebel aus Österreich.
Vorausgegangen war eine Ausschreibung, am 13. August folgte ein Vertrag für vier Helikopter-Drohnen des Typs „Camcopter S-100“. Der Einsatz begann vor vier Wochen. Laut der Bundesregierung kosten die Austro-Drohnen monatlich 2,7 Millionen Euro, in den Folgemonaten entstünden demnach weitere Kosten in Höhe jeweils 1,4 Millionen. Der Vertrag wird monatlich verlängert.
Die senkrecht startenden „Camcopter“ haben ein Abfluggewicht von rund 200 Kilogramm und können bis zu 240 km/h schnell werden. Sie erreichen Höhen bis zu 6.000 Metern, die Nutzlast wird mit 34 Kilogramm angegeben. Bewaffnungsfähig sind die „Camcopter“ angeblich nicht, eingerüstet werden stattdessen optische oder radarbasierte Sensoren.
Angeblich Aachener Sicherheitsfirma für Drohnen zuständig
Doch zunächst ist mit den Flügen Schluss, meldete heute zuerst die Online-Ausgabe der Zeitung DerStandard. Demnach seien die vier österreichischen Drohnen seit fast zwei Wochen nicht mehr gestartet. Anfang November waren die Geräte bei ihrem Flug elektronisch gestört worden, auch ein Beschuss durch ein Flugabwehrgeschütz wurde gemeldet.
Es ist unklar wer für das Störfeuer verantwortlich ist. Auch die Übertragung von Aufklärungsdaten war daraufhin unmöglich. Ganz so schlimm war das wohl nicht, die Drohne konnte heil zum Bedienpersonal zurückfliegen.
Wer die OSZE-Drohnen in der Ukraine betreut ist übrigens unklar: Nach Medienberichten steckt dahinter die in Aachen ansässige Sicherheitsfirma Asgaard. Im August und September habe das Unternehmen mindestens drei HubschrauberpilotInnen zur Umschulung auf die „Camcopter“ gesucht. Die Ausbildung soll demnach für zwei Monate beim US-Rüstungskonzern Boeing in den USA und anschließend in der Ukraine stattfinden. Danach seien Einsätze „im Irak und anderen Krisengebieten“ möglich.
Die OSZE und Schiebel beraten nun über weitere Pläne zum Einsatz der „Camcopter“, die bis dahin laut einem OSZE-Sprecher am Boden bleiben sollen.
Bundesregierung entschied sich gegen zivile Drohnen
Außer Russland und Frankreich hat auch die Bundesregierung auf die OSZE-Anfrage nach weiteren Drohnen geantwortet. Allerdings entschloss sich das Kabinett, keine zivilen Drohnen anzubieten, stattdessen wurde das Verteidigungsministerium beauftragt mit der OSZE zu verhandeln. Ein deutsches Angebot zur Überlassung mehrerer Drohnen des Typs „LUNA“ wird bei der OSZE angeblich immer noch beraten – vielleicht weil die Verteidigungsministerin zur Bedingung machte, dass die „LUNA“ von bewaffneten Fallschirmjägern begleitet werden sollen.
Ein deutscher Einsatz würde nach dem „Betreiber-Modell“ erfolgen, alle Kosten müssen durch die bereitstellende Regierung getragen werden (an anderer Stelle wird dies als „Konzept ‚Plug and Play'“ bezeichnet). Dies beinhaltet die eigenständige Koordination des Ex- bzw. Imports in die Ukraine und die Abwicklung aller Formalitäten. Auch die in der Ukraine erforderlichen Genehmigungen müssen beschafft werden, darunter für den Funkbetrieb oder allgemeine Fluggenehmigungen.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte den Einsatz von Drohnen in der Ostukraine bei den Friedensverhandlungen in Minsk gutgeheißen. Es ist aber unklar, ob dies auch für Drohnen mit militärischem Hoheitszeichen gilt.
Update 20.11.:
Das Schiebel PR-Team teilt nachträglich mit: „Uns ist wichtig klarzustellen, dass Schiebel keinerlei Geschäftsbeziehung zu der Firma Asgaard hat“.
Zur Frage etwaiger direkter Verträge der OSZE mit der Söldnerfirma gibt Schiebel keine Auskunft und verweist auf ein Statement der OSZE vom Oktober:
„The UAVs are being provided, flown and maintained by a commercial company – SCHIEBEL – under contract to the OSCE and operated under the authority and direction of the SMM, with the Mission’s monitors in close attendance. The data collected is the property of the OSCE and for the Organization’s use only.“
Das Fliegen der Drohnen übernimmt demnach Schiebel. Die Frage bleibt: Sind die Techniker aus Österreich in der Ostukraine unbegleitet durch Sicherheitspersonal? Unwahrscheinlich. Wer bewacht also die OSZE-Drohnen?
hm bin ich der einzige, der bei dem Unternehmensname in Kombination mit dem Sicherheitsbereich an braune Kackscheiße denkt?
Ich habe mich mal ein bisschen auf deren Webseite herum getrieben:
Wenn es nicht mal ne GmbH ist, sondern ne UG scheint das ja eher ein kleinerer Fisch zu sein.
Es wird auch mit Open Source Intelligence (OSINT) gewurben:
„[…] Dazu gehören Bedrohungslagen, Informationen über neuralgische Sicherheitsaspekte, geplante Störaktionen und vieles mehr. […]“
Scheint wohl neben anderer dubioser Vorgänge auch Verbindungen zu rechten Parteien zu geben:
https://www.freitag.de/autoren/michael-schulze-von-glasser/fremde-legion
Rechtsform und Größe hängen nicht zwangsweise zusammen. Hauptunterschied ist da erst mal die Höhe des Stammkapitals. Nicht in jedem Fall ist es sinnvoll aus einer UG ne GmbH zu machen, nur weil man wächst
„[…]Ganz so schlimm war das wohl nicht, die Drohne konnte heil zu ihren Bedienpersonal zurückfliegen.[…]“
Das müsste heißen „zu ihrem Bedienpersonal“ :-)