Bundestagswahl 2021Wahlhilfe-Tool wertet Abstimmungsverhalten von Abgeordneten aus

Mit einem Wahlhilfe-Tool lässt sich herausfinden, ob die eigenen politischen Vorlieben mit jenen der Parteien im Bundestag übereinstimmen. Das Quiz zieht dazu die Abstimmungen der letzten vier Jahre heran und nicht die Versprechen aus den Wahlprogrammen.

Das Open-Source-Tool DeinWal.de zeigt, wie sehr sich die eigenen politischen Überzeugungen mit denen der Parteien im Bundestag gleichen. (Symbolbild) – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Todd Cravens

Wer sich nicht ganz sicher ist, welche Partei ein Kreuzchen am Wahlsonntag verdient, kann sich mit einem schnellen Quiz behelfen. Mit insgesamt 25 Thesen lassen sich auf DeinWal.de die eigenen politischen Präferenzen mit den Abstimmungen der letzten vier Jahre im Bundestag abgleichen. Eine an das Rechenmodell des Wahl-O-Mats angelehnte Auswertung zeigt am Ende den Grad der Übereinstimmung mit den jeweiligen Parteien.

Entwickelt und betrieben von drei Freiwilligen, kommt das Open-Source-Tool ohne Tracking und externe Finanzierung aus. Vom Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung, der am 2. September starten soll, unterscheidet es sich in einem zentralen Punkt: Ausgewertet wird das tatsächliche Abstimmungsverhalten, nicht die Versprechen der Fraktionen. Im Bundestag nicht vertretene Parteien wurden naturgemäß nicht erfasst.

Namentliche Abstimmungen

Als Grundlage dienen hauptsächlich die namentlichen Abstimmungen, wie sie auf Bundestag.de veröffentlicht werden. Das Team hat die Daten heruntergeladen und bereits für das verwandte Projekt WahlBilanz.de aufbereitet. Neben der Übersicht nach Parteien lässt sich deshalb auch leicht nachvollziehen, wie einzelne Abgeordnete abgestimmt haben.

Eine vollständige Übersicht liefert das Tool freilich nicht, dazu sind die 25 Fragen aus vier Themenblöcken zu knapp. Netzpolitische Thesen etwa finden sich bloß am Rande wieder. Zudem ist die Fraktionsdisziplin in der deutschen Politik recht hoch. Wie das Team aber schreibt, hat es Abstimmungen ausgewählt, die es für interessant und relevant hält und die ein Abstimmungsverhalten zeigen, das zu den Parteien passt.

Die Bundestagswahl findet am 26. September statt. Zum ersten Mal seit 2005 wird es eine Kanzlerin geben, die nicht Angela Merkel heißt. Aktuellen Meinungsumfragen zufolge liefern sich CDU/CSU, SPD und Grüne ein Kopf-an-Kopf-Rennen wie selten zuvor. Politikwissenschaftliche Forschung zeigt jedoch, dass rund die Hälfte aller Wähler:innen erst kurz vor der Wahl entscheiden, wem sie ihre Stimme geben.

7 Ergänzungen

  1. >Wahlhilfe-Tool wertet Abstimmungsverhalten aus

    >Mit einem Wahlhilfe-Tool lässt sich herausfinden, ob die eigenen politischen Vorlieben mit jenen der Parteien im Bundestag übereinstimmen. Das Quiz zieht dazu die Abstimmungen der letzten vier Jahre heran und nicht die Versprechen aus den Wahlprogrammen.

    Wenn man das so liest, dann fragt man sich wessen Verhalten ausgewertet wird?
    Das lässt sich doch bitte etwas klarer schreiben: Wahlhilfe-Tool wertet Abstimmungsverhalten von Abgeordneten aus

    1. Das finde ich auch völlig missverständlich formuliert und musste es zweimal lesen, um es richtig zu verstehen.

    2. Hm ok, jetzt sind es schon zwei, ich habe den Titel geändert. Ich bin davon ausgegangen, dass „Abstimmungsverhalten“ ohnehin das von Abgeordneten impliziert.

  2. „Mit einem Wahlhilfe-Tool lässt sich herausfinden, ob die eigenen politischen Vorlieben mit jenen der Parteien im Bundestag übereinstimmen.“

    Ich finde erstaunlich, dass 2021 noch jemand diese Meinung vertreten kann. „Wahlhilfe-Tools“ brechen politische Positionen dermaßen brutal auf einfache Ja/Nein-Fragen herunter, dass man sicher nicht mehr von „politischen Positionen“ sprechen kann. Das Abstimmungsverhalten im Bundestag kann mitunter auch weit weg von den politischen Positionen der Abgeordneten stehen, gerade in Koalitionsregierungen sind Kompromisse Trumpf. Ich persönlich kann fast keine der genannten Fragen mit ja oder nein beantworten, manchmal finde ich mich nicht mal in der Frage wieder.

    Das Politikverständnis hinter solchen Tools ist dermaßen flach, dass mir angst und bange wird.

    1. Etwas weniger JA/NEIN: https://www.wahltest.de/de-2021
      Beispiel:

      Soll der Umstieg zur ökologischen Landwirtschaft gefördert werden? Wenn ja, wie?

      C – Ja, durch Forschungsförderung
      Es soll erforscht werden, wie die ökologische Landwirtschaft höhere Erträge erzielen kann.

      D – Ja, durch finanzielle Anreize
      Mehr Naturschutz soll durch Prämien belohnt und Bio-Lebensmittel so billiger werden.

    2. Ich würde das nicht zu ernst nehmen. Kaum jemand wird sich – hoffentlich! – allein von solchen Tools leiten lassen. Ich sehe solche Quizze eher als spielerischen Umgang mit politischen Inhalten, bei denen man vielleicht mit etwas konfrontiert wird, was man bisher nicht auf dem Schirm hatte. Das kann dann als Ausgangspunkt für weiteres Stöbern dienen.

    3. @ Mark Washeim

      Danke für den Hinweis, das ist schon sehr viel treffender! Es ist natürlich immer noch eine starke Politikvereinfachung, aber mindestens eine Liga besser als der alberne Wahl-O-Mat der bpb. Dort muss man sich schon fragen, was die Macher eigentlich so beruflich tun.

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