Die Polizei Hamburg deaktiviert unter einem ihrer Tweets jegliche Kommentare und sorgt damit für Frustration bei Nutzer:innen. Da es um den gewaltsamen Einsatz von Schlagstock und Pfefferspray gegen einen Jugendlichen ging, hätte die Behörde in den Antworten wohl auch mit heftiger Kritik rechnen müssen.
Die Funktion zum Abschalten von Antworten ist noch ganz frisch auf Twitter. Seit Mitte August können Nutzer:innen entscheiden, wer antworten darf. Das Unternehmen erklärt, dass es darum gehe, Personen zu schützen, die besonders oft Beschimpfungen erleben.
Die Polizei spricht, der Rest hört zu
Die Polizei Hamburg entschied am Montag, dass niemand auf ihren Tweet zu dem Vorfall mit dem Jugendlichen antworten können soll. Ihre Ankündigung, den Einsatz von Gewalt durch ihre Beamt:innen zu prüfen, blieb somit eine einseitige Kommunikation. Lediglich in den Retweets konnten andere Nutzer:innen ihre Ansichten dazu kundtun.
Darüber hinaus wirft der Nutzer, der das Video auf Twitter verbreitet hat, der Polizei Hamburg nun vor ihn zu blockieren. Für das Blockieren einzelner Accounts durch Behörden gibt es hohe rechtliche Anforderungen. In der Vergangenheit haben Polizeien Blockierungen deshalb immer aufgehoben, bevor es zu einem Verfahren kommen konnte, in dem ein Gericht den jeweiligen Vorgang geprüft hätte.
Der Pressesprecher der Polizei begründet die Entscheidung die Antworten unter dem Tweet zu blockieren auf Nachfrage von netzpolitik.org damit, dass das Thema bereits hoch emotional gewesen sei. Es sollte verhindert werden, dass es zu strafrechtlich relevante Äußerungen kommt, zumal außerhalb der Arbeitszeiten keine Diskussion möglich gewesen wäre.
Videos von Polizeigewalt
Das Interesse an dem Vorfall blieb groß: Die am nächsten Tag veröffentlichte Pressemitteilung der Polizei, für die sie die Antwortfunktion nicht abgeschaltet hatte, erhielt fast 2000 Erwiderungen. Nutzer:innen stellten Fragen und kommentierten die Darstellung der Polizei. Manche waren interessiert, andere reagierten wütend und sarkastisch.
In den Tagen vor dem Fall in Hamburg wurden bereits zwei andere Videos veröffentlicht, die Gewalt durch Polizist:innen zeigen: In Frankfurt traten Polizisten einen am Boden liegenden Mann und in Düsseldorf drückte ein Beamter einen Jugendlichen mit dem Knie am Kopf nieder.
Professionelles Social-Media-Team
Hamburg betreibt einen der reichweitenstärksten Polizei-Accounts in Deutschland, das zuständige Social-Media-Team ist geschult im Frage-Antwort-Austausch mit anderen Nutzer:innen. Zu Hochzeiten verschickt die Polizei Hamburg auf Twitter bis zu 65 Antworten pro Tag.
Weshalb sie genau bei einem Tweet, in dem es um Vorwürfe der Polizeigewalt geht, Nachfragen verhindert, ist aus strategischer Sicht unverständlich.
Ich finde es in diesem konkreten Fall irgendwie nur so mittel schlimm. Gibt an diversen Stellen im Internet endlose Kommentarspalten zu dem Thema wo man sich auslassen kann. Und die Polizei hat wohl noch nichts zu sagen, wenn sie gerade erst eine Prüfung ankündigen.