was treibt eigentlich ausgerechnet Tech-Bros zu permanenten Anleihen bei großen Heldenerzählungen, von Cäsar bis zu Herr der Ringe? Eine Sehnsucht nach alter, männlicher Stärke und nach einer Welt, in der man ganz einfach Gut und Böse unterscheiden kann, schreibt Vincent Först in seiner neuen Trugbild-Kolumne.
Was mich persönlich an den fragwürdigen Referenzen fast noch mehr irritiert als die ihnen zugrunde liegenden Großmannsgelüste geltungssüchtiger Hanswürste ist die Inkonsistenz mit den literarischen Vorlagen. Das Metaversum beispielsweise ist in Neal Stephensons Klassiker Snow Crash alles andere als geil. Und Palantiri sind bei J.R.R. Tolkien in erster Linie Werkzeuge des bösen Fieslings Sauron, um mit Zukunftsvorhersagen mächtige Männer zu korrumpieren.
Nach Risikoprüfung des Einsatzes von Palantir-Software in der Schweiz bekam der US-Konzern eine Absage, trotz jahrelanger Hofierung von Behörden und Armee. Den Eidgenossen sind die Risiken zu groß. Da drängt sich die Frage auf, warum die Palantir-Software für deutsche Polizeien gut genug sein soll. Innenminister Dobrindt wird sie beantworten müssen.
Die Sehnsucht nach dem Heroischen ist groß, gerade auch im Silicon Valley. Tech-Unternehmer hängen in ihren Fantasien allzu gerne ruhmreichen Königen und mächtigen Imperien nach. Dabei wird der Ruf nach Stärke immer dort laut, wo die Komplexe am größten sind.
Die 49. Kalenderwoche geht zu Ende. Wir haben 14 neue Texte mit insgesamt 95.047 Zeichen veröffentlicht. Willkommen zum netzpolitischen Wochenrückblick.
Lesenswert, wichtig und spannend – hier fasst die Redaktion netzpolitische Meldungen von anderswo als Linktipps zusammen.
Communia
Die Pläne der EU-Kommission für ein Digital-Omnibus-Gesetz könnten auch Projekte gefährden, die offene Daten nutzen. Der Zusammenschluss Communia, dem auch Wikimedia Europe angehört, erklärt, warum.
Liberty Investigates
Britische Polizeibehörden füttern Gesichtserkennungs-KI auch mit den Gesichtern von Minderjährigen. So sind die Systeme zum Teil auf der Suche nach Vermissten, die jünger sind als 12 Jahre.
Gizmodo
Menschen benutzen zunehmend Formulierungen und Vokabeln die typisch für Chatbots sind. Das macht es Moderator*innen schwieriger, KI-Beiträge zu erkennen.
rbb
Eine rbb-Dokumentation über die Ausbeutung von Fahrradkurieren, die mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt werden und hier dann ein prekäres Leben mit Scheinarbeitsverträgen und Niedrigstlohn führen.
Wired
Das Unternehmen Phreeli bietet in den USA Handyverträge an, bei denen Kund:innen nur ihre Postleitzahl angeben müssen. Das ist offenbar legal in allen US-Bundesstaaten, die mögliche anonyme Barzahlung stellt indes eine technische Herausforderung dar.
The New York Times
Aus Frust über eingeschränkte Funktionen seines "smarten" Garagenöffners baute ein US-Amerikaner sein eigenes System "Rage Against the Garage Door Opener". Es wurde ein Verkaufsschlager. Sein nächstes Projekt: "Rage Against the Cloud", kurz: RATCLOUD.
The Guardian
Ein neues britisches Gesetz, der Data (Use and Access) Act, verbietet unter anderem die Erstellung nicht-einvernehmlicher, sexueller Deepfakes. Der Guardian zeichnet nach, wie sich eine Gruppe aus Betroffenen und Fachleuten dafür engagiert hat.
Reuters
Eine GPS-Ortung am Handy, die sich nicht abschalten lässt: Die indische Regierung prüfe gerade den Vorschlag für eine entsprechende Verpflichtung von Smartphone-Herstellern, berichtet die Agentur Reuters mit Verweis auf Insider und geleakte Papiere.
heise online
Das russische Regime baut die Zensur des Internets weiter aus. Medienberichten zufolge sind nun auch die Spieleplattform Roblox sowie die Messenger-Dienste FaceTime und Snapchat blockiert.
Liebe Leser*innen, Berlin war lange Zeit die Stadt der Freaks und Freigeister. „Du bist verrückt mein Kind, du musst nach Berlin“ – an diesem Spruch von 1876 war bis vor kurzem noch was Wahres dran. Wer anderswo zu schräg war, passte hier meist ziemlich gut rein. Aber Berlin hat sich verändert. Das Kapital hat die […]
Liebe Leser:innen, der Datenschutz steht gerade enorm unter Druck. Nicht nur die schwarz-rote Bundesregierung, sondern auch die EU-Kommission will bestehende Regeln schleifen. Wir haben mit der Bundesdatenschutzbeauftragten Louisa Specht-Riemenschneider, die seit gut einem Jahr im Amt ist, darüber gesprochen, wie sie auf die aktuelle in Teilen hitzig geführte Debatte blickt. Sie kritisiert Teile der EU-Kommissionspläne, […]
Liebe Leser*innen, wer schon mal Geld an die falsche Person geschickt hat, kennt das Gefühl: Man ärgert sich – und schämt sich obendrein, wenn man dabei auch noch auf Betrüger*innen reingefallen ist. Gut, dass es nun eine Funktion gibt, die solchen Fehlüberweisungen entgegenwirken soll. Mit der sogenannten Empfängerüberprüfung sollen Bankkunden prüfen, ob die eigene Überweisung […]
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